Formel 4

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Formel-4-Fahrzeug

Die Formel 4 ist eine Monoposto-Rennwagen-Kategorie. Sie wurde 2014 von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) als Bindeglied zwischen Kartsport und den Formel-3-Meisterschaften eingeführt.[1] Sie ist keine Markenformel; allerdings müssen Chassis und Motoren speziell für diese Serie homologiert sein. Dabei ist ein bestimmtes Chassis nicht mit einem einzigen Motortyp verbunden. In den jeweiligen nationalen oder mehrere Länder umfassenden Serien kommt aber nur eines der homologierten Chassis in Verbindung mit einem bestimmten Motor zum Einsatz. In einer anderen Serie könnte dieses Chassis mit einem anderen Motor gefahren werden.

Initiator der Kategorie war Gerhard Berger, der zur Zeit der Einführung den Formelsport-Bereich im Auftrag der FIA koordinierte. Die ersten fünf Fahrer einer FIA-Formel-4-Meisterschaft erhalten nach dem Schema 10-7-5-2-1 Punkte für die Qualifikation zur Superlizenz.[2]

Reglement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sportliches Reglement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahrer, die an einer FIA-Formel-4-Meisterschaft teilnehmen möchten, müssen mindestens 15 Jahre alt sein und eine Rennlizenz besitzen. Es werden drei Rennen pro Wochenende ausgetragen. Das übliche Punktesystem ist mit dem sämtlicher FIA-Serien identisch (25-18-15-12-10-8-6-4-2-1). Zusätzlich erhält der schnellste Fahrer des Qualifyings fünf Bonuspunkte und der Fahrer mit der schnellsten Rennrunde einen Bonuspunkt. Das erste und das dritte Rennen werden mit einer Startaufstellung begonnen, die aus dem Qualifying resultiert. Beim zweiten Rennen wird nach dem Rennergebnis des ersten Rennens gestartet, wobei die ersten zehn Fahrer in umgekehrter Reihenfolge starten.[3]

An jeder FIA-Formel-4-Meisterschaft dürfen Fahrer unabhängig von ihrer Nationalität teilnehmen. Zudem gibt es keine Altersbeschränkung nach oben. Jede Formel-4-Meisterschaft darf jedoch eine Altersgrenze für die Fahrerwertung einführen sowie die Ausschüttung von Preisgeldern auf eine bestimmte Nationalität beschränken.[4]

Technisches Reglement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Breiten Raum in den technischen Bestimmungen nehmen die Regularien der Karosserie ein, insbesondere solche, die sich auf Aerodynamik und Anpressdruck auswirken. Das Mindestgewicht beträgt 570 kg. Der Hubraum des Motors ist nicht limitiert; dafür aber die Leistung, Abmessungen und Maximaldrehzahl. Turbo-Aufladung ist erlaubt. Die gesamte Ansaugluft muss das Innere des Hauptbügels passieren.

Für sämtliche Teile des Chassis und Motors hat die FIA maximale Preise gesetzt.

Telemetrie ist nicht erlaubt. Innerhalb des Fahrzeugs werden Daten aufgezeichnet und nach dem Training/Rennen ausgelesen. Eine Funkantenne auf dem Vorderwagen stellt eine Sprachverbindung des Fahrers mit der Box her.

Chassis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Homologationszeitraum der Chassis geht vom 1. Januar 2014 bis zum 31. Dezember 2019. Für bestimmte Bauteile gibt es zudem einen weiteren Homologationszeitraum, der am 31. Dezember 2016 endete. Jeder Hersteller eines Chassis darf in diesem Zeitraum einmalig ein Chassis homologieren lassen. Von der FIA homologierte Chassis dürfen einen maximalen Stückpreis von 33.000 Euro vor Steuern aufweisen.[5]

Am Beispiel von Mygale kann ein Chassis folgende Merkmale aufweisen:[6]

  • Radaufhängung: doppelte Dreiecks-Querlenker, über Schubstangen betätigte einstellbare (Zug- und Druckstufe getrennt) Stoßdämpfer.
  • Felgengröße: 8" x 13" vorn, 10" x 13" hinten
  • Bremsen: Zweikolben-Scheibenbremsen durchgängig; 2018 kostet eine Bremsscheibe 101 € vor Steuern
  • Tank: 48 Liter

Ende 2017 waren die Chassis von folgenden Unternehmen homologiert:

Motor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abarth-Motor wie er in der Formel 4 eingesetzt wird

Um homologiert zu werden, muss der Motor vier Zylinder haben; für Saugmotoren gilt ein maximaler Hubraum von zwei Litern. Turbo-Motoren dürfen 1,4 Liter oder auch 1,6 Liter Hubraum haben.

Die Motoren sollen so standfest sein, dass sie 10.000 km, die in einer Saison absolviert werden, ohne Revision laufen. Der maximale Preis eines Motors beträgt 9500 Euro. Die Revision des Motors nach 10.000 km Laufleistung darf maximal 4000 Euro kosten, ohne Teile, sodass bei einer gesamten Laufzeit von drei Jahren der durchschnittliche Preis für einen Kilometer bei 70 Cent liegt.[5] Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den Motor zu leasen. Bei der höchsten Drehzahl darf der Motor maximal 115 kW (156 PS) leisten.[5]

Ende 2017 waren folgende Motoren homologiert:

Übersicht über FIA-zertifizierte Formel-4-Meisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sämtliche von der FIA zertifizierte Formel-4-Meisterschaften werden in der Kurzübersicht aufgeführt. Die Sortierung der Formel-4-Meisterschaften erfolgt alphabetisch. In der Kurzübersicht wird nur der jeweils aktuelle Chassis- und Motorenhersteller sowie die aktuellen Austragungsländer aufgeführt.

Name offizieller Name Nationen Chassis Motor Erste Saison Letzte Saison
Argentinische Formel-4-Meisterschaft Campeonato de Argentina de Fórmula 4 Argentinien Argentinien Mygale M14-F4 Geely G-Power JLD-4G20 2021 2021
Australische Formel-4-Meisterschaft CAMS Jayco Australian Formula 4 Championship Australien Australien Mygale M14-F4 Ford 1,6-Liter-EcoBoost 2015 2019[7]
Brasilianische Formel-4-Meisterschaft Brasilien Brasilien Tatuus F4-T014 2022 -
Britische Formel-4-Meisterschaft MSA Formula certified by FIA powered by Ford EcoBoost Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Mygale M14-F4 Ford 1,6-Liter-EcoBoost 2015 -
Chinesische Formel-4-Meisterschaft China F4 Championship China Volksrepublik Volksrepublik China
Macau Macau
Mygale M14-F4 Geely G-Power JLD-4G20 2015/16 -
Deutsche Formel-4-Meisterschaft ADAC F4 Germany certified by FIA powered by Abarth Belgien Belgien
Deutschland Deutschland
Niederlande Niederlande
Osterreich Österreich
Tatuus F4-T014 Abarth 1,4-Liter-T-Jet 2015 2022
Französische Formel-4-Meisterschaft Championnat de France F4 Frankreich Frankreich Mygale M14-F4 Renault 2.0L F4R 2018[# 1] -
Indische Formel-4-Meisterschaft Formula 4 Indian Championship certified by the FIA and approved by FMSCI Indien Indien Tatuus F4-T-421 Abarth 1,4-Liter-T-Jet 2023 -
Italienische Formel-4-Meisterschaft Italian F.4 Championship powered by Abarth Italien Italien
Osterreich Österreich
Tatuus F4-T014 Abarth 1,4-Liter-T-Jet 2014 -
Japanische Formel-4-Meisterschaft F4 Japanese Championship Japan Japan Dome F110 TOM’S-Toyota 3ZR 2015 -
Mexikanische Formel-4-Meisterschaft[8] FIA F4 NACAM certified By FIA Mexiko Mexiko Mygale M14-F4 Ford 1,6-Liter-EcoBoost 2015/16 -
Nordeuropäische Formel-4-Meisterschaft F4 NEZ Championship by SMP Racing Estland Estland
Finnland Finnland
Russland Russland
Tatuus F4-T014 Abarth 1,4-Liter-T-Jet 2015 2018
Spanische Formel-4-Meisterschaft Campeonato de España de Fórmula 4 Spanien Spanien
Portugal Portugal
Tatuus F4-T014 Abarth 1,4-Liter-T-Jet 2016 -
Südostasiatische Formel-4-Meisterschaft[9] Formula 4 South East Asia Championship Malaysia Malaysia
Singapur Singapur
Indonesien Indonesien
Philippinen Philippinen
Thailand Thailand
Taiwan Taiwan[10]
Mygale M14-F4[11] Renault 2.0L F4R[11] 2016/17 2019
US-amerikanische Formel-4-Meisterschaft[9] Formula 4 United States Championship Kanada Kanada
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Crawford F4-16 HPD 2.0L K20C 2016 -
Formel-4-Meisterschaft der Vereinigten Arabischen Emirate Formula 4 UAE Championship Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate Tatuus F4-T-421 Abarth 1,4-Liter-T-Jet 2016/17 -
Zentraleuropäische Formel-4-Meisterschaft ACCR Formula 4 Championship certified by FIA Powered by ESET Deutschland Deutschland
Ungarn Ungarn
Osterreich Österreich
Slowakei Slowakei
Tschechien Tschechien
Tatuus F4-T-421 Abarth 1,4-Liter-T-Jet 2023[# 2] -

Anmerkungen

  1. Die französische Formel Renault mit 1,6-Liter-Motoren verwendet seit 2011 den Namen Championnat de France F4. Seit dem Jahr 2018 wird die Französische Formel-4-Meisterschaft nach dem FIA-Formel-4 Reglement ausgetragen.
  2. Die zentraleuropäische Formel-4-Meisterschaft sollte bereits 2022 stattfinden, wurde aufgrund von Lieferengpässen bei den Tatuus-Chassis aber abgesagt. Seit dem tatsächlichen ersten Meisterschaftsjahr 2023 ist die Meisterschaft von der FIA zertifiziert.

Andere Formel-4-Rennserien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den von der FIA zertifizierten Formel-4-Meisterschaften gibt es weitere Rennserien, die den Namen Formel 4 oder F4 verwenden. Für die Teilnahme an diesen Serien erhalten die Fahrer keine Punkte für eine Superlizenz.

BRDC Formula 4 Championship[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2013 führten der British Racing Drivers’ Club sowie das Unternehmen MotorSport Vision mit der BRDC Formula 4 Championship eine Einsteigerserie im Formelsport im Vereinigten Königreich ein. 2014 war Yokohama der Reifenlieferant.[12]

Obwohl sich die Meisterschaft entschied, nach der Saison 2015 das von der FIA homologierte Tatuus-Chassis einzuführen, wurde sie nicht zur FIA-zertifizierten Formel-4-Meisterschaft des Vereinigten Königreichs. Dieses Prädikat wurde stattdessen an die MSA Formula vergeben.[13] Schließlich wurde die BRDC Formula 4 Championship nach der Saison 2014 komplett durch die neue Serie ersetzt.

Dänische Formel-4-Meisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die dänische Formel-4-Meisterschaft wird seit 2017 nach dem offiziellen FIA-Reglement für die Formel-4-Kategorie ausgetragen. In der Serie wird als Chassis der Mygale M14-F4 zusammen mit dem Renault-Motor 2.0L F4R verwendet.

F1 Academy[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die F1 Academy wird seit 2023 von Formula One Management ausgetragen.[14] Zum Einsatz kommt der Tatuus F4-T421 zusammen mit dem Abarth 1,4-Liter-T-Jet-Motor, der von der FIA als den Spezifikationen der Formel 4 entsprechend anerkannt ist.

JAF Japan Formula 4[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1993 gibt es die JAF Japan Formula 4. Es wird eine West- und eine Ostmeisterschaft in Japan ausgetragen. Die Serie steht allen Chassisherstellern offen. Das FIA-Prädikat wurde stattdessen an die Japanische Formel-4-Meisterschaft vergeben.

Südamerikanische Formel-4-Meisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die südamerikanische Formel-4-Meisterschaft (offiziell Formula 4 Sudamericana) wurde 2014 eingeführt. Die Rennen finden überwiegend in Uruguay statt. Je eine Veranstaltung ist in Argentinien und Brasilien. Die südamerikanische Formel-4-Meisterschaft trat die Nachfolge der 2010 von Felipe Massa gegründeten Formula Future Fiat an, die nach der Saison 2011 eingestellt wurde. Es wird das identische Material wie in der Formula Future Fiat verwendet: Chassis von Signatech und Fiat-Motoren.

Saison Meister Punkte Zweiter Punkte Dritter Punkte
2014 Brasilien Bruno Baptista 352 Brasilien Felipe Ortiz 264 Argentinien Agustín Lima Capitao 198
2015 Brasilien Pedro Cardoso 303 Peru Rodrigo Pflucker 290 Uruguay Juan Manuel Casella 241
2016 Uruguay Facundo Garese 324 Uruguay Juan Manuel Casella 320 Uruguay Facundo Ferra 169

Winter Series[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Formula Winter Series wird seit 2023 in Spanien von Gedlich Racing ausgetragen, die Veranstalter kooperieren mit der RFEDA (Veranstalter der spanischen Formel-4-Meisterschaft).[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Formel 4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. FIA Formula 4. fia.com, archiviert vom Original am 8. März 2015; abgerufen am 17. Januar 2015.
  2. Norman Fischer: Erfolg ist Pflicht: Neues Punktesystem für Superlizenz. Motorsport-Total.com, 6. Januar 2015, abgerufen am 7. Januar 2015.
  3. FIA Formula 4. (PDF) fia.com, abgerufen am 17. Januar 2015.
  4. “CAMS releases sporting regulations for Australian Formula 4 Championship”. cams.com.au, abgerufen am 17. Januar 2015 (englisch).
  5. a b c 2014 Formula 4 Homologation Regulations. (PDF) fia.com, abgerufen am 17. Januar 2015.
  6. mygale.fr
  7. Australian Formula 4 to be axed after 2019. motorsport.com, 7. September 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019 (englisch).
  8. Launch Formula 4 FIA Mygale in Mexico. (PDF) mygale-cars.com, 25. März 2015, abgerufen am 21. September 2015.
  9. a b F4: Formula 4 arrives in the USA. racer.com, 17. September 2015, archiviert vom Original am 20. September 2015; abgerufen am 21. September 2015 (englisch).
  10. About Formula 4 SEA. formula4.asia, 25. Juni 2017, abgerufen am 25. Juni 2017.
  11. a b Renault engine to power new F4SEA series. paddockscout.com, 24. März 2016, abgerufen am 14. Juli 2017 (englisch).
  12. tyrepress.com
  13. Scott Mitchell: “BRDC Formula 4 to use Tatuus FIA F4 chassis from late 2015”. autosport.com, 2. September 2014, abgerufen am 17. Januar 2015 (englisch).
  14. La FOM crée la ‘F1 Academy', une F4 100 % féminine. 18. November 2022, abgerufen am 31. August 2023 (französisch).
  15. speed-magazin.de: Die Formula Winter Series nimmt Fahrt auf - namhafte Teams an Board. Abgerufen am 31. August 2023.