Hantzschsche Dihydropyridinsynthese
Die Hantzschsche Dihydropyridinsynthese[1] (auch Hantzsch’sche Dihydropyridinsynthese) ist eine Namensreaktion in der Organischen Chemie, die nach ihrem Entdecker Arthur Hantzsch (1857–1935) benannt wurde. Mit dieser Reaktion wird 1,4-Dihydropyridin oder eines seiner Derivate synthetisiert.
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Namensvarianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In vereinfachter Form wird die Reaktion auch als Hantzschsche Pyridinsynthese bezeichnet, da das entstehende 1,4-Dihydropyridin meistens zum aromatisierten Pyridin umgesetzt wird.[2][3] Im Streitwieser wird die Variante Hantzsch-Reaktion verwendet.[4] Die Variante Hantzsch-Pyridin-Synthese ist eine direkte Ableitung des englischen Begriffs.[5]
Übersichtsreaktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei dieser Reaktion werden eine β-Ketocarbonylverbindung 1, 4, ein Aldehyd 3 und Ammoniak 2 (oder ein primäres aliphatisches Amin) im Verhältnis 2:1:1 miteinander zur Reaktion gebracht.[6]
Mechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei der Reaktion gehen sowohl die β-Ketocarbonylverbindung 1 und Ammoniak 2 als auch die β-Ketocarbonylverbindung 4 und der Aldehyd 3 eine Art Knoevenagel-Reaktion ein. Aus Ammoniak entsteht ein Enamin 6. Der Aldehyd reagiert zu einer ungesättigten Carbonylverbindung 7. Die beiden ersten Reaktionsprodukte 6, 7 reagieren in einer Art Michael-Addition weiter zu einem Dihydropyridin oder einem seiner Derivate 5.[7]
Als Rest R1 werden Alkyl- oder O-Alkylgruppen und als R2 und R3 werden Alkyl- oder Arylgruppen verwendet.
Die Synthese pharmakologisch relevanter Dihydropyridine ist auf diese Weise elegant möglich. Um beispielsweise zum Nifedipin zu gelangen, verwendet man 2-Nitrobenzaldehyd als Aldehydkomponente, Acetessigsäuremethylester als β-Ketocarbonylverbindung und Ammoniak.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Hans Beyer, Wolfgang Walter: Lehrbuch der Organischen Chemie. 19. Auflage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1981, ISBN 3-7776-0356-2, S. 712.
- ↑ Allinger, Cava, Don C. de Jongh, Carl R. Johnson, Norman A. Lebel, Stevens: Organische Chemie. Walter de Gruyter, Berlin 1980, ISBN 3-11-004594-X, S. 1105.
- ↑ Andrew Streitwieser, Clayton H. Heathcock: Organische Chemie. Verlag Chemie, Weinheim 1980, ISBN 3-527-25810-8, S. 1459: Hantzschsche Pyridin-Synthese.
- ↑ Andrew Streitwieser, Clayton H. Heathcock: Organische Chemie. Verlag Chemie, Weinheim 1980, ISBN 3-527-25810-8, S. 1286.
- ↑ K. Peter C. Vollhardt, Neil E. Schore: Organische Chemie. 4. Auflage, Wiley-VCH, Weinheim 2005, ISBN 978-3-527-31380-8, S. 1338, 1358.
- ↑ A. Hantzsch: Condensationsprodukte aus Aldehydammoniak und ketonartigen Verbindungen. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band14, Nr.2, Juli 1881, S.1637–1638, doi:10.1002/cber.18810140214 (Digitalisat auf Gallica).
- ↑ L. Kürti, B. Czakó: Strategic Applications Of Named Reactions In Organic Synthesis. Elsevier Academic Press, Burlington 2005, ISBN 0-08-057541-2, S.194.