Hans Süß (General)

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Hans Süß (* 20. April 1935 in Buchholz; † 17. November 2009 in Dresden) war ein deutscher Militärwissenschaftler[1] und General der Nationalen Volksarmee (NVA) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Er war Hochschullehrer und Kommandeur der Offiziershochschule der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung „Franz Mehring“ und Hauptinspekteur der NVA (1988–1990) sowie Chef der Militärakademie „Friedrich Engels“ der NVA in Dresden (1990).[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Süß wurde am 20. April 1935 in Buchholz, Kreis Annaberg/Erzgebirge geboren, und wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Der Vater war Präger. Dort besuchte er die Schule und legte das Abitur ab.

Mit seinem freiwilligen Eintritt am 27. Juli 1953 wurde Süß Angehöriger der Kasernierten Volkspolizei (KVP) der DDR und absolvierte als Kursant/Offiziersschüler (1953–1956) einen Offizierslehrgang an der Offiziersschule der KVP in Dresden. Dort wurde er auch Kandidat der SED und 1955 SED-Mitglied.

Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Süß wurde Anfang 1956 in die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR übernommen und zum ersten Offiziersdienstgrad ernannt. Im Anschluss wurde er von 1956 bis 1960 zum Hochschulstudium an eine Militärakademie der Sowjetunion kommandiert und in Radartechnik ausgebildet. Er schloss das Studium als Diplomingenieur (Dipl.-Ing.) ab.

Nach der Rückkehr aus der Sowjetunion diente Süß im Funktechnischen Regiment 4 (FuTR-4)[2] als 1. Stellvertreter des Kommandeurs (1961), danach als Stellvertreter des Kommandeurs und Stabschef (1961–1962).

Noch im Jahr 1962 folgte seine Versetzung zum Kommando LSK/LV (Kdo LSK/LV)[2] nach Strausberg. Dort wurde Süß als Stellvertreter des Chefs Funktechnische Truppen (1962–1965) und anschließend auf dem Dienstposten Chef Funktechnische Truppen (1965–1974) eingesetzt.

Von 1974 bis 1976 erhielt Hans Süß mit dem Studium an der Militärakademie des Generalstabes der Streitkräfte der UdSSR „K. J. Woroschilow“ in Moskau eine operativ-strategische Kommandeursausbildung, die er 1986 mit dem Diplom der Generalstabsakademie abschloss.

Nach dem zweiten erfolgreich abgeschlossenen akademischen Studium zum Militärwissenschaftler (Dipl.-Mil.) wurde Süß zur 1. Luftverteidigungsdivision (NVA) (1. LVD)[2] nach Cottbus versetzt und arbeitete für zwei Jahre als Stellvertreter des Kommandeurs und Stabschef der 1. LVD.

Am 1. November 1978 wurde Süß als Nachfolger von Manfred Lange Kommandeur der Offiziershochschule der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung Franz Mehring (OHS LSK/LV)[2] (1978–1988).[3] Am 7. Oktober 1979 wurde Süß zum Generalmajor ernannt.

Berufsbegleitend absolvierte Süß eine außerplanmäßige Aspirantur und wurde an der Militärakademie „Friedrich Engels“ (MAFE)[2] in Dresden zum Doktor der Militärwissenschaft (Dr. rer. mil.) promoviert.

Für die anschließende Verwendung als Hauptinspekteur der NVA im Ministerium für Nationale Verteidigung wechselte er den Dienstort nach Strausberg (1988–1990). Am 7. Oktober 1988 erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant.

Während der friedlichen Revolution in der DDR (1989/90) wurde Hans Süß im Dezember 1989 Leiter der Kommission Militärreform im MfNV und zugleich zum Sekretär der Regierungskommission Militärreform der DDR und vom Runden Tisch anerkannt. Eine Militärreform wurde unter seiner Leitung konzipiert.[4] Im März 1990 wurde Süß Chef der Militärakademie "Friedrich Engels". Im gleichen Jahr erfolgte die Berufung zum außerordentlichen Professor.

Im Vorfeld der Auflösung der Nationalen Volksarmee wurde Hans Süß, wie die meisten Generale der NVA, auf Ministerbefehl[5] am 30. September 1990 mit dem Dienstgrad Generalleutnant entlassen.

Nach Herstellung der Einheit Deutschlands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Süß gehörte 1990 zu den Gründungsmitgliedern der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V. und war Vorstandsmitglied bis 1991 und bis 1994 Vereinsmitglied. Hans Süß verstarb[6] im Jahr 2009 in Dresden und wurde auf dem Friedhof Kamenz beigesetzt.

Würdigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolfgang Scheler schrieb 2009 in einem Nachruf, dass Süß, „aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie“, die in „jungen Jahren verinnerlichte Ablehnung von Faschismus und Krieg“ zum Dienst in der NVA geführt habe, weil sie den Auftrag hatte, vor einer Wiederholung des erlebten Unheils zu schützen. Seine „intellektuellen Fähigkeiten, sein wacher Verstand und seine Tatkraft“ habe ihm zu einer steilen Karriere verholfen.[7]

Auszeichnungen in der DDR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Neues Denken und Militärreform. In: Philosophisches Denken über Krieg und Frieden. Umwälzende Einsichten an der Militärakademie und ihr Fortwirken in der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. Beiträge zum Kolloquium am 13. September 2005. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V.: DSS-Arbeitspapiere, Dresden 2005, Heft 76, S. 36–44. [5]
  • Grußadresse an Generalmajor a. D. Prof. Dr. Rolf Lehmann anlässlich seines 70. Geburtstages. In: Gemeinsame Sicherheit – ein schwieriger Lernprozess. Festschrift. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V., DSS-Arbeitspapiere, Heft 70, Dresden 2004, S. 7. [6]
  • Aspekte der Militärreform in der DDR. Interview. In: Militärische Monatszeitschrift Militärwesen, Berlin 1990, Nr. 1, S. 22–25.
  • Militärreform, warum und wie? In: Militärische Wochenzeitung Volksarmee, Berlin 1989, Nr. 49, S. 4.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Lemma Süß, Hans; Prof. Dr. rer. mil; Generalleutnant. In: Klaus Froh, Rüdiger Wenzke: Die Generale und Admirale der NVA. Ein biographisches Handbuch. Christoph-Links Verlag, 2. durchgesehene Auflage, Berlin 2000, Mai, ISBN 3-86153-209-3, S. 186.
  2. a b c d e Abkürzung in: ZMSBw: Standortdatenbank NVA und GT/DDR. [1]
  3. National-Zeitung vom 20. August 1985.
  4. Siehe Hans Süß: Neues Denken und Militärreform. In: (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V.: Philosophisches Denken über Krieg und Frieden. Umwälzende Einsichten an der Militärakademie und ihr Fortwirken in der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V., DSS-Arbeitspapiere, Heft 76, Dresden 2005, S. 36–44. [2]
  5. Befehl Nr. 28/90 des Ministers für Abrüstung und Verteidigung (MfAV) vom 15. August 1990. In: (Hrsg.) BUNDESARCHIV – MILITÄRARCHIV: Nationale Volksarmee. Bestand DVW 1, Ministerium für Abrüstung und Verteidigung, Band: Minister für Abrüstung und Verteidigung, Parlamentarischer Staatssekretär, Chef der Nationalen Volksarmee. Bearbeitet von Albrecht Kästner, Freiburg 1999, Einleitung S. V.Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 6. April 2023 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.php.isn.ethz.ch
  6. Nachruf für Hans Süß. In: Wolfgang Scheler: Generalleutnant a. D. Prof. Dr. Hans Süß zum Gedenken. In: (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V., DSS-Arbeitspapiere, Heft 97, Dresden 2010, S. 78–80. [3]
  7. Siehe Nachruf von Wolfgang Scheler: Generalleutnant a. D. Prof. Dr. Hans Süß zum Gedenken. In: Die Weltwirtschaftskrise und der Frieden. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V., DSS-Arbeitspapiere, Heft 97, Dresden 2010, S. 78–80. [4]