Gustav Wolf (Architekt)

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Anger der Siedlung Grüner Grund Münster, Gartenstadt (1922–27)
Gartenstadt Grüner Grund, Blick auf den Anger
Grüner Grund 26
Grüner Grund 1 – 37
WuWa Breslau, Haus 3–6 (1929)

Gustav Wolf (* 1887 in Osterode am Harz; † 1963 in Münster) war ein deutscher Architekt, Baubeamter und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Schulzeit, Handwerkspraxis in Gera und der Zeichenlehrerprüfung an der Kunstschule Breslau studierte Gustav Wolf bei Theodor Fischer Architektur an der Technischen Hochschule München.[1] Danach arbeitete er im Büro von Paul Schmitthenner bei den Planungen zur Villenkolonie Carlowitz in Breslau und zu den Berliner Siedlungen Gartenstadt Staaken und Am Fischtalgrund. Von 1915 bis 1919 wirkte er als Bezirksarchitekt beim Wiederaufbau von Ostpreußen, von 1919 bis 1920 als Kreisbaumeister von Merseburg, von 1920 bis 1922 als Stadtarchitekt von Soest (Westfalen) und anschließend bis 1927 als Baudirektor der Wohnungsfürsorgegesellschaft Westfälische Heimat in Münster, wo er als leitender Architekt die Gartenstadt Habichtshöhe/Grüner Grund plante und errichtete.

1927 wurde er Leiter der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Breslau. Er beteiligte sich 1929 an der Werkbundsiedlung Breslau mit einem Achtfamilienhaus (Haus 3–6) und einem Doppelwohnhaus (Haus 32/33, zerstört).[2]

Es folgte 1934–38 eine Lehrtätigkeit an der Staatsbauschule Berlin-Neukölln. Bei seiner Forschungsarbeit galt Wolfs Interesse nun zunehmend dem ländlichen Bauwesen in vorindustrieller Zeit. Als der Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine sein 1906 herausgegebenes Darstellungswerk Das Bauernhaus im Deutschen Reiche und seinen Grenzgebieten überarbeiten wollte, berief der Verbandsvorsitzende August Hertwig einen Ausschuss, der unter dem Titel Haus und Hof deutscher Bauern die Herausgabe einer nach Landschaften gegliederten, mehrbändigen Dokumentation zur Entwicklung des ländlichen Bauwesens in Deutschland erarbeiten sollte. Wolf wurde zum Leiter des hierzu gegründeten sogenannten „Bauernhofbüros“ ernannt. Seine Vorstellungen gingen in Richtung „möglichst vollständig umschreibenden Aufnahme“ der ländlichen Architektur, in deren Mittelpunkt „die Lebens-Einheit des einzelnen Gehöftes“ stehen sollte.[3]

1939 kehrte Wolf nach Münster zurück und leitete bis zu seiner Pensionierung 1952 als Landesbaupfleger von Westfalen das Baupflegeamt beim Provinzialverband der Provinz Westfalen (seit 1953: Landschaftsverband Westfalen-Lippe). Er wirkte dort bis zu seiner Pensionierung 1952. Das inzwischen der "Fachgruppe Bauwesen im NS-Bund Deutscher Technik" unterstellte Bauernhofbüro nahm er mit. 1940 erschien der erste Band über Schleswig-Holstein mit einem Geleitwort von Fritz Todt.

Nach dem Krieg setzte Gustav Wolf die Forschungsarbeit zu den Bauernhäusern fort. Seit dem 15. November 1946 war er Mitglied der Akademie für Städtebau und Landesplanung und seit dem 11. Oktober 1950 Mitglied des Forschungsbeirates beim Wohnungsbauministerium.[1]:174 Sein Bauernhofbüro formte er 1950 in den noch bestehenden Arbeitskreis für Hausforschung e.V. als gemeinnützigen Verein um, zu dessen Gründungsmitgliedern u. a. Dr. Ritz, Prof. Dr. Otto Gruber, Prof. Schili und Prof. Dr. Josef Schepers gehörten, und hatte bis 1955 dessen Vorsitz inne.[4] 1960 erschien der zweite Band der Bauernhof-Dokumentation über Westfalen, bearbeitet durch den späteren Direktor des Freilichtmuseums Detmold, Josef Schepers und 1961 der dritte über Mecklenburg, bearbeitet von Johann Ulrich Folkers. Nach Wolfs Tod wurde das Projekt eingestellt.

Das Werk von Gustav Wolf zeichnet sich in Theorie und Praxis durch eine „Synthese von alter Tradition und moderner Zivilisation“ aus.[1]:170

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mitteldeutschland. (= Die schöne deutsche Stadt) München 1911.
  • Süddeutschland. (= Die schöne deutsche Stadt) München 1912.
  • Norddeutschland. (= Die schöne deutsche Stadt) München 1913.
  • An einen werdenden Baumeister. München 1934.
  • Schleswig Holstein. (= Haus und Hof deutscher Bauern) Aschendorff, Münster 1940.
  • Haus und Straße im Vorort. Beobachtungen über Würfelhäuser und Vorschläge zu ihrer Vermeidung. Georg D. W. Callwey, München 1940
  • Vom Grundriss der Volkswohnung. Otto Meyer Verlag, Ravensburg 1950.
  • Der Drempel am Kleinhaus. Aschendorff, Münster 1954.
  • Schöne ländliche Wohnstuben. Landwirtschaftsverlag, Hiltrup bei Münster 1956.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Buildings by Gustav Wolf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Martin Neitzke: Gustav Wolf: Bauen für das Leben; Neues Wohnen zwischen Tradition und Moderne. Wasmuth, Tübingen, Berlin 1993, ISBN 3-8030-0155-2, S. 173.
  2. Gustav Wolf: wichtige Bauten und Projekte. In: WuWa.de Wohnung und Werkraum. Abgerufen am 19. Dezember 2017 (deutsch, englisch, polnisch).
  3. Gustav Wolf, Joachim Herpin: Haus und Hof deutscher Bauern, Schleswig-Holstein, zitiert nach dem Vorwort der zweiten veränderten Auflage, Hildesheim 1979, S. 7.
  4. Klaus Freckmann: 50 Jahre Arbeitskreis für Hausforschung, Bad Sobernheim 2000.