Gaia Blu

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Gaia Blu
Das Schiff als Seefalke
Das Schiff als Seefalke
Ab 1981
Flagge Deutschland Deutschland
andere Schiffsnamen

Falkor (2012–2022)
Seefalke (1981–2012)

Schiffstyp Fischereischutzboot
Rufzeichen DBFO
Heimathafen Hamburg
Eigner Bundesforschungsanstalt für Fischerei
Bauwerft O & K Orenstein & Koppel AG, Lübeck
Stapellauf Dezember 1980
Verbleib 2008 als Fischereischutzboot außer Dienst gestellt; verkauft
Ab 2012
Flagge Cayman Islands Cayman Islands
Schiffstyp Forschungsschiff
Rufzeichen ZCYL5
Heimathafen George Town
Eigner Schmidt Ocean Institute
Taufe 6. März 2012
Übernahme 12. April 2012
Verbleib an Consiglio Nazionale delle Ricerche gespendet
Ab 2022
Flagge Italien Italien
Schiffstyp Forschungsschiff
Rufzeichen ICDA
Heimathafen Neapel
Eigner Consiglio Nazionale delle Ricerche
Übernahme 14. März 2022
Verbleib in Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 82,9 m (Lüa)
Breite 13,0 m
Tiefgang (max.) 4,4 m
Vermessung 1930 BRZ / 579 NRZ
 
Besatzung 18 Personen[1]
Ab 2012
Vermessung 2024 BRZ
Maschinenanlage
Maschine 2 × MWM-Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 5.882 kW (7.997 PS)
Höchst­geschwindigkeit 20 kn (37 km/h)
Propeller 2 × Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 606 tdw
Sonstiges
Klassifizierungen Germanischer Lloyd
(als Seefalke)
IMO-Nr. 7928677

Die Gaia Blu ist ein Forschungsschiff der italienischen Behörde Consiglio Nazionale delle Ricerche.

Gebaut worden war das Schiff als Fischereischutzboot der Bundesrepublik Deutschland und von 1981 bis 2008 als Seefalke im Einsatz. Von 2012 bis 2022 fuhr es als Forschungsschiff für das US-amerikanische Schmidt Ocean Institute.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bau und Einsatz als Fischereischutzboot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Seefalke wurde 1980/81 unter der Baunummer 760 auf der Lübecker Werft O & K Orenstein & Koppel AG gebaut. Die Kiellegung fand am 15. September, der Stapellauf am 22. Dezember 1980 statt. Die Fertigstellung des Schiffes erfolgte am 8. September 1981.

Das Einsatzgebiet des Fischereischutzbootes waren die Nord- und Ostsee und der nördliche Atlantik. Die Hauptaufgabe war die Unterstützung der Fischerei insbesondere in technischen und medizinischen Belangen. In den 1980er-Jahren verlagerte sich der Aufgabenschwerpunkt zur Überwachung der Fischerei. Das Schiff, das seit 1994 zum „Koordinierungsverbund Küstenwache“ gehörte, wurde seit 1998 ausschließlich für die Fischereiüberwachung eingesetzt. Die Hauptaufgabe war nun die Überwachung der Fischerei in Bezug auf die Einhaltung von Maßnahmen zur Erhaltung der Fischbestände und die Einhaltung von Fangverboten sowie die Einschränkung bestimmter Fangmethoden und die Verarbeitung der Fänge.[1]

Das Schiff wurde am 4. November 2008 außer Dienst gestellt[2] und durch einen Neubau gleichen Namens ersetzt. Der Verkauf über die VEBEG, welche das Schiff für 1,9 Mio. Euro an ein kanadisches Fischereiunternehmen veräußert hatte, scheiterte im Oktober 2008 aufgrund des Zusammenbruchs einer isländischen Großbank infolge der Finanzkrise.[3] Das Schiff wurde daraufhin Anfang 2009 erneut zum Verkauf ausgeschrieben und im März des Jahres für über 2 Mio. Euro[4] an die US-amerikanische Stiftung Marine Science & Technology Foundation verkauft.[5][6]

Umrüstung zum Forschungsschiff und Einsatz beim Schmidt Ocean Institute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der neue Eigner des Schiffes ließ es von Peters Schiffbau in Wewelsfleth zum multifunktionalen Forschungsschiff umbauen. Der fast drei Jahre dauernde Umbau war im März 2012 beendet.[7] Die Taufe auf den Namen Falkor erfolgte am 6. März,[8] die Übergabe am 12. April 2012.[9] Das Schiff wurde vom Schmidt Ocean Institute eingesetzt.

Das Schiff wurde mit mehreren Laboren, darunter Nass- und Trockenlaboren, sowie einem Kontrollraum für kabelgeführte Unterwasserfahrzeuge ausgestattet. Das Hubschrauberlandedeck wurde umgebaut und am Heck des Schiffes ein schwenkbarer Heckgalgen installiert.[10] Weiterhin verfügt das Schiff über verschiedene Echolot- und Sonaranlagen.[11] Insbesondere durch den Einbau einer Sonargondel verfügt das Schiff nach dem Umbau über 5,8 m Tiefgang.[12]

Der Einsatzradius des Schiffes, das mit dynamischer Positionierung und Stabilisatoren ausgerüstet ist,[13] wird bei einer Geschwindigkeit von 12 Knoten mit 8000 Seemeilen, die Einsatzdauer mit 28 Tagen angegeben.[11]

An Bord ist Platz für insgesamt 18 Besatzungsmitglieder in 11 Kabinen (inkl. der Eignerkabine) sowie bis zu 22 Wissenschaftler in 10 Kabinen.

Bei einer Überführungsfahrt von Newcastle nach Nuuk entdeckte das Team der Falkor im Juli 2012 während einer Funktionsprüfung der Echolotausrüstung vor der Südküste Grönlands das Wrack des 1943 gesunkenen Polarexpeditionsschiffs Terra Nova.[14][15]

Einsatz beim Consiglio Nazionale delle Ricerche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 14. März 2022 wurde die Falkor vom Schmidt Ocean Institute an das Consiglio Nazionale delle Ricerche gespendet.[16][17] Das Schiff wurde von Consiglio Nazionale delle Ricerche in Gaia Blu umbenannt und unter die Flagge Italiens gebracht. Bereedert wird es von ARGO Ship Management & Services. Am 20. Oktober 2022 wurde die erste Expedition der Gaia Blu abgeschlossen.[18]

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schiff wird von zwei Achtzylinder-Viertakt-Dieselmotoren des Herstellers Motorenwerke Mannheim (Typ: MWM TBD 510-8) angetrieben. Die Motoren mit jeweils 2941 Kilowatt Leistung wirken über Getriebe auf zwei Verstellpropeller. Das Schiff erreicht damit eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Knoten. Als Hilfsdiesel stehen zwei Motoren mit jeweils 560 kW Leistung zur Verfügung (Typ: MWM TBD 602 12).[10] Ferner ist das Schiff mit einem Bugstrahlruder ausgestattet. Der Rumpf ist eisverstärkt (Eisklasse E2).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: IMO 7928677 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Fischereischutzboot Seefalke. Abgerufen am 11. Juni 2012.
  2. Wirtschaftskrise vereitelte den Verkauf der „Seefalke“, Cuxhavener Nachrichten, 12. Februar 2009. Abgerufen am 8. April 2016.
  3. Geschäftsbericht 2008, VEBEG, S. 11 (PDF, 610 kB). Abgerufen am 11. Juni 2012.
  4. Geschäftsbericht 2009, VEBEG, S. 8 (PDF, 700 kB). Abgerufen am 11. Juni 2012.
  5. „Falkor“ und „Seefalke“ in Wewelsfleth, THB – Deutsche Schiffahrts-Zeitung, 24. August 2011.
  6. Forschungsschiff Falkor (Memento vom 8. April 2016 im Internet Archive), GTF Freese.
  7. „Falkor“ in der Erprobung, THB – Deutsche Schiffahrts-Zeitung, 19. März 2012. Abgerufen am 8. April 2016.
  8. Falkor is named, Schmidt Ocean Institute, 6. März 2012. Abgerufen am 8. April 2016.
  9. Dreijähriger Umbau ist abgeschlossen, THB – Deutsche Schiffahrts-Zeitung, 14. April 2012. Abgerufen am 8. April 2016.
  10. a b Marathon Falkor conversion nears end (Memento vom 8. April 2016 im Internet Archive), Maritime Journal, 6. Oktober 2011.
  11. a b Falkor on trials after conversion completed (Memento vom 13. Mai 2019 im Internet Archive), Maritime Journal, 24. April 2012.
  12. Umbau abgeschlossen, Schiff & Hafen, 23. April 2012. Abgerufen am 11. Juni 2012.
  13. Schmidt Research Vessel Foundation Update, Schmidt Research Vessel Institute, Oktober 2010 (PDF, 1,1 MB). Abgerufen am 8. April 2016.
  14. Forscher finden Wrack von Robert Scotts Schiff „Terra Nova“. In: Der Spiegel. 17. August 2012, abgerufen am 14. August 2020.
  15. S S Terra Nova discovered. Schmidt Ocean Institute, 13. August 2012, abgerufen am 14. August 2020 (englisch).
  16. Carlie Wiener: Schmidt Ocean Institute Donates Research Vessel to the National Research Council (CNR). In: Schmidt Ocean Institute. 14. März 2022, abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
  17. Schmidt Ocean Institute donates research vessel to the National Research Council of Italy. In: Consiglio Nazionale delle Ricerche. 14. März 2022, abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
  18. Gaia Blu ship’s first mission to map Med’s seabed ends. In: ANSAmed. 20. Oktober 2022, abgerufen am 28. Dezember 2022 (englisch).