Wilsdruff

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Wappen Deutschlandkarte
Wilsdruff
Deutschlandkarte, Position der Stadt Wilsdruff hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 3′ N, 13° 32′ OKoordinaten: 51° 3′ N, 13° 32′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Höhe: 273 m ü. NHN
Fläche: 81,6 km2
Einwohner: 14.551 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 178 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 01723 (Grumbach, Helbigsdorf-Blankenstein, Kesselsdorf, Mohorn, Wilsdruff),
01737 (Braunsdorf, Kleinopitz, Oberhermsdorf)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/PLZ enthält Text
Vorwahlen: 035204, 035209, 035203 und 0351Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: PIR, DW, FTL, SEB
Gemeindeschlüssel: 14 6 28 410
Stadtgliederung: 14 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Nossener Straße 20
01723 Wilsdruff
Website: wilsdruff.de
Bürgermeister: Ralf Rother (CDU)
Lage der Stadt Wilsdruff im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
KarteAltenberg (Erzgebirge)Bad Gottleuba-BerggießhübelBad SchandauBahretalBannewitzDippoldiswaldeDohmaDohnaDorfhainDürrröhrsdorf-DittersbachFreitalGlashütteGohrischHartmannsdorf-ReichenauHeidenauHermsdorfKlingenbergHohnsteinSebnitzKönigstein (Sächsische Schweiz)KreischaLiebstadtLohmenMüglitztalNeustadt in SachsenPirnaKlingenbergRabenauRathenRathmannsdorfReinhardtsdorf-SchönaRosenthal-BielatalDippoldiswaldeSebnitzSebnitzStadt WehlenStruppenStolpenTharandtWilsdruffSachsenTschechienLandkreis BautzenDresdenLandkreis MeißenLandkreis Mittelsachsen
Karte
Logo der Stadt Wilsdruff
Stadtansicht von 1897
Luftbildaufnahme der Stadt aus Richtung Westen
Marktplatz, um 1860
Nordseite des Marktes in winterlichem Ambiente
Jakobikirche, heute Autobahnkirche – älteste romanische Kirche in Sachsen
Rathaus mit dem ersten Glasglockenspiel der Welt
Nikolaikirche
Postkutsche passiert eines der zum Stadtfest 2009 nachgebauten und nun nicht mehr vorhandenen Stadttore
Postkutsche und Kilometerstein sowie Chaussee- bzw. Straßenwärterstein am ehem. Bahnhof

Wilsdruff ist eine Kleinstadt am Bach Wilde Sau westlich von Dresden im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (Sachsen). Sie ist das städtische Zentrum einer „Wilsdruffer Land“ genannten Region, welche sich in etwa mit dem ehemaligen Amtsgerichtsbezirk Wilsdruff deckt. Wilsdruff war bekannt durch den Mittelwellensender Funkturm Wilsdruff und die Möbeltischlerei, welche im späteren 19. Jahrhundert und während des 20. Jahrhunderts auch industriell betrieben worden ist.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das auf Siegelbildern beruhende Stadtwappen zeigt zwei rote Türme über einer roten Ziegelmauer in silbernem Felde. Die Darstellung symbolisiert in typischer Weise den Stadtstatus. Die bis ins frühe 17. Jh. nachweisbaren Siegelbilder zeigen lediglich zwei Türme ohne Mauer, was ein ursprüngliches Fehlen der seit dem 16. Jh. bezeugten Stadtbefestigung nahelegt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wilsdruffer Land bildet eine der geologisch interessantesten Regionen Sachsens, da im Dreieck zwischen Freital, Freiberg und Meißen alle Erdzeitalter gut nachweisbare Spuren hinterlassen haben. Der Wilsdruffer Syenit wird oft in Lexika abgebildet, der durch einen Steinbruch freigelegte Porphyrfächer beim Ortsteil Mohorn-Grund im Tharandter Wald (Gemarkung Grillenburg der Stadt Tharandt) stellt eine weltweit ziemlich einmalige Besonderheit dar.

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Teilen der Fluren Limbach, Birkenhain, Wilsdruff und Grumbach befindet sich die Ortswüstung Hasela.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orts- und Stadtentstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilsdruff wurde 1259 (Wilandestorf) erstmals urkundlich erwähnt. Es war als Waldhufendorf mit etwa 30 Bauernstellen und einer Dorfkirche (Jakobikirche) an der Kreuzung wichtiger Wege angelegt. Die Reste dieses Waldhufendorfes sind neben der Jakobikirche und der recht stark parzellierten Waldhufenflur zwei bis drei ehemaliger bäuerliche Güter anzusehen. Weitere einst vorstädtische Hausgrundstücke dürften in einstigen Bauerngütern des Dorfes ihren Ursprung haben. Wahrscheinlich im frühen 13. Jahrhundert wurde in der Dorfmitte bedingt durch verkehrsgünstige Lage und frühe zentrale Funktion (Kirchort, Marktort) eine städtische Siedlung mit planmäßigen Charakter mit Stadtkirche (Nicolaikirche) (Reste eines sicher vom Erstbau herrührenden, spätromanischen Portales in Turmvorhalle übernommen) angelegt. Die im 12. Jahrhundert entstandene Kaufmannssiedlung wurde aufgrund Nikolaipatroziniums der Stadtkirche im Bereich derselben zwar vermutet. Dies ist aber nicht belegbar. In einer Urkunde von 1281 erschien Wilsdruff erstmals mit einer städtischen Siedlungsbezeichnung oppidum Wilandesdorf. 1294 wurde sie civitas (Stadt) genannt.
Es lassen sich die Namensformen Wielandißdorff für 1620 und Wüllanstroff für 1640 nachweisen.

Vom Hochmittelalter bis Reformation war Wilsdruff der Hauptort eines Erzpriestersprengels (sedes). 1447, 1584, 1634, 1686 und 1744 gab es verheerende, vor allem die Innenstadt betreffende Stadtbrände.

Verfassung und Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom frühen 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren Vertreter des Adelsgeschlechts von Schönberg Erb-, Lehn- und Gerichtsherren der Stadt. Im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Grundherr und Bürgerschaft. Wilsdruff wurde erst während der Mitte des 16. Jh. ein Herrensitz, der bis 1700 zu einem dreiflügeligen Schlossbau erweitert wurde; der älteste Gebäudeteil, der Nordflügel, wurde bis 1820 abgetragen.

1423 wurde ein Rat mit Bürgermeister, Geschworenen und Stadtrichter ersterwähnt. Dieser Rat war vom Grundherren abhängig. Es gab in Wilsdruff erst 3, infolge Stadterweiterung 4 städtische Viertel (2 innerstädtische, 2 vorstädtische), denen jeweils ein für zwei Jahre amtierender Viertelsmeister (seit 1534 bezeugt) vorstand. Die personelle Trennung des Amtes von Stadtschreiber und Schulmeister erfolgte spätestens im frühen 17. Jahrhundert. Ein 1779 erwähntes 'Stadtbuch' (= Gerichtshandelsbuch ab 1446 ff.) geht verloren. 1546 wurde ein Rathaus an der höchsten Stelle des Marktplatzes (266 m über NN – Ecke Dresdner Straße) errichtet, welches durch mehrere Brände im Laufe der Zeit (zuletzt beim Stadtbrand am 5. Juni 1744) geschädigt und zerstört wurde. 1755/56 erfolgte ein Neuaufbau des Rathauses nach Plänen des kurfürstlich-sächsischen Accis-Baudirektors Samuel Locke, welches 1758 eingeweiht wurde.

Wirtschaft und Gesellschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Wilsdruff ist eine typologische Einordnung als 'Ackerbürgerstadt' gebräuchlich, aber u. a. wegen des vergleichsweise starken Handwerkes, das infolge primärer Ausrichtung auf Stadt und Umland ausgewogen strukturiert war, ist dies problematisch. So gab es ein entwickeltes Brauwesen (etwa 60 bauberechtigte Hausgrundstücke in Innenstadt; ältestes Brauhaus [zugleich wahrscheinlich erstes Rathaus] bis 1836 auf Untermarkt). Während der frühen Neuzeit gab es eine zunehmende wirtschaftlich-gesellschaftliche Differenzierung zwischen Innenstadt und den vier Vorstädten, die während des späteren 16. Jahrhunderts und früheren 17. Jahrhunderts einen Wachstumsschub erfahren haben.

Stadtbefestigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1530 erfolgte der früheste Nachweis des Dresdner Tores als bewohntes Torhaus, welches ebenso wie drei weitere Stadttore zur Stadtbefestigung gehörte. Besonders der westliche Abschnitt der Stadtbefestigung ist in Form von Mauerresten erhalten. Eine fortifikatorische Funktion des ebenda verlaufenden, als Umgehungsweg und Seilerbahn genutzten Stadtgrabens ist strittig. 1845 wurde das bis dahin als Gefängnis und Ratsdienerwohnung dienende Freiberger Tor aus verkehrlichen Gründen abgebrochen.

Schlesische Kriege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Siebenjährige Krieg verursacht eine nachhaltigere Rezession als der Dreißigjährige Krieg, so kam es (u. a. infolge der Nervenfieberepidemie 1759/60) zu zahlreichen Häuserwüstungen im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Am 24. November 1762 wurde im Wilsdruffer Rathaus ein Waffenstillstandsvertrag zwischen Preußen und Österreich abgeschlossen.

19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von dem in den 1870er Jahren einsetzenden Gründerboom war die etwas ländlich gelegene Stadt kaum betroffen. Erst 1886 erhielt der Ort Anschluss an das sächsische Schmalspurbahnnetz durch Eröffnung der Strecke Potschappel-Wilsdruff, die 1899 noch bis Nossen verlängert wurde. Unmittelbar darauf setzte eine zügige Entwicklung zur Industriestadt ein. In den 1890er Jahren entstanden die Wilsdruffer Möbelfabriken. Die Stadt entwickelte sich zu einem Zentrum der Küchen- und Schlafzimmermöbelherstellung, aber auch mehrere Baumschulen konnten angesiedelt werden. Nahezu zeitgleich begann eine intensive Bautätigkeit. Neben privatem Wohnungsbau setzte die Stadt auf Renommeeprojekte wie Rathaussanierung, Stadthaus, Elektrizitätswerk und förderte den Kirchenneubau. 1893 erhielt die Stadt bereits elektrische Straßenbeleuchtung, 1898 öffentlichen Fernsprechanschluss mit zunächst 13 Teilnehmern.

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im ersten Jahrzehnt erfolgte bis 1911 der Wasserleitungsbau. 1909 wurde die Schmalspurbahn Wilsdruff–Meißen-Triebischtal eröffnet. Wilsdruff erlebte vor dem Ersten Weltkrieg seine Blütezeit als Möbelstadt. 1906 ließ Möbelfabrikant Theodor Porsch den „Küchentisch mit herausziehbarem Aufwaschtisch“ patentieren. 1910 wurde das neue Schulgebäude eingeweiht, ein ebenfalls erwogener Rathausneubau scheiterte an den finanziellen Rahmenbedingungen. Noch 1912 erfolgte die Einführung eines Vierklassen-Wahlsystems für die Stadtverordnetenwahlen, um die aufstrebende Arbeiterschaft zurückzudrängen. Im November 1918 zwang der örtliche Arbeiterrat die städtischen Gremien zur Teilung der Macht. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte eine umfangreiche öffentliche Bautätigkeit ein, die zur Errichtung eines geschlossenen Wohngebietes („Ministerviertel“) führte. Schrittweise siedelten sich nun Betriebe der Metall- und Fahrzeugindustrie, aber auch der Nahrungsmittelbranche an. 1926 wurde das legendäre Luft- und Schwimmbad eröffnet. 1936 erhielt die Stadt Anschluss an das Reichsautobahnnetz.

Während des Zweiten Weltkrieges war im Schloss Wilsdruff die Ahnenstammkartei des deutschen Volkes untergebracht. Das Schützenhaus beherbergte ein Lager für kriegsgefangene Zwangsarbeiter; Pfarrer Paul Richter verstarb 1942 im KZ Dachau. Im April 1945 sprengte die SS die Wilsdruffer Autobahnbrücke. Am 7. Mai wurde die zur Festung erklärte Stadt mit heftigem Artilleriebeschuss durch die Rote Armee belegt, der sie noch am gleichen Abend von den Wilsdruffer Bürgern Max Zschoke und Rudolf Kluß übergeben wurde.

1951 begann der Bau des weithin sichtbaren Funkturmes Wilsdruff als Mittelwellensender.

1952 wurde Wilsdruff in den neugebildeten Kreis Freital infolge der Verwaltungsreform eingegliedert. Zur Wende 1989/90 kam es zu zeitigen Aktivitäten des Neuen Forums und am 2. November 1989 fand die erste freie Bürgerversammlung statt. 1990 wurde die Städtepartnerschaft mit Graben-Neudorf beschlossen. Im Zuge der Kreisreform am 1. August 1994 entschied sich Wilsdruff anders als der übrige Landkreis Freital und wechselt zum Landkreis Meißen. Am 9. Juli 1998 wechselt Wilsdruff in den Weißeritzkreis, der am 1. August 2008 im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge aufging.

21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Eingemeindungen und insgesamt zahlreichen Zuzüge wurde die Stadt zur Kommune mit dem größten Bevölkerungszuwachs in Sachsen. Ralf Rother (CDU) wurde 2003 zum neuen Bürgermeister Wilsdruffs gewählt. Der ehemalige Wilsdruffer Bürgermeister Arndt Steinbach (bis 2002; CDU) wurde Landrat im Landkreis Meißen. Am 19. September 2003 erfolgte die Einweihung des sanierten (alten) Rathauses, dessen Erstbau nach Hausgrundstückstausch um 1546 an der nordöstlichen Ecke des Marktes errichtet worden war und multifunktionale Bedeutung (u. a. Festsaal, Kaufhaus, Archiv, Gefängnis [Anbau]) hatte. Es besitzt das erste Turm-Glas-Glockenspiel der Welt.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaufbach wurde 1973 eingemeindet.[3] Limbach folgte 1974.[3] 1996 kam Helbigsdorf-Blankenstein hinzu.[4] Grumbach (1998) nach einem Bürgerentscheid,[5] Mohorn (2000)[6] und Kesselsdorf (2001)[7] waren die weiteren ehemaligen Gemeinden, die eingegliedert wurden.

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Birkenhain 1. Juli 1950 Eingemeindung nach Limbach
Blankenstein 1. Januar 1974 Eingemeindung nach Helbigsdorf
Braunsdorf 1. März 1994 Eingemeindung nach Kesselsdorf
Grumbach 9. Juli 1998
Helbigsdorf 1. Dezember 1994 Umbenennung in Helbigsdorf-Blankenstein
Helbigsdorf-Blankenstein 1. Januar 1996
Herzogswalde 1. Januar 1974 Eingemeindung nach Mohorn
Kaufbach 1. Januar 1973
Kesselsdorf 1. August 2001
Kleinopitz 1. Januar 1973 Eingemeindung nach Braunsdorf
Limbach 1. Januar 1974
Mohorn 1. August 2000
Oberhermsdorf 1. Januar 1973 Eingemeindung nach Braunsdorf

Entwicklung der Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
13000 0300
15500 0601
18150 1.258
18300 1.650
1834 ¹ 1.831
1837 ¹ 1.942
1840 ¹ 2.046
1843 ¹ 2.135
1846 ¹ 2.260
1849 ¹ 2.342
1852 ¹ 2.496
1855 ¹ 2.494
1858 ¹ 2.540
1861 ¹ 2.562
1864 ¹ 2.483
Jahr Einwohner
1867 ¹ 2.435
1871 ¹ 2.547
1875 ¹ 2.569
1880 ¹ 2.649
1885 ¹ 2.747
1890 ¹ 2.971
1895 ¹ 3.116
1900 ¹ 3.757
1905 ¹ 3.901
1910 ¹ 3.845
1919 ¹ 3.731
1925 ¹ 3.818
1933 ¹ 3.933
1939 ¹ 3.985
1945 ¹ 4.492
Jahr Einwohner
1998 ² 05.909
1999 ² 06.011
2000 ² 08.477
2001 ² 13.541
2002 ² 13.708
2003 ² 13.743
2004 ² 13.773
20070 13.682
20080 13.710
2009 ² 13.671
2010 ² 13.746
2011 ² 13.767
02012 ² ³ 13.550
2013 ² 13.570
20150 14.066
Jahr Einwohner
2017 ² 14.140
2018 ² 14.217
Es gilt der jeweilige Gebietsstand.
¹ Volkszählungsergebnis;0² Zahlen vom 31. Dezember ;0³ Korrektur nach Zensus 2011

Gedenkstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Gedenktafel in der Kreuzkapelle auf dem Hauptfriedhof erinnert an den evangelischen Geistlichen und Hitlergegner Paul Richter, der 1942 im KZ Dachau sein Leben verlor. Im September 2015 wurden in Wilsdruff zwei Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verlegt.

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem evangelisch-lutherischen Kirchspiel Wilsdruffer Land mit den Gemeinden (Wilsdruff / Limbach / Sachsdorf, Kesselsdorf und Grumbach) gibt es in Wilsdruff die römisch-katholische Pfarrei Sankt Pius. X.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommunalwahl 2019[8]
Wahlbeteiligung: 52,9 % (2009: 50,9 %)
 %
40
30
20
10
0
36,9 %
28,3 %
18,2 %
7,7 %
4,1 %
n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 30
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
−17,7 %p
+28,3 %p
−2,9 %p
−6,4 %p
−2,9 %p
−3,2 %p
1
1
4
9
7
Insgesamt 22 Sitze

Stadtrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadtrat von Wilsdruff zählt 22 Stadträte. Die Sitzverteilung stellt sich nach dem noch vorläufigen amtlichen Endergebnis der letzten Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wie folgt dar:

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister ist seit 2003 Ralf Rother (CDU).

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2024 Wahl am 3. März (24. März)
2017 Ralf Rother CDU 77,7
2010 96,8
2003 67,1

Städtepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Graben-Neudorf in Baden-Württemberg besteht seit 1990 eine Städtepartnerschaft.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Wilsdruff (17. Jh.), heute Wohnungen. Zustand 2016.
Die Bronzeplastik steht auf dem Marktplatz von Wilsdruff und bezieht sich auf die Sage von einer Bache und ihren Frischlingen; diese stoßen beim Wühlen auf die Quelle des Baches „Wilde Sau“.
Sächsisch-Polnisches Wappen (1755) am Rathaus
Wilsdruff. Kursächsische Postdistanzsäule von 1730 am Markt.
Möbelstadt-Museum und Dampfmaschinenschauanlage an der Fabrikstraße
  • Stadtzentrum mit Marktplatz:
Rathaus,
Nikolaikirche, Schloss und Piuskirche

Naturschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Markttag immer donnerstags auf dem Marktplatz
  • Filmfestival Wilsdruff (Amateurfilme, seit 1985) am letzten Freitag u. Samstag im April
  • Feuerwehrfest, am ersten Juniwochenende
  • alljährliche Dorffeste in den Ortsteilen in den Sommermonaten
  • Dampftreff, seit 2000
  • Blasmusikfest, jährlich am Tag der deutschen Einheit
  • Rasse-Kaninchenausstellung (seit 1934), Ausstellung exotischer Vögel (seit 1972), Zucht-Geflügelausstellung (seit 1935), Rassehundeausstellung
  • conZoom (freie Fotoausstellung, seit 1994) am Toten-/ Ewigkeitssonntag
  • monatlicher Fototreff im Kulturbahnhof Wilsdruff, jeden zweiten Mittwoch im Monat
  • Lichterfest zum 1. Advent
  • Adventskonzerte des evangelischen Kirchenchors (2. Adventssonntag) und des katholischen Kirchenchors (Samstag des 3. Advents)

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grumbach: Firmenzentrale der Preiss-Daimler Group

Aufgrund der Nähe zur Bundesautobahn 4 und der seit 1990 von Dresden ausgehenden wirtschaftlichen Suburbanisierung hat sich Wilsdruff in den letzten Jahren zu einem vergleichsweise starken Wirtschaftsstandort entwickelt. 2004 verzeichnete die Stadt 366 Beschäftigte je 1.000 Einwohner, während Sachsen im Schnitt nur 318 Beschäftigte je 1.000 Einwohner aufwies. Auch die Steuereinnahmekraft ist mit 427 € je Einwohner (Sachsen: 369 € je Einwohner) überdurchschnittlich hoch. Demgegenüber liegt die Arbeitslosigkeit mit 74 Arbeitslosen je 1.000 Einwohner deutlich unter dem Landesschnitt von 92 Arbeitslosen je 1.000 Einwohnern (Angaben für 2004). Dabei ist der lokale Branchenmix breit gestreut. Er umfasst neben den typischen städtischen Handwerken und Dienstleistungen verschiedene mittelständische Unternehmen u. a. im Baugewerbe, dem Großhandel, dem Logistikbereich und dem produzierenden Gewerbe (u. a. Herstellung von Flugzeugteilen). Das über 80 Hektar große Gewerbegebiet in Kesselsdorf ist eines der größten in Sachsen. Eine tragende Säule des Wirtschaftsstandortes Wilsdruff ist die Firmengruppe Preiss-Daimler (P-D), die ihre Firmenzentrale im Ortsteil Grumbach hat. Die P-D Group ist die größte konzernunabhängige Unternehmensgruppe Sachsens. Dem Firmenverbund gehören 20 weltweit operierende Unternehmen an, die v. a. im Bereich der Produktion von Glaserzeugnissen, Glasseide und -fasern, Feuerfestmaterial und Stahlkonstruktionen tätig sind. Die Firmen erwirtschafteten 2003 einen Umsatz von 457 Millionen € und zählen mittlerweile etwa 6.500 Mitarbeiter.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Autobahnraststätte (1973); Dach aus VT-Falten
Kleinbahnhof, um 1890
Wiederinbetriebnahme des Kleinbahnhofes zur 750-Jahr-Feier beim Stadtfest 2009

Bundesautobahn 4 Abfahrt Wilsdruff, Bundesautobahn 17 Abfahrt Dresden-Gorbitz (am Ortsteil Kesselsdorf), Wilsdruffer Autobahnraststätte in beide Richtungen (seit 1997 in „Dresdner Tor“ umbenannt), B 173.

Nachbarort der Landeshauptstadt Dresden und der Großen Kreisstadt Freital, 16 km bis Meißen, 21 km bis Freiberg, 15 Minuten zum Flughafen Dresden-Klotzsche, 16 km (25 Minuten) zum Stadtzentrum Dresden.

Von 1886 bis 1972 besaß Wilsdruff einen Bahnhof, der betrieblicher Mittelpunkt des sogenannten Wilsdruffer Schmalspurnetzes war. Die historischen Bahntrassen, u. a. zwischen Freital und Kesselsdorf sowie Wilsdruff und Mohorn, werden heute als regionale Rad- und Wanderwege genutzt.

Ansässige Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Discounter-Firma Aldi-Nord ist mit einer ihrer Regionalniederlassungen in Wilsdruff ansässig, zuzüglich eines großflächigen Zentrallagers.

Die Firma Eberspächer betreibt seit 2011 eine Fabrik zur Produktion von Euro-VI-Abgasanlagen für Nutzfahrzeuge in Wilsdruff.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grundschule Wilsdruff (Neubau im Sommer 2002 abgeschlossen)
  • Grundschule Oberhermsdorf
  • Grundschule Mohorn
  • Evangelische Grundschule Grumbach
  • Oberschule Wilsdruff
  • Gymnasium Wilsdruff

Sportstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Saubachtalhalle (3-Feldersporthalle; seit Oktober 2001)
  • Parkstadion mit Tartanbahn, Groß- und Kleinfeld, Stabhochsprunganlage, Flutlicht usw. (seit Herbst 2000)
  • zwei ältere Turnhallen
  • mehrere Sportanlagenneubauten in den Ortsteilen
  • Sporttreff Kesselsdorf (erbaut 2003)

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

siehe auch: Grumbacher Persönlichkeiten, Kesselsdorfer Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegfried Buback 1976
  • Eduard Herrmann Volkmar Ficker (1801–1861), Theologe
  • Karl Heinrich Schier (1802–1869), Arabist
  • Gottlieb Robert Knöfel (1834–1884), Schuhmacher, Gründer des Dresdner Arbeiterbildungsvereins und von 1862 bis 1866 Stadtverordneter in Dresden
  • Carl Heinrich Boerner (1844–1921), Präsident des OLG Dresden, wirkte an der Entstehung des BGB mit
  • Friedrich Anton Reiche (1845–1913), Unternehmer, Fabrikant von Blechformen und Blechspielzeug und der Gründer der Schokoladenformen- und Blechemballagenfabrik in Dresden
  • Paul Kirsten (1853–1942), Schriftsteller
  • Hans Lorenz (1865–1940), Ingenieurwissenschaftler
  • Richard Fuchs (1873–1938), Reichstagsabgeordneter und Landtagsabgeordneter in Elsaß-Lothringen (SPD)
  • Max Zschoke (1873–1952), Stadtrat (SPD) und Buchhändler, rettete am 7. Mai 1945 unter Einsatz seines Lebens die Stadt vor drohender Zerstörung
  • Johannes Kunz (1884–1946), Amtshauptmann
  • Hans Bake (1885–1975), Verwaltungsjurist, Amtshauptmann, Landrat und Ministerialrat
  • Otto Joschko (1901–1971), Politiker (SPD) und Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen
  • Felix Funk (1905–1976), deutscher Maler und Zeichner im Stil der Dresdner Neuen Sachlichkeit
  • Ilse Lichtenstein-Rother (1917–1991), Grundschulpädagogin, die sich besonders für den Anfangsunterricht und den Sachunterricht engagierte
  • Siegfried Buback (1920–1977), Jurist, Generalbundesanwalt, starb durch einen terroristischen Anschlag der RAF
  • Werner Neubert (* 1929), Journalist und Hochschullehrer
  • Peter Petzold (* 1949), Gewichtheber
  • Christine Scheiblich (* 1954), Ruderin, Olympiasiegerin 1976 und vierfache Weltmeisterin im Einer

Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Andrä (1851–1923), Rittergutsbesitzer in Braunsdorf, Funktionär und Politiker, MdL (Königreich Sachsen)
  • Artur Kühne (1881–1950), Wilsdruffer Lehrer und Schulleiter, Heimatforscher und Begründer der Wilsdruffer Heimatsammlung
  • Paul Richter (1894–1942), ab 1928 evangelischer Pfarrer in Wilsdruff, Gegner des Nationalsozialismus, im KZ Dachau gestorben
  • Hermann Scheipers (1913–2016), katholischer Pfarrer in Wilsdruff von 1950 bis 1962, Überlebender des KZ Dachau
  • Erika Krause (1924–2017), Moderatorin, Quizmasterin und Buchautorin, 1943 bis 1945 Kindergärtnerin in Wilsdruff
  • Manfred Ranft (1926–2016), Wilsdruffer Lehrer, Heimat- und Naturforscher
  • Michael Sellin (* 1952), Musiker und Texter („Eh die Liebe stirbt“), verbrachte den größten Teil seiner Kindheit in Wilsdruff
  • Helmar Federowski (* 1946), Musiker und Bruder der Sängerin Ina-Maria Federowski, der als Tontechniker zahlreiche Schallplattenproduktionen des DDR-Staatslabels Amiga betreute, lebt im Ort und betreut den örtlichen Wilandes-Chor
  • DJ Happy Vibes (* 1966), Rundfunk und TV Entertainer unter dem richtigen Namen Andreas Hofmann, 2012 Europäischer Musikpreis Soundaward für sein Werk German History
  • Arndt Steinbach (* 1968), Kommunalpolitiker (CDU), Landrat des Landkreises Meißen, langjähriger Bürgermeister von Wilsdruff

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1852 Johann Gottlieb Obenaus – Mädchen-Schullehrer und Kirchner
  • 1895 Otto von Bismarck – preußischer Ministerpräsident und deutscher Reichskanzler
  • 1895 Heinrich Leberecht Funke – Stadtrat, Sparkassenkontrolleur und Friedensrichter
  • 1909 Friedrich Anton Reiche – Blechwarenfabrikant in Dresden-Plauen
  • 1911 Gottfried Dinndorf – Stadtrat, Stellmachermeister
  • 1912 Theodor Goerne – Stadtrat, Kolonialwarenhändler
  • 1927 Louis Wehner – Stadtrat, Weißwoll-, Manufaktur-, Kolonial- und Fischwarenhändler
  • 1933 Paul von Hindenburg (1990 offiziell aberkannt)
  • 1933 Adolf Hitler (1990 offiziell aberkannt)
  • 2007 Rolf Görner (1924–2009), Psychologe, Hochschullehrer, ehrenamtlicher Museumsleiter, Träger des Bundesverdienstkreuzes (2007)
  • 2013 Hermann Scheipers, Prälat, kath. Pfarrer von 1952 bis 1960, Überlebender des KZ Dachau

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Blümel: Geschichte der Stadt Wilsdruff. Band I: Von den Anfängen bis zu den Reformen des 19. Jahrhunderts. Wilsdruff 2010, ISBN 978-3-00-033040-7.
  • Georg Ficker: Kirchen-Chronik von Wilsdruff. Wilsdruff 1898.
  • Rolf Görner: Wilsdruff. Bilder aus seiner Geschichte. Horb 2003, ISBN 3-89570-838-0.
  • Cornelius Gurlitt: Wilsdruff. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 41. Heft: Amtshauptmannschaft Meißen-Land. C. C. Meinhold, Dresden 1923, S. 539.
  • Hans-Jürgen Hardtke et al. (Hg.): Zwischen Lommatzsch und Wilsdruff. Landschaften in Deutschland Band 83. Böhlau Verlag. Wien/Köln 2023, ISBN 978-3-412-52600-9
  • Artur Kühne, Alfred Ranft: Geschichten und Geschichte in und um Wilsdruff. Ein Heimatbuch fürs Wilsdruffer Land. Nachdruck der Ausgabe von 1930/31. Wilsdruff 1994, ISBN 3-929705-01-X.
  • Mario Lettau: Geschichte der Stadt Wilsdruff. Band II: Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1950er Jahre. Wilsdruff 2014, ISBN 978-3-00-045901-6.
  • Ortsgruppe Wilsdruff des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e. V., Wilsdruff (Hrsg.): Wilsdruffer Heimatkalender 2009. Stadtjubiläum 750 Jahre Wilsdruff. 2008.
  • Stadt Wilsdruff (Hrsg.): Informationsbroschüre der Stadt Wilsdruff mit ihren Ortsteilen. Wilsdruff 2006.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wilsdruff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Wilsdruff – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Hasela im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 1. Januar 1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  4. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1996
  5. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1998
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2000
  7. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  8. statistik.sachsen.de