Gartenstadt (Nürnberg)

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Kreisfreie Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 25′ N, 11° 5′ OKoordinaten: 49° 24′ 48″ N, 11° 4′ 42″ O
Höhe: 313–334 m ü. NHN
Fläche: 3,13 km²
Einwohner: 7477 (31. Dez. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 2.389 Einwohner/km²
Eingemeindung: 18. Juli 1910
Postleitzahl: 90469
Vorwahl: 0911
Karte
Lage des statistischen Bezirks 45 Gartenstadt in Nürnberg
Gartenstadt, Finkenbrunn 26–30
Gartenstadt, Finkenbrunn 26–30

Gartenstadt ist ein südlicher Stadtteil Nürnbergs und Name des statistischen Bezirk 45. Namensstiftend war die um 1900 in Deutschland und England einsetzende Gartenstadt-Bewegung.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gartenstadt liegt im südlichen Nürnberg und ist im Nordosten durch den Rangierbahnhof begrenzt. Gen Süden schließen sie der Ortsteil Falkenheim und gen Westen die Bundesautobahn 73 ab. In unmittelbarer Nähe befinden sich der Südfriedhof und die Reste des im Bereich der Gartenstadt größtenteils zugeschütteten Ludwig-Donau-Main-Kanals.

Werderau Gibitzenhof Rangierbahnhof
Main-Donau-Kanal Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Südfriedhof
Maiach Falkenheim Kettelersiedlung

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1908 folgten in Nürnberg 900 wohnungssuchende Bürger dem Aufruf zur Gründung einer Gartenstadt-Baugenossenschaft. Davon entschlossen sich 155 Mitglied zu werden und jeweils 200 Mark einzulegen. Auf preiswertem Grund, dem Hirschensuhl im Süden der Stadt Nürnberg, wurde unter maßgeblicher Beteiligung des Münchner Architekten Richard Riemerschmid die neue Siedlung geplant; zunächst wurden die ersten 46 Häuser gebaut. 1911 waren 76 Wohnungen fertiggestellt. Weitere Planungsarbeiten übernahm Hans Lehr, der die weiteren Bauabschnitte zusammen mit seinem Kompagnon Karl Leubert bis zum Zweiten Weltkrieg wesentlich prägte.[2] Zum Kriegsbeginn 1939 zählte man bereits knapp 1400 Wohneinheiten. Während die Schlacht um Nürnberg tobte, wurde die Gartenstadt am 17. April 1945 kampflos von amerikanischen Verbänden eingenommen, die noch am gleichen Abend weiter nördlich, an der Bayernstraße, in Stellung gingen.[3] Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Häuser wurden später teilweise in vereinfachter Bauform im ursprünglichen Baustil wiederhergestellt, der sich auch in den Ortsteil Falkenheim hinein fortsetzt. Die Gartenstadt steht unter Denkmal- und Ensembleschutz. Lediglich an der Ecke Finkenbrunn unterbrechen drei Bauten aus den 1970er Jahren, ein 17-stöckiges Hochhaus sowie zwei Flachbauten den städtebaulichen Gesamteindruck des historisierenden Stadtviertels.

Heute umfasst die Gartenstadt etwa 880 Einfamilienhäuser, die meist einen kleinen Hausgarten haben, sowie fast weitere 1600 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Diese haben größtenteils einen Balkon, zusammen sind es knapp 2500 Wohneinheiten.

Nach einer langen Planungsphase[4] erweiterte die Gartenstadt ihren Wohnungsbestand zum Ende der 2010er Jahre um weitere 75 Genossenschaftswohnungen.[5] Der neu geschaffene Gebäudekomplex entstand 2018/19 in etwa vier Kilometer Entfernung im Stadtteil Langwasser und deutlich südöstlich abgesetzt des historisierenden Ensembles, an der Einmündung des Franz-Reichel-Ringes in die Staatsstraße ST 2225, die dort Am Zollhaus heißt. (Ecke Liegnitzer Straße)

Bildung und Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt einen Kindergarten und eine Grundschule. Das kulturelle Leben des Ortsteils spielt sich überwiegend im Gemeinschaftshaus Gartenstadt mit Eventhalle ab. Für eine Vielzahl von kleineren Veranstaltungen steht der Kulturladen Gartenstadt zur Verfügung.

Steinerne Brücke, Gartenstadt

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Stadtteil ziehen sich von Nordwest nach Südost Minervastraße, Finkenbrunn und Julius-Loßmann-Straße (Kreisstraße N 1). Die Südwesttangente und die A 73 verlaufen in unmittelbarer Nähe; zu beiden gibt es Auffahrtsmöglichkeiten. Der ÖPNV besteht hauptsächlich aus der Straßenbahnlinie 5 mit den Haltestellen Finkenbrunn und Südfriedhof.

Linie Verlauf Takt
Straßenbahnlinie 5 Tiergarten – Siedlerstraße – Balthasar-Neumann-Straße – Mögeldorf – Lechnerstraße – Business Tower – Marthastraße – Norikerstraße – Dürrenhof – Marientunnel – Hauptbahnhof – Celtisplatz – Aufseßplatz – Christuskirche – Humboldtstraße – Schuckertstraße – Siemensstraße – Lothringer Straße – Frankenstraße – Trafowerk – Am Rangierbahnhof – Finkenbrunn – Südfriedhof – Saarbrückener Straße – Worzeldorfer Straße
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2023
10 min (werktags)
20 min (sonn-/feiertags)

Weiterhin verkehren die VGN-Buslinien 51, 67, 68, 98, 651, N 5 und N 6 durch die Gartenstadt, die außer Finkenbrunn teils auch die Haltestellen Minervaplatz und Am Ludwigskanal bedienen.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Steinerne Brücke am Ludwigs-Kanal
  • Ende des Ludwig-Donau-Main-Kanals
  • Regenbogenschule
  • Katholische Kirche St. Franziskus, Pachelbelstraße 1
  • Katholische Kirche Sankt Rupert, Leerstetter Straße 4
  • Evangelisch-lutherische Emmauskirche Gemeindehaus, Schulze-Delitzsch-Weg 28
  • Evangelisch-lutherische Emmauskirche, Pachelbelstraße 15
  • Katholische Kirche Sankt Wunibald, Saarbrückener Straße
  • Südfriedhof

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Gartenstadt Nürnberg: Geschichte und Geschichten, 3. Bände. Kulturladen Gartenstadt, Nürnberg
    • 1. Band: Daniel Grassnitzer und Stefan Städtler-Ley: Von der Gründung bis zur NS-Zeit. Veröffentlicht: 1996
    • 2. Band: Von der NS-Zeit bis zum Ende des Wiederaufbaus (1933–1953). Veröffentlicht: 1999
    • 3. Band: Die Gartenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Veröffentlicht: 2000
  • Günter P. Fehring, Anton Ress, Wilhelm Schwemmer: Die Stadt Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 10). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1, S. 297–298.
  • Jutta Tschoeke: Gartenstadt. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 323 (online).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gartenstadt (Nürnberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 244–245, S. 244 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
  2. Großstadt zurück zur Natur in FAZ vom 20. September 2012, Seiten R1 und R3
  3. US-Infanteristen haben vor 75 Jahren Nürnberg im Visier. Abgerufen am 21. April 2023.
  4. Hängende Riegel stoßen auf Kritik. Abgerufen am 21. April 2023.
  5. Wohnungsangebote / Wohnungsbewerbung. Abgerufen am 21. April 2023.