Höhlenwohnungen Langenstein

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Eingänge zu den Höhlenwohnungen entlang der Höhlenstraße am Schäferberg
Altenburghöhle

Als Höhlenwohnungen Langenstein werden zwölf Höhlenwohnungen im zur Stadt Halberstadt gehörenden Ortsteil Langenstein im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt bezeichnet.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei der Wohnungen befinden sich im Bereich der ehemaligen Altenburg, die anderen zehn Wohnungen liegen am Schäferberg. Hier sind einige Wohnungen in Form eines Straßenzuges angelegt. Im unteren Bereich des Ortes befinden sich zusätzlich einige Felsenkeller in der Bahnhofstraße in der Nähe des Goldbachs.

Architektur und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten beiden Höhlenwohnungen entstanden nach der Aufgabe der Altenburg. Zwei im Bereich der Burg bestehende Höhlen wurden zu Wohnungen ausgebaut. Eine erste Wohnung bestand hier seit 1787. In der Zeit von 1855 bis 1858 wurden dann zehn Wohnungen in den Sandsteinfelsen am Schäferberg gehauen. In Langenstein bestand eine erhebliche Wohnungsnot. Mehrere junge Familien aus Langenstein und aus dem Raum Goslar stammende Arbeiter des Gutes benötigten dringend Wohnraum. Eine Bitte des Dorfschulzen Hinze an den Landrat Gustav von Gustedt, die Gemeinde bei der Schaffung von Wohnraum zu unterstützen, wurde abgelehnt. Der Gemeinderat entschied darauf hin, dass die Möglichkeit zur Schaffung von Höhlenwohnungen gegeben werden soll. Den Bauwilligen wurden die Felswände für jeweils acht Groschen verkauft.

Die Arbeiten wurden durch die Wohnungssuchenden mit Hammer, Spitzhacke und Meißel ausgeführt und dauerten zwischen zwei und fünf Monaten. Die kleinen, etwa 30 m² großen Wohnungen hatten ähnliche Zuschnitte und verfügten jeweils über Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer und einen Vorratsraum. Durch den Felsen nach oben führen Schornsteine, unter denen sich ursprünglich gemauerte Herde befanden. Einzige benötigte Baumaterialien waren jeweils eine Tür und ein Fenster. Die Trennwände zwischen den Räumen wurde von stehen gebliebenem Fels gebildet. Natürliches Licht hatten nur die vorderen Räume. Spalte über den Türen und die Schornsteine sollten eine Luftzirkulation ermöglichen, die das Entstehen von Schimmel und Feuchtigkeit an den Wänden verhindern sollte.

Oberhalb der Höhlen lagen Weideflächen. Durch die Beweidung mit Schafen und Ziegen sollte eine Verbuschung und Baumbewuchs unterbunden werden. Es gab den Spottvers: In Langenstein, in Langenstein, da schieten de Schaape in Schornstien rein!

Eine der Wohnungen wird als Schmidthöhle bezeichnet. Links des Eingangs befindet sich eine Gedenktafel mit den Lebensdaten der Eheleute Karoline (1825–1909) und Ludwig Schmidt (1829–1910), die hier lebten. Ludwig Schmidt war als Drehorgel-Spieler tätig.

Die Nutzung der Höhlenwohnungen zu Wohnzwecken wurde im Wesentlichen zwischen 1900 und 1910 aufgegeben. Zum Teil wurde die Nutzung als Wohnung bereits vorher beendet und kleine Häuser vor die Höhlen gesetzt, die dann noch als Stall oder Vorratsraum dienten. Die letzte Wohnung wurde 1916 aufgegeben. Noch bis in die Zeit um 1990 dauerten die Nutzungen als Tierställe oder Vorratskeller an.

Durch das Engagement des Vereins Langensteiner Höhlenwohnungen e. V. wurden nach 1990 einige der ehemaligen Wohnungen hergerichtet und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Jahr 2022 wurden die Höhlenwohnungen unter den Erfassungsnummern 094 18868 und 094 18869 im örtlichen Denkmalverzeichnis als Baudenkmale ausgewiesen.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Höhlenwohnungen bei Langenstein im Harz. In: Die Gartenlaube. Heft 26, 1889, S. 447 (Volltext [Wikisource]).
  • Höhlenwohnungen Langenstein – Einzigartiges Zeugnis einer früheren Wohnkultur im Herzen Deutschlands. Faltblatt, ohne Jahresangabe (vermutlich 2011); halberstadt.de (PDF).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Höhlenwohnungen (Langenstein) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung, Olaf Meister (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), 13.02.2023, Drucksache 8/2234 (KA 8/1224) Entwicklung des Denkmalbestandes, Seite 6

Koordinaten: 51° 51′ 10,7″ N, 10° 59′ 27,5″ O