Gerokomie

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Die Gerokomie (von gr. dt. ‚Altersbetreuung‘, engl. gerocomy) war vom 2. Jahrhundert nach Christus bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts ein Teilgebiet der Medizin.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der griechische Arzt Galenos von Pergamon prägte im 2. Jahrhundert den Begriff Gerokomie (auch Gerontokomia bzw. Gerokomikon; „Altenfürsorge“).[1] Er machte sie zu einem Teilgebiet der Medizin, welches die Alterserscheinungen – seinerzeit nach humoralpathologischen Prinzipien – lindern sollte. Als Lehre befasste sie sich vor allem mit den altersphysiologischen Gegebenheiten und der dazu angepassten Lebensweise, im Wesentlichen der Diätetik. Hinzu kamen die Ätiologie und Physiologie des Alterns sowie therapeutische Ansätze. Galenos betrachtete das mit Alterserscheinungen einhergehende Altern als einen Mangel an Vollkommenheit, aber nicht als Krankheit.[2] Im Jahr 1594 erschien eine der Herzogin von Uzès gewidmete gerontologische Schrift[3] des französischen Anatomen, Hochschullehrers und Hofarztes André du Laurens, die Ratschläge zum gesunden Altwerden enthält und mehr als 20. Auflagen erlebte.[4] Ab dem Jahr 1620 wurde die Gerokomie auch an Universitäten gelehrt. 0,5 bis 1 % der in Latein verfassten medizinischen Schriften der Hochschulen befassten sich mit der Gerokomie. Die Gerokomie wurde später durch die Gerontologie (Alters- und Alternswissenschaft) und Geriatrie (Alters- oder Altenmedizin) abgelöst.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John Floyer: Medicina gerocomica, or the Galenic art of preserving old men's health. London 1724.
  • Daniel Schäfer: Gerokomien – eine vergessene Fachliteratur der frühen Neuzeit. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 20, 2001, S. 7–17.
  • D. Schäfer: That senescense itself is an illness... Concepts of Age and Ageing in Perspective. In: Medical History. Band 46, 2002, S. 525–548.
  • J. T. Freeman: The sociologic aspects of aging: gerocomy. In: The West Virginia medical journal. Band 50, Nr. 3, (März) 1954, ISSN 0043-3284 PMID 13136983, S. 73–76.
  • J. T. Freeman: Aging, its history and literature. Human Sciences Press, 1979, ISBN 0-87705-251-4, S. 9–16.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daniel Schäfer: Langlebige Beispiele. Überlegungen zur Funktion und Gestaltung historischer Exempla für ein hohes Alter in der diätetischen Literatur der frühen Neuzeit. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 22, 2003, S. 188–203, hier: S. 190 f.
  2. Denny Wöhler: Alter(n) im Römischen Reich. In: Der ungewisse Lebensabend? Alter(n) und Altersbilder aus der Perspektive von (Un-)Sicherheit im historischen und kulturellen Vergleich. Hrsg. von Helga Pelizäus-Hoffmeister, Springer, Wiesbaden 2014, S. 73–85; hier: S. 76.
  3. André du Laurens: Discours de la conservation de la vue; des maladies mélancholiques; des catarrhes; et de la vieilesse. Paris 1594.
  4. Barbara I. Tshisuaka: Laurens, André du. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 829.
  5. Daniel Schäfer, Ferdinand Peter Moog: Gerokomie - Gerontologie - Geriatrie. Geschichte der Altersheilkunde im Spiegel ihrer Benennungen. In: Dtsch Med Wochenschr. Band 130, 2005, S. 2719–2722. doi:10.1055/s-2005-922062