Fécamp

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Fécamp
Fécamp (Frankreich)
Fécamp (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Normandie
Département (Nr.) Seine-Maritime (76)
Arrondissement Le Havre
Kanton Fécamp (Hauptort)
Gemeindeverband Fécamp Caux Littoral Agglomération
Koordinaten 49° 45′ N, 0° 23′ OKoordinaten: 49° 45′ N, 0° 23′ O
Höhe 0–125 m
Fläche 15,07 km²
Einwohner 18.016 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 1.195 Einw./km²
Postleitzahl 76400
INSEE-Code
Website www.ville-fecamp.fr

Blick auf Hafen und Stadt

Fécamp ist eine französische Stadt mit 18.016 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Seine-Maritime in der Region Normandie. Sie liegt auf Meereshöhe direkt am Ärmelkanal zwischen Dieppe und Le Havre. Die Stadt unterhält insgesamt drei Häfen: einen Handelshafen, einen Fischereihafen und einen Yachthafen.

Die Steilküste der Gegend ist als Alabasterküste bekannt. Das bekannteste Produkt aus Fécamp ist der hier destillierte Likör Bénédictine.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte von Fécamp (von lat. fisiacampus, Feld des Feigenbaums) geht zurück bis in die 60er Jahre des 7. Jahrhunderts. Waningus, der ein enger Berater von König Chlothar III. war, gründete hier ein Frauenkloster. Er ließ eine Kirche und ein Kloster errichten, wo der Legende nach das Meer einen Feigenbaumstamm anspülte, der wieder Wurzeln schlug. In einer Ritze des Baums wurde ein Gefäß gefunden, das einige Blutstropfen Jesu Christi enthalten soll. Angeblich hat Josef von Arimathäa das Blut aufgefangen und das Gefäß während der Christenverfolgung in dem Feigenbaum versteckt. Nach 674 wurde Bischof Leodegar von Autun hier inhaftiert. Dem klösterlichen Leben wurde jedoch zwischen 842 und 876 durch wiederholte Überfälle dänischer Wikinger ein Ende gesetzt.

Die Neugründung Fécamps geht zurück auf die Normannen. Wilhelm Langschwert, Sohn des Wikingers Rollo, ließ eine Kirche und ein Kloster errichten. Die Bauten wurden 990 fertiggestellt und der Altar am 15. Juni 990 geweiht. Ab dem Beginn des 11. Jahrhunderts schloss sich die Abtei, mit Unterstützung der Herzöge der Normandie, der Kirchenreform an und entwickelte sich zum führenden, geistigen Zentrum der Normandie. Diese führende Rolle wird auch in der Wahl als Grablege durch die Herzöge Richard I. und Richard II. deutlich. Nach der Schlacht bei Hastings übertrug Wilhelm der Eroberer der Abtei vermehrt englischen Besitz, so unter anderem auch den Ort Hastings. Die Abtei und Kirche wurden wegen des großen Pilgerandrangs mehrfach erweitert. Wegen der prächtigen Ausstattung der Pilgerstätten wurde Fécamp mit Jerusalem verglichen. Der spätere Papst Clemens VI. (Peter von Fécamps) wurde im Jahre 1326 Abt von Fécamps.

Der 1963 entdeckte Schatz von Fécamp enthielt unter den 8.584 Münzen, die geborgen werden konnten, auch 20 Denare und zwei Obole aus der Münzstätte Bourges. Alle wurden von Françoise Dumas untersucht und veröffentlicht.

Während der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg war der Hafen ein Evakuierungspunkt der Briten. Die Deutschen umzingelten die Stadt unbemerkt und wollten sie komplett zerstören. Nach gescheiterten Verhandlungen zur kampflosen Übergabe der Stadt kam ein Zivilist zu den Deutschen und bat, das Kloster und die Stadt selbst nicht zu beschießen, da die Engländer im Hafen wären. Die Folge war, dass der Hafen beschossen wurde. Zwei Zerstörer der Briten konnten stark beschädigt entkommen.

Sehenswertes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palais Bénédictine.

Fécamp wurde vom französischen Kulturministerium als Stadt der Kunst und Geschichte ausgezeichnet.

  • Die Abteikirche Sainte-Trinité wurde 1175 bis 1220 im normannischen Baustil errichtet. Die erhaltenen angegliederten Abteigebäude beherbergen heute das Rathaus der Stadt.
  • Das historistische Palais Bénédictine stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es ist ein Kunstmuseum, in dem vor allem mittelalterliche sakrale Kunst ausgestellt ist; außerdem ist dort die Brennerei des Kräuterlikörs DOM Bénédictine.
  • Das Musée des Terre-Neuvas zeigt Ausstellungen zu den Themen Neufundland und Fischerei.
  • Kap Fagnet erhebt sich 95 Meter über die Stadt. Dort sind u. a. Reste von Bunkern deutscher Radar-Standorte des Atlantikwalls aus dem Zweiten Weltkrieg mit vielen Erklärungen zu sehen.
  • Die Kirche Saint-Etienne aus dem 16. Jahrhundert wurde zum Monument historique erklärt.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexandre Le Grand, Gründer des Palais Bénédictine

Bedeutende Einnahmequellen ergeben sich aus den Aktivitäten des Hafens, dessen Verwaltung der örtlichen Industrie- und Handelskammer Chambre de commerce et d'industrie (CCI) übertragen wurde. Er umfasst fünf Hafenbecken und neun Kais mit einer Länge von 80 bis 300 m. Die Einfahrt erfolgt über einen 220 m langen, 70 m breiten Hafenkanal. Der Hafen untergliedert sich in einen Handelshafen (zwei Becken, sieben Anlegestellen am Kai), einen Fischereihafen (drei Kais) und den Yachthafen Port de plaisance de Fécamp (drei Becken mit insgesamt rund 650 Liegeplätzen).

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnerstädte von Fécamp sind:

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt:

Personen, die in Fécamp gewirkt haben:

Ehrenbürger

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • N. Bulst: Fécamps. In: Lexikon des Mittelalters. Band 4, Sp. 323–325.
  • Françoise Dumas: Le trésor de Fécamp et le monnayage en Francie Occidentale pendant la seconde moitié du Xe siècle Paris 1971

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Asteroid (6177) Fécamp wurde am 12. Januar 2017 nach der Stadt benannt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fécamp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Fécamp – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Barbara I. Tshisuaka: Gosset, Antoine Louis Charles Sébastien. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 504 f.