Gazaoua

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Landgemeinde Gazaoua
Landgemeinde Gazaoua (Niger)
Landgemeinde Gazaoua (Niger)
Landgemeinde Gazaoua
Koordinaten 13° 32′ N, 7° 55′ OKoordinaten: 13° 32′ N, 7° 55′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Maradi
Departement Gazaoua
Einwohner 108.606 (2012)

Gazaoua (auch: Gazawa) ist eine Landgemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Departements Gazaoua in Niger.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gazaoua liegt in der Großlandschaft Sudan und grenzt im Süden an der Nachbarstaat Nigeria. Die Nachbargemeinden in Niger sind Koona und Maïjirgui im Norden, Hawandawaki und Korgom im Osten sowie Aguié und Gangara im Westen. Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 60 Dörfer, 92 Weiler und zwei Lager.[1] Der Hauptort der Landgemeinde ist Gazaoua.[2]

Landschaftlich ist die Gemeinde relativ flach und von artenreichen Parklandschaften geprägt. Hier gedeihen Anabäume, Arabische Gummi-Akazien, Bauhinia rufescens, Gummiarabikumbäume, Doumpalmen, Lannea fruticosa, Parinari macrophylla, Piliostigma reticulatum und Wüstendatteln. Im südlichen Teil der Gemeinde gibt es Sanddünen.[3] In Gazaoua mündet das Trockental Goulbi May Farou in das Trockental Goulbi El Fadama.[4] Mehrere kleine Teiche, darunter einer beim Hauptort, dienen als Viehtränken, der Ziegelherstellung und zur Bewässerung von Gärtnereien. Die Trockenzeit in Gazaoua dauert von Oktober bis Mai, die Regenzeit von Juni bis Oktober. Die jährlichen Niederschlagsmengen variieren stark.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gazaoua („Gasaua“) in Stielers Hand-Atlas (1891)

Der Ortsname Gazaoua leitet sich von Gazaoui her, dem Personennamen des Ortsgründers.[5] Gazaoua und Maradi waren die Ziele von Flüchtlingen aus Katsina, nachdem die Fulbe Katsina im Jahr 1812 endgültig besiegt hatten. Während Maradi sich zunächst der Oberherrschaft der Fulbe unterordnen musste, konnten die Katsina-Flüchtlinge in Gazaoua von Beginn an alle Angriffe der Fulbe abwehren.[6] In den 1850er Jahren besuchte der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth den Ort.[7]

Die französische Forschungs- und Militärexpedition Mission Foureau-Lamy hielt sich von 24. bis 29. November 1899 in Gazaoua auf.[8] Der Ort fiel Anfang des 20. Jahrhunderts dauerhaft an Frankreich. Der Markt von Gazaoua war einer der kleinen Märkte in der Region, die damals von der französischen Verwaltung zugelassen wurden.[9]

Niger wurde 1960 unabhängig. Im Jahr 1964 gliederte eine Verwaltungsreform den Staat in 32 Arrondissements, die Vorläufer der späteren Departements. Gazaoua wurde dem neu geschaffenen Arrondissement Tessaoua (dem späteren Departement Tessaoua) zugeschlagen und erhielt den Status eines Verwaltungspostens (poste administratif) im Gebiet des Arrondissements. Verwaltungsposten waren besondere Gebietseinheiten eine Ebene unterhalb von Arrondissements, die als eine Art Vorstufe zu einer späteren Umwandlung in ein eigenes Arrondissement galten. Dies wurde im Fall von Gazaoua zunächst nicht umgesetzt, die Gemeinde verblieb bei Tessaoua.[10] Später wurde Aguié einschließlich Gazaoua als Departement aus Tessaoua herausgelöst. Eine Verwaltungsebene unterhalb der Departements gehörte Gazaoua zum Kanton Aguié. Im Jahr 2002 wurde Gazaoua als im Zuge einer weiteren Verwaltungsreform als eigenständige Landgemeinde aus dem Kanton Aguié herausgelöst. Bei der Flutkatastrophe in West- und Zentralafrika 2010 wurden 1881 Einwohner von Gazaoua als Katastrophenopfer eingestuft.[11] Der Verwaltungsposten von Gazaoua wurde schließlich 2011 aus dem Departement Aguié herausgelöst und zum Departement Gazaoua erhoben.[12]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 108.606 Einwohner, die in 14.121 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 80.107 in 11.102 Haushalten.[13]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 14.674 Einwohner in 2022 Haushalten,[1] bei der Volkszählung 2001 9705 in 1347 Haushalten[13] und bei der Volkszählung 1988 6311 in 1062 Haushalten.[14] Bei der Volkszählung 1977 waren es 3538 Einwohner.[15]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Azna, Katsinawa, Fulbe und Tuareg.[16] Gazaoua ist ein traditionelles Zentrum der Azna.[17]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 25 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 8 PNDS-Tarayya, 5 CPR-Inganci, 4 RDP-Jama’a, 3 RPD-Bazara, 2 ADEN-Karkara, 1 MDEN-Falala, 1 MODEN-FA Lumana Africa und 1 RDR-Tchanji.[18]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 54 Dörfern in der Gemeinde.[1]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde liegt am Übergang der Zone des Regenfeldbaus des Nordens zur Zone der Bewässerungsfeldwirtschaft des Südens.[19] Die Märkte im Hauptort und im Dorf Madobi sind bedeutend für den Zwischenhandel von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Vieh und darin vergleichbar den benachbarten Märkten von Baoudetta, Koona und Maïjirgui. Hier werden die auf Lokalmärkten wie jenem in Toki erworbenen Waren weiter in die Märkte der Großstädte Agadez, Arlit und Niamey verkauft.[20] Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält eine Verkaufsstelle im Hauptort.[21]

Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind im Hauptort sowie in den Siedlungen Aikawa, Birnin Guéza, Bougouzawa und Madobi vorhanden. Die Gesundheitszentren im Hauptort und in Madobi verfügen jeweils über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation.[22] Der CEG Gazaoua, der CEG Aikawa und der CEG Madobi sind allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[23] Beim Collège d’Enseignement Technique de Gazaoua (CET Gazaoua) handelt es sich um eine technische Fachschule[24] und beim Centre de Formation aux Métiers de Gazaoua (CFM Gazaoua) um ein Berufsausbildungszentrum.[25]

Durch Gazaoua verläuft die Nationalstraße 1, die den Ort mit den Regionalhauptstädten Maradi und Zinder verbindet. Die Niederschlagsmessstation im Hauptort liegt auf 350 m Höhe und wurde 1954 in Betrieb genommen.[26]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Chafai Sayadi Abdou: Dynamique d’occupation des sols et les stratégies d’adaptation des populations face à la dégradation des terres dans la commune de Gazaoua (Maradi). Mémoire. Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2020.
  • Maman Adamou: Analyse de la gestion du foncier dans le processus de la vulgarisation des ménages dans la zone d’Aguié, cas du village de Zabon Moussou. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2004.
  • M. H. Ibrahim: Etude de faisabilité d’un marché autour du palmier doum (Hyphaene thebaica) et de ses sous-produits dans la grappe villageoise de El Gueza, dans l’arrondissement d’Aguié (Maradi). Mémoire de fin de cycles Ingénieurs des Techniques Agricoles (ITA). Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2004.
  • Abdourahamane Mamane: Identification et caractérisation de quelques innovations paysannes dans la gestion et la valorisation des ressources naturelles dans le département d’Aguié. Cas des terroirs villageois de Dan Damou et Bougouzawa. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2008.
  • Roumanatou Saky Souleymane: Etude des risques et stratégies paysannes de gestion de la fertilité des sols et des risques climatiques dans la région d’Aguié (Maradi). Cas du village de Zabon Mousso. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2002.
  • Kanta Saley: Etude des pratiques et des stratégies paysannes en matière de gestion de la fertilité des sols et des risques climatiques dans l’arrondissement d’Aguié (Maradi). Cas des villages de Elgueza et de Zabon Moussou. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2002.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 237–240, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
  2. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  3. a b Djalal Ademonla Arinloye, Lawali Sitou, Patrice Savadogo, Joachim Binam, Antoine Kalinganire, Jules Bayala: Gender in decision making, access to and control over labor and extension services. A perception survey in Niger. (PDF) CGIAR, Januar 2016, S. 7–9, abgerufen am 15. Dezember 2020 (englisch).
  4. Hydro-agricultural development project with smart agriculture practices resilient to climate change in Niger. Final Report. (PDF) Global Lead SA, Dezember 2019, S. 35, abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
  5. Djalal Ademonla Arinloye, Lawali Sitou, Patrice Savadogo, Joachim Binam, Antoine Kalinganire, Jules Bayala: Gender in decision making, access to and control over labor and extension services. A perception survey in Niger. (PDF) CGIAR, Januar 2016, S. 6, abgerufen am 15. Dezember 2020 (englisch).
  6. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 147.
  7. Jean-Paul Labourdette, Dominique Auzias: Niger 2009. Nouvelle édition de l’Université, Paris 2009, ISBN 2-7469-1640-1, S. 33.
  8. Fernand Foureau: Documents scientifiques de la mission saharienne. Mission Foureau-Lamy d’Alger au Congo par le Tchad. Atlas (Kartograf: Verlet-Hanus). Masson, Paris 1905 (jubilotheque.upmc.fr [abgerufen am 6. Mai 2018]).
  9. Hassane Gandah Nabi: Commerçants et entrepreneurs du Niger (1922–2006). L’Harmattan, Paris 2013, ISBN 978-2-336-29136-9, S. 38.
  10. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 275.
  11. @1@2Vorlage:Toter Link/www.cic.neSituation des besoins des populations victimes d’inondations (2010) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven). Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 23. September 2010, abgerufen am 31. März 2012.
  12. Une nouvelle loi sur le redécoupage administratif. In: L’Arbre à Palabres. Nr. 13, 11. August 2011, S. 2 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 9. April 2022]).
  13. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, archiviert vom Original am 2. Februar 2012; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
  14. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 140 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  15. Recensement général de la population 1977. Résultats définitifs. Rapport d’Analyse. Direction de la Statistique et de l’Informatique, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey Dezember 1985, S. 30 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 28. März 2021]).
  16. Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
  17. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 50.
  18. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  19. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
  20. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 29–30, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
  21. CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr. 17, Mai 2013, S. 28.
  22. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  23. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des données. Institut National de la Statistique, République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  24. CET Maradi. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).
  25. Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 90, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).
  26. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 7 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 18. März 2022]).