Fritz Steudtner

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Fritz Steudtner (* 16. Juli 1896 in Olbersdorf; † 28. März 1986 in Dresden) war ein deutscher Architekt und Denkmalpfleger.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haus Grüne Telle 6 in Dresden-Hellerau, erbaut 1931
Kreuzkirche in Dresden, Zustand um 1955 während der Restaurierung des Innenraums
Kreuzkapelle in Mauersberg (Großrückerswalde), erbaut 1949–1953, der 1889 abgerissenen Wehrgangkirche nachempfunden

Nach einer Zimmererlehre studierte Steudtner ab April 1914 bis zum Kriegsbeginn August 1914 und nach einer Unterbrechung durch seinen bis November 1918 dauernden aktiven Wehrdienst erneut von Oktober 1919 bis August 1921 an der Baugewerkschule Görlitz. Anschließend war er als Bautechniker in der Oberlausitz und im Riesengebirge tätig. Er ging 1923 nach Dresden, wo er bis 1927 ein Architekturstudium an der Dresdner Kunstakademie absolvierte. Zu seinen prägendsten Lehrern zählte dabei Heinrich Tessenow, dessen Meisterschüler Steudtner an der Kunstakademie wurde.[1] Ergänzend zum Studium an der Kunstakademie belegte er Kurse und Vorlesungen in Städtebau bei Adolf Muesmann, Innengestaltung bei Emil Högg, Baugeschichte bei Oscar Reuther und Freihandzeichnen bei Fritz Beckert an der Technischen Hochschule Dresden. Den Studienabschluss erlangte Steudtner dann jedoch bei Wilhelm Kreis, der ab dem Wintersemester 1926/1927 die Meisterklasse für Baukunst an der Kunstakademie übernommen hatte.[2][3] Als Werkstudent war er tätig bei der Reichsbahnbaudirektion, bei Adolf Muesmann, bei Martin Dülfer und im Hochbauamt der Stadt Dresden bei Stadtbaurat Paul Wolf. Im Jahr 1928 machte sich Steudtner als Architekt selbstständig. Zu den Mitarbeitern in seinem Architekturbüro gehörte unter anderem Kurt Nowotny.

Vor dem Zweiten Weltkrieg baute Steudtner zahlreiche Wohnhäuser in und um Dresden. Seine erste Arbeit war jedoch die Erarbeitung einer Möbelserie für die Hausrat Gemeinnützige Möbelversorgungs-GmbH in Dresden. Die direkte Beauftragung dafür kam durch seine Ehefrau Erna Steudtner geb. Bankmann zu Stande, die dort tätig war. Anfang 1940 wurde Steudtner dienstverpflichtet als Referent für Architekten bei der Landesleitung Sachsen der Reichskammer der bildenden Künste.[1] Von August 1943 bis Sommer 1946 war er Leiter der Architekten für die Sofortmaßnahmen für das Land Sachsen, ab der Bombennacht im Februar 1945 nur noch für die Stadt Dresden. Seit 1930 war er freier Mitarbeiter beim Institut für Denkmalpflege des Landes Sachsen. Ab 1945 widmete er sich vor allem dem Kirchenumbau und der Kirchenmodernisierung. Ab Herbst 1950 war er Baupfleger der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Er war Leiter des Wiederaufbaus der Dresdner Kreuzkirche und am Umbau und der Restaurierung der Leipziger Thomaskirche und der Wartburg beteiligt. Im Jahr 1956 entwickelte er einen Nutzungsplan für die vom Abriss bedrohte Dresdner Sophienkirche, der jedoch nicht umgesetzt wurde. Ausgeführte Kirchenneubauten sind die Kreuzkapelle in Mauersberg und die Kirche in Neuendorf bei Cottbus, an deren Bau er maßgeblich beteiligt war.

Steudtner war stets sehr bemüht, die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt der Dresdner Architekten zu fördern. Davon zeugt seine Mitgliedschaft im Pietzsch-Kreis, einer Verbindung von Architekten und bildenden Künstlern, die als Notgemeinschaft insbesondere in der Zeit von 1933 bis zum Kriegsende wirksam war und der Unterstützung ideologisch bedrängter und existenzbedrohter Künstler und Architekten diente. Noch lange nach dem Tod von Martin Pietzsch war der Kreis unter der Leitung von Steudtner aktiv. Es bestanden enge Beziehungen zur Technischen Hochschule Dresden und zur Hochschule der Bildenden Künste.[4]

Darstellung Steudners in der bildenden Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgeführte Bauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1927: Musikpavillon auf dem Festplatz der 6. Jahresschau Deutscher Arbeit, Dresden 1927. Ausstellung „Das Papier“.[6]
  • 1928: Möbelserie für die Hausrat Gemeinnützige Möbelversorgungs G.m.b.H., Dresden[7]
  • 1928: Schwimmende Jugendherberge „Sachsen“, Umbau eines Elbfrachtkahns, Wehlen[8]
  • 1929: Jugendherberge auf dem Aschberg, bei Klingenthal (Vogtland)[9][10]
  • 1929: Innenausbau des Um- und Anbaus der Gewerbeschule für Musikinstrumentenbau und Handwerk mit öffentlicher Handelsschule, Brunndöbra (Vogtland), Äußere Gestaltung durch Martin Hammitzsch[11]
  • 1931: Holzhäuser Grüne Telle 6 in Dresden-Hellerau für den Maler und Grafiker Paul Sinkwitz[12]
  • 1932: Jugendherberge im Schloss Rochsburg[13]
  • 1933: Plastik für das Krieger-Ehrenmal neben der Stadtkirche in Glashütte[14]
  • 1933–35: Umbau Schloss Planitz[15]
  • 1934: Wohnhaus Reitze, Königsweg 15, Dresden[16]
  • 1934: Wohnhaus Schäfer, Gostritzer Str. 124, Dresden[17]
  • 1934: Prospekt der neuen Kirchenorgel, Schönfeld (heute Stadtteil von Dippoldiswalde)[18]
  • 1935: Schulgartengebäude für die Dresdner Reichsgartenschau 1936 im Großen Garten[19]
  • 1935: Friedhofskreuz auf dem Friedhof in Glashütte[20]
  • 1936: Neubau Feuerlöschgerätehaus und Kraftwagenhalle für die Feuerwehr in Glashütte[21]
  • 1936: Wohnhaus Kretzschmar, Krügerstraße 6, Dresden[22]
  • 1937: Wohnhaus Prof. Dr. Gallwitz, Theisewitzer Str. 5, Dresden-Mockritz[23]
  • 1939: Kirche Lockwitz mit Nickern, Erneuerung des Kirchendaches, Neubau der Orgel, Einbau Sanitäranlagen[24]
  • 1946–55: Wiederaufbau der Kreuzkirche in Dresden
  • 1946: Aufbau des Waldparkhotels in Dresden.[25]
  • 1950–51: Bethlehem-Kirche in Dresden-Tolkewitz, Zusammenarbeit mit Wolfgang Rauda
  • 1950–53: Kreuzkapelle in Mauersberg (Sachgesamtheit von Kirche und Gruft)
  • 1953–54: Kirche der wahren Hoffnung, Neuendorf, Teichland, Jänschwalder Straße 5, Innenausbau der Dorfkirche
  • 1955: Glockenspielturm Bärenfels Osterzgebirge.[26]
  • 1970–72: Umbau Filmtheater „West“, Raimundstr. 1, Dresden, Abriss 2002[27]

Denkmalpflegerische Arbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1931–33: Erneuerung der Kirche Neukirchen bei Nossen
  • 1934–35: Erneuerung der Kirche Niederrödern
  • 1936–38: Erneuerung der Kirche Glashütte
  • 1936–39: Erneuerung der Kirche St. Bartholomäus zu Waldenburg (Sachsen)
  • 1946–49: Erneuerung der Kirche zu Schwaben
  • 1946–55: Erneuerung der Kirche Kotitz
  • 1945–59: Erneuerung der Kreuzkirche Dresden
  • 1946–50: Erneuerung der Kirche Strauch
  • 1947–51: Erneuerung der Kirche Lichtenberg
  • 1949: Erneuerung der Kirche Nieska
  • 1952–60: Restaurierungsarbeiten an der Wartburg in Eisenach
  • 1954: Erneuerung der Kirche Conradsdorf
  • 1955–58: Erneuerung der Kirche Dittelsdorf
  • 1955: Erneuerung der Kirche Markersbach
  • 1956–59: Erneuerung des Schlosses Lauenstein (Sachsen)
  • 1956–59: Erneuerung des Schlosses Drehna, Staatssekretariat für Erfassung
  • 1957–62: Erneuerung der Großorgel, Kreuzkirche Dresden
  • 1968–69: Neuausgestaltung des Innenraums der Wichernkapelle in Radebeul
  • 1969–72: Restaurierung des Innenraums der Heilig-Geist-Kirche in Dresden-Blasewitz

Wettbewerbsentwürfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1927: Feuerwehrgebäude mit Wohnungen in Hellerau am Schulweg 24–26 (heute: Heinrich-Tessenow-Weg), 1. Preis. Ausführung jedoch in anderer Entwurfsfassung vermutlich von Paul Löffler.[28]
  • 1927: Berufs- und Handelsschule Cottbus. Zusammenarbeit mit Arch. Sachs (Dresden), Kennwort: "Zweisimmen", Ankauf.[29][30]
  • 1929: Erweiterung des Stadtmuseums in Bautzen mit städtebaulicher Gestaltung des Kornmarktes, 5. Preis.[31][32]
  • 1930: Volksfreibadeanlage, Planitz (Sachsen), 4. Preis.[33]
  • 1939: Volksschulneubau beim Volkspark auf dem Gelände der ehemaligen Weißeschen Gärtnereien in Kamenz, 3. Preis.[34]
  • 1939: Walther-von-der-Vogelweide-Denkmal am Leopoldsberg in Wien.[35]

Städtebauliche Projekte für Ortsverlagerungen bedingt durch Braunkohlenbergbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernhard Sterra et al.: Dresden und seine Architekten. Strömungen und Tendenzen 1900–1970. Verlag der Kunst Dresden, Husum 2011, S. 52 f., S. 232.
  • Hinrich Jantzen: Namen und Werke – Biographien und Beiträge zur Soziologie der Jugendbewegung, Manuskripte und Fragebögen, Steudtner–Zuckmayer, Materialien und Register. Verlag für Bibliotheken, Hollabrunn 2017

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Hinrich Jantzen: Namen und Werke, Manuskripte und Fragebögen, Steudtner–Zuckmayer, Materialien und Register. 2017.
  2. Verzeichnis der Studierenden an der Akademie der bildenden Künste zu Dresden im Wintersemester 1926/27
  3. Verzeichnis der Studierenden an der Akademie der bildenden Künste zu Dresden im Sommersemester 1927
  4. Baer: Betrachtungen zum Städtebau in Dresden in den fünfziger Jahren. In: Dresdner Hefte, Nr. 28 (April 1991), S. 33.
  5. Regine; Hausmann-Kohlmann Richter: Porträtbüste Fritz Steudtner. Scherenschnitt auf Karton von Hanna Hausmann-Kohlmann, 1947. 28,4 x 21,4 cm. Blatt 382 mit Künstlersignatur und Autograph des Porträtierten. Dresden: SLUB Mscr.Dresd.App.2386. 25. Oktober 2004, abgerufen am 27. Mai 2023.
  6. Deutsche Bauzeitung, 27. August 1927, Nr. 69/70, 61. Jahrgang, S. 580.
  7. Dresdner Neueste Nachrichten, 7. Oktober 1928, Nr. 238, S. 37
  8. Dresdner Neueste Nachrichten, 28. August 1928, Nr. 201, S. 5, "Die schwimmende Jugendherberge"
  9. Riesaer Tageblatt und Anzeiger, 1. Juli 1929, "Einweihung der Jugendherberge auf dem Aschberg"
  10. Sächsische Volkszeitung, 2. Juli 1929, "Weihe der Jugendherberge auf dem Aschberg"
  11. Dresdner Nachrichten, Frühausgabe, 5. August 1929, Nr. 363, S. 4, "Hundert Jahre sächsische Harmonikaindustrie - Eine Fahrt in den sächsischen Musikwinkel"
  12. Nils M. Schinker: Die Gartenstadt Hellerau 1909–1945. Stadtbaukunst. Kleinwohnungsbau. Sozial- und Bodenreform. Sandsteinverlag, Dresden 2013, S. 440.
  13. Dresdner Neueste Nachrichten, 21. Juni 1932, Nr. 145, S. 5, "Sachsens neue Jugendburg"
  14. Dresdner Nachrichten, Frühausgabe, 21. November 1933, Nr. 548, S. 6, "Glashütte weiht sein Krieger-Ehrenmal"
  15. Hinrich Jantzen: Namen und Werke, Manuskripte und Fragebögen, Steudtner–Zuckmayer, Materialien und Register. 2017.
  16. Dresdner Neueste Nachrichten, 3. Juli 1934, Nr. 306, S. 7, Baugenehmigungen
  17. Dresdner Neueste Nachrichten, 3. Juli 1934, Nr. 306, S. 7, Baugenehmigungen
  18. Weißeritz-Zeitung, 24. August 1934
  19. Dresdner Neueste Nachrichten, 8. April 1936, Nr. 84, S. 16, Baugenehmigungen
  20. Weißeritz-Zeitung, 20. Februar 1935, Bericht von der Sitzung der Kirchgemeindevertretung
  21. Weißeritz-Zeitung, 12. Oktober 1936, "Glashütter Feuerlöschgerätehaus und Kraftwagenhalle seiner Bestimmung übergeben"
  22. Dresdner Nachrichten, 25. Dezember 1926, S. 20, Auszeichnung von Neubauten
  23. Dresdner Nachrichten, 17. August 1937, Nr. 383, S. 6
  24. Illustriertes Blatt, 22. März 1939, Nr. 69, S. 14
  25. Heimatverein Kipsdorf, Arbeitsgruppe Dr. Siegfried Gerhard; Kurort Kipsdorf und Umgebung Band 2;S. 131
  26. Heimatverein Kipsdorf, Arbeitsgruppe Dr. Siegfried Gerhard; Kurort Kipsdorf und Umgebung Band 2;S. 110ff
  27. Planunterlagen im Archiv der Sächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, https://katalog.slub-dresden.de/id/0-1451845669
  28. Nils M. Schinker: Die Gartenstadt Hellerau 1909–1945. Stadtbaukunst. Kleinwohnungsbau. Sozial- und Bodenreform. Sandsteinverlag, Dresden 2013, S. 490, S. 264.
  29. Entschiedene Preisausschreiben In: Der Baumeister, September 1927, Beilage.
  30. Deutsche Bauzeitung, Nr. 86, 26. Oktober 1927, S. 143.
  31. Zur Erweiterung des Bautzner Museums. In: Dresdner Nachrichten vom 13. Juli 1929, Nr. 325, S. 6.
  32. Erweiterung des Stadtmuseums in Bautzen mit städtebaulicher Gestaltung des Kornmarktes. In: Wettbewerbe für Baukunst und Schwesterkünste, Jahrgang 1929, Heft 10, S. 109–114. (Digitalisat)
  33. Zentralblatt der Bauverwaltung 1930, Nr. 10, S. 214.
  34. Auszeichnung von Neubauten. In: Dresdner Neueste Nachrichten vom 5. Juni 1939, Nr. 128, S. 7.
  35. Dresdner Neueste Nachrichten vom 18. Juli 1940, Nr. 166, S. 4.