Fritz Koenig
Fritz Koenig (* 20. Juni 1924 in Würzburg; † 22. Februar 2017 in Altdorf (Niederbayern)) war ein deutscher Bildhauer.[1]
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Koenig zog 1930 mit seinen Eltern nach Landshut. Nach der Reifeprüfung im Jahr 1942 an der Oberrealschule, dem späteren Hans-Leinberger-Gymnasium[2][3], wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und nahm als Soldat am Deutsch-Sowjetischen Krieg teil und geriet in Kriegsgefangenschaft. Von 1946 bis 1952 studierte er an der Kunstakademie München Bildhauerei bei Anton Hiller, 1951 studierte er in Paris. Im Jahr 1959 nahm er an der II. documenta in Kassel teil und 1964 an der documenta III. Im selben Jahr wurde er als Professor für Plastisches Gestalten an die Technische Hochschule München berufen, wo er bis 1992 an der Ausbildung der Architekten mitwirkte.[4] Er lebte und arbeitete seit 1961 auf einem Vollblutaraber-Gestüt in Ganslberg bei Landshut.
Den Zustand von Koenigs Ateliersitz auf dem Ganslberg charakterisierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Juni 2018 als „akut gefährdet“.[5]
Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seine Skulpturen bestehen teilweise aus einfachen geometrischen Körpern. Z.B. stilisierte er den Kopf eines menschlichen Körpers durch eine Stahlkugel und den Torso durch wenige zylindrische Stäbe. Sein Entwurf für das Berliner Holocaust-Mahnmal zeigt diese stilisierten Köpfe und Knochen aufgeschüttet zu einem Wall.
Koenig war der Stifter des Landshuter Skulpturenmuseums im Hofberg, heute KOENIGmuseum. Er war von 1961 bis 1972 Vorstandsmitglied im Deutschen Künstlerbund.[6]
In die Schlagzeilen kam Fritz Koenig nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 mit der von ihm 1967–1971 geschaffenen „Großen Kugelkaryatide“, besser bekannt als „The Sphere“. Die bronzene Kugel überstand schwer beschädigt den Einsturz der Türme des World Trade Centers. Im Inneren der aufgerissenen Skulptur wurden unter anderem Wrackteile der in die Türme gestürzten Flugzeuge gefunden. Am 11. März 2002 wurde die Skulptur als Mahnmal im New Yorker Battery Park aufgestellt.
Seit dem 21. Juni 2018 wurden Fritz Koenigs Werke in einer dreimonatigen Sonderausstellung in den Florentiner Uffizien und mehrere seiner Skulpturen im Boboli-Garten in Florenz gezeigt.[7]
Der Kulturjournalist Hans Kratzer schrieb in einem Nachruf, Koenig zähle "zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhunderts".[8]
Bedeutende Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1961 bis 1963: Tabernakel der kath. Pfarrkirche Christus der König, Ruhstorf an der Rott; erster freistehender Tabernakel seit dem Konzil von Trient[9]
- 1967 bis 1971: Große Kugelkaryatide Plaza am New Yorker World Trade Center
- 1970: Rufzeichen III, Architekturgebäude TH Darmstadt, Campus Lichtwiese
- 1983: Mahnmal der Bundesrepublik Deutschland im Konzentrationslager Mauthausen
- 1993: Modell für Wettbewerb um das Mahnmal der ermordeten Juden in Berlin
- 1995: Denkmal für die Opfer des Olympiaattentats 1972 München
Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1952: Preis im internationalen Wettbewerb für das Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen, London
- 1957: Kunstpreis der Böttcherstraße
- 1957: Stipendiat der Villa Massimo
- 1993: Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
- 2001: Pro meritis scientiae et litterarum
- 2001: Kulturpreis der OBAG
Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 2001: Koenigs Kugel – Der deutsche Bildhauer Fritz Koenig im Trümmerfeld von Ground Zero
Fotos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Großes Votiv“, 1963/1964, Luisenstraße in München
„Große Zwei V“, 1973, vor der Neuen Pinakothek in München
„Großes Rufzeichen“, 1973, am Schiffgraben in Hannover
„Große Biga“, 2000, Bronze, Außenanlage Alte Pinakothek, München
„Apokalyptische Frau“ an der Fassade der Kirche Maria Regina Martyrum (Berlin)
„Hl. Martin und der Bettler“, 2014, Eisen, Stiftsbasilika St. Martin, Landshut
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Koenig, Fritz. In: Oberste Baubehörde München (Hrsg.): Bildwerk Bauwerk Kunstwerk – 30 Jahre Kunst und Staatliches Bauen in Bayern. Bruckmann, München 1990, ISBN 3-7654-2308-4, S. 74–75, 176–177, 198–199, 262–263.
- König, Fritz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S. 80.
- Wolfgang A. Herrmann: Fritz König (Nachruf), TUMCampus 4/19, S. 66[10]
- Christoph Wagner: „Johannes Itten: Wandteppiche; Hermann Kleinknecht: Angehaltene Bewegung; Fritz König: Große Landschaft; Richard Triebe: den Helfern ärztlicher Wissenschaft“, in: Kunst auf dem Campus, hrsg. von Christoph Wagner, Regensburger Universitätsverlag, Regensburg 2010, ISBN 978-3-8684-5030-9, S. 92–95; 104–109; 116–119; 194–197.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Literatur von und über Fritz Koenig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die Welt des Fritz Koenig: Arbeiten im öffentlichen Raum – mit interaktiver Karte und Fotogalerie (Welt-der-Form)
- Materialien von und über Fritz Koenig im documenta-Archiv
- Fritz Koenig in der Internet Movie Database (englisch)
- Skulpturenmuseum im Hofberg, Stiftung Koenig, Landshut
- Skulpturenmuseum im Hofberg auf der Website der Stadt Landshut
- Fritz Koenig, Biografie auf der Website der Stadt Landshut
- Fritz Koenig und seine Welt Film von Dagmar Damek, BR 1974, 43:27
Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Fritz Koenig ist tot. Landshut trauert um weltberühmten Bildhauer. Bayerischer Rundfunk, 23. Februar 2017, abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ Schulwebsite
- ↑ [Jahresbericht der Schule 1941/42]
- ↑ Fritz Koenig wird 80 Jahre. Pressemitteilung der Technischen Universität München, 14. Juni 2004, abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ Stefan Trinks: Der Meister vom Ganslberg. In: www.faz.net. 26. Juni 2018, abgerufen am 26. Juni 2018.
- ↑ Vorstände des Deutschen Künstlerbundes seit 1951. (Memento vom 17. Dezember 2015 im Internet Archive) Deutscher Künstlerbund e.V., abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ sueddeutsche.de: Ein geradezu beglückender Anblick
- ↑ Süddeutsche Zeitung vom 3. März 2017 (online)
- ↑ Als die Augen der katholischen Welt nach Ruhstorf blickten; Hans Nöbauer; Passauer Bistumsblatt 13/2017, S. 16
- ↑ TUM - Trauerrede auf Professor Fritz Koenig (1924 - 2017). Abgerufen am 7. Januar 2020.
Personendaten | |
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NAME | Koenig, Fritz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 20. Juni 1924 |
GEBURTSORT | Würzburg, Bayern, Deutsches Reich |
STERBEDATUM | 22. Februar 2017 |
STERBEORT | Altdorf (Niederbayern), Deutschland |
- Bildhauer (Bayern)
- Abstrakte Bildhauerei
- Künstler (documenta)
- Künstler (Landshut)
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- Mitglied im Deutschen Künstlerbund
- Teilnehmer einer Biennale di Venezia
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes
- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Deutscher
- Geboren 1924
- Gestorben 2017
- Mann