Gustav Hartmann (Droschkenkutscher)

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Ankunft des aus Paris zurückgekehrten Gustav Hartmann in Berlin

Gustav Andreas Theodor Hartmann (* 4. Juni 1859 in Magdeburg; † 23. Dezember 1938 in Berlin) war ein Droschkenkutscher aus Berlin-Wannsee, der als Eiserner Gustav bekannt wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berliner Gedenktafel am Haus Alsenstraße 11 in Berlin-Wannsee
Gustav Hartmann zu Besuch bei Deinhard in Koblenz, 1928

Gustav Hartmann, Sohn eines Kutschers, absolvierte zunächst eine Lehre zum Bäcker, bevor er in die Reichshauptstadt Berlin zog. Dort eröffnete er zunächst einen Kolonialwarenladen, mit dem er allerdings wenig Erfolg hatte. Im Alter von 26 Jahren gründete er dann am 1. April 1885 sein eigenes Fuhrunternehmen in Berlin-Wannsee, die „Wannseedroschken“.[1]

Gustav Hartmann startete am 2. April 1928 mit seiner Droschke und dem Wallach Grasmus, begleitet von dem Zeitungsreporter Hans Hermann Theobald, zu einer Reise nach Paris, wo er am 4. Juni 1928 ankam. Diese Fahrt sollte eine Aktion gegen den Niedergang des Droschkengewerbes und die steigende Zahl von Autos sein.[2] Die Fahrtstrecke betrug über 1000 Kilometer.

„Er stand immer am Bahnhof Wannsee mit seiner Kutsche. Und da hat man ihn schon den Eisernen Gustav genannt, weil er eisern auf den letzten Zug gewartet hat. Dann kam eines Tages eine Französin, Madame Rachel Dorange, und hat mit ihm gesprochen. „Ja, wo kommt denn Madame her?“ – „Aus Paris aufm Pferd.“ – „Ach, was eine Frau kann, das kann ich auch! Ich werde Sie im nächsten Jahr besuchen.““

Ursula Buchwitz-Wiebach (Enkelin von Gustav Hartmann)[3]

„Der älteste Fuhrherr von Wannsee, Gründer der Wannseedroschken, erlaubt sich mit der Droschke 120 die letzte Fahrt Berlin – Paris zu machen, da das Pferde-Material im Aussterbeetat steht.“

Gustav Hartmann (Aufschrift auf seiner Droschke)[3]

Nachwirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrengrab von Gustav Hartmann auf dem Alten Friedhof Wannsee
Denkmal für den Eisernen Gustav in Berlin-Tiergarten

Durch seine Reise berühmt geworden, gründete der „Eiserne Gustav“ nach seiner Rückkehr eine Stiftung für die Hinterbliebenen von bei der Ausübung ihres Berufes zu Tode gekommenen Taxifahrern (Gustav-Hartmann-Stiftung). Seine Geschichte wurde von Hans Fallada im 1938 veröffentlichten Roman Der Eiserne Gustav erzählt, wobei Fallada den Protagonisten seines Buches Gustav Hackendahl nannte. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und in einem gleichnamigen Spielfilm mit Heinz Rühmann sowie in einer siebenteiligen Fernsehserie mit Gustav Knuth verfilmt.

Das Grab Gustav Hartmanns befindet sich auf dem Alten Friedhof Wannsee (Grablage: 9-7). Er ruht dort neben seiner Gattin Marie Hartmann (1868–1949). Als Grabstein dient eine gesockelte Stele aus schwarzem Granit, die ein Bildnismedaillon des „Eisernen Gustav“ trägt.[4] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Gustav Hartmann seit 1978 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde zuletzt im Jahr 2021 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[5]

Entgegen der Legende, die auf der Darstellung Falladas beruht, lehnte Hartmann Kraftfahrzeuge im Droschkenwesen keineswegs kategorisch ab. Tatsächlich besaß er zur Zeit seiner Reise selbst ein Taxi.[6]

In Berlin befindet sich an der Kreuzung der Potsdamer Straße mit dem Landwehrkanal auf dem Mittelstreifen der Bundesstraße 1 seit 2000 ein Denkmal für den „Eisernen Gustav“ (Lage), gestaltet von Gerhard Rommel.

„Obwohl er nicht französisch kann,
hat er sich mit Paris verständigt.
Denn dort, wo das Verstehen endigt,
fängt die Verständigung erst an.“

Erich Kästner (Gedicht über Gustav Hartmann)[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verfilmungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gustav Hartmann – Album mit Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Eiserne Gustav wird 150 (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive) 6. August 2016
  2. Katrin Lange: Auf den Spuren des „eisernen Gustavs“. In: Berliner Morgenpost, 10. Juni 2008
  3. a b c Regina Kusch: Der "Eiserne Gustav" trifft mit seiner Droschke in Paris ein. In: Kalenderblatt (Rundfunksendung auf DLF). 4. Juni 2018, abgerufen am 5. Juni 2018.
  4. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 657.
  5. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: August 2021) (PDF, 2,3 MB), S. 28. Auf: Webseite der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Abgerufen am 22. Juli 2022. Vorlage – zur Kenntnisnahme – Anerkennung, Verlängerung und Nichtverlängerung von Grabstätten als Ehrengrabstätten des Landes Berlin (PDF, 195 kB). Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 18/3959 vom 4. August 2021, S. 2, 4. Abgerufen am 22. Juli 2022.
  6. Mit dem Pferdetaxi bis nach Paris. In: Berliner Zeitung, 4. Juni 1997
  7. Der eiserne Gustav auf fernsehserien.de