Hakenkrümme

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Die Hakenkrümme war eine enge, fast kreisrunde Krümmung bzw. Schleife des Schwarzwassers im sächsischen Erzgebirge zwischen Aue (Sachsen) und Lauter. Die Hakenkrümme war noch bis in die 1920er-Jahre ein beliebtes Ausflugsziel, da sie als Naturwunder und wegen der romantischen Landschaft geschätzt wurde. Sie hatte etwas Ähnlichkeit mit der Moselkrümmung bei Bullay in Rheinland-Pfalz.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hakenkrümme befindet sich im östlichen Teil der Siedlung Niederpfannenstiel, die zum Stadtteil Aue der Großen Kreisstadt Aue-Bad Schlema im Erzgebirgskreis gehört. Durch das größtenteils bewaldete Gebiet fließt das Schwarzwasser in einem Flussbogen. Dieser wird über zwei Eisenbahnviadukte von der Bahnstrecke Schwarzenberg–Zwickau überquert. Direkt nördlich der Hakenkrümme befindet sich ein Steinbruch, das Areal südlich der Hakenkrümme ist Bergbau-Sanierungsgebiet. Im Osten und Süden grenzt das Gebiet der Hakenkrümme an das Stadtgebiet von Lauter-Bernsbach (Ortsteile Oberpfannenstiel und Lauter) mit dem Burkhardtswald.

Namensherkunft und Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Hakenkrümme wurde Niederpfannenstiel benannt. Der Name dieses Ortsteils steht im Zusammenhang mit einem länglichen Bergrücken und der Hakenkrümme, die tatsächlich an einen Pfannenstiel erinnerte.[1][2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wasserwerk Hakenkrümme
Reste des ehemaligen Freibads an der Hakenkrümme
Niederpfannenstiel, Westliches Eisenbahnviadukt an der Hakenkrümme (2018)

Ab 1858 durchschnitt die Bahnstrecke Schwarzenberg–Zwickau die Hakenkrümme, die hier über zwei Brücken über das Schwarzwasser führte. Die beiden Brücken auf gebogenem Gleis stehen unter Denkmalschutz. Auf einer Seite der Hakenkrümme erhebt sich ein Felshang, der seit langem als Steinbruch dient.

Im Jahr 1921 wurde in der Hakenkrümme das städtische Freibad von Aue errichtet. Es galt aufgrund seiner idyllischen Lage und der modernen Anlage als eines der schönsten Bäder Sachsens und bestand unmittelbar bis 1945. Danach musste es dem Uranbergbau der Wismut AG weichen.

Der romantische Reiz der Hakenkrümme ging mit dem Bau des Elektrizitätswerkes, das die Stadt Aue mit Strom versorgte, ab 1922 schrittweise verloren. Dem Kraftwerk folgte in den Jahren 1924–1925 eine Wasserkraftanlage in der Hakenkrümme, auf deren Baustelle damals 350 Arbeiter tätig waren. Die Baukosten betrugen ca. 1.050.000 Reichsmark. In diesem Zusammenhang wurde die Hakenkrümme durch einen 800 m langen Stollen abgeschnitten, aus dem das Wasser in die Kraftanlage austrat und zwei Francis-Spiral-Doppel-Turbinen bei 15,7 Metern Gefälle und 5,5 Sekunden pro Kubikmeter verarbeitender Wassermenge je 831 PS gemeinsam 1 662 PS erzeugten. Das Wasserkraftwerk An der Hakenkrümme 1 steht im 21. Jahrhundert unter Denkmalschutz. Es handelt sich um eine Turbinenhalle mit teilweise originaler technischer Ausstattung, darunter zwei Turbinensätze mit Generatoren sowie Schaltwarte, weiterhin verrohrte Wasserzuleitungen, Wasserschloss mit Überlauf, Wasserstolln und Düker, zugehöriges Wehr mit Einlaufbauwerk und anschließendem Wasserstolln mit Wasserschloss in der Gemeinde Lauter-Bernsbach.

Bergbau wurde im Bereich der Hakenkrümme bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg betrieben. Zu den bekannten bergbaulichen Anlagen gehörten im 17. Jahrhundert die Gruben Drei Brüder und St. Georg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Wismut AG zwischen 1949 und 1953 auf der Suche nach Uranerz in der Hakenkrümme den Bergbau wieder auf. Die Schächte 299, 305 und 316, sowie 12 Tiefschürfe wurden geteuft und vier Stolln aufgefahren. Das führte zu einer starken Veränderung der Landschaft. Das Flussbett des Schwarzwassers wurde verlegt. An dessen Stelle entstand eine Deponie für die Tailings der Uranerzaufbereitung. Die Aufbereitung befand sich in der jetzt als Wismut Objekt 100 bezeichneten Nickelhütte Aue. Im Jahr 1957 wurde der Betrieb der Aufbereitung eingestellt. Bis dahin wurden rund eine Million Tonnen Tailings in der Deponie eingelagert. Bis Anfang der 1980er-Jahre diente die Fläche dann als Mülldeponie, außerdem hatte die Stadtverwaltung im südwestlichen Bereich drei Becken zur Fäkalienablagerung angelegt. Ab etwa 1985 wurde die Deponie mit Bauschutt abgedeckt, auch Betonplatten kamen darauf, weil beispielsweise die Nickelhütte Aue hier eine Freilagerstätte benötigte.

Nach der Wende behielt das Schwarzwasser sein etwas verlagertes Flussbett, die Nickelhütte löste ihr Lager auf. Der Nachfolgebetrieb der Wismut, die Wismut GmbH, erkundete in den 2010er-Jahren den Untergrund an der Hakenkrümme, um auszuschließen, dass hier gefährliche Hohlräume entstanden sind.[3] Des Weiteren wurden nach den Problemen mit dem Hochwasser im Jahr 2003 Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes an dieser Stelle durchgeführt. Die naturnahe Gestaltung mit Überflutungsflächen, einer Fischtreppe und dem Bau einer Schutzmauer aus Feldsteinen erhielt im Jahr 2011 den Sächsischen Staatspreis für Baukultur.[4]

Inzwischen gibt es ein Planungskonzept, wie die etwa sechs Hektar große Fläche saniert, vor allem von Altlasten befreit werden kann.[5] Am 16. Oktober 2019 erfolgte der erste Spatenstich für die Sanierung durch die Wismut.[6]

Eine in großen Teilen nördlich parallel zum Schwarzwasser verlaufende Straße (östliche Fortsetzung der Clara-Zetkin-Straße) erhielt den Namen An der Hakenkrümme.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erhard Weber: Der staatseigene Industriekonzern in Sachsen, seine Organisation und Wirtschaftlichkeit. 1928, S. 31.
  • Siegfried Sieber: Studien zur Industriegeschichte des Erzgebirges. 1967, S. 95.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hakenkrümme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mineralienatlas, Hakenkrümme, abgerufen am 18. Februar 2017.
  2. vgl. auch mdr.de (Memento vom 17. Januar 2005 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  3. Aue: Wismut erkundet Hakenkrümme auf www.freiepresse.de vom 4. Juli 2013 (Vollständiger Artikel ist kostenpflichtig), abgerufen am 18. Februar 2017.
  4. Homepage der Fa. Phoenix-Bau, Aue (Memento des Originals vom 19. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.phoenix-bau-aue.de, abgerufen am 18. Februar 2017.
  5. Planungskonzept IAA Hakenkrümme auf www.wismut.de; abgerufen am 18. Februar 2017.
  6. Wismut startet ein neues Großprojekt in Aue, Freie Presse v. 15. Oktober 2019
  7. Straße An der Hakenkrümme auf dem Stadtplan Aue.

Koordinaten: 50° 34′ 51,9″ N, 12° 43′ 31,1″ O