Hans Duhan

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Hans Duhan

Hans Duhan (27. Jänner 1890 in Wien6. März 1971 ebenda) war ein österreichischer Opernsänger, der 26 Jahre lang dem Ensemble der Wiener Staatsoper angehörte. Er war der erste Graf Almaviva und der erste Papageno der Salzburger Festspiele.

Leben und Werk

Duhan war ein „echter Wiener“, wurde hier geboren, ist hier aufgewachsen und hat hier auch seine Gymnasialzeit und seine musikalischen Studien absolviert. Neben Gesang bei Heinrich Gottinger und Emil Steger studierte er Klavier, Orgel und Musiktheorie bei Ferdinand Rebay und absolvierte den Dirigentenkurs bei Franz Schalk und Felix Weingartner. Er wirkte – ausgenommen Salzburg – nur selten außerhalb der Wiener Stadtgrenzen. Sein Debüt freilich absolvierte er, wie damals üblich in der Provinz, 1910 am Stadttheater von Troppau.

Wiener Staatsoper

Im April 1914 debütierte Duhan als Amonasro in Verdis Aida an der Wiener Hofoper. Er blieb Mitglied des Instituts bis 1940, nicht nur als geschätzter Bariton, sondern später auch als Spielleiter und fallweise als Dirigent. Im Haus am Ring sang Duhan zumindest 16-mal den Grafen Almaviva in Le nozze di Figaro und 17-mal den Bassa Selim in Die Entführung aus dem Serail, 24-mal den Scarpia in Puccinis Tosca, 29-mal den Don Fernando in Beethovens Fidelio und 62-mal den Gefängnisdirektor Frank in der Fledermaus von Johann Strauss.[1]

Duhan wirkte an drei bedeutenden Uraufführungen mit: 1916 verkörperte er Musiklehrer und Harlequin in der Neufassung der Ariadne auf Naxos von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss. Den Musiklehrer sollte er insgesamt 60-mal, den Harlequin 76-mal darstellen. Ab 1927 sang und spielte er 21-mal den Violinvirtuosen Daniello in Ernst Kreneks heftig umstrittener Jazz-Oper Jonny spielt auf. 1934 übernahm er in der Weltpremiere von Franz Lehárs Giuditta den Herzog, welchen er insgesamt 19-mal darstellen sollte. 7-mal übernahm er allerdings auch die Rolle des Manuele Biffi. Ab Ende der 1920er Jahre wurde Duhan verstärkt als Regisseur und Spielleiter zahlreicher eingesetzt, er verantwortete den reibungslosen Ablauf von mehreren Hundert Abenden an der Staatsoper.

Hans Duhan begleitete die Wiener Staatsoper auch auf zahlreichen Tourneen nach London, Paris, Stockholm, Amsterdam, Rom, Budapest etc. 1924 sang er bei einem dieser Gastspiele am Pariser Théâtre des Champs-Élysées sowohl die Titelpartie im Don Giovanni, als auch den Grafen Almaviva in Le nozze di Figaro.

Salzburger Festspiele

Bei den Salzburger Festspielen debütierte Duhan bereits 1922: Er sang in der ersten Opernproduktion der Festspiele überhaupt – als Zweitbesetzung von Alfred Jerger – dreimal die Titelpartie in Mozarts Don Giovanni, damals vornehm Don Juan genannt. Es dirigierte Richard Strauss. Sein letzter Auftritt erfolgte 1937, bei den letzten Festspielen vor dem Anschluss Österreichs, in einem Liederabend gemeinsam mit der Sopranistin Helen Gahagan, der „Österreichs Gegenwart im Lied“ gewidmet war. Gesungen wurden Werke von Josef Matthias Hauer, Hans Ewald Heller, Rudolf Réti, Joseph Marx, Alban Berg, Wilhelm Kienzl und Joseph Rinaldini. Am Flügel begleiteten Joseph Marx und Fritz Kuba. Zwei der Komponisten mussten wenig später emigrieren, ein dritter (Hauer) wurde von den Nationalsozialisten in der Wanderausstellung „Entartete Musik“ diffamiert.

In den 1920er und 1930er Jahren war Duhan eine wichtige Säule der Festspiele – 1922 auch als erster Graf Almaviva in Le nozze di Figaro, 1926 als Erstbesetzung des Don Juan, als Gefängnisdirektor Frank in der Fledermaus und als Musiklehrer in der Ariadne auf Naxos, 1927 wiederum als Almaviva und Don Juan, 1928 als erster Papageno der Festspiele, 1933 als Melot in Tristan und Isolde und als Solist im Deutschen Requiem von Johannes Brahms, 1934 bis 1936 wiederum als Melot. Schon 1926 sollte er einen Liederabend bestreiten, dieser musste jedoch wegen Indisposition abgesagt werden.

Liederabende und Oratorien

Duhan gab eine Reihe von Liederabenden, sang vor allem Werke von Franz Schubert, Franz Liszt, Carl Loewe und Richard Strauss. Es sind zahlreiche Tondokumente seiner Lied-Interpretationen verfügbar, auch im Internet. Er war der erste Sänger, der alle drei Liederzyklen von Franz Schubert − nämlich Die schöne Müllerin, Winterreise und den Schwanengesang − auf Schallplatte aufnahm. Dies geschah im Jahr 1928 für His Master’s Voice. Auch bemühte er sich um Werke zeitgenössischer Komponisten, neben den im Salzburger Liederabend genannten Komponisten interpretierte er auch Werke des später zur Emigration gezwungenen Erich Zeisl.

Als Oratoriensänger blieb vor allem sein Christus in Bachs Matthäuspassion in Erinnerung.

Als Gesanglehrer

Von 1932 bis 1955 wirkte Duhan als Lehrer der Opernklasse an der Wiener Musikakademie.[2] Er prägte zahlreiche Baritone, Bassbaritone und Bässe der nachfolgenden Generation, darunter Hans Braun, Ernst Gutstein, Erich Kunz, Peter Lagger, Hermann Uhde und Otto Wiener, sowie den Tenor Waldemar Kmentt.

Als Komponist und Dirigent

Bereits 1923 vertonte Duhan ein Libretto von Julius Wilhelm und Paul Frank des Titels „Mozart. Ein Singspiel in zwei Akten und einem Nachspiel“. Fallweise stand er auch am Pult des Staatsopernorchesters: Jeweils einmal dirigierte er den Fliegenden Holländer und den Lohengrin, zweimal Verdis Rigoletto und fünfmal Puccinis Tosca.

Von 1934 bis 1938 gehörte Duhan als Vertreter der Gruppe Kunst dem Bundeskulturrat an, entwarf Programme für „vaterländische Veranstaltungen“ und stand in enger Beziehung zu Starhemberg und Heimwehr.

Duhan war mit E. Strell verheiratet.

Auszeichnungen

Weblinks

Anmerkungen

  1. Da die Aufführungen der Wiener Staatsoper archivmäßig erst ab 1955 vollständig erfasst sind, besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich die Zahl der von Duhan gesungenen Partien und Vorstellungen noch erhöhen könnte. Dies betrifft auch seine Dirigate.
  2. Eine Quelle [1] schreibt: „1935 wurde Duhan als Professor an die Staatsakademie für Musik in Wien berufen und erteilt dort Unterricht als Leiter der Opernklasse.“ Somit bestehen Divergenzen über den Beginn seiner Lehrtätigkeit – ob 1932 oder 1935.