Graf-Münster-Gymnasium

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Graf-Münster-Gymnasium
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Schulform Gymnasium
Schulnummer 0040[1]
Gründung 1833
Ort Bayreuth
Land Bayern
Staat Deutschland
Koordinaten 49° 56′ 17″ N, 11° 35′ 10″ OKoordinaten: 49° 56′ 17″ N, 11° 35′ 10″ O
Träger staatlich
Schüler etwa 1000 (Schuljahr 2022/23)[1]
Lehrkräfte etwa 80 (Schuljahr 2022/23)[1]
Leitung Christian Kramer[2]
Website gmg-bayreuth.de
Altbau des Graf-Münster-Gymnasiums
Königliche Kreisoberrealschule für Oberfranken, 1910
Blick in den Innenhof
Plan des Graf-Münster-Gymnasiums

Das Graf-Münster-Gymnasium (GMG) ist ein Gymnasium in Bayreuth (Bayern) mit etwa 950 Schülerinnen und Schülern[3] (Stand: 2015). Es besteht im derzeitigen Gebäude seit 1910 und wurde damals als Oberrealschule eingeweiht. Nach wie vor wird die einstige Oberrealschule Bayreuth im örtlichen Sprachgebrauch auch als OR (zweisilbig „O-Er“ gesprochen) bezeichnet.

Namensgeber war Georg Graf zu Münster (1776–1844), ein begeisterter Paläontologe, der seinerzeit viele bedeutende Funde in der Region rund um Bayreuth machte, die größtenteils im Urweltmuseum in Bayreuth ausgestellt sind. Das Logo des Gymnasiums, der sogenannte Dino, nimmt darauf Bezug.

Bis in die 1970er-Jahre hinein wurden – mit seltenen Ausnahmen in der Oberstufe – ausschließlich Knaben unterrichtet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schule wurde 1833 als Kreis-Landwirtschafts- und Gewerbeschule auf Grund der Bildungsinitiative König Ludwigs I. von Bayern gegründet. Zunächst befand sie sich im alten Rathaus von Bayreuth. 1842 zog sie in das Künsberg-Palais in der Friedrichstraße 18 um,[4] wo sie bis 1910 verblieb. 1864 wurde sie in Kreisgewerbeschule umbenannt und später (1872) in Gewerbeschule. 1877 wurde sie in eine sechsjährige Realschule umgewandelt und in den Jahren 1907 bis 1909 in eine neunjährige. Ab 1910 erhielt sie den Namen Königliche Kreisoberrealschule für Oberfranken. Das Künsberg-Palais war zu klein geworden und die Stadt entschloss sich, die Schule in ihr heutiges, damals neuerrichtetes, Gebäude zu verlegen. In den beiden Weltkriegen diente die Schule als Lazarett. Erkennbar waren die Schüler der Oberrealschule an ihren grünen Schülermützen, während die des Humanistischen Gymnasiums rote Mützen trugen. Nach der „Machtergreifung“ im Jahr 1933 verboten die Nationalsozialisten den Schülern das Tragen dieser Mützen. Für jeden Schüler musste um 1930 monatlich Schulgeld in Höhe von 20 Reichsmark entrichtet werden.[5]

1933 feierte man das 100-jährige Bestehen der Schule, welches, wie so viele Veranstaltungen in dieser Zeit, unter dem Einfluss der Nationalsozialisten stand. In der Festschrift und einer Ansprache des Leiters wurde der „Geist von Potsdam als der Geist der Pflichterfüllung und Einordnung dem falsch verstandenen Geist vom Weimar“ gegenübergestellt.[6] Ab dem Schuljahr 1942/43 wurde die Note für das Fach Religion nicht mehr in das allgemeine Schulzeugnis eingetragen.[7]

Im Sommer 1943 wurden die Schüler des Jahrgangs 1927 als Flakhelfer für den Einsatz an Flugabwehrkanonen ausgebildet. Nach den schweren alliierten Luftangriffen auf Schweinfurt wurde eine gesamte Klasse dorthin verlegt, wo die Schüler mehrere schwere Angriffe amerikanischer und britischer Bomber erlebten. Im Mai 1944 wurde die Klasse nach Bayreuth zurückverlegt und bediente Flakbatterien in der Altstadt und auf dem Rodersberg. Schulunterricht wurde den Jungen nur noch sporadisch im Lainecker Schulhaus angeboten. Am 31. August jenes Jahres wurden die Schüler zunächst zum Reichsarbeitsdienst und nach einigen Wochen zum Wehrdienst einberufen. Sieben Klassenkameraden fielen im Kriegseinsatz, sechs gerieten in sowjetische Gefangenschaft, zwei weitere kehrten schwer verletzt zurück.[8]

In der NS-Zeit war der Schulbesuch bis zum Abitur um ein Jahr verkürzt worden, der Abiturjahrgang 1954 war der Letzte mit nur acht Jahren bis zur Reifeprüfung. Damals gab es in der Oberstufe drei parallel geführte Klassen, von denen zwei in Französisch und eine in Latein als zweite Fremdsprache unterrichtet wurden.[9]

1949 wurde in der Oberrealschule das erste pädagogische Seminar eingerichtet, das bis heute junge Lehrer ausbildet. Von 1951 bis 1960 wurde, trotz großer Platznot und Schichtunterricht, in der Schule das Hohenschwangauer Modell getestet, welches in etwa dem heutigen G9-Kollegstufenmodell entsprach. 1964 erhielt die Schule einen neusprachlichen Zweig mit Französisch als dritter Fremdsprache neben Englisch und Latein. Die Klassenstufen wurden vom Schuljahr 1965/1966 an von 1 bis 9 in 5 bis 13 geändert. Ab dem 14. März 1966 erhielt die Oberrealschule aufgrund der Umbenennung aller höheren bayerischen Lehranstalten die Bezeichnung „Gymnasium“ und heißt seitdem Graf-Münster-Gymnasium. Den Wunsch, die Schule Alexander-von-Humboldt-Gymnasium zu nennen, hatte das bayerische Kultusministerium abgelehnt.[10]

Im April 1968 geriet die Schülerzeitung Original in die Kritik. Die Redakteure hatten einige Änderungen der bayerischen Schulordnung scharf kritisiert und Zitate des südamerikanischen Guerillakämpfers Che Guevara abgedruckt. Allerdings dienten „anstößige Inhalte auf der Witzeseite“ als Begründung für ein Verkaufsverbot der Ausgabe an zwei anderen örtlichen Gymnasien.[11]

Eine geplante Informationsfahrt einer elften Klasse des Graf-Münster-Gymnasiums in die DDR wurde 1970 vom bayerischen Kultusministerium ohne Angabe von Gründen untersagt. Erst nach einer Stellungnahme des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen wurde diese Entscheidung revidiert.[12] 1976 wurde die Kollegstufe eingeführt.

Von 1963 bis 1987 gab es einige bauliche Veränderungen:

  • 7. September 1965: Der Neubau wurde mit zunächst 15 Klassenzimmern fertiggestellt
  • 1964–1965: Errichtung der Schwimmhalle,[13] Eröffnung 20. Januar 1966
  • 1968–1971: Ausbau und Sanierung des Altbaus
  • 1970–1972: Errichtung des Sportplatzes im Anschluss an den Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei
  • 20. Oktober 1987: Einweihung der neuen Sporthalle und Erweiterung des Neubaus um drei Klassenzimmer

Auch derzeit (2007) befindet sich die Schule wieder im Umschwung, zum einen aus Platzgründen, zum anderen wurden bzw. werden wegen des G8 folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • 2004: Die neue Sporthalle wurde gebaut und 2005 fertiggestellt
  • 2006: Der Um- und Ausbau einiger Komplexe wurde begonnen
  • 2006: Beginn des Baus des neuen Schulgebäudes im Anschluss an den Neubau
  • 2007: Der neue Bau wurde fertiggestellt, die sanitären Anlagen wurden erneuert, der Chemie-Trakt wurde saniert, ein neuer Computerraum eingerichtet
  • 2008: Renovierung der Außenfassade und Anbringung eines Walmdaches auf dem älteren Neubau

Das GMG ist eines von fünf Gymnasien in Bayern, die 2022 für den Modellversuch „Schulparlamente und Schülerparlamente stärken“ des bayerischen Kultusministeriums ausgewählt wurden.[14][15]

Fächerwahl (G8)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Übertritt zum Gymnasium erfolgt nach der 4. Klasse Grundschule.
    • Ab Klasse 5: Englisch als erste Fremdsprache
    • Ab Klasse 6: Wahl zwischen Französisch oder Latein als zweite Fremdsprache
    • Ab Klasse 8: Wahl zwischen dem mathematisch-technologischen und dem sprachlichen Zweig
  • Mathematisch-technologischer Zweig
    • Chemie ab der achten Klasse
    • Jeweils eine zusätzliche Unterrichtsstunde Mathematik bzw. Physik im Vergleich zum sprachlichen Zweig
  • Sprachlicher Zweig
    • Spanisch bzw. Französisch als dritte Fremdsprache ab der achten Klasse
    • Chemie ab der neunten Klasse

Europäisches Gymnasium Typ II[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gymnasium nahm ab dem Schuljahr 2000/2001 an dem Modellprojekt des europäischen Gymnasiums (Egy) teil. Dieser Zweig konnte ab dem Übertritt im Typ II belegt werden. Nach der Einführung des G8 endete der Modellversuch, die Egy-Klassen beenden die Ausbildung jedoch im geplanten Egy-Zweig.

  • Besonderheiten:
    • Ab Klasse 5: Englisch als erste Fremdsprache
    • Ab Klasse 6: Französisch als zweite Fremdsprache
    • Ab Klasse 9: Intensivierung des Faches Physik
    • Ab Klasse 10: Spanisch als dritte Fremdsprache (Erwerb von Grundkenntnissen)

Als verbindlicher Wahlunterricht ist am Graf Münster Gymnasium vorgesehen:

  • eine Stunde erweiterter Basissport für alle Kinder (= dritte Sportstunde)
  • eine Stunde aus folgendem Angebot: Chor, Instrumentalunterricht, Einführung in die Computerbenutzung unter Windows, Schulgarten, Pluskurs Mathematik

Unterrichtsangebot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stand: Schuljahr 2020/2021; alphabetisch geordnet.[16]

Fächer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlunterricht und Arbeitsgruppen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abibac[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab dem Schuljahr 2024/25 soll das „Abibac“, eine Kombination aus dem Abitur und dessen französischer Entsprechung Baccalauréat, angeboten werden. Dieser Schulabschluss ist in Frankreich als Studienberechtigung anerkannt.[17]

Partnerschulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schülerverbindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Schule sind drei Schülerverbindungen aktiv.

  • Abituria O. R.
  • Absolvia Bayreuth 1833
  • Bavaria Bayreuth von 1917 e. V.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Lehrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Schüler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 2015 wurde dem Graf-Münster-Gymnasium vom Bezirksjugendring Oberfranken der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen.[20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 27. Januar 2024.
  2. Der Neue an seiner alten Schule in: Nordbayerischer Kurier vom 11. Juli 2019, S. 9.
  3. http://gmg-bayreuth.de/das-gmg-stellt-sich-vor/zahlen-fakten
  4. http://did.mat.uni-bayreuth.de/~gmg/geschichte/geschichte.html
  5. Adam Hereth: Schwanengesang aus dem Neuen Weg. Erinnerungen an einen legendären Stadtteil. Ellwanger, Bayreuth 1997, ISBN 3-925361-29-4, S. 28, 95 und 101.
  6. Karl Müssel: Bayreuth in acht Jahrhunderten, S. 198.
  7. Herbert Scherer: Als Hitler-Junge zur Konfirmation in: Heimatkurier 2/2011 des Nordbayerischen Kuriers, S. 6 f.
  8. Bernd Mayer: „Wir wollten fürs Vaterland alles geben“ In: Heimatkurier 2/2002 des Nordbayerischen Kuriers, S. 10 f.
  9. Nach 65 Jahren: Treffen der letzten Abi-Ausnahmen in: Nordbayerischer Kurier vom 24. Juni 2019, S. 12.
  10. Vor 50 Jahren in: Nordbayerischer Kurier vom 11. November 2015, S. 10.
  11. Vor 50 Jahren: Schülerzeitung von Zensur betroffen in: Nordbayerischer Kurier vom 11. April 2018, S. 10.
  12. Vor 50 Jahren in: Nordbayerischer Kurier vom 4. Juni 2020, S. 8.
  13. Vor 50 Jahren in: Nordbayerischer Kurier vom 7. April 2015, S. 10.
  14. „Modellprojekt für mehr miteinander“ in: Nordbayerischer Kurier vom 23. März 2022, S. 8.
  15. Schulversuch Schulparlamente und Schülerparlamente stärken bei gesetze-bayern.de, abgerufen am 1. November 2023
  16. Fächer am GMG. Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth, abgerufen am 2. Februar 2021 (deutsch).
  17. Bald am GMG: Französisches Abi in: Nordbayerischer Kurier vom 24. Mai 2023, S. 11.
  18. Filmemacher, Autor und Jazzmusiker in: Nordbayerischer Kurier vom 9. Oktober 2018, S. 13.
  19. Mehr Mensch als Maschine in: Nordbayerischer Kurier vom 9. Oktober 2017, S. 8.
  20. GMG jetzt „Schule ohne Rassismus“ in: Nordbayerischer Kurier vom 18. Dezember 2015, S. 15.