Georg Kafka

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Georg Kafka (geboren 15. Februar 1921 in Teplitz-Schönau, tschechisch Teplice bzw. Teplice-Šanov, Tschechoslowakei; gestorben Ende 1944 im KZ-Außenlager Schwarzheide) war ein tschechoslowakischer Schriftsteller deutscher Sprache.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Georg Kafka war laut Jürgen Serke ein weitläufiger Verwandter von Franz Kafka. Er besuchte die Volksschule in Teplice, dann das humanistische Gymnasium. Das Abitur machte er 1939 am deutschen Stephansgymnasium in Prag. Er besuchte ein jüdisches Seminar für Elementar- und Bürgerschullehrer und unterrichtete danach an einer Schule. Im Sommer 1942 wurde Kafka in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er szenische Gedichte verfasste[1]. Am 15. Mai 1944 begleitete er seine Mutter freiwillig nach Auschwitz und wurde von dort zur Zwangsarbeit in das KZ-Außenlager Schwarzheide in Brandenburg verlegt.[2]

Gershon Kingsley übersetzte 1997 das Gedicht Segen der Nacht ins Englische und vertonte es.[3] Dietrich Lohff vertonte das Totengebet.

Segen der Nacht
Ich bin, Geliebte, Gottes schmaler Spiegel,
In den er blickt, eh' er zur Ruhe geht.
Mein Herz ist seines Ringes rotes Siegel,
Das er dem Abend aufprägt, eh' er ganz verweht.
 
Ich bin, Geliebte, Gottes Silberschale,
Aus der er oft des Schlummers Rotwein trinkt,
Von deren tiefem Grunde wie aus einem Tale
Des bleichen Monds das Lied der Schwermut klingt.
 
Ich war, Geliebte, Gottes stummer Spiegel.
Nun sing ich in der Ferne leise Lieder
Zur Laute dir, wenn rings die Sterne steigen.
 
Mein Herz war Gottes abendrotes Siegel.
Nun spricht er zu mir aus der Sterne Schweigen:
“in meinem Garten sehet ihr euch wieder...”

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alexander in Jerusalem. Drama. Ms. 1943
  • Der Tod des Orpheus. Szenisches Gedicht. Ms. 1943
  • 4 Gedichte
  • Märchen vom Regen und dem goldenen Kipferl. Ms. 1943

Siehe H. G. Adler: Theresienstadt 1941–1945 : das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft; Geschichte, Soziologie, Psychologie. 2., verb. und erg. Aufl. Tübingen: Mohr, 1960, S. 759

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Kafka, in: Jürgen Serke: Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft. Wien : Paul Zsolnay, 1987 ISBN 3-552-03926-0, S. 450

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lisa Peschel: Voices from the Edge of the Abyss: Theatrical Texts from the Terezín Ghetto, in: Edna Nahshon (Hrsg.): Jews and Theater in an Intercultural Context. Leiden: Brill, 2012 ISBN 978-90-04-22719-4, S. 162
  2. Kafka, Georg mit der Häftlingsnummer 85563 in der Liste des Häftlingstransports vom 3. Juli 1944 aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau nach dem KL Sachsenhausen Außenlager Schwarzheide, PDF
  3. Georg Kafka: Segen der Nacht in deutscher Fassung und englischer Übersetzung von Gershon Kingsley, bei antiwarsongs