Görau (Weismain)

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Görau
Stadt Weismain
Koordinaten: 50° 4′ N, 11° 17′ OKoordinaten: 50° 4′ 0″ N, 11° 17′ 0″ O
Höhe: 515 m ü. NHN
Einwohner: 125 (1. Jan. 2018)[1]
Postleitzahl: 96260
Vorwahl: 09575
Katholische Kapelle St. Heinrich und Kunigunde
Katholische Kapelle St. Heinrich und Kunigunde

Görau ist ein Gemeindeteil der Stadt Weismain im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels im Norden des Freistaates Bayern mit 125 Einwohnern.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Görau befindet sich auf 515 m ü. NN auf einer Hochebene, etwa 2,4 Kilometer östlich des Bärentals. Die Hochebene gehört zu den nördlichen Ausläufern des Frankenjuras im Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura. Der Stadtkern von Weismain befindet sich rund vier Kilometer nördlich.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wann das Gebiet um die heutige Ortschaft Görau erstmals besiedelt wurde, ist unklar. Eine Besiedlung ab spätestens ca. 1400 v. Chr. liegt aber anhand der Funde aus der mittleren Bronzezeit, die in zwei Grabhügelfeldern am Görauer Anger vor rund 100 Jahren gemacht werden konnten, nahe.[2] Einer dieser Erdhügel enthielt Beifunde der jüngeren Hügelgräberzeit (1400–1300 v. Chr.). Neben einem Bronzeschwert mit achteckigem Griff, einer kunstvoll gefertigten Nadel mit Kugelkopf und einem Absatzbeil (Länge 16,6 cm, Breite 3,5 cm, Gewicht 320 Gramm),[3] barg er Schmuckwerk in Form von Bronzeringen, darunter auch Ohrringe.[4] In zwei anderen Gräbern fand man Wagenreste aus der Hallstattzeit, die jedoch aufgrund der damals unsachgerechten Arbeitsweise weitgehend zerstört wurden.[2] Erhalten ist nur ein eiserner Radbuckel.[2] Die Funde werden in den Museen von Bayreuth und Bamberg, im Schloss Thurnau, in der Archäologischen Staatssammlung in München, in der Ur- und frühgeschichtlichen Sammlung der Universität Jena und in der Sammlung des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen ausgestellt.[4]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Görau ist slawischen Ursprungs. Er leitet sich vom Wort gora ab, das Berg bedeutet.[4] 1137 erschien der Ort erstmals in einer Urkunde als „Goren“, 1382 als „Görein“ und 1421 als „Gore“ und „Goraw“.[4] Die Form von 1382 entstand vermutlich als Folge einer damaligen Lautverschiebung des langen i zu ei. Demnach wird der Ursprung des Ortsnamens von vielen Slawisten im altslawischen Wort gorina gesehen, das sich als Bergland übersetzen lässt. Gedeutet werden kann der Name demnach als Siedlung auf dem Bergland. Da der Ortsname nicht durch die Bewohner entstand, sondern durch die umliegenden Nachbarn, kann gefolgert werden, dass die Gegend der Jurahochfläche südlich von Weismain im frühen Mittelalter, vor 800, von slawischen Weidebauern bewohnt war, was archäologische Funde bestätigen.

Neuere Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1880 wurde in Görau eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.[5] und im Jahr 1909 eine Wasserleitung verlegt, der Anschluss an das Stromnetz fand 1927 statt.

Da dem Dorf schon seit Jahrzehnten ein Gotteshaus fehlte, wurde am 13. Mai 1938 ein Kapellenbauverein gegründet. Mit dem Bau der Kapelle wurde noch im selben Jahr begonnen. Die Benedizierung fand am 9. Juli 1939 statt. Ein Großbrand zerstörte am 12. April 1944 mehrere Anwesen, darunter auch das Feuerwehrhaus mit Glockenturm.[5]

Im Herbst 2010 wurde die knapp einen Kilometer lange Straße nach Neudorf als erste im nordbayerischen Raum mit dem InSitu-Kaltrecycling-Verfahren der Schweizer Straßenbauspezialfirma Egli erneuert.[6]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tabelle gibt die Einwohnerentwicklung von Görau anhand einzelner Daten wieder.

Jahr Einwohner Quelle
1987 141 [7]
2008 137 [8]
2010 135 [9]
2011 135 [10]
2012 134 [11]
2013 133 [12]
2015 125 [13]
2018 125 [1]

Wissenswertes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft wurde Görau im Jahr 2008 als das „kinderreichste Dorf Deutschlands“ ausgezeichnet. Dass von den damals 137 Einwohnern 33 Kinder waren, was einen prozentualen Anteil von knapp 25 % ausmacht, liegt laut Elsbeth Düthorn, der Vorsitzenden der Naturfreunde Görauer Anger, an der starken Dorfgemeinschaft in Verbindung mit den guten Arbeitsplatzmöglichkeiten in den umliegenden Gemeinden.[8]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Görau gibt es sechs Vereine, in denen 85–90 % der Bevölkerung aktiv sind:[8]

  • Freiwillige Feuerwehr Görau
  • Naturfreunde Görauer Anger mit Jugendgruppe „Görauer Fröschla“
  • Jagdgenossenschaft Görau
  • Kapellenbauverein Görau
  • Seniorenkreis Görau
  • Treff Halba Höih

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elsbeth Düthorn, Erika Münch: Was Großmutter erzählt – Erinnerungen aus Görau, Weismain 2004
  • Johann Baptist Müller: Hundert Jahre Freiwillige Feuerwehr Görau, Weismain 1980
  • Helmut Haberkamm, Annalena Weber: Görau. In: dies.: Kleine Sammlung fränkischer Dörfer. ars vivendi Verlag, Cadolzburg 2018, ISBN 978-3-86913-990-6, S. 68–77.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Görau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Stadt Weismain: Ortsteile. Abgerufen am 14. Juni 2023.
  2. a b c Informationen über die archäologischen Funde am Görauer Anger (Memento des Originals vom 4. Juni 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kasendorf.de, kasendorf.de, abgerufen am 29. Dezember 2011
  3. Anmerkungen über den Görauer Grabhügelfund – Katharine Pászthory, Eugen Friedrich Mayer: Äxte und Beile in Bayern, Franz Steiner Verlag, 1998, „Die Äxte und Beile in Bayern“ von Katharine Pászthory, Eugen Friedrich Mayer S. 88f.
  4. a b c d Düthorn (2004), S. 4–10
  5. a b Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Görau (Memento des Originals vom 19. November 2004 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/home.vr-web.de, home.vr-web.de, abgerufen am 29. Dezember 2011
  6. Innovative Straßenerneuerung zwischen Görau und Neudorf@1@2Vorlage:Toter Link/www.obermain.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., obermain.de, abgerufen am 29. Dezember 2011
  7. Genealogisches Orts-Verzeichnis von Görau, gov.genealogy.net, abgerufen am 29. Dezember 2011
  8. a b c Görau ist das kinderreichste Dorf Deutschlands! (Memento vom 14. Juni 2011 im Internet Archive), obermain.de, abgerufen am 29. Dezember 2011
  9. Daten und Fakten zur Freiwilligen Feuerwehr Görau @1@2Vorlage:Toter Link/www.feuerwehr-weismain.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2014. Suche in Webarchiven), feuerwehr-weismain.de, abgerufen am 29. Dezember 2011
  10. Einwohnerverteilung der Stadt Weismain am 1. Januar 2011@1@2Vorlage:Toter Link/www.stadt-weismain.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., stadt-weismain.de, abgerufen am 29. Dezember 2011 (PDF, offline)
  11. Einwohnerverteilung der Stadt Weismain am 1. Januar 2012 (Memento vom 5. Januar 2013 im Internet Archive)
  12. Einwohnerverteilung der Stadt Weismain am 1. Januar 2013 (Memento vom 18. Mai 2013 im Internet Archive)
  13. Einwohnerverteilung der Stadt Weismain am 1. Januar 2015 (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive)