Giulano Ruffini

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Giul(i)ano Ruffini (* 4. April 1945[1], Neviano degli Arduini[2]) ist ein französischer Restaurator, Kunstsammler und -händler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ruffini wirkte in seiner Jugend als Kunstmaler.[1] Er sammelt Kunst und betätigt sich seit den 1990er Jahren im Kunsthandel. Ruffini befasst sich auch mit Kunstfälschungen und beriet den Autor Jules-François Ferrillon[3] bei dessen Roman Faussaire, der im Mai 2015 erschien.[4][5] Er beliefert bei seinem Kunsthandel Zwischenhändler.

Kunstfälschungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frans Hals – Porträt eines Mannes mit Quastenkragen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Frans Hals zugeschriebenes Gemälde aus dem Handel von Giulano Ruffini wurde 2016 als moderne Fälschung identifiziert.[6]

Ruffini hat 2011 ein Gemälde auf den Markt gebracht, das Frans Hals zugeschrieben wurde. Es wurde seinerzeit von Experten des Auktionshauses Sotheby’s für echt befunden und bei der Auktion dem Sammler Richard Hedreen für 9,5 Millionen Euro zugeschlagen. Im Jahr 2016 hat Sotheby’s das Gemälde nach einer Untersuchung durch das US-amerikanische Materialforschungsunternehmen Orion Analytical[7] als eine Kunstfälschung anerkannt und in der Folge dem Sammler den Kaufpreis erstattet.

Ruffini wurde 2016 in einem Bericht der Financial Times so zitiert, dass er selbst nie behauptet habe, dass es sich bei den von ihm gehandelten Bildern um Bilder von Altmeistern handele, er sei nur ein Sammler, kein Experte.[1] Die Zuschreibungen hätten vielmehr die Mittelsmänner, die Auktionshäuser und die Galerien getätigt. Als Zwischenhändler wurden Mark Weiss[8] und Konrad Bernheimer genannt.[1]

Umkreis Parmigianinos – Vision des heiligen Hieronymus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemälde Vision des heiligen Hieronymus (1527) aus dem Umkreis Parmigianinos wurde 2012 vom Auktionshaus Sotheby’s für 842.500 USD versteigert worden. Nach der Auktion hing das Bild vorübergehend als Leihgabe im Metropolitan Museum in New York. Eine Untersuchung des Kunstforensikers James Martin von der Firma Orion Analytical ergab, dass das Gemälde an 21 verschiedenen nicht von früheren Restaurierungen betroffenen Stellen das Farbpigment Phthalocyaningrün aufwies, das erst 1938 auf dem Markt kam.[9]

Weitere Werke mit Fälschungsverdacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Auktionshaus Sotheby’s hat Ruffini weitere Gemälde von alten Meistern auf den Markt gebracht, die man dort Künstlern wie van Dyck, Velázquez, Coorte, Bronzino und Correggio zuschrieb. Insgesamt handele es sich um 25 Werke, die in der Zwischenzeit auch in großen Museen ausgestellt wurden.[1] Unter diesen Gemälden sind:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gina Thomas: Ein Heiliger, ein Porträt, eine Venus und ein David. Das ist ein echer Kunstkrimi: Vier Gemälde aus derselben Quelle stehen unter dem Verdacht, Fälschungen zu sein. Bericht, in: FAZ, 21. Januar 2017, S. 17

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Tomasz Kurianowicz: Falsches Vertrauen. Der vielleicht größte Kunstskandal des Jahrhunderts: Museale Gemälde Alter Meister könnten gefälscht sein. In: Die Welt, 22. Oktober 2016, S. 28.
  2. Vincent Noce, L'Affaire Ruffini, Buchet-Chastel, Paris 2021, ISBN 9782283034040, S. 74–77.
  3. Béatrice De Rochebouet: Les experts sont souvent juge et partie. In: Le Figaro, 4. Juli 2016.
  4. Jules-François Ferrillon, bei atlantico
  5. Jules-François Ferrillon: Faussaire. Âge d’homme, Paris 2015.
  6. Will Gompertz: Sotheby's declares 'Frans Hals' work a forgery. Bei BBC, 6. Oktober 2016.
  7. Orion Analytical, website
  8. zu Mark Weiss siehe weissgallery, Website
  9. Gina Thomas: Ein Heiliger, ein Porträt, eine Venus und ein David. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Januar 2017, abgerufen am 1. Februar 2017.
  10. Thomas Pignot: Le Cranach du prince de Liechtenstein, vrai ou faux? In: L’Express, 24. März 2016.