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Gefecht bei Halen

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Gefecht bei Halen
Teil von: Erster Weltkrieg

Das Gemälde des französischen Kriegsmalers Alphonse Lalauze (1872–1941) stellt die berittene Attacke mecklenburgischer Dragoner gegen abgesessene belgische Lanciers dar, in deren konzentrierten Feuer sie zusammenbricht
Datum 12. August 1914
Ort Halen, Belgien
Ausgang Belgischer Sieg
Konfliktparteien

Deutsches Reich Deutsches Reich

Belgien Belgien

Befehlshaber

Deutsches Reich Georg von der Marwitz

Belgien Léon de Witte

Truppenstärke

6000 Mann,[1] davon Kavallerie: 5000
Infanterie: 1000
Geschütze: 24
MG: 18

5600 Mann,[1] davon Kavallerie: 2400
Infanterie: 3200
Geschütze: 24
MG: 18

Verluste

Tot oder verwundet:[2]
28 Offiziere,
544 Uffz./Mschft.,
ca. 900 Pferde.
200 Gefangene.[3]

Tot oder verw.:[2]
16 Offiziere,
484 Uffz./Mschft.,
101 Pferde.

Das Gefecht bei Halen war der erste belgische Sieg im Ersten Weltkrieg. Es fand am 12. August 1914 bei Halen ca. 50 km nordwestlich von Lüttich zwischen deutschen Truppen unter Georg von der Marwitz und belgischen Kräften unter Generalleutnant Léon de Witte statt. Die Schlacht wurde von der Kavallerie dominiert. Die belgische Armee blieb am Ende siegreich, indem sie während des gesamten 12. Augusts immer neue Kavallerieangriffe der Deutschen mit Maschinengewehren zurückschlug. Das Gefecht wird auf Flämisch Slag der Zilveren Helmen („Schlacht der silbernen Helme“) genannt, weil zahlreiche deutsche Pickelhauben und Kürassierhelme erbeutet wurden oder später die Gräber der Gefallenen schmückten.

General von der Marwitz, Kommandeur des Höheren Kavalleriekommandos 2 begann sofort nach der Kriegserklärung im Raum Lüttich mit der Aufklärung der gegenüberliegenden Feindkräfte. Die Vorhut fanden am 7. August den Raum zwischen Diest und Huy unbesetzt. Am 8. August hatte die Masse der 2. und 4. Kavallerie-Division den Maas-Übergang vollzogen und war nördlich um die Festung herum auf Sichen vorgestoßen. Danach wurde die belgische Vorhut an der Linie Tienen-Huy festgestellt. Erst am 12. August ging Generalmajor von Krane mit der 2. Kavallerie-Division über Hasselt weiter auf Spalbeeck weiter nach Westen vor. Die 4. Kavallerie-Division plante südöstlich von Diest den Übergang über die Gete zu vollziehen, traf aber vor Haelen auf starken Widerstand.

Das von toten Pferden und Reitern übersähte Schlachtfeld nach den Kämpfen vom 12. August 1914, Blick von der Straße Halen–Diest

Der Kommandeur der 4. Kavallerie-Division Generalleutnant von Garnier befahl der 17. Kavallerie-Brigade unter Generalmajor von Schimmelmann, sofort gegen die belgischen Artilleriebatterien auf der Erhebung bei Hontsum vorzugehen. Eine Angriffslinie konnte sich aufgrund der von Gräben und Zäunen durchzogenen Felder nicht entwickeln. Es blieb dafür aber nur der schmale Weg nach Diest, von dem aus die Attacke in Kolonne zu je vier Reitern geführt wurde.

Generalleutnant Léon de Witte (1915), der zur Erinnerung an den belgischen Sieg 1928 den Namenszusatz de Haelen annahm

General De Witte, Kommandeur der belgischen Kavallerie-Division, befahl seinen Männern, im Wesentlichen bestehend aus dem 4. und 5. Regiment Lanciers (Ulanen) und dem 1. und 2. Regiment Jäger zu Pferde und Guiden sowie einer Kompanie Radfahrer und einer Kompanie Pioniere, abzusitzen und der Attacke aus der Deckung mit massivem Gewehrfeuer entgegenzutreten. Die erste belgische Linie wurde überritten. Am Ortseingang von Zelck stießen die deutschen Reiter aber auf mit Draht verstärkte Barrikaden aus Fuhrwerken und Buschwerk, sogleich wurde das MG-Feuer aus den umliegenden Häusern auf die Reiter eröffnet. Das hatte zur Folge, dass die von Rittmeister von Bodecker geführte 2. Eskadron des Dragoner-Regiments Nr. 17 fast vollständig vernichtet wurde. Der Regimentskommandeur befahl daraufhin der 3. Eskadron – befehligt von Rittmeister von Maltzan – sich nach Halen zurückzuziehen und den Angriff zu Fuß fortzusetzen. Die Leib-Eskadron attackierte währenddessen die feindlichen Verbände westlich der Straße Halen–Diest, sie konnten vereinzelt bis an die belgische Linie gelangen. Auch ihnen schlug schweres Infanterie- und MG-Feuer entgegen; das schwierige Kampfgelände bot jedoch keine Möglichkeit, ihm zu entgehen. Rittmeister Erhard Graf Kalnein (1873–1914)[4] – Kommandeur der Leib-Eskadron – fiel im gegnerischen Feuer, von der Leib-Eskadron und der 2. Eskadron kehrten lediglich 13 Mann zu Fuß zurück. Die Reste des Regiments sammelten sich im Anschluss südlich von Halen. Die nächste Attacke führte das Dragoner-Regiment Nr. 18 an, die erste Welle des Angriffs wurde von belgischem Maschinengewehrfeuer regelrecht niedergemäht. Daraufhin stürzten die nachrückenden Reiter über die Kadaver der erschossenen Pferde und blockierten so den Angriffsweg. Es gelang nur wenigen Dragonern, in die belgischen Stellungen einzudringen, ohne aber irgendeinen militärischen Erfolg zu erzielen. Bei dem Angriff starb auch der Regimentskommandeur, Major Victor Freiherr Digeon von Monteton (1866–1914).[5] Auf diese Weise verloren die beiden mecklenburgischen Dragonerregimenter innerhalb einer Stunde 16 Offiziere und 297 Unteroffiziere und Mannschaften durch Tod, Verwundung oder Gefangenschaft. Auch die Verluste an Pferden waren mit 328 sehr hoch.[6] Ab etwa 14:30 Uhr setzte Generalleutnant Garnier auch die inzwischen über den Fluss gesetzte 3. Kavallerie-Brigade mit dem Kürassier-Regiment „Königin“ (Pommersches) Nr. 2 und dem 2. Pommersche Ulanen-Regiment Nr. 9 zum Angriff von Süden und Südosten an, zeitweise mit bis zu sieben Eskadronen auf einmal; auch sie konnten die belgischen Truppen nicht aus ihren Stellungen verdrängen und erlitten ebenfalls schwere Verluste.[2] Insgesamt acht Attacken ritt man über den Tag verteilt gegen die feindlichen Fußtruppen, ohne Erfolg.

General von Marwitz ließ darauf am frühen Abend das Gefecht abbrechen und befahl, die Reste der dezimierten Division um Alken in Ruhe zu sammeln. Die deutsche Kavallerievorhut hatte viele Tote und Verwundete zu beklagen und verlor ca. 200–300 Gefangene bei einem geschätzten Verlust von 400 Pferden. Die Belgier verloren insgesamt etwa 500 Mann.

Folgen und Gedenken

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Einer der deutschen Küras­sier­helme, die dem Gefecht seinen niederländischen Namen gaben, ausge­stellt im Schlacht­museum in Halen (Stahl­helm des Kürassier-Regiments „Königin“)

Es war der deutschen Kavallerievorhut nicht möglich, eine einzige belgische Kavalleriedivision, die die Brücke von Halen bewachte, zu schlagen, weil die belgische Kavallerie anders als die Deutschen von Anfang an abgesessen kämpfte und die mit Säbeln und Lanzen angreifenden deutschen Reiter das konzentrierte Schützen- und M.G.-Feuer nicht überwinden konnten. Die Schlacht war einer der frühen Rückschläge des deutschen Heeres während der Invasion des neutralen Belgiens, hatte aber kaum Auswirkungen auf den Fortgang des deutschen Vormarsches; Belgien wurde nach Abschluss der Eroberung von Lüttich in wenigen Wochen bis auf ein kleines Restgebiet im Südwesten komplett eingenommen. In Halen entstand noch während des Krieges ein deutscher Soldatenfriedhof.[4]

Der siegreiche belgische Kommandeur Léon Alphonse De Witte wurde 1921 von König Albert I. zum Baron erhoben und erhielt 1928 durch Königlichen Erlass den Namenszusatz de Haelen verliehen. Der belgische Name der Schlacht geht auf ein Gedicht des katholischen Priesters August Cuppens zurück, der 1914 Pastor in dem am Schlachtfeld gelegenen Dorf Loksbergen war, wo viele Einwohner die silbernen Helme der toten deutschen Kürassiere nach der Schlacht mit nach Hause genommen hatten.[3] Seit 2014 markiert ein Denkmal aus 44 bis zu 1,8 Tonnen schweren Stahlhelmen aus Beton das Schlachtfeld vor Halen; fünf Jahre später wurde ein solcher Betonstahlhelm, der an die Opfer beider Seiten erinnern soll, der Stadt Pasewalk in der ehemaligen Ostzone geschenkt, wo die Kürassiere des „Königin“-Regiments garnisoniert waren, deren Helme der Schlacht ihren Namen gaben. Pasewalk ist heute Partnerstadt von Halen. Der bunt bemalte Helm wurde am Kulturforum der Stadt Pasewalk aufgestellt.[7]

  • Paul von Troschke: Geschichte des 1. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 17. Band 2. Verlag Bernard & Graefe, Berlin 1938, S. 36–57.
  • Barbara Tuchman: August 1914. Scherz Verlag, Bern/München 1964, S. 230–235.
  • Harald van Nes: Die „Kavallerie-Debatte“ vor dem Ersten Weltkrieg und das Gefecht von Halen am 12. August 1914. In: Militärgeschichte, Neue Folge, Band 3 (1993), S. 25–30 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Peter Van den Hove: Halen, 12 augustus 1914. Een vergeten strijd in een vergeten landschap? In: M&L. Monumenten en Landschappen. Tijdschrift voor monumenten, landschappen en archeologie, Jg. 33, Nr. 5 (September/Oktober 2014), ISSN 0770-4984, S. 6–27 (engl. Fassung).
Commons: Gefecht bei Halen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Harald van Nes: Die „Kavallerie-Debatte“ vor dem Ersten Weltkrieg und das Gefecht von Halen am 12. August 1914. In: MG NF 3, S. 27.
  2. a b c Harald van Nes: Die „Kavallerie-Debatte“ vor dem Ersten Weltkrieg und das Gefecht von Halen am 12. August 1914. In: MG NF 3, S. 28.
  3. a b Halen: Der Welt letzte Kavallerieschlacht. In: VRT, 12. August 2014, abgerufen am 17. Oktober 2025.
  4. a b Slag der Zilveren Helmen, Bilder der Grabstätte, abgerufen im Oktober 2025.
  5. Deutscher Soldatenfriedhof Langemark, Bilder der Grabstätte, abgerufen im Oktober 2025.
  6. Bernd Wollschläger: Die Ludwigsluster Dragoner und das Gefecht von Halen am 12. August 1914. Natureum am Schloss Ludwigslust, 1. April 2014, abgerufen im Oktober 2025.
  7. Pasewalk erhält tonnenschweres Denkmal. In: Nordkurier, 18. November 2019, abgerufen am 17. Oktober 2025.