Gary Stevenson
| Gary Stevenson | |
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Stevenson, 2024
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| Allgemeine Informationen | |
| Sprache | Englisch |
| Genre | Wirtschaftswissenschaften |
| YouTube | |
| Kanal | garyseconomics |
| Gründung | 23. Mai 2020 |
| Abonnenten | über 1.430.000 |
| Aufrufe | über 170.913.830 |
| Videos | über 341 |
| (Stand 12. Oktober 2025) | |
Gary Stevenson (* 1986) ist ein britischer YouTuber, Autor, Ökonom und früherer Trader, der für seinen Aktivismus gegen wirtschaftliche und somit soziale Ungleichheit bekannt ist.[1]
Stevenson wurde in Ilford, London, geboren und studierte Wirtschaftswissenschaften und Mathematik an der London School of Economics, bevor er 2008 im Alter von 21 Jahren als Händler bei Citibank anfing. Stevenson wurde im Zuge der Weltfinanzkrise 2007–2008 zum Millionär, indem er auf eine starke Zunahme der wirtschaftlichen Ungleichheit setzte und darauf, dass die wachsende Armut zu anhaltend niedrigen Zinssätzen führen würde.[2] Er behauptet, 2011 der profitabelste Trader seiner Bank gewesen zu sein,[3] was von einigen ehemaligen Kollegen bestritten wird.[4] 2014 zog sich Stevenson aus dem Finanzhandel zurück, um an der Universität Oxford einen Master in Wirtschaftswissenschaften zu absolvieren. 2020 startete er den YouTube-Kanal GarysEconomics, auf dem er sich gegen wirtschaftliche Ungleichheit einsetzt und einem breiten Publikum wirtschaftliche Konzepte erklärt.[5]
Stevenson beteiligt sich an politischen Debatten über Ungleichheit in Großbritannien und hat Beiträge für Medien wie den Guardian, die BBC, LBC Radio, Novara Media und Piers Morgan Uncensored verfasst. Im Jahr 2024 veröffentlichte Penguin Books "The Trading Game", Stevensons Memoiren über seine Jahre in der Finanzbranche.
Frühe Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stevensons Eltern sind Mormonen.[6] Der Vater war Postbeamter in Ilford, die Mutter hat italienische Wurzeln.[1] Er war das Mittlere dreier Geschwister.[2] Als Kind trug er Zeitungen aus und ging auf die Ilford County High School, von welcher er 16-jährig 2003 aufgrund eines "drogenbedingten Regelverstoßes" verwiesen wurde.[2] Anschließend schloss er die Schule an der Valentines High School ab, wo er viermal die Bestnote erzielte.[7] Als Jugendlicher versuchte er sich für kurze Zeit als Grime MC.[6]
2005 ging er an die London School of Economics, um Mathematik und Wirtschaft zu studieren.[2] Später schrieb er in seinen Memoiren, dass ihn seine Studentenzeit gelehrt hatte, dass "viele reiche Leute erwarteten, arme Leute seien dumm". Nebenher arbeitete er in einem Möbelhaus, wo er 40 Pfund am Tag verdiente.[8]
Berufslaufbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zinssatzhändler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stevenson begann seine Karriere 2008 im Alter von 21 als Zinssatzhändler bei der Citibank, nachdem er ein auf Trading basierendes Kartenspiel gewonnen hatte[3][9]; zunächst als Praktikant, sodann als Festangestellter.[8] Er profitierte von der Weltfinanzkrise 2008[2] und erhielt Anfang 2009 seinen ersten Bonus von 13.000 Pfund.[8] Er verdiente knapp 400.000 Pfund in seinem ersten Jahr, gefolgt von seiner ersten Million 2010.[2] Stevenson wettete auch auf die griechische Staatsschuldenkrise von 2011.[10]
Stevenson hat seitdem erklärt, dass er 2011 „der weltweit profitabelste Händler der Citibank“ geworden sei, mit einem Spitzengewinn von 35 Millionen Dollar, den er in diesem Jahr für die Bank erzielt habe.[11] Stevenson gibt an, diesen Gewinn durch Handelsgeschäfte erzielt zu haben, die auf der Prognose beruhten, dass die Zinssätze aufgrund der Auswirkungen der Vermögensungleichheit auf die Nachfrage nicht steigen würden.[2][3] Er war der Ansicht, dass wohlhabende Menschen dazu neigten, ihr Geld zu sparen, anstatt es auszugeben, und es stattdessen in Immobilien investierten.[12] Seine Behauptung, der „profitabelste Händler“ zu sein, wurde jedoch von acht seiner ehemaligen Kollegen bei Citibank in einem Artikel der Financial Times aus dem Jahr 2024 angezweifelt. Seine Kollegen sagten, dass Stevenson unmöglich definitiv wissen konnte, wo er in Bezug auf die Rentabilität der Händler bei Citibank stand, da es nie eine offizielle globale Rangliste gegeben habe. Stevenson reagierte auf den Artikel mit der Aussage: „Ich stehe zu dem, was ich in dem Buch gesagt habe, und habe dem nichts weiter hinzuzufügen.“[11]
Nachdem Stevenson von seinem damaligen Leben desillusioniert war, wurde er nach Tokio versetzt. Dort versuchte er laut eigenen Angaben, die Citibank über eine „Benefizklausel“ zu verlassen, wonach er ein Jahr lang für eine Wohltätigkeitsorganisation arbeiten würde, was ihm jedoch verweigert wurde. Einer seiner Kollegen erklärte, dass besagte Klausel zu dem Zeitpunkt, als Stevenson sie in Anspruch nehmen wollte, „im Wesentlichen nicht mehr existierte“. Stevenson gibt an, dass er von einem Arzt für sechs Monate krankgeschrieben wurde, woraufhin er ein Jahr lang eine Verwaltungsstelle bei der Bank bekleidete, bevor er die Bank mit seinen Nachzugsaktien im Wert von etwa 1,5 bis 2 Millionen Pfund verlassen durfte.[11] Stevenson zog sich 2014 im Alter von 27 Jahren[2] aus dem Handel zurück, weil er ausgebrannt war.[5]
Aktivismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stevenson schrieb sich am Keble College für einen Master in Wirtschaftswissenschaften ein[2][13] und schrieb eine Abschlussarbeit mit dem Titel „Der Einfluss von Ungleichheit auf Vermögenspreise, wenn Haushalte Wert auf Wohlstand legen“ (The Impact of Inequality on Asset Prices When Households Care About Wealth).[2][9] "Deprimiert und desillusioniert" von der Bildung, die ihm zuteilwurde,[2] und frustriert davon, dass "ein Wandel nicht von dort kommt",[10] befasste er sich mit den Werken von Thomas Piketty, Emmanuel Saez, Gabriel Zucman, Atif Mian, Amir Sufi und Ludwig Straub.[2]
Als die COVID-19-Pandemie begann, prognostizierte er einen Anstieg der Immobilienpreise und der Einkaufskosten[2] sowie eine Zunahme der Ungleichheit.[3] Er schloss sich den Patriotic Millionaires und Millionaires for Humanity an, um sich für eine Vermögenssteuer einzusetzen, und gründete den YouTube-Kanal GarysEconomics mit dem Ziel, der breiten Öffentlichkeit Wirtschaftsthemen näherzubringen.[2][14][15] Im Jahr 2021 unterzeichnete er zusammen mit 29 anderen britischen Millionären einen offenen Brief an Rishi Sunak, in dem sie den damaligen Finanzminister aufforderten, eine Vermögenssteuer einzuführen, und erklärten: „Anstatt die Sozialversicherungsbeiträge zu erhöhen und Familien, die Sozialhilfe beziehen, 1.000 Pfund pro Jahr wegzunehmen, sollte der Finanzminister, der selbst Multimillionär ist, sich selbst und Menschen wie mich – Menschen mit Vermögen – besteuern.“[16] Stevenson hat auch vorgeschlagen, die Zeitspanne zu begrenzen, in der Menschen ihr Vermögen behalten können.[1] Er hat erklärt, dass er keine Vermögenssteuer für Menschen mit 1 Million Pfund, sondern für diejenigen mit Family Offices und über 10 Millionen Pfund möchte.[5]
2022 trat Stevenson in der Channel 4-Dokumentation Cryptocurrency: Has the Bubble Burst? auf.[17] 2023 trug er zu Steffan Roe Griffiths’ Kurzfilm Gary Stevenson – Life Out of Balance bei,[18] und erschien bei BBC Politics Live.[14] Er schrieb eine Autobiografie, The Trading Game,[15] benannt nach dem von der Citibank abgehaltenen Kartenspiel, welches ihm das Praktikum dort ermöglichte.[19] Penguin Books erwarb für eine sechsstellige Summe die Rechte[15] und veröffentlichte es im März 2024.[8] Joris Luyendijk vom Guardian schrieb, es sei „ein gut geschriebenes und oft düster-komisches Buch, das überzeugend darlegt, dass die Hochfinanz nach wie vor genauso giftig, rücksichtslos und zutiefst zynisch ist wie eh und je.“[8]
Im Jahr 2025 trat Stevenson in Steven Bartletts Podcast The Diary of a CEO und in Piers Morgan Uncensored auf.[6] Er wurde von der Labour Growth Group um Rat bezüglich der Vermarktung ihrer Ideen gebeten, woraufhin er ein 15-minütiges Video mit dem Titel „Labour will bei Gary's Economics auftreten, soll ich sie lassen?“ veröffentlichte.[20]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The Trading Game. Penguin Books, 2024, ISBN 978-0-241-63660-2 (englisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Rupert Neate: Gary Stevenson, City trader turned campaigner: 'I made money betting on a disaster' In: The Guardian, 2. Juli 2022. Abgerufen am 16. April 2023 (englisch).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Anoosh Chakelian: "Capitalism's over": The man who made millions by betting the economy would never recover. In: New Statesman. 17. November 2021, abgerufen am 16. April 2023 (englisch).
- ↑ a b c d Gary Stevenson: I made millions out of the last debt crisis. Now the wealthy stand to win again In: The Guardian, 7. Mai 2020. Abgerufen am 16. April 2023 (britisches Englisch).
- ↑ Robert Smith: Gary Stevenson claims to have been the best trader in the world. His old colleagues disagree In: Financial Times, 12. September 2024 (englisch).
- ↑ a b c Sarah Butcher: Citigroup's pro-tax trading prodigy: "I was the best f**king trader in the world". In: eFinancialCareers. 21. Februar 2024, abgerufen am 26. Januar 2025 (englisch).
- ↑ a b c Zing Tsjeng: Gary Stevenson wants to save men from the Andrew Tate crowd. In: GQ. 17. Juni 2025, abgerufen am 11. August 2025 (englisch).
- ↑ Paul Clarke: Meet the junior trader turned economist who's convinced a recession is coming. In: eFinancialCareers. 17. Dezember 2021, abgerufen am 1. Juni 2024 (englisch).
- ↑ a b c d e Joris Luyendijk: The Trading Game by Gary Stevenson review – cashing out In: The Guardian, 22. Februar 2024. Abgerufen am 23. Februar 2024 (britisches Englisch).
- ↑ a b Commentary: I got rich by betting that inequality would destroy the U.S. and U.K. I'm sorry. In: Fortune. Abgerufen am 16. April 2023 (englisch).
- ↑ a b Rupert Neate: 'Raise my taxes – now!': the millionaires who want to give it all away In: The Guardian, 3. April 2021. Abgerufen am 16. April 2023 (englisch).
- ↑ a b c Robert Smith: Gary Stevenson claims to have been the best trader in the world. His old colleagues disagree In: Financial Times, 12. September 2024 (englisch).
- ↑ Owen Jones: As things fall apart, the super-rich spend $2m on whisky. We need a wealth tax In: The Guardian, 13. Januar 2022. Abgerufen am 16. April 2023 (englisch).
- ↑ Rupert Neate, @RupertNeate: Gary Stevenson, City trader turned campaigner: 'I made money betting on a disaster' In: The Guardian, 2. Juli 2022. Abgerufen am 13. März 2024 (englisch).
- ↑ a b Miles Ellingham: He made millions betting against economic recovery. Now he wants to fix things. In: Financial Times. 1. März 2024, abgerufen am 3. März 2024 (englisch).
- ↑ a b c Allen Lane lands 'gripping' memoir by ex-trader Stevenson in 12-way auction for six figures. In: The Bookseller. Abgerufen am 16. April 2023 (englisch).
- ↑ Rupert Neate: Millionaires petition Rishi Sunak to introduce wealth tax In: The Guardian, 24. Oktober 2021. Abgerufen am 16. April 2023 (englisch).
- ↑ Michael Hogan: Cryptocurrency: Has the Bubble Burst? review: a disappointing and dumbed-down crash course In: The Telegraph, 9. August 2022. Abgerufen am 16. April 2023 (britisches Englisch).
- ↑ Steffan Roe Griffiths: Gary Stevenson - Life Out of Balance, A Cinematic Documentary. In: MNA Film. 24. Mai 2023, abgerufen am 24. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Gary Stevenson: I was the City's youngest and highest earning trader – but it nearly killed me In: The Daily Telegraph, 2. Februar 2024. Abgerufen am 12. Februar 2024 (englisch).
- ↑ Aletha Adu: Labour group tells MPs they must be on YouTube and TikTok In: The Guardian, 30. März 2025. Abgerufen am 11. August 2025 (englisch).
| Personendaten | |
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| NAME | Stevenson, Gary |
| KURZBESCHREIBUNG | britischer YouTuber, Autor, Ökonom und Trader |
| GEBURTSDATUM | 1986 |
