Geodaten zu dieser Seite vorhanden

Flutwidde

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Flutwidde
Ostfalen um das Jahr 1000
Flutwidde
Ostfalen um das Jahr 1000

Flutwidde (auch Flutwide) war eine sächsische Gaugrafschaft und ein Teil der sächsischen Provinz Ostfalen.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flutwidde („Flutwide“) und die umgebenden Gaue im Stammesherzogtum Sachsen um 1000
Flutwidde auf einer Karte der Gaueinteilung des Bistums Hildesheim um das Jahr 1000.[1]

Flutwidde gehörte zum Bistum Hildesheim und lag im Städtedreieck Celle, Hannover und Peine im heutigen Niedersachsen.

Die Gaugrafschaft grenzte im Norden an den Verlauf der Aller, im Osten an Derlingau und im Süden an Astfala. Die westliche Begrenzung bildete die Leine. Der Gau umfasste in etwa das Gebiet der heutigen Städte Burgdorf, Burgwedel und Lehrte, der Gemeinden Edemissen, Isernhagen und Uetze sowie der Samtgemeinden Flotwedel, Meinersen und Wathlingen.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namentliche Nennung fand Flutwidde im Jahr 1022 in der Urkunde zur Stiftung des St. Michaelisklosters in Hildesheim durch den Hildesheimer Bischof Bernward (um 950/960–1022). Darin wird das Kloster mit Liegenschaften und Gütern ausgestattet, darunter auch:

„In pago Flutwidde in prefectura Thammonis: Alenhusen, Eddinkhusen, Scelhusen, Wendelingeroth, Hardeshem, Utisson, Siradisson, Schęplica, Waditlagun.“[3]

Der Besitzer des angesprochenen Herrschaftsbereiches, Tammo (auch Thankmar; um 960–1037), ein Bruder Bischof Bernwards, war Graf in Astfala und Flutwidde.

Die heutigen Ortsnamen in der Reihenfolge ihrer Nennung
Ortsname Heutiger Ortsname (Lage) Bemerkung
1 Alenhusen Oldenhusen (wüst) bei Flettmar[4] im Landkreis Celle
2 Eddinkhusen weder Eddesse noch Edemissen, da beide auf -hêm endeten
3 Scelhusen Scelhusen (wüst) nordwestlich von Uetze[5]
4 Wendelingeroth Wiedenrode () heute ein Ortsteil der Gemeinde Langlingen im Landkreis Celle
5 Hardeshem Hardesse () heute ein Ortsteil der Gemeinde Meinersen im Landkreis Gifhorn
6 Utisson Uetze () heute eine Gemeinde in der Region Hannover
7 Siradisson Seershausen[6] () heute ein Ortsteil der Gemeinde Meinersen im Landkreis Gifhorn
8 Schęplica Schepelse () heute ein Ortsteil der Gemeinde Eicklingen im Landkreis Celle
9 Waditlagun Wathlingen () heute eine Gemeinde im Landkreis Celle

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Deutung des Namens gestaltet sich einigermaßen schwierig, da er urkundlich unter anderem als Flutwide, Flutwidde (1022), Flotuvita (1052), Vlotwede, Flotweda, Flotwide, Flotweda, Flotwedda, Flottwedel, Flodweddel, Fludwedel und Flutwide genannt ist.
Doch lässt sich der erste Teil sicherlich nicht von der Wortsippe von hochdt. Flut bzw. engl. flood trennen, und der zweite kann kaum anderes bedeuteten als Wald bzw. Waldlandschaft (mnd. wēde, and. wido/widu) – mit der auch sonst anzutreffenden Verwirrung mit mnd. -wēdel, and. -widilFurt.“[7] (Der Hinweis, Flotwedel bedeute so viel wie Flutwelle, entbehrt hingegen jeder Grundlage.[8])

Heute existiert der Name Flutwidde, in abgeleiteter Form, als Name der Samtgemeinde Flotwedel, die im Jahr 1972 aus den Einzelgemeinden Bröckel, Eicklingen, Langlingen und Wienhausen gebildet wurde.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias Blazek: Dorfchronik Nienhof. Langlingen 2005
  • Matthias Blazek: Im Schatten des Klosters Wienhausen – Dörfliche Entstehung und Entwicklung der Dörfer im Flotwedel, ausgeführt und erläutert am Beispiel der Dörfer Bockelskamp und Flackenhorst. ibidem-Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8382-0157-3
  • Heinrich Böttger: Die Brunonen, Vorfahren und Nachkommen des Herzogs Ludolf in Sachsen. Verlag Klindworth, Hannover 1865.
  • Albrecht Greule; Matthias Springer: Namen des Frühmittelalters als sprachliche Zeugnisse und als Geschichtsquellen. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2009, ISBN 978-3-11-020815-3, bes. S. 209.
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1.
  • Hermann Adolf Lüntzel: Die ältere Diöcese Hildesheim. Gerstenberg, Hildesheim 1837 (archive.org).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lüntzel, S. 495
  2. Spruner-Menke Historical Atlas, 1880. Abgerufen am 7. Juli 2017.
  3. Lüntzel, S. 360
    Vgl. Böttger: Die Brunonen, S. 201, und Wolfgang Hessler: Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters – Abhandlungen der sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, phil.-hist. Kl. 49,2, Berlin (DDR) 1957, S. 122.
  4. Uwe Ohainski, Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Hannover und der Stadt Hannover, Bielefeld 1998, S. 8.
  5. Ohainski; Udolph: S. 388 f. – wird in Verbindung gebracht mit dem Schilfbruch (niederdeutsch Schellbrauk), früher Schellbruch oder Schellhäuser [!] Bruch.
  6. Lüntzel: S. 119.
  7. Richard Mehlem: Atlas der Celler Mundart – Im Blickfelde der niedersächsischen Dialekte und deren Grenzgebiete, Marburg 1967, S. 12.
  8. Blazek: Im Schatten des Klosters Wienhausen, S. 10.