Truus van Lier

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Truus van Lier, eigentlich Geertruida (22. April 1921 in Utrecht27. Oktober 1943 im KZ Sachsenhausen) war eine niederländische Widerstandskämpferin gegen die Hitlerdiktatur und gegen die Besetzung der Niederlande.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenktafel in Utrecht

Ihre Eltern waren der Rechtsanwalt Willem Alexander van Lier und Dirkje Willemina Wensink, eine Chemikerin, die an der Universität Utrecht arbeitete. Lambertus van Lier, ihr Großvater, zählte zu den Gründern der Utrechtschen Hypotheekbank mit Sitz am Drift 17. Im Herbst 1940 begann sie ein Jurastudium an der Universität Utrecht und wurde Mitglied der Widerstandsgruppe CS-6, deren Name sich von der Adresse Corellistraat 6 in Den Haag ableitete, dem Hauptquartier der Gruppe. Im Laufe des Jahres 1943 infiltrierte van Lier die Nationaal-Socialistische Beweging (NSB) und die Wehrmacht in Amersfoort. Es gelang ihr, Fotos vom Militärflugplatz Soesterberg zu schießen und sie an den Widerstand weiterzuleiten. Weiters soll sie als Kurier illegale Literatur und Waffen geliefert und untergetauchte jüdische Menschen zu ihrem Versteck eskortiert haben. Am 3. September 1943 erschoss sie den Utrechter Polizeichef Gerardus Johannes Kerlen, einen führenden Nationalsozialisten, in der Nähe seines Hauses am Willemsplantsoen. Der SS-Sturmbannführer Willy Lages versprach eine Belohnung von 10.000 Gulden für denjenigen, der Hinweise auf die Attentäterin geben könne. Truus van Lier wurde von einer CS-6-Kameradin verraten, diese war inzwischen Spionin für die Deutschen geworden. Am 14. September 1943 wurde Truus van Lier in Haarlem festgenommen, in das KZ Sachsenhausen verschleppt und dort am 27. Oktober 1943[1] durch ein Erschießungskommando hingerichtet. Laut Zeugenberichten trat sie, zusammen mit zwei weiteren Widerstandskämpferinnen, hocherhobenen Hauptes singend vor ihre Mörder, zu.[2] Sie war 22 Jahre alt.

Schriftzug Truus in Blumenform, Utrecht

Ihr Vater, der als Jude galt, konnte den Rassenwahn der Nationalsozialisten überleben, indem er untertauchte. Er wusste nichts über das Schicksal seiner Tochter und suchte per Zeitungsannoncen nach Informationen. Am 10. Juli 1946 informierte ihn das Rote Kreuz über ihr Schicksal.

Der Verräter wurde nach dem Untergang des NS-Regimes verurteilt.

Schicksal der Angehörigen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch ihre Mutter wurde vom NS-Regime ermordet. Sie wurde festgenommen, im Kamp Vught interniert und in das KZ Ravensbrück deportiert, wo sie im Januar 1945 ihr Leben verlor. Eine Nichte, Trui van Lier (1914–2002), kümmerte sich um jüdische Kinder. Gemeinsam mit Jet Berdenis van Berlekom (1920–2010) und dem Kinderheim Kindjeshaven in Utrecht gelang es ihr, 150 Kinder vor den Besatzern in Sicherheit zu bringen. Truus' ältere Schwester, Wilhelmina, engagierte sich ebenfalls im Widerstand. Sie konnte rechtzeitig nach Frankreich flüchten und gelangte von dort über Spanien nach England.

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stolperstein in Utrecht

Truus van Lier wird in den Niederlanden nach wie vor sehr verehrt. Es gibt eine Audiotour für Truus & Trui van Lier,[3] es gibt Gedenkstätten und in Amsterdam Osdorp ist eine Straße nach ihr benannt. Auf einem Gedenkstein für gefallene Studenten in Utrecht findet sich auch ihr Name. 2003 erstellte der Filmemacher Jan van Friesland eine VPRO-Reportage über Van Lier und das Attentat auf Gerardus Johannes Kerlen. Eine ungewöhnliche Hommage ist seit ungefähr 2005 an der Catharijnesingel von Utrecht zu sehen: Tommie Hendriks pflanzte gelbe und weiße Narzissen, die zusammen den Namen Truus bildeten. Im Dezember 2020 wurden die Narzissen an einem anderen Ort gepflanzt, der Name erscheint jetzt am Waalsteg.[4] 2021 wurde in Utrecht ein Stolperstein für die Widerstandskämpferin verlegt. In diesem Kontext wurde sie von der Gemeente Utrecht als „Heldin des Widerstands“ tituliert.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michiel van Diggelen, Kees van Domselaar: Truus van Lier. Van schoolmeisje tot verzetsvrouw. Uitgeverij IJzer, Utrecht 2022, ISBN 978-90-8684-252-0.
  • Jessica van Geel: Truus van Lier. Het leven van een verzetsvrouw. Thomas Rap, Amsterdam 2022, ISBN 978-94-004-0873-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. einige Quellen geben den 24. November 1943 an, doch das Totenbuch von Sachsenhausen schreibt 27. Oktober 1943
  2. Rietveld Schröder House: Truus van Lier (1921-1943), abgerufen am 12. September 2021
  3. OostKrant: Audiotour Truus & Trui van Lier, abgerufen am 12. September 2021
  4. ‘Truus’ staat weer in bloei langs de Utrechtse Catharijnesingel, abgerufen am 18. September 2021
  5. Gemeente Utrecht: Utrechtse verzetsheldin Truus van Lier op honderdste geboortedag geëerd met plaquette en Stolpersteine, 22. April 2021