Forsthaus Jankemühle

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Mühlteich mit Fundamentresten
Mühlteich entwässert
Gegenüber dem Fundament am Teichufer gelegene Fundamentreste

Forsthaus Jankemühle ist ein Wohnplatz im Ortsteil Chossewitz der Stadt Friedland im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg). Der Wohnplatz geht zurück auf eine Wassermühle an der Oelse, die um 1600 errichtet wurde.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wohnplatz Forsthaus Jankemühle liegt ca. 2,4 km nordwestnördlich von Chossewitz, etwa 3 km östlich von Groß Briesen und ca. 3,6 km südostsüdlich von Dammendorf. Knapp 900 Meter nordwestlich liegt der Wohnplatz Walkemühle, und etwa 1,2 südostsüdlich der Wohnplatz Klingemühle, zwei ehemalige Wassermühlen. Der Standort der ehemaligen Wassermühle befindet sich im Brandenburger Naturpark Schlaubetal auf der Gemarkung von Chossewitz.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Pfandurkunde von 1517 werden neben fünf verpfändeten Dörfern auch sieben Mühlen genannt, die "Gugelmole" (Wuggelmühle), die "Merczmole" (unsicher), die "Khlingemole" (Klingemühle), die "Oelsmole" (Oelsener Mühle), die "newe Mole" (unsicher) und die am Schloss gelegenen (zwei Mühlen) mit den zwei Teichen (Dammühle und eine namentlich unbekannte Mühle) samt allen Diensten und Gerichten.[1] Damit ist die erst später so genannte Jankemühle ziemlich sicher mit der "Merczmole" oder der "newe(n) Mole" identisch. Bisher ließ sich aber noch nicht entscheiden, welche der beiden Mühlen später den Namen wechselte und zur Jankemühle wurde. Zwangsmahlgäste in der Jankemühle waren die Bewohner von Klein-Briesen und Chossewitz.[2]

Vor 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Jankemühle wurde vor/um 1600 als Mahlmühle errichtet. Sie war um diese Zeit ein paar Büchsenschüsse weiter Oelse aufwärts verlegt worden. An der Stelle der alten Jankemühle wurde 1620 die Walkemühle errichtet.[3] Der Müller Christof Janigke[3] war hier bis zu seinem plötzlichen Tod vor 1615 tätig. Danach wirtschaftete die Witwe mit drei Kindern allein weiter. Am 16. Februar 1615 fand die Erbteilung statt. Der Sohn Martin übernahm die Mühle, als er alt genug war, als Müller die Geschäfte übertragen zu bekommen. Neben dem Mühlenbetrieb weidete er 200 Schafe. Bei der Mühle befand sich auch ein Weinberg.[4]

Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges brachte den Bewohnern des Ordensamtes Friedland hohe Steuern, um die eigenen Soldaten zu unterhalten. Dazu kamen ständige Plünderungen von den durchziehenden Truppen. Im Jahre 1639 wurde Martin Janigke von Marodeuren der Armee des kaiserlichen Generals Gallas heimgesucht.[5] Er war nicht in der Lage, den Geldforderungen nachzukommen und so folterten sie ihn, indem sie ihn in den heißen Backofen einsperrten. Da ihnen das nicht genug war, holten sie den von Brandwunden übersäten Müller heraus und quälten ihn „auf wahrhaft teuflische Weise“. Als sie weiterzogen, konnte ihn seine Familie noch nach Beeskow bringen, dort verstarb er jedoch kurze Zeit später an den Folgen der Misshandlungen.[6][3]

Die Mühle lag nun von 1639 bis 1644 verlassen da. Das Ordensamt Friedland war von 1643 bis 1650 dem schwedischen Oberst Witt(e)kopf[7] unterstellt, welcher den Abriss der Mahlmühle verfügte, und anordnete, an ihrer Stelle eine Schneidemühle zu errichten, was jedoch vorerst nicht geschah. Die Erben des Janigke kehrten erst 1666 zurück und fanden die zerstörten Gebäude vor. Der Weinberg war nicht mehr vorhanden, die Felder von Bäumen bewachsen, so dass das Amt sie der Amtsheide zuschlug. Die über Jahre nicht gezahlten Steuern und Getreideabgaben der Mühle überstiegen den Wert des Grundstücks mehrfach. So kam es zum Erbverzicht der Janigkes.

Geschützte Bäume am Forsthaus

Erst 1675[8] nach dem Erwerb des Grundstückes durch den Fürstenberger Müllermeister Baltzer Wersicke, entstanden eine neue Sägemühle und eine neue Mahlmühle.[3] Um ihm den Kauf zu erleichtern, durfte er den Kaufpreis in Raten tilgen, man lieferte ihm kostenloses Holz aus der Amtsheide und befreite ihn acht Jahre von allen Abgaben.[6] Zur Mahlmühle wurden ihm die Bewohner der Dörfer Chossewitz, Klein Briesen und Dammendorf zugewiesen. Das Holz, welches bei ihm zu Brettern geschnitten wurde, ließ er nach Beeskow bringen, um sie von dort aus nach Berlin verflößen zu lassen. 1702 übernahm sein Sohn Gottfried die Mühle.[3] Im Jahre 1732 übergab er sie an seinen Schwiegersohn Christian Hoyn (Hohn, Hoene), dessen Nachfahren noch 1834 auf der Jankemühle als Müller saßen. Der Topographisch-militairische Atlas von dem Koenigreiche Sachsen von 1810 verzeichnet die Mühle als Jängemühle.[9] Man zählte im Jahre 1818 neben 16 Bewohnern auch 3 Feuerstellen. Zehn Jahre später versuchte die Familie den Besitz zu veräußern: „Hierzu ist ein Termin auf den 17ten Juni d. J. 1828 Vormittags 10 Uhr im hiesigen Amte angesetzt“.[10] Die Jankemühle war zu diesem Zeitpunkt mit zwei Mahlgängen, einer Stampfe und einem Ölschlegel ausgestattet. Der neue Mühlenbesitzer Berger war 1848 stellvertretender Abgeordneter für den Kreis Lübben in der preußischen Nationalversammlung. Er stimmte für den Beschluss zur Steuerverweigerung vom 15. November 1848.[11] Sein Besitz wurde gelistet unter „Koschwitz mit Janke-Mühle, Gerichts-Commission Friedland“, wie damals Chossewitz genannt wurde.[12] 1856 hatte die Jankemühle zehn Einwohner.[13]

1861 bestand der Wohnplatz Jankemühle aus zwei Wohngebäuden, die 26 Bewohner hatten. Der damalige Besitzer war ein NN Fiedler.[14] Eine weitere Zählung erfasste 1864 neben 21 Bewohnern in zwei Wohnhäusern. 1874 hieß der Besitzer Borsche. Er war damals zum stellvertretenden Amtsvorsteher des Amtsbezirks 15 im Kreis Lübben ernannt worden.[15] Die Schneidemühle war bis zum Ersten Weltkrieg in Betrieb, danach hatte sie im Sommer Pensionsgäste.

Der gesamte Besitz der Jankemühle, 313 Hektar, gehörte im Jahre 1929 Fritz-Wilm Freiherr von der Borch[16] Rittmeister a. D. (* 1871) und seiner Frau Ludmilla.[17] Bis 1945 war die Mühle ein Wohnplatz, bestehend aus dem Mühlengebäude, ausgestattet mit einem Mühlrad und einer Turbine zur Stromerzeugung, einem Arbeiterhaus mit Schuppen und Stallungen sowie landwirtschaftlicher Nutzung der Flächen. Auf Jankemühle erblickten auch der Land- und Forstwirt Adrian Freiherr von der Borch (* 25. August 1931; † 22. Februar 2005 Nieheim-Holzhausen) das Licht der Welt, Sohn von Alhard Freiherr von der Borch und Ingeborg von Rohrscheidt, verehelicht mit Gabriele Sibylle Astrid von Falkenhausen (* 19. Dezember 1928).[18] Als die Jankemühle mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 enteignet wurde, war ihr rechtmäßiger Besitzer noch immer der Rittmeister a. D. Fritz-Wilm von der Borch.[8]

Nach 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Aufnahme von sechs Flüchtlingsfamilien wurde das Mühlengebäude aufgestockt und das Gelände von der Forstverwaltung ausgebaut. Im Jahre 1955 brannte die Mühle ab, das strohgedeckte neue Dach hatte durch Funkenflug Feuer gefangen. Die Mühle brannte vollkommen herunter und wurde später abgerissen. Die Bewohner sind mit ihrer Familie nach Eisenhüttenstadt umgesiedelt, wohin ihre anderen Angehörigen bereits verzogen waren.[19] Die verbliebenen Gebäude wurden seitdem von der Forstverwaltung genutzt.

Mühlengebäude und wasserbauliche Anlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mühlenteich ist noch vorhanden. Am mutmaßlichen Stauwehr sind noch Fundamentreste vorhanden. Das Mühlengebäude selber ist verschwunden.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Klose (* 1904 auf Jankemühle; † 1987 in Haslingfield, England). Er war Schneider, Kundendichter, Landstreicher, Spanienkämpfer und gehörte zur Exilgruppe „Deutsche Anarcho-Syndikalisten“ (DAS).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Heinrich Tunckel von Bernitzko, Landvogt der Niederlausitz, bekundet, dass er auf Grund entsprechender Unterlagen, die Caspar von Maltitz als Vormund der Witwe Caspars von Köckritz, Katharina, vorgelegt hat - wonach selbige im Einverständnis der Gebrüder Caspar, Johann, Heinrich und Poppo von Köckritz, ein Leibgedinge von 4.000 rheinischen Gulden erhalten soll - sowie auf Grund eines an ihn und die Stände der Niederlausitz ergangenen Auftrags Wladislaws II., Königs von Ungarn, Kroatien und Böhmen, Markgrafen der Lausitz, Katharina von Köckritz mit nachstehendem Leibgedinge ausgestattet hat: das Schloss Friedland mit den drei Vorwerken zu Friedland samt freier Schäferei und Viehtrift in den Dörfern Weichensdorf und Reudnitz, den Wiesenwachs im Dorf Zülichendorf und nach Friedland zu mit den Weinlagen, Kalkbrüchen, Heiden und Getreidewiesen, sowie die fünf Dörfer Zeust, Leißnitz, Reudnitz, Klein Briesen und Günthersdorf mit den Mühlen, der "Gugelmole", der "Merczmole", der "Khlingemole", der "Oelsmole", der "newe Mole" und den am Schloss gelegenen mit den zwei Teichen samt allen Diensten und Gerichten. Aus den Einkünften darf die Witwe jährlich 200 Gulden verbrauchen; was darüber einkommt, soll den Erben Caspars von Köckritz bzw. deren Vormündern zustehen. Im Fall, dass die Herrschaft Friedland verkauft oder verpfändet wird, soll die Witwe das Schloss nicht eher zu räumen verpflichtet sein, ehe ihr nicht die 4.000 Gulden Leibgedinge gezahlt worden sind. Er benennt Christoph von Kalckreuth zu Altdöbern als Einweiser und Caspar von Maltitz als Vormund. 1517 April 3
  2. August Hänseler: Das Ordensamt Friedland nach dem Dreißigjährigen Kriege. (Aufgrund des Amtshausbuches von 1665). Niederlausitzer Mitteilungen, 23: 91-114, Guben, 1935, hier S. 94.
  3. a b c d e Gerhard Krüger: Das Ordensamt Friedland. Buchdruckerei Ernst Thelow, Lübben (Spreewald), 1937 (Die Mühlen im Amte Friedland, S. 10–20).
  4. Heinz-Dieter Krausch: Der frühere Weinbau in der Niederlausitz. In: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte. Band 18, Berlin 1967, S. 12–57, PDF (Online bei http://edoc.hu-berlin.de, S. 19)
  5. Rudolf Lehmann: Geschichte der Niederlausitz (= Veröffentlichungen der Berliner Historischen Kommission beim Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, West, Band 5). De Gruyter, 1963, S. 236 ff.
  6. a b Heinz Tölle: Die Mühlen im Schlaubetal. Ihre Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Digitaler Druck und Verlag, Bielefeld 1998, ISBN 3980554848, S. 62
  7. Otto Meinardus: Publicationen aus den k. Preussischen Staatsarchiven. 55. Band, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1893, S. 818
  8. a b Götz von Houwald: Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer. Band 3, Kreis Lübben, Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-4109-0, S. 86
  9. Friedrich Wilhelm Streit: Topographisch-militairischer Atlas von dem Koenigreiche Sachsen und den Besitzungen der Fürsten von Anhalt in 27 Blaettern nach den besten Hülfsmitteln entworfen. Theil der Lausiz Sect. 8. Weimar 1810 Deutsche Fotothek
  10. Frankfurt (Oder, Regierungsbezirk): Amtsblatt der Regierung zu Frankfurt a. d. Oder. Trowitzsch, 1828
  11. Volker Klemm: Das Revolutionsjahr 1848 im preußischen Regierungsbezirk Frankfurt an der Oder. (= Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 35). H. Böhlau, Weimar 1998, ISBN 3-7400-1048-7, S. 220
  12. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin. Potsdam 1849, S. 51
  13. Güthlein: Topographische Uebersicht des Appelationsgerichts-Departements Frankfurt a/O. Frankfurt a/O. 1856, Online bei Google Books, S. XXXII.
  14. Wilhelm Heinrich Riehl, J. Scheu: Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. J. Scheu, Berlin 1861, Online bei Google Books (S. 636)
  15. Amts-Blatt der Königlich Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder, Außerordentliche Beilage zum Amtsblatt Nr. 18 vom 6. Mai 1874, S. 3.
  16. Ernst Seyfert, Hans Wehner: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Niekammer’s Adressbücher GmbH, 1929, S. 246
  17. Hans Friedrich von Ehrenkrook (Hrsg.): Genealogisches Handbuch des Adels. Band 80, C.A. Starke 1982, S. 85
  18. Vereinigung des Adels in Bayern e.V., München (Hrsg.): Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels. Band 15, Degener, Neustadt/Aisch 1984, S. 238
  19. Arbeitsgruppe Stadtgeschichte Eisenhüttenstadt: Eisenhüttenstadt: „erste sozialistische Stadt Deutschlands“. be.bra Verlag, 1999, ISBN 3930863685, S. 112.

Koordinaten: 52° 6′ 36,2″ N, 14° 25′ 26,8″ O