Gerichte in der Provinz Schleswig-Holstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dieser Artikel beschreibt die Gerichtsorganisation in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.

Ordentliche Gerichtsbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Zeitpunkt der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen 1866 stellte sich die Gerichtsorganisation wie folgt dar:

Herzogtum Holstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Herzogtum Holstein bestanden eine Vielzahl unterschiedlicher Gerichte.

In der ersten Instanz in Zivilrechtsverfahren wirkte in den 14 Städten des Herzogtums der Magistrat als Gericht erster Instanz. Die Bürgermeister waren Juristen und wirkten in kleineren Angelegenheiten (bis 30 Mark) als Einzelrichter. In bedeutenderen Fällen handelte der Magistrat als Spruchkammer.

Auf dem Land bestanden traditionell Volksgerichte. Diese traten aber selten zusammen. In der Praxis wurde die Rechtsprechung durch die Oberbeamten der Ämter vorgenommen. In den Ämtern Plön, Traventhal, Reinfeld und Rethwisch, im Amt Segeberg und in den Landschaften Dithmarschen waren förmliche kollegialische Gerichte erster Instanz eingerichtet, die mit Juristen besetzt waren. Daneben bestanden in großem Umfang Patrimonialgerichte. Diese waren in der Verordnung vom 19. Juli 1805 geregelt worden. Der von Gutsherren bestellte Gerichthalter musste landesherrlich bestätigt werden und mindestens alle vier Wochen im Gutshof Gericht halten.

Für die Geistlichkeit bestanden Unter-Konsistorien als Gerichte erster Instanz. Diese wurden in Altona, Kiel und Neustadt Stadt-Konsistorium genannt und auf dem Land Land-Konsistorium.

Als Gerichte zweiter Instanz bestanden:

  • das holsteinische Obergericht in Glückstadt: Es war Gericht erster Instanz für die examinierten Personen und privilegierten Sachen und ansonsten Gericht zweiter Instanz
  • das Holsteinische Landgericht in Glückstadt: Es war erste Instanz für die Ritterschaft und die Gutsbesitzer und zweite Instanz für die Entscheidungen der ordentlichen Gerichte der adligen Güter und klösterlichen Distrikte
  • das Ober-Konsistorium in Glückstadt als Gericht für die geistlichen Stände
  • das Land-Ober-Konsistorium in Glückstadt als erste Instanz für Ehesachen der Ritterschaft und Besitzer adliger Güter. Es besteht aus den Mitgliedern des Landgerichts und des Ober-Konsistoriums

1834 wurde mit dem Oberappellationsgericht Kiel ein Oberappellationsgericht als Gericht dritter Instanz geschaffen. Es war als oberstes Gericht für Appellationen zuständig. Das Verfahren wurde durch die Provisorische Gerichtsordnung vom 15. Mai 1834 geregelt.

Kriminalgerichte: Kriminal-Untersuchungsgerichte waren die Oberbeamten der Ämter und Landschaften, die Gerichtshalter der adligen Güter, die Obrigkeiten der Klöster und in den Städten die Magistrate. Diese konnten Strafen selbstständig verhängen, wenn die Strafe ein Jahr Zuchthaus nicht übersteigt. Für höhere Strafandrohung ist das Ober-Kriminalgericht (bestehend aus den Mitgliedern des Obergerichtes) zuständig.

Zweite Instanz in Kriminalsachen ist das Ober-Kriminalgericht für die Sachen, die es nicht selbst entschieden hat und das Oberappellationsgericht für die anderen.

Die dritte Instanz bildet das Oberappellationsgericht. Insoweit dieses selbst als Gericht zweiter Instanz entschieden hatte, bestand nur die Möglichkeit der Supplikation beim Landesherren.

Herzogtum Schleswig[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Herzogtum Schleswig war die Patrimonialsgerichtsbarkeit aufgehoben worden. Auch gab es keine privilegierten Gerichtsstände mehr. Die Gerichtsorganisation verfügte seit 1850 nur über zwei Instanzen:

  • Gericht der oberen Instanz war das Appellationsgericht Flensburg.
  • In der ersten Instanz waren Verwaltung und Rechtsprechung nicht geteilt. In den Städten waren die Magistrate Gerichte erster Instanz, auf dem Land waren es Einzelrichter mit unterschiedlichsten Bezeichnungen wie Hardes-, Land-, Birk- oder Fleckenvogt.

Von der Annexion bis zum Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Annexion durch Preußen wurde die preußische Gerichtsorganisation eingeführt und die Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung durchgehend umgesetzt.

In Kiel wurde das Appellationsgericht Kiel als preußisches Appellationsgericht gebildet.

Als Kreisgerichte wurden eingerichtet:

Dies ist die Liste der Amtsgerichte:

Amtsgericht Sitz Kreisgericht Aufgelöst
Amtsgericht Bordesholm Bordesholm Kreisgericht Kiel 1975
Amtsgericht Bornhöved Bornhöved Kreisgericht Kiel 1871
Amtsgericht Bramstedt Bramstedt Kreisgericht Kiel 1999
Amtsgericht Burg auf Fehmarn Burg auf Fehmarn Kreisgericht Kiel 1979
Amtsgericht Cismar Cismar Kreisgericht Kiel vor 1879
Amtsgericht Heiligenhafen Heiligenhafen Kreisgericht Kiel 1979
Amtsgericht Kaltenkirchen Kaltenkirchen Kreisgericht Kiel 1871
Amtsgericht Kiel Kiel Kreisgericht Kiel besteht
Amtsgericht Lütjenburg Lütjenburg Kreisgericht Kiel 1979
Amtsgericht Neumünster Neumünster Kreisgericht Kiel besteht
Amtsgericht Neustadt in Holstein Neustadt in Holstein Kreisgericht Kiel 1979
Amtsgericht Oldenburg in Holstein Oldenburg in Holstein Kreisgericht Kiel besteht
Amtsgericht Ploen Ploen Kreisgericht Kiel besteht
Amtsgericht Preetz Preetz Kreisgericht Kiel 1979
Amtsgericht Schönberg (Holstein) Schönberg (Holstein) Kreisgericht Kiel 1979
Amtsgericht Segeberg Segeberg Kreisgericht Kiel besteht
Amtsgericht Lunden Lunden Kreisgericht Itzehoe 1932
Amtsgericht Heide Heide Kreisgericht Itzehoe 1971
Amtsgericht Albersdorf Albersdorf Kreisgericht Itzehoe vor 1879
Amtsgericht Wesselburen Wesselburen Kreisgericht Itzehoe 1971
Amtsgericht Meldorf Meldorf Kreisgericht Itzehoe besteht
Amtsgericht Marne Marne Kreisgericht Itzehoe 1971
Amtsgericht Eddelak Eddelak Kreisgericht Itzehoe 1938 (verlegt nach Brunsbüttelkoog)
Amtsgericht Nortorf Nortorf Kreisgericht Itzehoe 1976
Amtsgericht Stadt Rendsburg Rendsburg Kreisgericht Itzehoe vor 1879
Amtsgericht Rendsburg Rendsburg Kreisgericht Itzehoe besteht
Amtsgericht Hohenwestedt Hohenwestedt Kreisgericht Itzehoe 1976
Amtsgericht Schenefeld Schenefeld Kreisgericht Itzehoe 1970
Amtsgericht Glückstadt Glückstadt Kreisgericht Itzehoe 1982
Amtsgericht Crempe Crempe Kreisgericht Itzehoe 1982
Amtsgericht Wilster Wilster Kreisgericht Itzehoe 1975
Amtsgericht Itzehoe Itzehoe Kreisgericht Itzehoe besteht
Amtsgericht Kellinghusen Kellinghusen Kreisgericht Itzehoe 1982
Amtsgericht Ahrensburg Ahrensburg Kreisgericht Altona besteht
Amtsgericht Altona Altona Kreisgericht Altona besteht
Amtsgericht Bargteheide Bargteheide Kreisgericht Altona 1970
Amtsgericht Blankenese Blankenese Kreisgericht Altona besteht
Amtsgericht Elmshorn Elmshorn Kreisgericht Altona besteht
Amtsgericht Oldesloe Oldesloe Kreisgericht Altona 2009
Amtsgericht Pinneberg Pinneberg Kreisgericht Altona besteht
Amtsgericht Rantzau Rantzau Kreisgericht Altona 1976
Amtsgericht Reinbek Reinbek Kreisgericht Altona besteht
Amtsgericht Reinfeld Reinfeld (Holstein) Kreisgericht Altona 1970
Amtsgericht Trittau Trittau Kreisgericht Altona 1995
Amtsgericht Uetersen Uetersen Kreisgericht Altona 1982
Amtsgericht Wandsbeck Wandsbeck Kreisgericht Altona besteht
Amtsgericht Bredstedt Bredstedt Kreisgericht Schleswig 1976
Amtsgericht Cappeln Cappeln Kreisgericht Schleswig 2007
Amtsgericht Eckernförde Eckernförde Kreisgericht Schleswig besteht
Amtsgericht Friedrichstadt Friedrichstadt Kreisgericht Schleswig 1976
Amtsgericht Garding Garding Kreisgericht Schleswig 1959
Amtsgericht Gettorf Gettorf Kreisgericht Schleswig 1978
Amtsgericht Husum Husum Kreisgericht Schleswig besteht
Amtsgericht Nordstrand Nordstrand Kreisgericht Schleswig 1902
Amtsgericht Pellworm Pellworm Kreisgericht Schleswig 1896
Amtsgericht Rendsburg Rendsburg Kreisgericht Schleswig besteht
Amtsgericht Schleswig Schleswig Kreisgericht Schleswig besteht
Amtsgericht Tönning Tönning Kreisgericht Schleswig 1976
Amtsgericht Apenrade Apenrade Kreisgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Augustenburg Augustenburg Kreisgericht Flensburg 1871
Amtsgericht Broacker Broacker Kreisgericht Flensburg 1871
Amtsgericht Cappeln Cappeln Kreisgericht Flensburg 2007
Amtsgericht Flensburg Flensburg Kreisgericht Flensburg besteht
Amtsgericht Gravenstein Gravenstein Kreisgericht Flensburg vor 1879
Amtsgericht Hadersleben Hadersleben Kreisgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Leck Leck Kreisgericht Flensburg 1974
Amtsgericht Lygumkloster Lygumkloster Kreisgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Neuenkirchen (Fegtasch) Neuenkirchen (Dithmarschen) Kreisgericht Flensburg vor 1879
Amtsgericht Niebüll Niebüll Kreisgericht Flensburg besteht
Amtsgericht Norburg Norburg Kreisgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Rödding Rödding Kreisgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Sonderburg Sonderburg Kreisgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Tinnum auf Sylt Tinnum auf Sylt Kreisgericht Flensburg 1902 nach Westerland
Amtsgericht Toftlund Toftlund Kreisgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Tondern Tondern Kreisgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Wisbye Wisbye Kreisgericht Flensburg vor 1879
Amtsgericht Wyck Wyck Kreisgericht Flensburg 1974

[1]

Deutsches Gerichtsverfassungsgesetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem In Kraft treten des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes wurde die reichsweit einheitliche Gerichtsstruktur umgesetzt. Das Appellationsgericht Kiel wurde in das Oberlandesgericht Kiel mit Sitz in Kiel umgewandelt.

Die Kreisgerichte wurden aufgelöst. Stattdessen wurden folgende Landgerichte geschaffen:

  • Landgericht Altona (Kreisgericht Altona, Ratzeburg und Teile von Itzehoe), 375.000 Einwohner
  • Landgericht Kiel (Kreisgericht Kiel und Teile von Schleswig und Itzehoe), 341.000 Einwohner
  • Landgericht Flensburg (Kreisgericht Flensburg und Schleswig außer dem Kreis Eckernförde), 361.000 Einwohner[2]

An Amtsgerichten bestanden nun:

Amtsgericht Sitz Landgericht Aufgelöst
Amtsgericht Ahrensburg Ahrensburg Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Altona Altona Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Bargteheide Bargteheide Landgericht Altona 1970
Amtsgericht Blankenese Blankenese Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Crempe Crempe Landgericht Altona 1982
Amtsgericht Eddelack Eddelack Landgericht Altona 1938 (verlegt nach Brunsbüttelkoog)
Amtsgericht Elmshorn Elmshorn Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Glückstadt Glückstadt Landgericht Altona 1982
Amtsgericht Itzehoe Itzehoe Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Kellinghusen Kellinghusen Landgericht Altona 1982
Amtsgericht Lauenburg Lauenburg/Elbe Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Marne Marne Landgericht Altona 1971
Amtsgericht Meldorf Meldorf Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Mölln Mölln Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Oldesloe Oldesloe Landgericht Altona 2009
Amtsgericht Pinneberg Pinneberg Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Rantzau Rantzau Landgericht Altona 1976
Amtsgericht Ratzeburg Ratzeburg Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Reinbek Reinbek Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Reinfeld Reinfeld (Holstein) Landgericht Altona 1970
Amtsgericht Schwarzenbeck Schwarzenbeck Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Steinhorst Steinhorst Landgericht Altona 1955
Amtsgericht Trittau Trittau Landgericht Altona 1995
Amtsgericht Uetersen Uetersen Landgericht Altona 1982
Amtsgericht Wandsbeck Wandsbeck Landgericht Altona besteht
Amtsgericht Wilster Wilster Landgericht Altona 1975
Amtsgericht Apenrade Apenrade Landgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Bredstedt Bredstedt Landgericht Flensburg 1976
Amtsgericht Cappeln Cappeln Landgericht Flensburg 2007
Amtsgericht Flensburg Flensburg Landgericht Flensburg besteht
Amtsgericht Friedrichstadt Friedrichstadt Landgericht Flensburg 1976
Amtsgericht Garding Garding Landgericht Flensburg 1959
Amtsgericht Hadersleben Hadersleben Landgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Husum Husum Landgericht Flensburg besteht
Amtsgericht Leck Leck Landgericht Flensburg 1974
Amtsgericht Lygumkloster Lygumkloster Landgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Niebüll Niebüll Landgericht Flensburg besteht
Amtsgericht Norburg Norburg Landgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Nordstrand Nordstrand Landgericht Flensburg 1902
Amtsgericht Pellworm Pellworm Landgericht Flensburg 1896
Amtsgericht Rödding Rödding Landgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Schleswig Schleswig Landgericht Flensburg besteht
Amtsgericht Sonderburg Sonderburg Landgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Tinnum auf Sylt Tinnum Landgericht Flensburg 1902 nach Westerland
Amtsgericht Tönning Tönning Landgericht Flensburg 1976
Amtsgericht Toftlund Toftlund Landgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Tondern Tondern Landgericht Flensburg 1919
Amtsgericht Wyck Wyck Landgericht Flensburg 1974
Amtsgericht Bordesholm Bordesholm Landgericht Kiel 1975
Amtsgericht Bramstedt Bramstedt Landgericht Kiel 1999
Amtsgericht Burg auf Fehmarn Burg auf Fehmarn Landgericht Kiel 1979
Amtsgericht Eckernförde Eckernförde Landgericht Kiel besteht
Amtsgericht Gettorf Gettorf Landgericht Kiel 1978
Amtsgericht Heide Heide Landgericht Kiel 1971
Amtsgericht Heiligenhafen Heiligenhafen Landgericht Kiel 1979
Amtsgericht Hohenwestedt Hohenwestedt Landgericht Kiel 1976
Amtsgericht Kiel Kiel Landgericht Kiel besteht
Amtsgericht Lütjenburg Lütjenburg Landgericht Kiel 1979
Amtsgericht Lunden Lunden Landgericht Kiel 1932
Amtsgericht Neumünster Neumünster Landgericht Kiel besteht
Amtsgericht Neustadt in Holstein Neustadt in Holstein Landgericht Kiel 1979
Amtsgericht Nortorf Nortorf Landgericht Kiel 1976
Amtsgericht Oldenburg in Holstein Oldenburg Landgericht Kiel besteht
Amtsgericht Ploen Ploen Landgericht Kiel besteht
Amtsgericht Preetz Preetz Landgericht Kiel 1979
Amtsgericht Rendsburg Rendsburg Landgericht Kiel besteht
Amtsgericht Schenefeld Schenefeld Landgericht Kiel 1970
Amtsgericht Schönberg (Holstein) Schönberg (Holstein) Landgericht Kiel 1979
Amtsgericht Segeberg Segeberg Landgericht Kiel besteht
Amtsgericht Wesselburen Wesselburen Landgericht Kiel 1971

[3]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1919 Nordschleswig dänisch besetzt und 1920 abgetreten. Die dortigen Amtsgerichte wurden aufgelöst bzw. in dänische Gerichte umgewandelt.

Eingliederung von Lübeck 1937[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Groß-Hamburg-Gesetz verlor Lübeck 1937 seine 711 Jahre alte territoriale Eigenständigkeit und wurde Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.[4] In diesem Zusammenhang wurde zum 1. April 1937 das Landgericht Altona aufgehoben, das Landgericht Lübeck in den Bezirk des Oberlandesgerichts Kiel eingegliedert und ein neues Landgericht Itzehoe errichtet. Zum Bezirk dieses Landgerichts gehörten von da an die Amtsgerichte Eddelak, Elmshorn, Glückstadt, Itzehoe, Krempe, Marne, Meldorf, Pinneberg, Rantzau, Uetersen, Wilster, Kellinghusen und Schenefeld.[5]

Im Bundesland Schleswig-Holstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1948 besteht das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht in Schleswig anstelle des Oberlandesgerichts Kiel. Das 1963 in Kraft getretene Gerichtsorganisationsgesetz regelte die Organisation der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Im 2018 in Kraft getretenen Landesjustizgesetz werden nunmehr neben der ordentlichen Gerichtsbarkeit auch die Arbeits-, Finanz-, Sozial- und Verwaltungsgerichtsbarkeit des Landes geregelt.

Verwaltungsgerichtsbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem „Gesetz, betreffend die Verfassung der Verwaltungsgerichte und das Verwaltungsstreitverfahren“ (VGG) von 1875[6] und dem „Gesetz, betreffs die Zuständigkeiten der Verwaltungsbehörden und der Verwaltungsgerichtsbehörden“ (Kompetenzgesetz) vom 26. Juli 1876[7] wurde in Preußen eine Verwaltungsgerichtsbarkeit geschaffen. Diese Gesetze galten aber zunächst nur in den östlichen Provinzen. Erst im Laufe der zweiten Hälfte der 1880er erfolgte die Einführung auch in den westlichen Provinzen.

An der Spitze der Verwaltungsgerichtsbarkeit stand das Preußische Oberverwaltungsgericht. Auf Provinzebene war das Bezirksverwaltungsgericht Schleswig als zweite Instanz eingerichtet. Als erste Instanz dienten die Kreisverwaltungsgerichte, die in jedem Landkreis eingerichtet waren.[8]

Arbeitsgerichtsbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Arbeitsgerichtsgesetz vom 23. Dezember 1926[9] wurden Arbeitsgerichte eingerichtet. In Schleswig-Holstein wurden 1927 zwei Landesarbeitsgerichte eingerichtet, die organisatorisch Teil der jeweiligen Landgerichte waren. Darunter wurden selbstständige Arbeitsgerichte als erste Instanz geschaffen.

Arbeitsgericht Landesarbeitsgericht
Arbeitsgericht Altona Landgericht Altona
Arbeitsgericht Heide Landgericht Altona
Arbeitsgericht Itzehoe Landgericht Altona
Arbeitsgericht Pinneberg Landgericht Altona
Arbeitsgericht Ratzeburg Landgericht Altona
Arbeitsgericht Wandsbek Landgericht Altona
Arbeitsgericht Flensburg Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Husum Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Kiel Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Oldenburg (Holstein) Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Neumünster Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Rendsburg Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Westerland Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Wyk auf Föhr Landgericht Kiel

Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz vom 26. Januar 1937 wurden auch die Arbeitsgerichtsbezirke neu gefasst. Das eine Landesarbeitsgericht wurde von Altona nach Lübeck verlegt. Es ergab sich folgende neue Struktur:

Arbeitsgericht Landesarbeitsgericht
Arbeitsgericht Ahrensburg Landgericht Lübeck
Arbeitsgericht Lübeck Landgericht Lübeck
Arbeitsgericht Oldenburg (Holstein) Landgericht Lübeck
Arbeitsgericht Elmshorn Landgericht Lübeck
Arbeitsgericht Flensburg Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Husum Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Itzehoe Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Kiel Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Neumünster Landgericht Kiel
Arbeitsgericht Rendsburg Landgericht Kiel

In Bezug auf die Arbeitsgerichtsbarkeit ergab sich ab dem 23. August 1946 folgende Struktur. Es gab nur noch ein Landesarbeitsgericht Rendsburg (später Landesarbeitsgericht Kiel). Dieses war aber nun organisatorisch selbstständig und nicht mehr Teil des Landgerichtes. Darunter waren neun Arbeitsgerichte angesiedelt:

Arbeitsgericht Aufgelöst
Arbeitsgericht Ahrensburg 0
Arbeitsgericht Elmshorn besteht
Arbeitsgericht Flensburg besteht
Arbeitsgericht Heide 1976[10]
Arbeitsgericht Kiel besteht
Arbeitsgericht Lübeck besteht
Arbeitsgericht Neumünster besteht
Arbeitsgericht Rendsburg 1976[10]
Arbeitsgericht Schleswig 1956[11]

[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Schubert: Zur Geschichte der Justizverfassung in Schleswig-Holstein im 19. und 20. Jahrhundert. 2012, ISBN 978-3-631-63704-3.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verfügung vom 6. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 26. Juni d. J. in den Herzogthümern Schleswig und Holstein zu bildenden neuen Gerichte (JMBl. S. 213http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D229~doppelseitig%3D~LT%3DJMBl.%20S.%20213~PUR%3D)
  2. Verordnungen in GS 1878, 275 ff. vom 26. Juli 1878 und 1879, 393 (5. Juli 1879)
  3. Carl Pfaffenroth:Jahrbuch der deutschen Gerichtsverfassung. 1880, S. 439 ff. online
  4. Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen. Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 1986, ISBN 3-7950-0452-7.
  5. Gesetz über die Gerichtsgliederung in Groß-Hamburg und anderen Gebietsteilen vom 16. März 1937, RGBl. I S. 312.
  6. GS S. 375
  7. GS S. 297
  8. Ulrich Stump: Preußische Verwaltungsgerichtsbarkeit 1875–1914. 1980, ISBN 3-428-04699-4.
  9. RGBl. I S. 507
  10. a b § 1 des Gesetzes über die Neueinteilung der Bezirke der Gerichte für Arbeitssachen in Schleswig-Holstein vom 23. Oktober 1974, Gesetz- und Verordnungsblatt für Schleswig-Holstein S. 417.
  11. § 1 des Gesetzes über die Neueinteilung der Bezirke der Gerichte für Arbeitssachen in Schleswig-Holstein vom 24. April 1956, Gesetz- und Verordnungsblatt für Schleswig-Holstein S. 77.
  12. Beständeübersicht Arbeitsgerichte beim Landesarchiv