Flintbeker Kirche
Die Flintbeker Kirche ist eine Kirche in der Gemeinde Flintbek im Kreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein und deren ältestes Gebäude. Es befindet sich in der Ortsmitte auf dem Kirchhof auf einer nach Nord-Westen abfallenden Anhöhe.
Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei der Kirche handelt sich um eine im spätgotischen Stil errichtete einschiffige Saalkirche mit einem viereckigen Turm. Sie wurde überwiegend aus Backstein erbaut, hat ein mit Dachziegeln gedecktes Satteldach und einen mit Holz verschalten viereckigen Turm. Das Turmdach ist mit Schindeln gedeckt und geht von dem quadratischen Grundriss des Turmes sofort in einen oktogonalen Grundriss über.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Errichtung der Kirche geht auf eine 1223 erteilte Erlaubnis des Grafen Albrecht von Orlamünde zurück. Wann sie tatsächlich erbaut wurde, ist unklar. Für das Jahr 1238 ist die Existenz einer Kapelle bezeugt.[1] In seiner jetzigen Form stammt das Gebäude der Kirche aus dem 14. Jahrhundert und wurde mehrfach umgebaut.[2] Die Patronatsrechte hatte das Augustiner-Chorherren-Stift Neumünster.
Den Turm erhielt die Kirche wohl erst in späterer Zeit. Der jetzige Turm wurde anstelle eines baufälligen Vorgängers im Jahre 1615 errichtet.[3]
Einrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Altar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei dem Altar handelt es sich um einen dreiteiligen spätgotischen Schnitzaltar, der vermutlich um das Jahr 1450 von einem unbekannten Meister hergestellt wurde. Er besteht aus einem Kruzifix in der Mitte, rechts und links vom Kreuz befinden sich je fünf Heiligenfiguren. Diese sind in Leserichtung Ambrosius (?), Anna selbdritt, Augustin, eine unbekannte gekrönte Frauengestalt, Maria, Johannes, Maria Magdalena, Georg, Hieronymus und Mauritius.
Wohl im späten 18. Jahrhundert erfuhr der Altar eine Umarbeitung (und Bemalung), die man sich Anfang des 20. Jahrhunderts rückgängig zu machen bemühte. Bereits vor der spätbarocken Umarbeitung scheinen drei der elf Figuren ersetzt worden zu sein: Anna selbdritt sowie die Heiligen Georg und Mauritius. Diese Figuren fallen durch deutliche stilistische Unterschiede (zum Beispiel Größe, Proportionen, dreiviertelrund statt flächig etc.) auf. Was zur Umarbeitung geführt hat und welche Figuren die neuen ersetzten, ist unbekannt. Die jetzige Figurenanordnung, bei der neben den zur Kreuzigungsgruppe gehörenden Figuren Anna selbdritt, drei Kirchenvätern Ambrosius, Hieronymus und Augustin die Ritterheiligen Georg und Mauritius stehen, ist für Schleswig-Holstein einmalig.
Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich die Kirchengemeinde von dem (noch umgearbeiteten) Altar getrennt und dem Flensburger Kunstgewerbemuseum überlassen. 1938 nach der Wiederherstellung hat sie ihn zurückerworben.
Triumphkreuz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vor dem Altar an der Decke im Mittelgang befindet sich ein spätgotisches Triumphkreuz. Es ist wohl zu Beginn des 16. Jahrhunderts von unbekannter Hand aus Eichenholz geschnitzt worden. Die Arme sind in früherer Zeit erneuert worden. Das Kreuz selbst (wie auch die Erneuerungen einiger kleinerer Schadstellen) sind neueren Datums.
Taufbecken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei dem bronzenen Taufbecken handelt es sich um ein Werk aus dem Jahr 1515 von Reymer Jappe aus Kiel. Es handelt sich um eine der mittelalterlichen Bronzefünten des niederdeutschen Kulturraums. Das schlichte Becken wird von drei identischen Figuren, die lesende Franziskanerbrüder darstellen, getragen. Der mittelniederdeutschen Inschrift lässt sich entnehmen, dass das Becken von den Kieler Bürgern Hans Stake und Johann Wulff gestiftet wurde.[4]
In seinem ursprünglichen Zustand war das Taufbecken geeignet, ein Kind bei der Taufe vollkommen unterzutauchen. Als es bei der Taufe üblich wurde, nur die Stirn des Täuflings mit Wasser zu benetzen, wurde in die Öffnung des Beckens eine Halterung für eine Taufschale eingearbeitet, die der jetzigen Ausführung einer Taufe genügt.
Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Orgel wurde von dem dänischen Orgelbauer Marcussen & Søn im Jahr 1845 errichtet.[5] Im Jahr 1972 wurde sie unter Verwendung der alten Pfeifen durch die Firma Tolle und Neuthor aus Preetz umgebaut (siehe Marcussen & Søn#Werkliste (Auswahl)).
Sie hat 24 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertraktur erfolgt elektronisch. Die Registraturen der Manuale und des Pedals sind untereinander kombinierbar. Die Windanlage ist elektrisch.
Ungewöhnlich ist, dass der Spieltisch seitlich angebracht ist, sodass der Organist mit dem Rücken zur Kirchenwand jederzeit guten Blickkontakt zum Altarraum hat.
Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Kirche wird von der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Flintbek für Gottesdienste genutzt.
Auf dem Gelände neben der Kirche befindet sich die 800 bis 1000 Jahre alte Flintbeker Eibe.[6] Neben dem Turm der Kirche sind zwei gusseiserne Glocken aus dem Jahr 1921 aufgestellt, am Seitenflügel befinden sich zwei Grabsteine. Kirche mit Ausstattung, Kirchhof, Grabmale bis 1870 und der Feldsteinwall der Granitböschung stehen unter Denkmalschutz.
Geistliche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Liste laut im Altarraum der Kirche befindlicher Tafel:
- Heinr. Wollehant (1375–?)
- Joh. Stryck (1512–?)
- Paul Coronaeus (1588–~1599)
- Nicolaus Gritzner (?–1615)
- Martinus Coronaeus (1615–1665)
- Hinrich Grewe (1665–1695)
- Christian Pauli (1695–1698)
- Georg Hinrich Brunckhorst (1698–1707)
- Martin Jac. Owmann (1707–1710)
- Cai Johann Schwenck (1710–1751)
- Joh. Friedlieb Fitzmann (1751–1789)
- August Poppe (1789–1796)
- Andreas Albrecht (1797–1811)
- Andreas Meyer (1811–1832)
- Joh. Heinrich Forchhammer (1833–1856)
- Hinr. Nicolai Schultz (1857–1878)
- Peter Friedrich Langreen (1879–1915)
- Heinrich Tams (1915–1937)
- Max Ehmsen (1937–1959)
- Paul-Gerh. Hoerschelmann (1960–1966)
- Theodor Vierck (1966–1976)[7]
- Horst Kebe (1976–1979)
- Gesa Kratzmann (1980–1983)
- Wolf-Dietmar Szepan (1970–1987)
- Christa Loose-Stolten (1984–1987)
- Babette Glöckner (1988–1993)
- Christoph Tretow (1993–2014)
- Manfred Schade (1987–2022)
- Simone Sommer (seit 2014)
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Frauke Hildebrandt: Flintbek. Groß Flintbek – Voorde – Kleinflintbek. Eigenverlag, Flintbek 1988.
- Manfred Schade (Hg.): Festschrift zum 777jährigen Jubiläum der Ev. Kirche Flintbek 1223–2000. Schmidt & Klaunig, Kiel 2000.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Frauke Hildebrandt: Flintbek. Groß Flintbek – Voorde – Kleinflintbek. Mit einem Beitrag von Dr. Gustav Busch. Eigenverlag, Flintbek 1988, S. 133.
- ↑ Kirche – Kirchengemeinde Flintbek
- ↑ Frauke Hildebrandt: Flintbek, Groß Flintbek – Voorde – Kleinflintbek. Mit einem Beitrag von Dr. Gustav Busch. Eigenverlag, Flintbek 1988, S. 140.
- ↑ Uwe Albrecht: “Soli Deo Gloria” – Die Kunstschätze der Flintbeker Kirche. In: Manfred Schade (Hrsg.): Festschrift zum 777jährigen Jubiläum der Ev. Kirche Flintbek 1223–2000. Schmidt & Klaunig, Kiel 2000, S. 41–55.
- ↑ Galerie – Kirchengemeinde Flintbek.
- ↑ Die 1000-jährige Eibe in Flintbek. (Memento vom 28. Januar 2011 im Internet Archive). Auf Tedac.de, abgerufen am 19. Mai 2022.
- ↑ Vater von Hayo Vierck und Enno Vierck
Koordinaten: 54° 14′ 15,6″ N, 10° 4′ 1,8″ O