HJ-8

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HJ-8

HJ-8
HJ-8

Allgemeine Angaben
Typ Panzerabwehrlenkwaffe
Heimische Bezeichnung Hóng Jiàn-8, 红箭-8
NATO-Bezeichnung HJ-8, Hongjian-8, Red Arrow 8
Herkunftsland Volksrepublik China
Hersteller Norinco
Entwicklung 1970er-Jahre
Indienststellung 1987
Einsatzzeit im Dienst
Stückpreis 4500 US-Dollar (Rakete)[1]
Technische Daten
Länge 0,88–1,00 m
Durchmesser 120 mm
Gefechtsgewicht 11,2–12,6 kg
Spannweite 320 mm
Antrieb Feststoffraketentriebwerk
Geschwindigkeit 220 m/s
Reichweite 100–4000 m
Ausstattung
Lenkung SACLOS via Lenkdraht
Gefechtskopf 3–4 kg Hohlladung
Zünder Aufschlagzünder
Waffenplattformen Tragbar, Fahrzeuge, Hubschrauber
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Die HJ-8 ist eine Panzerabwehrlenkwaffe aus der Volksrepublik China. In ihrem Herkunftsland wird sie als 红箭-8, Hóng Jiàn-8 oder Hóngjiàn-8 bezeichnet. Die Exportversion wird englisch Red Arrow 8 genannt.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1970er-Jahren begann man in der Volksrepublik China die zuvor aus der Sowjetunion importierten 9K11 Maljutka (NATO-Codename AT-3 Sagger) nachzubauen. Diese Panzerabwehrlenkwaffen trugen die Bezeichnung HJ-73. Basierend auf dieser Lenkwaffe begann man mit der Entwicklung einer Panzerabwehrlenkwaffe mit größerer Reichweite. Die Entwicklung erfolgte im Forschungsinstitut 203 und im Werk 282. Einzelne Komponenten der HJ-8 wurden mittels Reverse Engineering von den Panzerabwehrlenkwaffen BGM-71 TOW, HOT und 9K111 Fagot nachgebaut. Im Jahr 1987 war die HJ-8 fertig entwickelt und die Massenproduktion bei Norinco begann.[2][3][4]

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die HJ-8 ist die Standard-Panzerabwehrlenkwaffe der Volksbefreiungsarmee und wird von der Infanterie sowie ab Fahrzeugen und ab Hubschraubern eingesetzt. So kann die HJ-8 ab dem Transportpanzer YW 534 und ab dem Geländewagen BJ2020 eingesetzt werden. Weiter kann die HJ-8 ab den Hubschraubern Changhe WZ-9, Changhe WZ-10, Aérospatiale SA 341/342 und Mil Mi-17 eingesetzt werden. Die HJ-8 wurde laufend an neue Bedrohungslagen angepasst und modernisiert. Seit den 2010er-Jahren wird sie langsam durch die neueren Modelle HJ-9 und HJ-12 ersetzt.[4][5][6]

Die Lenkwaffen werden in versiegelten GFK-Transport- und Startbehältern aus dem Werk ausgeliefert. Der Transport- und Startbehälter wiegt beladen 24,5 kg und wird auf die Starteinheit aufgesetzt.[3] Diese wiegt rund 47 kg und besteht aus einer Dreibein-Lafette, einer Zielverfolgungseinheit und einer Tageslicht-Zieloptik mit zwölffacher Vergrößerung.[3] Auf diese kann das PTI-32-Wärmebildgerät mit einem Gewicht von rund 8 kg aufgesetzt werden und ermöglicht so den Einsatz bei Nacht und schlechtem Wetter.[5] Das gesamte HJ-8 System mit aufgesetzter Lenkwaffe wiegt schussbereit rund 89 kg.[4] Hat der Schütze das Ziel anvisiert, betätigt er den Auslöser und zündet damit die Ausstoßladung, welche die Lenkwaffe mit 70 m/s aus dem Rohr ausstößt.[6] In sicherer Entfernung zündet das Feststoff-Marschtriebwerk und beschleunigt die Lenkwaffe auf rund 220 m/s.[2] Der Flugkörper erreicht durch seine Rotation eine stabile Flugbahn.[5] Um die gesamte Reichweite zu durchfliegen benötigt die Waffe rund 20 Sekunden. Die durchschnittliche Fluggeschwindigkeit beträgt 200 m/s.[2] Während des Fluges spult die Lenkwaffe einen Draht ab, über den sie Lenkkommandos erhält. Die HJ-8 arbeitet nach dem SACLOS-Lenkprinzip (halbautomatische Kommandolenkung).[7] Dabei verfolgt die Zielverfolgungseinheit die Lenkwaffe über einen am Heck angebrachten Infrarot-Strahler. Lenkkommandos werden in der Starteinheit errechnet und über die Drahtverbindung an die Lenkwaffe übermittelt. Während des Fluges braucht der Schütze lediglich das Ziel im Fadenkreuz zu behalten. Der Hohlladungs-Gefechtskopf wird durch einen piezoelektrischen Aufschlagzünder zur Detonation gebracht.[6]

Varianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daten aus[2][3][5][6]

  • HJ-8A: Erste Serienversion aus dem Jahr 1987 mit 3-kg-Hohlladung. Durchschlagsleistung rund 500–600 mm Panzerstahl. Reichweite 3.000 m.
  • HJ-8B: Zweite Serienversion aus dem Jahr 1993 mit größerem Gefechtskopf mit einem Abstandsdorn. Durchschlagsleistung rund 900 mm Panzerstahl.
  • HJ-8C: Version mit verbesserter Elektronik und neuer 4-kg-Tandemhohlladung. Durchschlagsleistung rund 1.000 mm Panzerstahl. Reichweite 4.000 m.
  • HJ-8E: Version aus dem Jahr 1996 mit verbesserter Zielverfolgungseinheit und Zieloptik. Kann mit PTI-32-Wärmebildgerät ausgerüstet werden.
  • HJ-8F: Version zur Bekämpfung von Feldbefestigungen. Mit Splitter-/Brand-Gefechtskopf.
  • HJ-8L: Version mit Kompositwerkstoffen und geringerem Gewicht sowie neuer Elektronik und Zieloptik.

Nutzerstaaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daten aus[8][9][10]

HJ-8 der Streitkräfte Sri Lankas

Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die HJ-8 kam bei verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen zum Einsatz: Cenepa-Krieg, Bosnienkrieg, Bürgerkrieg in Sri Lanka, Aufstand im Irak, Bürgerkrieg in Syrien sowie bei weiteren Konflikten auf dem afrikanischen Kontinent.[4][6][7][10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hajime Ozu: HJ-8 / Hong Jian 8. In: missile.index.ne.jp. The Missile Index, abgerufen am 13. Juni 2022 (englisch).
  2. a b c d Duncan Lennox: Jane’s Air launched Weapon, Edition 1995. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 2001, ISBN 0-7106-0866-7, S. 112–113.
  3. a b c d Terry J. Gander & Charles Q. Cutshaw: Jane’s Infantry Weapons 2002-2003. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 2002, ISBN 978-0-7106-2434-5, S. 1320–1322.
  4. a b c d ПЕРЕНОСНОЙ ПРОТИВОТАНКОВЫЙ РАКЕТНЫЙ КОМПЛЕКС HJ-8 RED ARROW 8 (КИТАЙ) PORTABLE ANTITANK MISSILE SYSTEM HJ-8 RED ARROW 8 (CHINA). In: bastion-karpenko.ru. НЕВСКИЙ БАСТИОН, abgerufen am 13. Juni 2022 (russisch).
  5. a b c d Threat Support Directorate: OPFOR Worldwide Equipment Guide Vol.1 Ground Systems. TRADOC DCSINT, Fort Leavenworth, 2016, S. 359–360.
  6. a b c d e Противотанковый ракетный комплекс HJ-8. In: missilery.info. Ракетная техника, abgerufen am 13. Juni 2022 (russisch).
  7. a b China is able to export HJ-8 anti-tank missile to 20 countries thanks to collaboration with Pakistan 12710152. In: armyrecognition.com. Army Recognition, abgerufen am 13. Juni 2022 (englisch).
  8. Trade Register auf sipri.org, abgerufen am 13. Juni 2022
  9. The International Institute for Strategic Studies (IISS): The Military Balance 2022. 1. Auflage. Routledge, London 2022, ISBN 978-1-03-227900-8 (englisch, Stand: Januar 2022).
  10. a b HJ-8. In: deagel.com. Deagel, abgerufen am 13. Juni 2022 (englisch).