Hans Waag

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Hans Waag (20. Juni 1876 in Frankfurt am Main13. August 1941 an der Ostfront) war ein deutscher Regisseur und Intendant.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur, welches er in seiner Heimatstadt absolvierte, studierte er Architektur und Kunstgeschichte an den Technischen Hochschulen Hannover und Berlin. Er schloss mit der Staatsprüfung für das Hochbaufach und mit der Promotion zum Doktor der Ingenieurwissenschaften ab. Er wurde als Regierungsbaumeister in den preußischen Staatsdienst aufgenommen. Ab 1900/01 diente er als Einjährig-Freiwilliger beim Großherzoglich Hessischen Feldartillerie-Regiment Nr. 25, welches zur Preußischen Armee zählte. Er lernte die Klavierschülerin Lilly Hafgren kennen und heiratete sie im Jahre 1905. Das Paar ging für drei Jahre zu weiteren Studien nach Italien. 1907 gab seine Frau ein Konzert im Hause der Contessa Gravina in Florenz und sang auch einige Lieder. Unter den Gästen befand sich auch Siegfried Wagner, Leiter der Bayreuther Festspiele, der Lilly Hafgren-Waag eine Laufbahn als Sängerin empfahl und sie zu einem Vorsingen nach Bayreuth einlud.

Seine Frau debütierte im Sommer 1908 bei den Bayreuther Festspieln, wurde dort vom Mannheimer Generalintendanten Carl Hagemann gehört und sofort an das Mannheimer Nationaltheater verpflichtet. Auch Hans Waag entschied sich für das Theater und erhielt einen Vertrag als Dramaturg und Regisseur am selben Haus. Rasch fand er sich in der Welt der Bühne zurecht und baute Beziehungen auf. Er korrespondierte beispielsweise mit Stefan Zweig und pflegte Bekanntschaft mit Richard Strauss. 1911 ging er als Oberspielleiter an das Hoftheater Braunschweig, während seine Frau noch ein Jahr lang in Mannheim verpflichtet war und dann an die Berliner Hofoper wechselte. In Braunschweig wurde Hans Waag binnen Kurzen zum Hoftheaterdirektor ernannt, wechselte jedoch 1914 als Intendant an das Stadttheater Metz. Er musste im August 1914 als Leutnant der Landwehr in den Ersten Weltkrieg ziehen und war im Winter 1914/15 an den Kämpfen an der Westfront beteiligt. Er wurde zweimal dekoriert – mit der Lippischen Rose mit Eichenlaub und mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse. Anschließend an den Kriegsdienst kehrte er nach Metz zurück.

Von 1918 bis 1926 war Waag als Intendant der Städtischen Schauspiele Baden-Baden verpflichtet. Die Ehe wurde geschieden. 1926 wurde er als Intendant an das Badische Landestheater in Karlsruhe berufen. Sein Oberspielleiter wurde der Duisburger Felix Baumbach. Als Kapellmeister und später als Generalmusikdirektor, damals der jüngste im Deutschen Reich, fungierte der Wiener Josef Krips. Die Trias zeichnete für einen innovativen Spielplan verantwortlich, der sowohl das konservative Bildungsbürgertum zufrieden stellen wollte als auch experimentelle Aspekte enthielt. 1927 wurde die Karlsruher Theaterakademie gegründet und im selben Jahr gastierte auch seine frühere Ehefrau, die inzwischen ein internationaler Opernstar geworden war, in Karlsruhe. 1929/30 wurde ein 5-teiliger Zyklus Zeittheater präsentiert, der teils zu heftigen Protesten führte. Waag und Krips konzipierten auch ein Bruckner-Fest (1929) und das Deutsche Händel-Fest (1930). Die Gleichschaltung der Karlsruher Bühnen vollzog sich 1933 schnell und gründlich. Krips, dessen Vater Jude war, verließ Deutschland umgehend, Baumbach trat der NSDAP bei und behielt seine Position. Zu seiner eigenen Überraschung und zu der seines Umfeldes wurde Hans Waag im März 1933 von den Nazis entlassen und 1934 „aus gesundheitlichen Gründen“ pensioniert. Nazis vor Ort stempelten ihn als Vertreter des "undeutschen" Theaters der Weimarer Republik ab und die Zeitung "Der Führer" startete eine Verleumdungskampagne, gegen die sich Hans Waag erfolgreich vor Gericht zur Wehr setzen konnte. Bemühungen, an einem anderen Theater eine Führungsfunktion zu erlangen, blieben hingegen erfolglos.

Im Frühjahr 1936 heiratete er Jacoba Rössler, zu deren Familienbesitz das Schloss Neuweier in Baden-Baden zählte. In der Folge wohnte er dort, betätigte sich schriftstellerisch und schrieb Stücke für Laienaufführungen. 1939 wurde er eingezogen, obwohl bereits 63-jährig und aus gesundheitlichen Gründen pensioniert. Hans Waag wurde als Hauptmann eines Bautrupps im Russlandfeldzug eingesetzt und fiel 1941.

Er hatte eine uneheliche Tochter namens Hella.

2018 gelangte sein Nachlass, der 250 Archivalieneinheiten (davon 46 Bilder, 8 Karten und Pläne) umfasst, zusammen mit dem Schlossarchivs Neuweier durch Ankauf in das Generallandesarchiv Karlsruhe.[1]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Bolongaro-Palast zu Höchst am Main. 1904
  • Vom Spielplan für ein Staatstheater. In: Otto Johannes Kienscherf, Walther Landgrebe (Hrsg.): Badisches Landestheater Karlsruhe (Almanach 1930). Karlsruhe 1930, S. 11–13.
  • Die Prinzessin auf dem Seil. Operette in 3 Akten von Johann Strauss (Sohn). Klavierauszug mit Text. Stuttgart 1932.
  • Der Druß vom Immenstein. Ein Waldspiel um die Burg Windeck in 4 Bildern. 1938.
  • Der Zauberbäck. Ein lustiges Bubenspiel in 3 Bildern. 1938.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Landesarchiv Baden-Württemberg: Nachlass Hans Waag (1876 - 1941), Theaterintendant, abgerufen am 27. März 2021