Gerhard von Kügelgen
Franz Gerhard von Kügelgen (* 6. Februar 1772 in Bacharach am Rhein; † 27. März 1820 in Dresden) war ein deutscher Porträt- und Historienmaler, Professor an der Kunstakademie in Dresden, Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin und Mitglied der Kaiserlich Russischen Akademie der Künste in St. Petersburg.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gerhard von Kügelgen war ein Sohn des kurkölnischen Hofkammerrats Franz Anton Kügelgen.[1] Nach seiner Gymnasialzeit in Bonn, die er von 1786 bis 1789 gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Karl von Kügelgen verbrachte, ging Gerhard von Kügelgen nach Koblenz zu Januarius Zick, um die Malerei zu erlernen. Ab 1791 war er wieder in Bonn, wo er Porträts des Kurfürsten Maximilian Franz von Österreich, des Kölner Erzbischofs Ferdinand August von Spiegel zum Desenberg und Canstein und des Grafen Ferdinand Ernst von Waldstein anfertigte. Anschließend ging er mit einem Stipendium des Kölner Kurfürsten Maximilian Franz von Österreich gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder nach Rom und 1795 über München nach Riga. In Riga wurde er von städtischen Bürgertum und vom deutschbaltischen Adel Livlands gastfreundlich aufgenommen und erhielt zahlreiche Aufträge.[2] Die zweieinhalb Jahre seiner Tätigkeiten in Riga waren seine produktivsten: Aus dieser Zeit sind unter anderem 54 Porträts und zwei allegorische Darstellungen bekannt.[3]
Nach Aufenthalten und Aufträgen in Reval, Sankt Petersburg und Paris ließ sich Gerhard von Kügelgen 1805 in Dresden nieder. Das Kügelgenhaus (Stadthaus) wurde „Gottessegen“ genannt und war in Dresden Treffpunkt von Künstlern und Persönlichkeiten der Frühromantik; heute befindet sich dort das Kügelgenhaus – Museum der Dresdner Romantik. Kügelgen war Lehrer und Freund des Malers Caspar David Friedrich. Als Auftragsarbeiten malte er in Dresden weiterhin vor allem Porträts. Ihm selbst, einem tiefgläubigen Künstler, war die religiöse Malerei (vor allem biblischer Szenen) wichtiger, ihr galt seine Hingabe.[4]
Gerhard von Kügelgen wurde abends auf dem Weg von seinem Atelier in Loschwitz nach Dresden an der Bautzner Straße von einem Raubmörder, dem Soldaten Johann Gottfried Kaltofen, erschlagen.[5] Er wurde von seinem Sohn Wilhelm von Kügelgen und Polizeidienern gefunden.[6] Franz Gerhard von Kügelgen fand seine letzte Ruhestätte auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden.[7]
Kaltofen wurde wegen dieses und eines weiteren Mordes (am Tischlergesellen Gottlob Leberecht Winter) am 11. Juni 1821 in Dresden durch das Schwert hingerichtet.[8]
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kügelgen heiratete 1800 Helene Marie Zoege von Manteuffel aus Eigstfer in Livland, eine seiner Schülerinnen, die er 1798 in Reval kennengelernt hatte. Ihr ältester Sohn Wilhelm von Kügelgen, ebenfalls Porträt- und Historienmaler, ist als Autor der viel gelesenen Jugenderinnerungen eines Alten Mannes bekanntgeworden. Er wurde 1802 in St. Petersburg geboren. Eine ältere Schwester Maria, geboren 1801 in St. Petersburg, verstarb bereits kurz vor Wilhelms Geburt. Es folgten Gerhard (1806–1884)[9] und Adelheid (1808–1874).[10]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Porträts von Carl Ludwig Fernow, Caspar David Friedrich, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder, Georg Friedrich Kersting, Theodor Körner, August von Kotzebue, Hermann von Pückler-Muskau, Friedrich Schiller, Gotthilf Heinrich Schubert, Adolf Senff, Johann Gottfried Seume, Ludwig Uhland, Zacharias Werner, Christoph Martin Wieland, Karl Morgenstern und vielen anderen Schriftstellern, Künstlern und Wissenschaftlern seiner Zeit
- Bildnisse der russischen Zarenfamilie
- Historienbilder
- Allegorien
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Grabmal Gerhard von Kügelgens[11]
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Grabstätte des Malers Gerhard von Kügelgen, Caspar David Friedrich (1822)
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Haus Gottessegen / Kügelgenhaus auf der Hauptstraße in Dresden
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Gerhard von Kügelgen: Porträt Friedrich Schillers
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Gerhard von Kügelgen: Allegorie der Trauer, 1815, Deutsches Historisches Museum Berlin
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Gedenktafel am Ort des Mordes von G. v. Kügelgen (Bautzner Str. Ecke Oberkiesweg/Körnerweg, Radeberger Vorstadt); Lage: 51° 3′ 59,69″ N, 13° 46′ 19,52″ O
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Die Geschwister Prinzessin Luise und Prinz Albrecht von Preußen, Ölgemälde (um 1817)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Carl Clauß: Kügelgen, Gerhard von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 305–307.
- Leo von Kügelgen: Gerhard von Kügelgen. Ein Malerleben um 1800 und die anderen sieben Künstler der Familie. Belser, Stuttgart 1924.
- Gerhard von Kügelgen (1772–1820). Malerfreund und Kunstgefährte von Caspar David Friedrich in Dresden. Sonderheft der Dresdner Kunstblätter. 46. Jg. Galerie Neue Meister Dresden 2002.
- Dorothee von Hellermann: Gerhard von Kügelgen (1772–1820). Das zeichnerische und malerische Werk. Reimer, Berlin 2001, ISBN 3-496-01229-3 (Werkverzeichnis).
- Bernt von Kügelgen: Kügelgen, Gerhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 184 f. (Digitalisat).
- Wilhelm von Kügelgen: Jugenderinnerungen eines alten Mannes. Hrsg. von Philipp von Nathusius. W. Hertz, Berlin 1870 (zuletzt bei Koehler und Amelang, München und Berlin 1996, ISBN 3-7338-0153-9).
- Karl-Ernst Linz: Die Bacharacher Malerzwillinge Gerhard und Karl von Kügelgen. Verein für die Geschichte der Stadt Bacharach und der Viertäler e. V., Bacharach 1997, ISBN 3-928022-63-6.
- G. H. Mostar, R. A. Stemmle: Der Tod des Malers. Der Fall des Malers Kügelgen. In: Die Höllenmaschinen des Dandy Keith. Der Fall des Sprengstoffattentäters Thomas Keith und 5 andere Kriminalfälle. In der Reihe Justitia – Sensationelle Kriminalfälle. Goldmann, München 1967, S. 89.
- Hans Schöner: Gerhard von Kügelgen. Leben und Werk. Selbstverlag, Mönkeberg 1982.
- Friedrich Christian August Hasse: Das Leben Gerhards von Kügelgen. F.A. Brockhaus, Leipzig 1824 (Digitalisat); Nachdruck, herausgegeben von Norbert Flörken, Norderstedt 2020.
- Gerd-Helge Vogel: Malerei und Zeichnungen der Brüder Gerhard von Kügelgen (1772–1820) und Karl von Kügelgen (1772–1832) aus den Sammlungen der Museen in Tallinn, Tartu und Leningrad. Katalog des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR. Neue Berliner Galerie, Berlin 1989.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wilhelm von Kügelgen: Jugenderinnerungen eines Alten Mannes. Koehler & Amelang, Leipzig, 3. Aufl. 1971, S. 96 (Abb.)
- ↑ Friedrich Christian August Hasse: Das Leben Gerhards von Kügelgen. F.A. Brockhaus, Leipzig 1824, S. 63.
- ↑ Friedrich Christian August Hasse: Das Leben Gerhards von Kügelgen. F.A. Brockhaus, Leipzig 1824, S. 63–64.
- ↑ Veit-Mario Thiede: In Gottes Namen. Goethe lobte ihn als „Seelenmaler“, er porträtierte die Großen seiner Zeit. Doch seine Hingabe galt der religiösen Malerei. In: Kirche+Leben, 13. Februar 2022, S. 19.
- ↑ Friedrich Christian August Hasse: Das Leben Gerhards von Kügelgen. F.A. Brockhaus, Leipzig 1824, S. 343.
- ↑ Willibald Alexis, Julius Eduard Hitzig: Kriminalfälle des neuen Pitaval, darin Kapitel 6: Gerhard von Kügelgens Ermordung, Projekt Gutenberg, abgerufen am 17. Februar 2022.
- ↑ Dresdner Maler ermordet. In: Bautzener Bote, 3. Mai 2019, abgerufen am 17. Februar 2022.
- ↑ Sächsisches Staatsarchiv, Akte Vollstreckung des Todesurteils an Johann Gottfried Kaltofen aus Etzdorf wegen Raubmordes an Franz Gerhard von Kügelgen, Professor an der Kunstakademie in Dresden, und dem Tischlergesellen Gottlob Leberecht Winter aus Eisenberg, abgerufen am 17. Februar 2022.
- ↑ Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften, Teil 2,1: Estland, Bd. 1. Görlitz 1930, S. 627
- ↑ Adelheid Maria von Kügelgen. Frank Heidermanns, abgerufen am 15. Dezember 2017.
- ↑ Franz Gerhard von Kuegelgen in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 10. April 2020.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Gerhard von Kügelgen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Gerhard von Kügelgen bei Zeno.org
- Kügelgen-Haus Dresden
Personendaten | |
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NAME | Kügelgen, Gerhard von |
ALTERNATIVNAMEN | Kügelgen, Franz Gerhard von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler |
GEBURTSDATUM | 6. Februar 1772 |
GEBURTSORT | Bacharach am Rhein |
STERBEDATUM | 27. März 1820 |
STERBEORT | Dresden |