Folketingswahl 2015

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2011Folketingswahl 20152019
in %, angegeben ist der Listenbuchstabe
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30
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0
26,3
21,1
19,5
7,8
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4,6
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3,4
0,8
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2011
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   8
   6
   4
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+1,5
+8,8
−7,2
+1,1
+2,5
+4,8
−4,9
−4,9
−1,6
± 0,0
14
7
47
9
8
4
13
34
6
37
14 47 13 34 37 
Insgesamt 179 Sitze
  • Ø: 14
  • F: 7
  • A: 47
  • Å: 9
  • B: 8
  • Sonst.: 4
  • I: 13
  • V: 34
  • C: 6
  • O: 37
Blöcke
 %
60
50
40
30
20
10
0
52,0
47,9
0,1
Blauer Block
Roter Block
Sonst.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
+2,4
−2,5
± 0,0
Blauer Block
Roter Block
Sonst.

Die Folketingswahl 2015 war die 68. Wahl zum dänischen Parlament Folketing. Sie wurde von Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt am 27. Mai 2015 angesetzt und fand am 18. Juni 2015 statt.[1] Bei dieser büßte der rote Block um die Minderheitsregierung der Sozialdemokraten seine Mehrheit im Folketing ein. Nach der Wahl trat Thorning-Schmidt als Ministerpräsidentin und Parteichefin zurück. Zugleich fiel dem blauen Block um Lars Løkke Rasmussen von der rechtsliberalen Partei Venstre die Aufgabe der Regierungsbildung zu. Dass die Dänische Volkspartei um Kristian Thulesen Dahl mehr Wählerstimmen als Venstre erhielt, war für einige Medien überraschend.[2]

Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Folketingswahl 2011 wurde die liberale Venstre um Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen wieder stärkste Partei (26,7 % = +0,4 Prozentpunkte). Die Sozialdemokraten hatten 2011 mit Helle Thorning-Schmidt als Spitzenkandidatin 24,8 % erhalten (−0,7 Prozentpunkte), das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die Dänische Volkspartei (DF), die Sozialistische Volkspartei (SF) und die Konservative Volkspartei hatten 2011 ebenfalls Verluste verzeichnet. Die Gewinner der Wahl 2011 waren die Sozialliberalen (RV), die rot-grüne Einheitsliste (EL) und die Liberale Allianz (LA). Die Christdemokraten verfehlten mit 0,8 % den Einzug ins Parlament (Folketing) deutlich. Helle Thorning-Schmidt konnte eine Dreiparteienkoalition ihrer Sozialdemokraten mit Sozialliberalen und der Sozialistischen Volkspartei bilden, die von der Einheitsliste toleriert wurde (Regierung Helle Thorning-Schmidt I).

Am 30. Januar 2014 verließ die SF diese Koalition. Thorning-Schmidt bildete eine neue Minderheitsregierung mit den Sozialliberalen; diese wurde weiterhin von der rot-grünen Einheitsliste und der SF toleriert.[3][4]

Bei der Europawahl in Dänemark 2014 legte die Dänische Volkspartei (DF) mehr als zehn Prozentpunkte zu und wurde erstmals in ihrer Geschichte stärkste Partei bei einer nationalen Wahl, während Venstre, Sozialdemokraten, Sozialisten und Konservative Verluste verzeichneten. Die von der rot-grünen Einheitsliste unterstützte Folkebevægelsen mod EU, die Sozialliberalen und die Liberale Allianz konnten anders als die DF nur mäßig von den Verlusten der anderen Parteien profitieren.

Umfrageergebnisse im Wahljahr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz vor der Wahl sahen die Meinungsforschungsinstitute die Sozialdemokraten bei etwa 25–26 Prozent und damit leicht über ihrem letzten Ergebnis bei der Folketingswahl 2011. Während Sozialliberale und Sozialisten beide bei circa fünf Prozent und damit etwa vier Punkte unter ihrem Resultat im Jahre 2011 lagen, wurde der rot-grünen Einheitsliste eine Verbesserung ihres Ergebnisses prognostiziert. Der neuen Partei Alternativet, die sich Ende 2013 von den Sozialliberalen Partei abgespalten hatte, wurde ein sicherer Einzug ins Parlament mit fünf Prozent vorhergesagt.

Der liberalen Venstre wurde ein Einbruch von 26,7 auf 19–21 Prozent vorhergesagt. Im Gegenzug lag die Dänische Volkspartei nur leicht hinter den Liberalen und damit klar über ihrem letzten Ergebnis. Der Liberalen Allianz wurde ein deutlicher Zugewinn vorhergesagt, während den Konservativen mit drei bis vier Prozent ein Unterbieten des Ergebnisses von 2011 vorhergesagt wurde. Ein Einzug der Christdemokraten galt als äußerst unwahrscheinlich.

Die blaue Allianz von Venstre, Volkspartei, Liberaler Allianz, Konservativen und Christdemokraten lag kurz vor der Wahl meist gleichauf mit der roten Allianz um Sozialdemokraten, Sozialliberalen, Sozialisten, Rot-Grünen und Alternative. Beide erreichten bei den letzten Umfragen vor der Wahl jeweils 49–51 Prozent, wobei eine Mehrheit zugunsten des konservativ-liberalen Blockes etwas wahrscheinlicher schien.[5]

Antretende Parteien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den dänischen Buchstabenbezeichnungen siehe Parteibuchstaben.

Dänemark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Färöer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grönland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dänemark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stimmenstärkste Parteien in den 92 Aufstellungswahlkreisen (opstillingskredse).
Stimmenstärkste Parteien in den 10 Großwahlkreisen (storkredse)

Die Wahlkreise sind wie folgt aufgeteilt:

In den drei Landesteilen (Dänisch, plural Landsdele) Seeland-Süddänemark (Sjælland-Syddanmark), Hauptstadtregion (Hovedstaden) und Mitteljütland-Nordjütland (Midtjylland-Nordjylland) gibt es insgesamt zehn Mehrpersonenwahlkreise, die als Großwahlkreise (Storkredse) bezeichnet werden. In diesen werden zunächst 135 Wahlkreismandate (kredsmandater) vergeben. Dabei spielt die geographische Größe der Großwahlkreise eine Rolle: je größer ein Gebiet ist, desto mehr kredsmandater werden in diesem vergeben. Auf die drei Landesteile werden danach 40 Ausgleichsmandate (tillægsmandater) verteilt.

Von den Großwahlkreisen sind die 92 Aufstellungswahlkreise (opstillingskredse) zu unterscheiden. Die Politiker stehen zwar hier auf den Stimmzetteln, aber sie repräsentieren im Folketinget die Großwahlkreise. Die eigentlichen Wahlkreise sind also die Großwahlkreise, nicht die Aufstellungswahlkreise.

Dänemark insgesamt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorläufiges amtliches Ergebnis:[6]

Logo Partei Liste Stimmen Prozent +/− % Sitze +/− Sitze
Socialdemokraterne
Sozialdemokraten
A 924.940 26,3 +1,5 47 +3
Dansk Folkeparti
Dänische Volkspartei
O 741.746 21,1 +8,8 37 +15
Venstre
Liberale Partei
V 685.188 19,5 −7,2 34 −13
Enhedslisten – de rød-grønne
Einheitsliste
Ø 274.463 7,8 +1,1 14 +2
Liberal Alliance
Liberale Allianz
I 265.129 7,5 +2,5 13 +4
Alternativet
Die Alternative
Å 168.788 4,8 neu 9 neu
Det Radikale Venstre
Sozialliberale
B 161.009 4,6 −4,9 8 −9
Socialistisk Folkeparti
Sozialistische Volkspartei
F 147.578 4,2 −5,0 7 −9
Det Konservative Folkeparti
Konservative
C 118.003 3,4 −1,5 6 −2
Kristendemokraterne
Christdemokraten
K 29.077 0,8 ±0,0 0 ±0
Sonstige 3.066 0,1 0 0
Wahlberechtigte 4.145.321
Abgegebene Stimmen 3.560.060 85,9 −1,8
Gültige Stimmen bzw. Gesamtzahl 3.518.987 175 0

Ergebnisse nach Landesteilen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Legende zu den Parteibuchstaben
A Sozialdemokraten
B Radikale Venstre
C Konservative Volkspartei
F Sozialistische Volkspartei
I Liberale Allianz
K Christdemokraten
O Dänische Volkspartei
V Venstre
Ø Rot-Grüne Einheitsliste
Å Alternative

Im Folgenden sind die Ergebnisse in den drei Landesteilen bzw. 10 Großwahlkreisen dargestellt. Bemerkenswert bei der Wahl war das regional unterschiedliche Stimmverhalten.[7]

Seeland-Süddänemark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Seeland-Süddänemark, der Grenzregion zu Deutschland, gewann die Dänische Volkspartei deutlich überproportional an Stimmen. Mit 25,6 Prozent erreichte sie Stimmenanteile lag sie nur knapp hinter den Sozialdemokraten, welche 26,6 Prozent erreichten.

Großwahlkreis Ergebnisse in Prozent
A B C F I K O V Ø Å Andere
Südjütland 23,5 3,1 2,2 3,0 7,5 1,1 28,4 23,5 5,1 2,6 0,0
Fünen 28,9 3,4 3,5 4,4 6,5 0,4 21,8 18,2 8,5 4,5 0,0
Seeland 27,9 3,2 2,9 3,9 6,2 0,4 25,6 19,6 6,7 3,5 0,0
Seeland-Süddänemark 26,6 3,2 2,8 3,7 6,7 0,6 25,6 20,6 6,6 3,4 0,0
Mitteljütland-Nordjütland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Mittel- und Nordjütland erreichte die Venstre ihr bestes Regionalergebnis. In Westjütland wurde die Partei mit 27,4 % zur lokal stärksten Partei.

Großwahlkreis Ergebnisse in Prozent
A B C F I K O V Ø Å Andere
Westjütland 24,5 2,8 4,9 3,6 5,9 2,3 21,3 27,4 4,5 2,6 0,0
Nordjütland 30,0 3,1 2,7 3,3 5,9 0,9 21,9 23,2 6,1 2,8 0,0
Ostjütland 27,3 4,9 2,8 4,4 8,3 1,0 18,9 18,7 7,4 6,1 0,0
Mitteljütland-Nordjütland 26,3 4,6 3,4 4,2 7,5 0,8 21,1 19,5 7,8 4,8 0,1
Hauptstadtregion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Hauptstadtregion um Kopenhagen sind traditionell rot-grüne und linke Parteigruppierungen stärker als im Landesdurchschnitt. Die rot-grüne Einheitsliste erreichte in Kopenhagen mit 16,4 % ihr landesweit bestes und die Venstre mit 10,3 % ihr landesweit schlechtestes Ergebnis. Die Sozialdemokraten erzielten mit 33,5 % auf Bornholm ihr landesweit bestes Ergebnis.

Großwahlkreis Ergebnisse in Prozent
A B C F I K O V Ø Å Andere
Nord-Seeland 22,6 6,1 5,3 3,9 11,4 0,6 18,8 20,6 6,3 4,5 0,0
Kopenhagen-Umgebung 29,1 5,4 4,5 4,7 8,4 0,4 20,1 14,8 8,2 4,4 0,0
Kopenhagen 22,3 9,4 3,1 6,5 8,8 0,4 11,4 10,3 16,4 11,2 0,0
Bornholm 33,5 1,6 1,7 2,8 4,0 2,9 19,9 20,3 8,4 5,0 0,0
Hauptstadtregion 24,6 7,1 4,1 5,2 9,2 0,5 16,2 14,7 11,0 7,2 0,1

Färöer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partei Orientierung Liste Gesamt-
stimmen
Prozent +/- % Sitze +/- Sitze Listenintern
bestplatziert
Persönliche
Stimmen
Tjóðveldi
Republikaner
sezessionistisch/sozialistisch E 5.730 24,5 +5,2 1 +1 Høgni Hoydal 1.477
Javnaðarflokkurin
Sozialdemokraten
unionistisch/sozialdemokratisch C 5.666 24,3 +3,3 1 ±0 Sjúrður Skaale 2.495
Sambandsflokkurin
Unionisten
unionistisch/liberal B 5.500 23,5 −7,2 0 −1 Edmund Joensen 2.416
Fólkaflokkurin
Volkspartei
sezessionistisch/konservativ A 4.368 18,7 −0,3 0 ±0 Annika Olsen 1.754
Framsókn
Fortschritt
sezessionistisch/liberal F 749 3,2 neu 0 neu Poul Michelsen 374
Miðflokkurin
Zentrumspartei
christdemokratisch H 605 2,6 −1,6 0 ±0 Jenis av Rana 258
Sjálvstýrisflokkurin
Selbstverwaltungspartei
unionistisch/sozialliberal D 403 1,7 −0,6 0 ±0 Jógvan Skorheim 297
Einzelbewerber 345 1,5 0 ±0 Zakarias Wang 340
Wahlberechtigte 35.614
Abgegebene Stimmen 23.576 65,6 +6,7
Gültige Stimmen 23.366

Quelle: Färöischer Rundfunk.[8] Zur Einteilung in sezessionistische und unionistische Parteien siehe auch Autonomie der Färöer.

Grönland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partei Liste Stimmen Prozent +/− % Sitze +/− Sitze Listenintern
bestplatziert
Persönliche
Stimmen
Inuit Ataqatigiit
Gemeinschaft der Inuit
IA 7.904 38,5 −4,2 1 ±0 Aaja Chemnitz Larsen 2.540
Siumut
Vorwärts
S 7.831 38,2 +1,4 1 ±0 Aleqa Hammond 3.745
Demokraatit
Demokraten
D 1.753 8,5 −3,5 0 ±0 Randi Vestergaard Evaldsen 922
Atassut
Gemeinsinn
A 1.526 7,4 +0,2 0 ±0 Steen Lynge 1.309
Partii Naleraq
Partei der Peilmarke
PN 962 4,7 neu 0 neu Per Rosing-Petersen 869
Wahlberechtigte 41.048
Abgegebene Stimmen 20.514 50,0 −7,4
Gültige Stimmen 19.976

Quelle: valg.gl/qinersineq.gl[9]

Regierungsbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Tag nach der Wahl trat Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt zurück. Am 20. Juni beauftragte die Königin den Venstre-Vorsitzenden Lars Løkke Rasmussen mit der Regierungsbildung. Der strebte zunächst eine Koalitionsregierung aller Parteien des blauen Blocks an. Da Dänische Volkspartei, Liberale Allianz und Konservative Volkspartei aber aus verschiedenen Gründen nicht in die Regierung eintreten wollten, bildete er eine Regierung, die nur aus Mitgliedern seiner Venstre-Partei bestand. Die Regierung Lars Løkke Rasmussen II wurde am 28. Juni 2015 vereidigt. 2017 wurde eine sog. „Kleeblattregierung“ aus Venstre, Liberaler Allianz und Konservativer Volkspartei gebildet, wobei Løkke Ministerpräsident blieb.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Officielt: Thorning udskriver valg til 18. juni Information, 27. Mai 2015
  2. spiegel.de 18. Juni 2015: Wahlen in Dänemark: Rechtspopulisten triumphieren
  3. Koalition zerbrochen – Regierung will weitermachen Frankfurter Allgemeine online, 30. Januar 2014
  4. SF forlader regeringen Danmarks Radio, 30. Januar 2014
  5. Umfragen zur Folketingswahl, electograph.com
  6. Folketingsvalg torsdag 18. juni 2015: Resultater – Valgaften – Hele landet, Danmarks Statistik, 19. Juni 2015
  7. Valg 2015. 19. Juni 2015, abgerufen am 20. Juni 2015 (dänisch).
  8. Fólkatingsval 18. Juni 2015 (Memento vom 19. Juni 2015 im Internet Archive), Färöischer Rundfunk, 19. Juni 2015.
  9. Folketingsvalg 2015, Qinersineq, 21. Juni 2015.