Gelbe Schule (Plowdiw)

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Gelbe Schule
bulgarisch Жълто училище
Die Gelbe Schule 2009
Die Gelbe Schule, 2009
Gründung 1868
Adresse

ul. "Todor Samodumov" 2, 4000 Tsentar,

Ort Plowdiw
Oblast Plowdiw
Staat Bulgarien
Koordinaten 42° 8′ 51″ N, 24° 45′ 6″ OKoordinaten: 42° 8′ 51″ N, 24° 45′ 6″ O
Website artacademyplovdiv.com

Die Gelbe Schule (bulgarisch Жълто училище Schalto utschilischte) ist ein kulturhistorisches Denkmal und eines der ältesten Gebäude aus der Zeit der Bulgarischen Aufklärung im bulgarischen Plowdiw. Benannt nach seiner gelben Fassade, befindet sich das Gebäude in der Plowdiwer Altstadt zwischen den Straßen Zar Iwajlo, Hemus, Todor Somodumow und dem Hauptgebäude der Akademie für Musik, Tanz und Bildende Kunst unweit des römischen Theaters und der Mariä-Himmelfahrt-Kirche. Das Gebäude beherbergt heute die Fakultät für Folkloremusik und Choreographie der Akademie.

Das Gebäude wurde 1868 als Schulgebäude des Männergymnasiums Kyrill und Method fertiggestellt. Baumeister war der aus Brazigowo stammende Todor Damow. Die Hohe Pforte gab einen speziellen Erlass (Irade) heraus, welcher den Bau der bulgarischen Schule inmitten des griechischen Viertels von Plowdiw ermöglichte. Voraussetzung für die Erlaubnis war, dass die bulgarische Bevölkerung von Plowdiw die Finanzierung durch eine selbstauferlegte Steuer aufbringen sollte. An der Ecke der Straßen Zar Iwajlo und Todor Somodumow sind noch die Bauinschriften erhalten, die auf Bulgarisch und Osmanisch-Türkisch berichteten, dass die Schule mit dem Wohlwollen des osmanischen Sultans Abdülaziz gebaut wurde.[1]

Die ehemalige Klassenschule, die 1868 durch einen Ferman des Sultans Abdülaziz zum Männergymnasium erhoben wurde, war für lange Zeit die höchste Bildungsstätte für Bulgaren innerhalb des Osmanischen Reiches, noch vor dem Gabrower Aprilow-Gymnasium. Neben Bulgarisch wurden noch Russisch, Latein, Griechisch und Französisch nach der Ollendorff-Methode[2] gelehrt. In kürzester Zeit gelang es der Schule, zu einer der modernsten Schulen innerhalb des Osmanischen Reichs zu werden, und sie legte den Grundstein für das moderne bulgarische Schulwesen, das in dieser Zeit noch meist über Klosterschulen verfügte, die nach der Lancaster-Schulmethode unterrichteten (siehe Einführung der Lancasterschule in Bulgarien). Durch das Gymnasium wurde Plowdiw eines der Zentren der Bulgarischen Aufklärung.[3]

Nach dem Russisch-Osmanischen Krieg (1877–1878) und dem Berliner Vertrag wurden 1878 das Fürstentum Bulgarien und die autonomen Provinz Ostrumelien innerhalb des Osmanischen Reiches geschaffen. Plowdiw als bevölkerungsreichster Ort wurde zur Hauptstadt der Provinz und zog Bulgaren aus den osmanischen Gebieten in Thrakien und Makedonien und eine Großzahl von Ausländern an. Iwan Wasow, Todor Kableschkow, Gjortsche Petrow und Dimtscho Debeljanow waren einige der Schüler, unter den Lehrern waren Jan Mrkvička oder die Brüder Škorpil (Karel und Harmann), Petko Karawelow.[4]

Im ersten Nachkriegsschuljahr waren noch 143 Schüler am Gymnasium eingeschrieben, für das Schuljahr 1879–1880 stieg deren Anzahl jedoch auf ca. 600.[5] Da das Schulgebäude für den Andrang der Schüler schnell zu klein wurde, entschied sich die Provinzverwaltung für einen Neubau. Für den Bau wurden 800.000 Groschen gebilligt und die Ausführung dem osmanisch-italienischen Architekten Petro Montani anvertraut, dem obersten Architekten Ostrumeliens.[3][6][5] Am 20. Oktober 1885 wurde das neue Schulgebäude am Ufer der Mariza vom bulgarischen Monarchen Alexander I. Battenberg von Bulgarien eröffnet. Ihm zu Ehren wurde die Schule in Erstes Männergymnasium Alexander I. umbenannt. In diesem Gebäude befindet sich die Schule noch heute.[6][3]

Seit 1964 wird die Gelbe Schule von der Akademie für Musik, Tanz und Bildende Kunst genutzt.[1] Hier wurde das Folkloreensamble Trakija gegründet.[7]

2011 wurde beschlossen, das inzwischen baufällige Gebäude zu restaurieren. Die Bauarbeiten starteten 2017, mussten jedoch wegen Probleme mit dem Untergrund nach kurzer Zeit gestoppt werden. Nach der Herausarbeitung eines neuen Baugutachtens konnten die Bauarbeiten im Oktober 2020 erneut beginnen. Die Kosten der Restauration werden auf ca. 2.000.0000 Lewa geschätzt und diese soll bis zum Schulstart im September 2021 abgeschlossen sein. Danach sollen hier zwei Säle und eine Ausstellungshalle entstehen sowie das Orchester, der Chor, die Oper und Theaterklasse und das Gitarrenensemble der Akademie untergebracht werden.[1][8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dimtscho Dimow: Die historische Leistung des Gymnasiums von Plowdiw Kyrill und Method (aus dem Bulg. Историческият подвиг на Пловдивската гимназия "Св. св. Кирил и Методий"), Verlag, Janet-45, Plowdiw, 2000, ISBN 954-491-066-2.
  • Iwan Geschow: Erinnerungen an Kämpfe und Siege (aus dem Bulg. Спомени из години на борби и победи), Verlag Синева, Sofia, 2008, ISBN 978-954-9983-74-6, S. 16.
  • Gunnar Hering: Der Konflikt des Ökumenischen Patriarchats und des bulgarischen Exarchats mit der Pforte 1890. (1988) in: Südost-Forschungen 47 (1988), S. 187–208.
  • Samuil Schiwatschew[9], Saschka Aleksandrowa: Das Erste Gymnasium in Bulgarien (1868–2019). Festschrift anlässlich des 170. Jährigen Bestehens des Gymnasiums Kyrill und Method (aus dem Bulg. Първата гимназия на България), Plowdiw, S. 11, Online Version. Offizielle Webseite der Schule, abgerufen am 1. März 2021 (bulgarisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Die Renovierung der Gelben Schule wird nun mehr als 1,5 Mil. Lew Kosten (aus dem Bulg. Ремонтът на „Жълтото училище“ в Пловдив ще струва над 1,5 млн. лв.). Interview mit der Rektorin der Akademie Toni Schekerdschiewa-Novak. Bulgarisches Nationales Fernsehen, 12. Oktober 2020, abgerufen am 4. März 2021 (bulgarisch).
  2. siehe Schiwatschew, Aleksandrowa, S. 2
  3. a b c Geschichte der Schule. In: Offizielle Webseite der Schule. Abgerufen am 28. Februar 2021 (bulgarisch).
  4. siehe Schiwatschew, Aleksandrowa, S. 5
  5. a b siehe Schiwatschew, Aleksandrowa, S. 7
  6. a b Petra Taschewa: Geschichte der Familie Tschalakow aus Kopriwschtiza in Plowdiw (aus dem Bulg. Бяла къща с бели дувари... ). In: Duma. 2. Februar 2018, abgerufen am 28. Februar 2021 (bulgarisch).
  7. The Yellow School. Europeana, abgerufen am 4. März 2021.
  8. Die Gelbe Schule versammet alle Künste der Akademie. Nachrichtenportel actualno.com, 11. Oktober 2020, abgerufen am 4. März 2021 (bulgarisch).
  9. Samuil Schiwatschew ist Historiker, promovierte 2019 an der Universität Sofia mit der Arbeit Die Sowjetisch-deutschen Beziehungen zwischen 1918–1939 (aus dem Bulg. Съветско-германските отношения 1918-1939) und ist Dozent an der Universität Plowdiw