Fischbach (Ötztaler Ache)

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Fischbach
Der Oberlauf des Fischbachs im hinteren Sultzal

Der Oberlauf des Fischbachs im hinteren Sultzal

Daten
Gewässerkennzahl AT: 2-8-92-54
Lage Tirol, Österreich
Flusssystem Donau
Abfluss über Ötztaler Ache → Inn → Donau → Schwarzes Meer
Ursprung in der Sulze in den Stubaier Alpen
47° 1′ 43″ N, 11° 4′ 50″ O
Quellhöhe 2172 m ü. A.[1]
Mündung in Längenfeld in die Ötztaler AcheKoordinaten: 47° 4′ 16″ N, 10° 57′ 45″ O
47° 4′ 16″ N, 10° 57′ 45″ O
Mündungshöhe 1168 m ü. A.[1]
Höhenunterschied 1004 m
Sohlgefälle 77 ‰
Länge 13 km[1]
Einzugsgebiet 82,6 km²[2]
Linke Nebenflüsse Roßkarbach, Sulzkarbach
Rechte Nebenflüsse Schrannbach, Winnebach, Griesbach
Gemeinden Längenfeld

Der Fischbach ist ein 13 km langer rechter Zufluss der Ötztaler Ache in Tirol, der das Sulztal durchfließt.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fischbach entsteht aus dem Zusammenfluss mehrerer Quellbäche in der Sulze in den Stubaier Alpen. Die bedeutendsten Quellbäche sind der rund 2 km lange dem Sulztalferner entspringende Wannenbach und der 2,5 km lange Schwarzenbergbach, der vom Schwarzenbergferner und vom Bockkogelferner gespeist wird. Der Fischbach fließt zunächst Richtung Norden, unterhalb der Amberger Hütte wendet er sich nach Nordwesten und nimmt den Sulzkarbach von links auf. Er durchfließt das Sulztal, nimmt den vom Bachfallenferner gespeiste Winnebach von rechts auf, passiert kurz danach das Dorf Gries im Sulztal und verläuft vor dem Ausgang ins Ötztal in einer engen Klamm. In Längenfeld, wo er die Ortsteile Ober- und Unterlängenfeld trennt, mündet der Fischbach in die Ötztaler Ache. Dort hat er einen Schwemmkegel aufgeschüttet und die Ötztaler Ache an den westlichen Rand des Tales abgedrängt.

Einzugsgebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das natürliche Einzugsgebiet des Fischbachs beträgt 82,6 km² und umfasst rund ein Dutzend Gletscher, die zusammen eine Fläche von 12,1 km² (Stand 1988)[3] einnehmen und damit 15 % des Einzugsgebietes ausmachen. Der höchste Punkt im Einzugsgebiet ist der Schrankogel mit 3497 m ü. A.

Ausbrüche und Schutzmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johannes-Nepomuk-Statue am Fischbach in Längenfeld
Der Fischbach unterhalb von Gries
Georg Hermann Engelhardt: Partie am Fischbach im Sulztal in Tirol (1880)

Der Fischbach war früher für Hochwasserereignisse mit Großmuren, die sogenannten Ausbrüche, gefürchtet. Insbesondere bei starken Regenfällen oder starker Schnee- und Gletscherschmelze an den Oberläufen des Fischbaches und seiner Zubringer kam es zu einem raschen Ansteigen der Wasserführung in kurzer Zeit, wodurch mit den Wassermassen auch viel Schutt bis ins Ötztal transportiert wurde. Das Jahrhunderthochwasser beträgt 125 m³/s.[4] Der erste Ausbruch wurde im Jahr 1340 dokumentiert, die bislang letzte größere Katastrophe ereignete sich im Juni 1965.[5] Bei den Ausbrüchen wurden jedes Mal Häuser und Felder in Längenfeld zerstört. Im Juli 1678 fiel das Hochwasser des Fischbachs mit einem Ausbruch des Rofener Eissees zusammen, wodurch es im unteren Ötztal und im Inntal zu besonders schweren Verwüstungen kam. Auch der Ausbruch im Juni 1725 infolge starker Schneeschmelze in den Gletschern hatte Auswirkungen bis ins Inntal, so standen in Innsbruck Teile der Stadt unter Wasser.[6]

Schon früh begann man Schutzbauten, sogenannten Archen, zu errichten. 1700 wurde von den Dorfbewohnern die „Kircharche“ zum Schutz der Kirche und des Dorfes Oberlängenfeld erbaut.[7] In weiterer Folge errichtete die Bevölkerung 3 bis 4 m hohe Steindämme auf beiden Seiten des Fischbachs von der Mündung bis zum Ausgang aus der Schlucht, die immer wieder beschädigt und neu aufgebaut wurden. Da diese Selbsthilfemaßnahmen nicht ausreichten, um Vermurungen zu verhindern, wurde in den Jahren 1923 bis 1928 am Ende der Schlucht die Fischbachsperre mit einer 12 m hohen Staumauer errichtet, die bis zu 200.000 m³ Geröll zurückhalten kann.[4]

In Längenfeld erinnert eine 1969 von Erich Keber geschaffene Statue des hl. Johannes Nepomuk an die verheerenden Ausbrüche.[8]

Kraftwerkspläne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2004 wurden Pläne der TIWAG bekannt, im Sulztal einen Speichersee zu errichten. Dafür sollte der Fischbach im Bereich der Amberger Hütte mit einem 150 m hohen Damm[9] aufgestaut und der Speicher mit einem Fassungsvermögen von 120 Millionen m³ über eine Ringleitung mit Wasser von fünfzehn Ötztaler Gletscherbächen gefüllt werden.[10][11] Das Kraftwerk sollte bei Aschbach im Ötztal zwischen Sölden und Längenfeld entstehen. Massive Widerstände ließen die TIWAG jedoch vom Speicherstandort Sulztal Abstand nehmen.[12] Die aktuellen Planungen (Stand April 2013) sehen nun eine Ableitung des Fischbachs sowie seiner Zubringer Schranbach und Winnebach in den geplanten neuen Speicher Kühtai des Kraftwerks Sellrain-Silz vor. Der Fischbach soll dabei unterhalb der Amberger Hütte auf etwa 2100 m ü. A. gefasst werden.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fischbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c TIRIS – Tiroler Raumordnungs‐ und Informationssystem
  2. Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau (Hrsg.): Österreichischer Wasserkraft Kataster: Ötztaler Ache. Wien 1948, S. III/2a 2 (Digitalisat)
  3. Max H. Fink, Otto Moog, Reinhard Wimmer: Fließgewässer-Naturräume Österreichs. Umweltbundesamt Monographien Band 128, Wien 2000, S. 49 (PDF; 475 kB)
  4. a b Michael Posch: Sanierung von zweischaligem Mauerwerk durch Injektion am Beispiel der Fischbachsperre, Gde. Längenfeld, Ötztal, Tirol. In: Zement und Beton, Nr. 3, 2008, S. 28–31 (PDF; 2 MB)
  5. Tirol Atlas: Naturchronik Tirol
  6. E. Leys, O. Reinwarth: Auswirkungen der Gletscher und der Gletscherabflüsse auf die Wildbach- und Lawinengefahr und ihre Berücksichtigung in den Gefahrenzonenplänen. In: Interpraevent, Band 1 (1975), S. 345–357 (PDF; 3,3 MB)
  7. Chronik des Ötztals@1@2Vorlage:Toter Link/www.oetztal.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf oetztal.at
  8. Schumacher, Wiesauer: Bildstock mit Skulptur Hl. Johannes Nepomuk. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 4. August 2016.
  9. Amt der Tiroler Landesregierung, Institut für Soziale Ökologie, Österreichisches Ökologie-Institut, Joanneum Research (Hrsg.): Fachliche Prüfung des TIWAG Optionenberichtes über mögliche Standorte künftiger Wasserkraftnutzung in Tirol. Synthesebericht. Innsbruck, Graz und Wien 2005 (PDF; 532 kB (Memento des Originals vom 9. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ecology.at)
  10. Tiwag will vier Stauseen im Ötztal. Der Standard vom 8. Juli 2004
  11. Aktionsbündnis Ötztal (Hrsg.): Die Folgen einer Kraftwerkskette im Ötztal (PDF; 426 kB)
  12. Ausbau des Kaunertalkraftwerkes präsentiert, tirol.orf.at vom 4. Februar 2011
  13. TIWAG: Projektgebiet Speicherkraftwerk Kühtai (Memento des Originals vom 24. Februar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tiroler-wasserkraft.at