Hans Landsberger

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Hans Landsberger (* 20. August 1890 in Berlin; † 8. Januar 1941 im Camp de Gurs[1], Frankreich) war ein deutscher Komponist und Stummfilmkomponist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stolperstein am Haus, Bundesallee 203, in Berlin-Wilmersdorf

Hans Landsberger ist der Sohn von Rosalie Natalie Landsberger geb. Rose (1859–1932) und Edmund Landsberger (1855–1926).

Seine Geschwister waren Hedwig Adam geb. Landsberger (1883–1940) verheiratet mit Georg Adam (1870–1930), Hermann Landsberger (1884–1886) und Erich Landsberger (1889–1889).

Hedwig Adam und Georg Adam hatten 2 Kinder: Dr. Herbert Adam (1903–1939), Gerhard Hans Günter Adam (1907–1986).

Landsberger besuchte in Berlin das Gymnasium und anschließend auch eine dortige Universität. Für den 30. April 1914 schrieb er sich an der Universität Rostock ein[2] und begann im anstehenden Sommersemester mit einem Musikstudium. 1920 wurde er dort mit einer Doktorarbeit unter dem Titel „Die weltlichen Kantaten G. Ph. Telemans“ promoviert.[3]

Noch im selben Jahr 1920 kehrte Landsberger nach Berlin zurück und knüpfte Kontakte zur Filmbranche. In nur zwei Jahren komponierte er Kinomusiken zu vier Filmen, von denen zwei Produktionen legendären Charakter besitzen: Ernst Lubitschs Kostümdrama Anna Boleyn, bei dem Landsberger auch die musikalische Leitung übernahm, und Paul Wegeners Klassiker des phantastischen Kinos Der Golem, wie er in die Welt kam. Beide Originalkompositionen galten als verschollen. Im Jahr 2018 entdeckte der Stummfilmmusiker Richard Siedhoff die Originalmusik von Der Golem, wie er in die Welt kam und rekonstruierte sie für kleines und großes Orchester.[4] Die Fassung für kleines Orchester fand ihre Uraufführung am 3. September 2020 im Deutschen Nationaltheater Weimar unter der Leitung von Burkhard Götze im Rahmen vom Kunstfest Weimar und der jährlichen Stummfilmretrospektive des Lichthaus Kinos Weimar.[5][6][7]

Nach seiner 1921 entstandenen Partitur zu dem berühmten Leinwandkammerspiel Hintertreppe schrieb Landsberger keine Filmmusiken mehr. In den 1930er Jahren war er als Filmmanager bei der Ufa, bei Paramount und als Kinodirektor tätig.[8] Nach 1933 emigrierte er aufgrund seiner jüdischen Abstammung nach Barcelona, wo er stellvertretender Direktor der Paramount Filmgesellschaft war.[9] Als 1936 der spanische Bürgerkrieg ausbrach, floh er nach Südfrankfreich. 1937 heiratete Landsberger seine zweite Ehefrau Margarete Luise Scheyer (geb. Hirschland) in Paris, die er bereits in Barcelona kennengelernt hatte.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde Landsberger im Internierungslager Les Milles bei Aix en Provence interniert, Ende 1939 entlassen und nach dem deutschen Angriff auf Frankreich 1940 erneut in Les Milles gefangen gehalten. Mitte September 1940 wurde er in das Lager Camp de Gurs in Südfrankreich deportiert und starb dort zum Jahresbeginn 1941.[10] Seine zweite Ehefrau überlebte in einem Versteck in Juan-les-Pins.

Filmografie (komplett)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. Juni 2023 wurde vor seinem ehemaligen Wohnort, Berlin-Wilmersdorf, Bundesallee 203, ein Stolperstein verlegt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Barbara Elkeles: Auf den Spuren eines Vergessenen. Der Filmkomponist Hans Landsberger (1890–1941) – Leben in Deutschland und im Exil. In: Filmblatt 26 (2021), 75, S. 83–94.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hans Landsberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Totenliste Camp de Gurs
  2. Immatrikulation Landsbergers
  3. Dissertation Landsbergers
  4. Richard Siedhoff – News. Abgerufen am 7. Juli 2020.
  5. Der Golem, wie er in die Welt kam. Abgerufen am 7. Juli 2020.
  6. Kunstfest Weimar 2020 – Programm. Abgerufen am 7. Juli 2020.
  7. Verschollene »Golem«-Originalmusik erlebt »neue« Uraufführung. Abgerufen am 20. August 2020 (deutsch).
  8. LABO Berlin Abt. 1, Entschädigungakte Nr. 265.444, Landsberger, Hans; Berliner Börsenzeitung 13.10.1930 und 15.10. 1930, zitiert nach: Elkeles, Barbara: Neue Biographische Erkenntnisse über den Komponisten Hans Landsberger, in: Heber, Gerrit; Richter, Katrin; Siedhoff, Richard: Der Golem, wie er in die Welt kam. Synfonische Dichtung von Dr. Hans Landsberger, Bauhaus-Universität Weimar 2020, S. 11.
  9. Archives Departementales des Alpes-Maritimes: Dossiers du service de la surete publique 136200 Hans Landsberger, zitiert nach: Elkeles, Barbara: Neue Biographische Erkenntnisse über den Komponisten Hans Landsberger, in: Heber, Gerrit; Richter, Katrin; Siedhoff, Richard: Der Golem, wie er in die Welt kam. Synfonische Dichtung von Dr. Hans Landsberger, Bauhaus-Universität Weimar 2020.
  10. Archives Departementales des Alpes-Maritimes: 0616 W 0182, Prefecture dews Alpes-Maritimes, Cabinet du prefet, zitiert nach: Elkeles, Barbara: Neue Biographische Erkenntnisse über den Komponisten Hans Landsberger, in: Heber, Gerrit; Richter, Katrin; Siedhoff, Richard: Der Golem, wie er in die Welt kam. Synfonische Dichtung von Dr. Hans Landsberger, Bauhaus-Universität Weimar 2020.
  11. Richard Siedhoff: Ein sinfonisches Gedicht. Konstruktion und Rekonstruktion der Originalmusik zu Der Golem, wie er in die Welt kam (1920) von Hans Landsberger. In: Filmblatt 26 (2021), 75, S. 73–82.