Friedhof Blumenstraße

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Der Friedhof auf einer Karte von 1897

Der Friedhof Blumenstraße[1] auch Blumenfriedhof genannt,[2] ist ein Friedhof an der Harpener Straße in Bochum-Mitte. Der Friedhof erhielt seinen Namen nach der zu ihm hin führenden Blumenstraße.[3] Seine Größe ist heute ca. 23 Hektar. Er ist einer von 24 kommunalen Friedhöfen (Stand März 2023) der Stadt Bochum.[4]

Geschichte des Friedhofs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem der vorherige Friedhof der Stadt Bochum, der heutige Kortumpark in seinen Kapazitäten erschöpft war, wurde ein neuer städtischer Friedhof auf den Heidnocken (eine alte Flurbezeichnung) angelegt. Seit 1884 werden hier Bochumer Bürger zur letzten Ruhe gebettet. Der Friedhof wurde über die Jahrzehnte immer wieder erweitert. In und an den beiden Rondells sind Ehrengräber von Bochumer Persönlichkeiten. Vier Denkmäler erinnern an die Grubenunglücke auf Zeche Constantin 1889 und Zeche Prinz von Preußen 1895.[5][6] Die verunglückten Bergmänner wurde jeweils nach Konfession getrennt begraben.

Der Friedhof wurde 1904 nach Nordosten, auf einer an den Gefängnis angrenzenden Fläche, erweitert. Der Friedhof wurde damals als „Neuer Friedhof in der Altstadt Bochum“ bezeichnet. Es fanden 1345 Beerdigungen von Bochumer statt, sowie 81 aus anderen Gemeinden,[7] wobei viele spätere Vororte, wie Altenbochum, damals noch selbstständige Gemeinden waren.

Im Ersten Weltkrieg, im Februar 1915, wurden die Mittel bewilligt, um Flächen von der Ziegelei Schulte-Ladbeck aufzukaufen, um den Friedhof nach Südosten zu erweitern. Dort wurde ab 1917 ein Ehrenfriedhof errichtet, in dem etwa 250 verstorbene Soldaten beigesetzt wurden. Im angrenzenden Teil wurden etwa 100 „ehemals feindliche Soldaten“, Kriegsgefangene, bestattet. Die Belgier, Franzosen und Engländer wurden in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in ihre Heimat umgebettet. 52 Gräber, 50 Russen und 2 Italiener, blieben in Bochum.[8] Auch kamen in der Zeit der Weimarer Republik und in der Zeit des NS-Staates noch Gräber auf den Ehrenteil hinzu. So neben Opfern des Kapp-Putsches und Kämpfen des Ruhraufstand auch Opfer der Zeit der Französischen Besetzung von 1923 bis 1925. Im September 1933 verunglückten mehrerer SA-Männer bei einem Verkehrsunfall tödlich. Sie wurden unter großen Pomp in einer Ehrengrabstätte auf der Ehrenhalbrunde bestattet.[9] Im Zweiten Weltkrieg fanden auch 102 Opfer[10] des Luftkrieges hier ihre letzte Ruhe.

Im Jahr 1925 gab es auf dem Friedhof 920 Bestattungen. Da man absehen konnte, das die Friedhöfe Blumenstraße und in Wiemelhausen bald keine freie Fläche mehr hatten, und man die Friedhöfe auch nicht erweitern konnte, wurde angefangen auf dem Havkenscheider Feld einen neuen Friedhof anzulegen, der heutige Hauptfriedhof Bochum.[11] Da sich die Fertigstellung hinzog, mussten noch lange alte Grabstätten wieder belegt werden und weitere Gräberfelder eingerichtet werden. 1933 kam es zu 1002 Beerdigungen.[12] Mit der Eröffnung des neuen zentralen Friedhofs ab dem 1. April 1935 wurden der Friedhof Blumenstraße geschlossen und nur noch Bestattungen in vorhandene Erbgrüfte und Wahlgräber zugelassen.[13] Somit fanden dann 1936 nur noch 154 Bestattungen statt, auf dem Hauptfriedhof aber 963 Bestattungen.[14]

Als Stadtoberhäupter sind hier die Oberbürgermeister Carl Bollmann, Karl Hahn und Fritz Graff bestattet. Auch der stellvertretende Bürgermeister Karl Lange, sowie der bedeutende Kommunalpolitiker und Wirtschaftsmanager Karl Gerstein, der Mediziner und erste Leiter des Bergmannsheils Karl Löbker, der Stadtverordnete und Ehrenbürger Carl Rawitzki, der Schauspielhaus Intendant Saladin Schmitt, der Gründer des Puppenspielinstitutes und der Fidena Fritz Wortelmann, Lorenz Rebbert, und Mitglieder der Familie Grimberg begraben.

Das Relief aus Sandstein an der Trauerhalle von 1957 stammt vom Bildhauer Walter Kruse,[15] welcher auch das beliebte Kuhhirtendenkmal schuf.

Denkmalwürdige Grabstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Objekte auf dem Friedhof stehen unter Denkmalschutz:[16]

Denkmalnummer Name Anmerkung Bild
A 158 Grab Schmidt, Blumenfriedhof
A 288 Grabehrenanlage für die Gefallenen des 1. Weltkrieges und die Opfer der Weimarer Republik
A 289 Ehrenmale für die Toten der Schlagwetterexplosion auf der Zeche Prinz von Preußen 1895. Nach Konfession getrennt jeweils ein Ehrengrab.
A 607 Ehrenmal für die Toten der Schlagwetterexplosion auf der Zeche Constantin 1889
A 666 Hochkreuz, Blumenfriedhof Neugotisches Sandsteinkreuz aus dem Jahr 1884
A 667 Grabanlage Carl Bollmann, Blumenfriedhof Carl Bollmann war Oberbürgermeister von Bochum
A 668 Grabanlage Karl Lange, Blumenfriedhof Karl Lange war Bürgermeister der Stadt Bochum. Das Grab ist ein städtisches Ehrengrab.
A 669 Grabanlage Karl Hahn, Blumenfriedhof Karl Hahn war Oberbürgermeister von Bochum. Das Grab ist ein städtisches Ehrengrab.
A 670 Grabanlage Carl Loebker. Blumenfriedhof Auch Karl Löbker, 1889 Gründungsdirektor des neu gegründeten Knappschaftskrankenhauses „Bergmannsheil“.
A 671 Grabanlage Fritz Graff, Blumenfriedhof Fritz Graff war Oberbürgermeister von Bochum. Das Grab ist eine städtisches Ehrengrab.
A 672 Grabanlage Karl Gerstein, Blumenfriedhof Karl Gerstein war Manager und Kommunalpolitiker. Das Grab ist ein städtisches Ehrengrab
A 673 Grabanlage Oskar Niederstein, Blumenfriedhof
A 674 Grabanlage Sigismund Diekamp, Blumenfriedhof Justitrat Sigismund Diekamp war Stadtverordnetenvorsteher in Bochum (Zentrumspartei)
A 675 Grabanlage Wilhelm Schüpper, Blumenfriedhof
A 676 Grabanlage Eleonore Lütz, Blumenfriedhof
A 677 Grabanlage Eheleute Leopold Oexle, Blumenfriedhof
A 678 Namenlose Figur, Blumenfriedhof
A 679 Grabanlage Familie Koepe, Blumenfriedhof
A 680 Grabanlage Familie Heinrich Westhelle, Blumenfriedhof
A 681 Grabanlage Familie Heinrich Dilla, Blumenfriedhof
A 682 Engelsskulptur, Blumenfriedhof
A 683 Grabanlage Henne / Otto / Ross,
A 684 Grabanlage Familie Theodor Ammelung, Blumenfriedhof
A 685 Grabstelle Familie Fritz Mettegang, Blumenfriedhof
A 687 Grabstelle Lina Schlegel, Hermann Schlegel, Blumenfriedhof
A 688 Grabstelle Familie Wilhelm Schlegel, Blumenfriedhof
A 689 Engelsskulptur, Blumenfriedhof
A 690 Grabstelle Mauch, Blumenfriedhof
A 691 Grabstelle Familie Zornig, Blumenfriedhof Jugendstil-Grab der Familie Zornig
A 692 Grabstelle Heinrich Koehler, Blumenfriedhof Heinrich Koehler war unter anderem Generaldirektor der Westfälischen Stahlwerk AG, der späteren Rombacher Hütte. Sein Grabstein ziert die Inschrift „Feierabend“.
A 696 Grabstelle Gust. Wilh. Becker,

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beitrag zu den Friedhöfen des 19. Jahrhunderts in Bochum in: Gisela Wilbertz: Stadtgeschichte über Gräbern. Historische Friedhöfe in Bochum. Hrsg.: Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt. 3000. Auflage. Bochum Dezember 1991 (Scan der Broschüre [abgerufen am 5. Februar 2022]).
  • Enno Neumann: Von der Kaiserlinde zum Heldenhain - Denkmäler, Amtmänner, Weihereden und Bochum 1867–1917 (Dokumentation in zwei Bänden). Kapitel Ehrenmal im Heldenhain (zum Ehrenfriedhof). Hrsg.: Kortum-Gesellschaft Bochum e.V. Selbstverlag, Bochum 2010, ISBN 978-3-00-030687-7, S. 631–655.
  • Stadt Bochum, Technischer Betrieb (Hrsg.): Bochumer Erinnerungsorte - Verzeichnis der Anlagen auf städtischen Friedhöfen, Bestandserfassung und Bewertung. Eigenverlag, Bochum 2022 (Online [PDF; abgerufen am 19. September 2023]).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Offizielle Bezeichnung der Technischen Betrieben Bochum (Online)
  2. Beschriftung im offiziellen Stadtplan 2015
  3. Straßennamenbuch der Stadt Bochum, 2015
  4. Bestattungsarten auf städtischen Friedhöfen, Informationen und Gebühren 2023. Broschüre der Stadt Bochum. März 2023
  5. Archivlink (Memento vom 20. Dezember 2015 im Internet Archive)
  6. Helmut Brämer: Der Knappen letzte Fahrt, Dokumentation über Grubenkatastrophen und die azugehörigen Friedhofs-Gedenkstätten in Bochum. Peter Kracht Verlag, Bochum 1992, ISBN 3-926713-07-0.
  7. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1904 - S. 89
  8. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1913 bis 1924 - S. 121
  9. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1933, S. 105
  10. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum, 1938–1948, S. 102
  11. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1925–1926, S. 70 f
  12. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1933, S. 105
  13. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1935, S. 157 f
  14. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1936, S. 161 f
  15. Beschreibung des Kunstwerkes bei artibeau.de
  16. Denkmalliste der Stadt Bochum (Online)

Koordinaten: 51° 29′ 6″ N, 7° 14′ 24″ O