Gegenmacht

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Terminus Gegenmacht (engl. counterpower, countervailing power[1], franz. contre-pouvoir) bezeichnet die Möglichkeit der Kompensation einseitiger Marktmacht (Nachfrage- bzw. Anbietermacht) durch eine weitere Macht auf einer anderen Marktseite, eben der Gegenmacht. Diese organisiert sich selbständig.

Der Begriff, der sich zuerst bei John Kenneth Galbraith findet, wurde in der sozialwissenschaftlichen Literatur über Gewerkschaften wichtig, wo er der Erklärung von Korrekturen reiner Marktprozesse durch die kollektive Verhandlungsmacht dieser Gewerkschaften diente. Lohnhöhe und Verteilungsproportionen seien insofern auch als Ergebnis von Gegenmächtigkeit zu begreifen.

Wirtschaftsethiken gehen nicht mehr von der optimistischen Einschätzung Adam Smiths aus, dass der freie Markt selber für moralisch gerechte Verhältnisse sorgt.“[2]

Ökonomisierung wird als Ausweitung des Prinzips von Macht und Gegenmacht verstanden.[3]

Abstimmungsmacht (engl. voting power) kann mithilfe von Machtindices quantifiziert werden.

Gesine Schwan wird gesprächsweise mit der kontrastiven, geschlechterdifferenzierenden[4] (Frauenbewegung) Aussage zitiert: „Max Weber definiert Macht als Gegenmacht, also als Fähigkeit, eine Sache gegen Widerstände durchdrücken zu können. Hannah Arendt dagegen sieht Macht als das Potenzial, andere zu motivieren und zu stärken auf dem Weg zu gemeinsamen Zielen und Projekten. Die Letztere ist diejenige Vorstellung von Macht, die ich selbst anstrebe.“[5] Bei Schwans Machtbegriff handelte es sich demnach um einen Gegenbegriff zum (Gegen-)Machtbegriff Webers.

Die (eine) berühmte Eigenformulierung Max Webers lautet: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“[6]

In der Verfassungstheorie wird die Staatsgewalt auch als Staatsmacht bezeichnet (pouvoir).

In den ältesten Sprachen gibt es Urworte, die eine in sich gegensätzliche Bedeutung enthalten.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abstimmungsforschung

Soziale Interaktion

Subjektivität

Betriebsrat

Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit

Konfliktpartnerschaft

Konfliktpsychologie

Der Streit

Legitimes Machtmonopol

Machtstruktur (Wikipedia)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen/Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nicht zu verwechseln mit countervailing strategy, einer Nuklearstrategie der USA.
  2. „Ethik/Moralphilosophie/Moral“, in: Disziplinen der Philosophie - Ein Kompendium, hrsg. von Horst D. Brandt. Meiner Vlg., Hbg. 2014, S. 176.
  3. Ulrich Thielemann: „Ökonomismus - Oder wie das Prinzip Markt sich der Lebenswelt bemächtigt. Versuch einer wirtschaftsethischen Werterhellung“, in: forumEB, Beiträge und Berichte der evangelischen Erwachsenenbildung, Nr. 2, 1999, S. 5–17.
  4. Geschlechterdifferenz. Abgerufen am 8. Mai 2023.
  5. Karin Janker: Gesine Schwan: Weibliche Macht funktioniert anders. Abgerufen am 8. Mai 2023.
  6. Max Weber: Macht und Herrschaft. Abgerufen am 8. Mai 2023.