Franziska Brantner

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Franziska Brantner, 2023

Franziska Katharina Brantner (* 24. August 1979 in Lörrach) ist eine deutsche Politikwissenschaftlerin und Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen). Sie ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit Dezember 2021 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.[1] Zudem ist sie die Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Umsetzung der EITI. Zuvor war sie von 2009 bis 2013 Abgeordnete im Europäischen Parlament.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brantner wuchs in Neuenburg am Rhein auf und absolvierte am Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg im Breisgau ihr Abitur. Nach dem Abitur war sie ein Jahr lang in den Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Tel Aviv und dann in Washington, D.C. tätig. Anschließend studierte sie Politikwissenschaften mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen und Europapolitik an der Sciences Po in Paris und an der Columbia University’s School of Public and International Affairs (SIPA) in New York mit Master- und Diplomabschluss 2004. Während der Konferenz „Peking+5“ der UN-Vollversammlung im Jahr 2000 (einer Nachfolgekonferenz zur UN-Weltfrauenkonferenz von Peking 1995) und noch bis 2005 war Brantner Ko-Vorsitzende des „Youth Caucus“ der UN Commission on the Status of Women.

Nach dem Studium arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politische Wissenschaft II von Thomas König in Mannheim und erhielt einen Lehrauftrag für Internationale Politik. Am European Studies Center des St Antony’s College in Oxford war sie von 2006 bis 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Für den Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen (UNIFEM), die UN-Frauenrechtsorganisation, war sie als Beraterin tätig und koordinierte in Brüssel ein Kooperationsprojekt mit der französischen EU-Ratspräsidentschaft des Jahres 2008, das den europäischen Rahmenplan zur Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrates entwickelte. Für den European Council on Foreign Relations war sie Mitautorin einer Studie zur EU-Menschenrechtspolitik in den Vereinten Nationen. Für die Bertelsmann Stiftung arbeitete sie in Brüssel zum Thema europäische Außenpolitik und europäische Antworten auf die Finanz- und Wirtschaftskrise.

2010 wurde sie an der Universität Mannheim mit einer Arbeit, für die sie ein Interview mit John Bolton[2] führte, über die Reformfähigkeit politischer Institutionen am Beispiel der Vereinten Nationen promoviert. Brantner ist zudem nach den Richtlinien des Bundesverbandes Mediation ausgebildete Mediatorin. Sie spricht fließend Französisch, Englisch und Spanisch.

Brantner war bis 2013 mit dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer liiert, mit dem sie eine im Mai 2010 geborene gemeinsame Tochter hat.[3][4][5] Sie lebt in Heidelberg[6] und Berlin.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brantner trat 1996 der Grünen Jugend bei, wurde Mitglied in deren baden-württembergischem Landesvorstand (1996–1997) und im Bundesvorstand (1997–1999). Während ihres Studiums an der Sciences Po in Paris gründete sie eine grüne Hochschulgruppe und war dort 2001/02 Mitorganisatorin des ersten „Europäischen Studentenkonvents“.

Europäisches Parlament[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie war Mitglied der Friedens- und Sicherheitspolitischen Kommission der Bundespartei und war Mitglied des Autorenteams für das Wahlprogramm der Partei zur Europawahl 2009.

Bei der Europawahl 2009 kandidierte sie auf Platz 11 der Bundesliste von Bündnis 90/Die Grünen als gemeinsame Kandidatin der Grünen der Metropolregion Rhein-Neckar und errang somit eines der insgesamt 14 von den deutschen Grünen erreichten Mandate im Europäischen Parlament. Sie gehörte der Fraktion Grüne/EFA an und war außenpolitische Sprecherin der Fraktion und ständige Berichterstatterin für das EU-Stabilitätsinstrument für Konfliktlösung und Krisenreaktion. Außerdem hat sie für die Grünen/EFA die Verhandlungen über den Aufbau und die Reform des Europäischen Auswärtigen Dienstes geführt. Sie war ständiges Mitglied und grüne Koordinatorin im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten und stellvertretendes Mitglied des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung, des Frauenrechts- und Gleichstellungsausschusses sowie des Haushaltsausschusses. Brantner war Mitglied der Europa-Union Parlamentariergruppe Europäisches Parlament und eine von vier Vize-Vorsitzenden der European Parliament Platform for Secularism in Politics (EPPSP), einem Forum für Mitglieder des Europäischen Parlaments und der Zivilgesellschaft.[7] Im Jahr 2010 unterstützte sie die Spinelli-Gruppen-Initiative für mehr Europa. In der Euro-Krise plädierte sie 2012 für eine Haftungsgemeinschaft.[8]

Deutscher Bundestag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2012 wurde sie in der Nachfolge von Fritz Kuhn von den Grünen im Bundestagswahlkreis Heidelberg für die Bundestagswahl 2013 nominiert[9] und wurde über die Landesliste gewählt. Mit dem Einzug in den Bundestag hat sie am 21. Oktober 2013 ihr Mandat im Europaparlament niedergelegt. In der Legislaturperiode 2013–2017 war sie familienpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion. Zudem saß sie dem Unterausschuss Zivile Krisenprävention vor und war stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union und im Auswärtigen Ausschuss.

Im September 2017 konnte Brantner ihr Bundestagsmandat verteidigen.[10] In der Legislaturperiode bis 2021 war sie Europapolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Sie saß als Obfrau im Europaausschuss und war stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, im Parlamentarischen Begleitgremium Covid-19-Pandemie sowie im Unterausschuss „Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln“. Außerdem war sie Parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion.

Bezüglich einer potenziellen deutschen Beteiligung an einem „Vergeltungsschlag“ für einen möglichen Chemiewaffenangriff der syrischen Regierung bei der Rückeroberung der Region Idlib sagte Brantner im September 2018 in einem Interview in der Bild: „Das Ziel muss sein, die Menschen in Idlib zu schützen. Daraufhin müssen alle Optionen überprüft werden.“ Mehrere Medien berichteten daraufhin, dass neben CDU, CSU und FDP auch die Grünen für einen Militärschlag in Syrien offen wären.[11]

Seit 2019 ist Franziska Brantner im Vorstand der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung und stellvertretende Vorsitzende. Sie ist dort stimmberechtigtes Mitglied der Arbeitsgruppe Migration, Asyl und Integration. Zudem ist sie ordentliches Mitglied in der deutsch-französischen Arbeitsgruppe zum Élysée-Vertrag.

Bei der Bundestagswahl 2021 konnte Brantner erstmals das Direktmandat in ihrem Wahlkreis mit 30,2 % der Erststimmen gewinnen.[12] Sie hatte die Landesliste ihrer Partei als Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg angeführt, gefolgt von Cem Özdemir.[13] Seit dem 8. Dezember 2021 ist sie Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck. Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums sucht sie weltweit nach Rohstoffhändlern und ist daher viel auf reisen.[14]

Seit dem 5. Januar 2022 ist sie die Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Umsetzung der EITI.

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brantner ist u. a. Mitglied der überparteilichen Europa-Union-Deutschland-Parlamentariergruppe im Bundestag, die sich für ein föderales Europa und den europäischen Einigungsprozess einsetzt.[15] Sie gehört der Mitgliederversammlung der Heinrich-Böll-Stiftung an.[16] Von 2017[17][18] bis Anfang 2022[19][20] war sie im Vorstand der TuWas – Stiftung für Gemeinsinn.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The EU and the Human Rights at the UN: 2010 Review, ECFR 2010 (zusammen mit Richard Gowan)[21]
  • Regionalism and Human Rights at the UN, Springer 2012 (zusammen mit Richard Gowan)[22]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Franziska Brantner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Julian Olk: Die heimliche Ministerin. Handelsblatt, 2. Mai 2023, abgerufen am 7. März 2024.
  2. Linda Schädler: Von Mannheim über Brüssel nach Berlin. Universität Mannheim, Forum 1/2019, 1. April 2019, abgerufen am 7. März 2024.
  3. Entgegen manchen Meldungen waren sie nie verheiratet, siehe Gernot Stegert: Boris Palmer will bei der OB-Wahl 2014 wieder kandidieren. In: tagblatt.de. 1. Oktober 2013, abgerufen am 18. Januar 2019.
  4. Letzter Arbeitstag des Tübinger OB vor der Elternzeit. In: Schwäbisches Tagblatt. 26. August 2010, archiviert vom Original am 3. Dezember 2010; abgerufen am 13. November 2010.
  5. Ingrid Thoms-Hoffmann: RNZ-Wahlforum: Alle saßen erstmals an einem Tisch. Rhein-Neckar-Zeitung, 20. September 2013, abgerufen am 2. Oktober 2018.
  6. Ingrid Thoms-Hoffmann: Franziska Brantner hat es noch in den Bundestag geschafft. Rhein-Neckar-Zeitung, 24. September 2013, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  7. Allianz für ein säkulares Europa., Mitteilung Nr. 11255 des Humanistischen Pressedienstes vom 9. März 2011.
  8. Weil wir nicht ehrlich sind. DIE ZEIT Nr. 32, 2. August 2012.
  9. Grüne Heidelberg: Franziska Brantner ist Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Heidelberg (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive) vom 18. Juli 2012
  10. Holger Buchwald: Grüne: Brantner jubelt über Wiedereinzug. In: RNZ.de (Rhein-Neckar-Zeitung), 25. September 2017, abgerufen am 8. März 2018.
  11. Syrien: Deutsche Politiker offen für militärische Beteiligung, ZEIT ONLINE, 11. September 2018, abgerufen am 16. September 2018.
  12. Heidelberg: Franziska Brantner holt historischen Sieg. Abgerufen am 2. Oktober 2021.
  13. Parteitag der Grünen in Baden-Württemberg: Brantner und Özdemir bilden Spitze für die Bundestagswahl. In: SWR.de. 10. April 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. April 2021; abgerufen am 10. April 2021.
  14. Gerald Traufetter: (S+) Franziska Brantner: Die Frau hinter Robert Habeck. In: Der Spiegel. 27. März 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 27. März 2024]).
  15. Franziska Brantner Website der Europa-Union Deutschland. Abgerufen am 11. Januar 2018.
  16. Heinrich-Böll-Stiftung – Mitgliederversammlung
  17. Vorstand. TuWas – Stiftung für Gemeinsinn, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Dezember 2016; abgerufen am 21. Februar 2022.
  18. Vorstand. TuWas – Stiftung für Gemeinsinn, 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Juni 2017; abgerufen am 21. Februar 2022.
  19. Vorstand. TuWas – Stiftung für Gemeinsinn, 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2022; abgerufen am 21. Februar 2022.
  20. Vorstand. TuWas – Stiftung für Gemeinsinn, 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Februar 2022; abgerufen am 21. Februar 2022.
  21. Richard Gowan, Franziska Bratner: The EU and Human Rights an the UN: 2010 Review, ECFR 2010. Abgerufen am 27. November 2023.
  22. Richard Gowan, Franziska Brantner: Regionalism and Human Rights at the UN. In: The United Nations and the Regions. Springer Netherlands, Dordrecht 2012, ISBN 978-94-007-2750-2, S. 243–248, doi:10.1007/978-94-007-2751-9_21 (springer.com [abgerufen am 27. November 2023]).