Höttinger Saalschlacht

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Die Höttinger Saalschlacht fand am 27. Mai 1932 zwischen Nationalsozialisten auf der einen sowie Mitgliedern des Republikanischen Schutzbundes und Kommunisten auf der anderen Seite in Hötting (heute ein Stadtteil von Innsbruck) statt. Ausgelöst wurde sie durch eine nationalsozialistische Kundgebung im traditionell „roten“ Hötting, was vor dem Hintergrund der politischen Polarisierung in der Ersten Republik von der Linken als gezielte Provokation aufgefasst werden musste.[1] Bei der folgenden Massenschlägerei wurde der SA-Mann Sylvester Fink durch einen Messerstich ins Herz getötet, 38 Personen wurden verletzt.[2]

Im Laufe der Nacht kam es zu weiteren gewalttätigen Auseinandersetzungen im gesamten Stadtgebiet. Das damalige Parteibüro der Nationalsozialisten in Wilten wurde beschossen, und im Landeskrankenhaus gerieten noch die Verletzten der unterschiedlichen Lager aneinander. Außerdem wurde der Heimwehr-Gründer Richard Steidle während der Heimfahrt in der Straßenbahn von einer aufgebrachten Menge mit Steinen beworfen.[3][4]

Der aggressive Wahlkampfstil der NSDAP und die ständige Suche nach der Konfrontation mit dem politischen Gegner durch die SA brachte ihr den erhofften Erfolg.[1] Die Saalschlacht mit dem toten Nationalsozialisten erhöhte den Zulauf zur NSDAP in Tirol und führte zu einer Solidarisierung der „antimarxistischen“ Parteien.[5] Es kam zu einer Annäherung zwischen NSDAP und Tiroler Heimwehr gemeinsam im Kampf gegen „den Marxismus“.[6]

Seit 2012 gibt es eine Initiative, die sich mit dem Gedenken an die Höttinger Saalschlacht beschäftigt.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Gehler: Die frühe NSDAP als marginale Größe und die Höttinger Saalschlacht 1932 als Wende. In: Tirol im 20. Jahrhundert vom Kronland zur Europaregion. Tyrolia, Innsbruck/Wien 2009, S. 118–122.
  • Michael Gehler: „Wir werden es den Nazis zeigen!“ Die Höttinger Saalschlacht vom 27. Mai 1932. In: Thomas Albrich (Hrsg.): Tirol und der Anschluss. Voraussetzungen – Entwicklungen – Rahmenbedingungen 1918–1938. Haymon, Innsbruck 1988, ISBN 3-85218-034-1, S. 271–306.
  • Rauchegger Andreas / Schönpflug Ingo: Treffpunkt Taverne Goldener Bär. Die abwechslungsreiche Geschichte des Kammerhofes in Hötting. Studia, Innsbruck 2017, ISBN 978-3-7030-0964-8.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Horst Schreiber: Die Erfolge der NSDAP. In: Derselbe (Hrsg.): Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol. Opfer, Täter, Gegner. Studienverlag, Innsbruck 2008, ISBN 978-3-7065-4423-8, S. 36.
  2. Horst Schreiber: Die Machtübernahme. Die Nationalsozialisten in Tirol 1938/39. (=Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte Band 10) Haymon, Innsbruck 1994, ISBN 3-85218-152-6, S. 21 und 160.
  3. Josefine Justić: Die Höttinger Saalschlacht. In: Innsbrucker Stadtnachrichten vom 24. April 1985; Nr. 4, S. 24. (Digitalisat)
  4. Nochmals zur Höttinger Saalschlacht am 27. Mai 1932. In: Innsbrucker Stadtnachrichten vom 17. Juli 1985; Nr. 7, S. 10–12. (Digitalisat)
  5. Herbert Wagner: Nationalliberale Gruppierungen in Tirol von 1870 von 1934. Entstehung von nationalen Gruppierungen von 1870 bis 1918. Die „Erste Republik“ 1918 bis 1938, mit ihren nationalen Interessensgruppen. Der Tiroler Landtag, die Parteien mit den Wehrverbänden, das Bundesheer 1920. Das Ende der „Großdeutschen Partei“. Die Konzeption des Ständestaates. Innverlag, Innsbruck 1997, ISBN 3-85123-116-3, S. 66.
  6. Heidemarie Uhl: Zwischen Versöhnung und Verstörung. Eine Kontroverse um Österreichs historische Identität fünfzig Jahre nach dem „Anschluß“. Böhlau, Wien 1992, ISBN 3-205-05419-9, S. 310.
  7. Website der Initiative AK Saalschlacht (Memento des Originals vom 30. Juli 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aksaalschlacht.blogsport.de