Gastrotomie

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Die Gastrotomie (von altgriechisch γαστήρ ‚Magen‘ und altgriechisch τομή ‚Schnitt‘), deutsch Magenschnitt, ist eine operative Eröffnung des Magens.

Die Gastrotomie dient der Entfernung von Fremdkörpern, der Dehnung von Cardia (Mageneingang) oder Speiseröhre, zur Blutungsstillung oder der Entnahme von Gewebeproben. Die einfache Gastrotomie – insbesondere zu diagnostischen Zwecken – ist weitgehend durch die Gastroskopie abgelöst worden.

Eine Sonderform der Gastrotomie ist die Kardiomyotomie (von altgriechisch καρδία kardia, deutsch ‚Herz‘, hier: ‚Mageneingang‘, μύο ‚Muskel‘ und τομή ‚Schnitt‘) nach Gottstein[1] und Heller,[2] bei der die Serosa und Muskularis der Cardia und des distalen Ösophagus (Speiseröhre) durchtrennt werden, die Schleimhaut von Magen und Speiseröhre aber intakt bleiben. Dieser Eingriff wird zum Beispiel bei einer Achalasie durchgeführt.

Berichte über erste Gastrotomien erfolgten 1602 (Prag) bei einem Bauernburschen namens Florian Mathis und 1635 (Königsberg) bei dem Bauernknecht Andreas Grünheide.[3] Dabei wurde jeweils ein verschlucktes Messer entfernt, so wie auch bei Gastrotomien durch Hübner (vor 1720 in Rastenburg) und Frisac (um 1786 in Toulouse).[4] Bis 1848 wurden insgesamt zehn weitere Fälle von operativen Eingriffen zur Entfernung von Fremdkörpern[5] aus dem Magen veröffentlicht, wobei acht Patienten geheilt werden konnten.[6]

Der Verschluss des bei der Gastrotomie eröffneten Magens erfolgte im 19. Jahrhundert entweder durch eine Naht oder (bei unverschlossen gelassener Öffnung) durch eine meist spontan heilende Magenfistel. Gängige Nähte waren 1878[7] eine Modifikation der Lembert’schen Darmnaht und eine zweireihige Etagennaht.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Roche Lexikon Medizin. 4. Auflage. München 1999.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Georg Gottstein: Über die operative Behandlung des Cardiospasmus. 76. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Breslau. Sektion für Chirurgie. In: Zentralblatt für Chirurgie. Band 31, 1904, S. 1362 f.
  2. Vgl. auch Ernst Heller: Extramuköse Cardiaplastik beim chronischen Cardiospasmus mit Dilatation des Oesophagus. In: Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie. Band 27, 1914, S. 141–149.
  3. zum Fall des Jahres 1635 vgl. auch Oskar Ehrhardt: Die erste operative Eröffnung des Magens. In: Janus. Arch. intern. pour l’histoire de la medicin. Band 101, Leiden 1902.
  4. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. [Gewidmet der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie]. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg/ New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 500.
  5. Vgl. auch Benno Credé: Gastrotomie wegen Fremdkörper. In: Archiv für Klinische Chirurgie. Band 33, 1886, A. 574 ff.
  6. Franz X. Sailer: Chirurgie der Bauchorgane und der Bauchwand: Magen. In: Chirurgie historisch gesehen: Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Hrsg. von Franz X. Sailer und Friedrich W. Gierhake, Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 43–71, hier: S. 44–47 (Entfernung von Fremdkörpern aus dem Magen).
  7. F. F. Kaiser: Beiträge zu den Operationen am Magen. In: Beiträge zur operativen Chirurgie. F. Enke, Stuttgart 1878.
  8. Franz X. Sailer: Chirurgie der Bauchorgane und der Bauchwand: Magen. 1973, S. 47.