Haubitze
Als Haubitzen werden seit dem 19. Jahrhundert Mehrzweckgeschütze der Artillerie bezeichnet, die sowohl in der oberen als auch in der unteren Winkelgruppe schießen können und sich dadurch von den Feldkanonen und Mörsern klar abgrenzen. Es ist ihnen daher möglich, sowohl sichtbare Ziele im direkten Richten mit Flachfeuer als auch Ziele hinter Deckungen mit indirektem Steilfeuer zu bekämpfen – was allerdings auf größere Entfernungen auch mit Feldkanonen möglich ist.

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Einsatzmöglichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Als die Befestigungen im 19. Jahrhundert immer mehr verstärkt wurden, war eine wirksame Bekämpfung nur noch durchführbar, wenn der Auftreffwinkel der fallenden Granaten so steil wie möglich gehalten wurde, um Auftreffwucht und Durchdringungsenergie zu maximieren. Die inzwischen mit Beton verstärkten Bunkerdecken konnten mit den üblichen Geschützen und ihren flachen Flugbahnen nicht mehr effektiv bekämpft werden. Hier kamen zunächst Steilfeuergeschütze, die sogenannten Mörser, zum Einsatz. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit verwendete man später als Mischung aus dem Flachfeuer- und dem Steilfeuergeschütz die Haubitze (es gab zwar schon seit langem – in Preußen seit 1683 – so genannte Haubitzen, hierbei handelte es sich jedoch nicht um Mehrzweckgeschütze, sondern um reine Steilfeuergeschütze), mit der beide Möglichkeiten abgedeckt werden konnten. Da Haubitzen immer mit getrennter Ladung (Granate und Treibladung) feuern, kann zur Regulierung der Schussweite neben der Rohrerhöhung auch die Treibladung variiert werden (zum Beispiel 1.–6. Ladung): eine größere Treibladung ergibt eine größere Reichweite. Auch bei der Bekämpfung von Hartzielen wie Bunkern im direkten Schuss spielt die Treibladung eine Rolle. Je stärker die Treibladung, desto gestreckter ist die Geschossflugbahn und desto höher die Fluggeschwindigkeit, wodurch sich die Auftreffwucht ebenfalls erhöht.
In der heutigen Artillerie werden, von Restbeständen (z. B. in Drittweltländern) abgesehen, keine Feldkanonen mehr verwendet, sondern nur noch Haubitzen.
Namensentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ursprünglich eine Steinbüchse zum Beschuss von lebenden Kräften im Feld (bereits 1410 in der Schlacht bei Tannenberg durch das Heer des Deutschen Ritterordens eingesetzt).
- Zuerst als „auf(e)niz“, tschech. „houfnice“, (aus „houf“ = Schlachthaufen für das Ziel), im Deutschen wurde daraus Haussnitz, ital. obice. Erstmals urkundlich im 15. Jahrhundert erwähnt, wurde sie in den Hussitenkriegen (1419–1436) als (Feld)geschütz aus der Wagenburg heraus gegen die taktische Formation „Haufen“ (siehe zum Beispiel Gewalthaufen) eingesetzt; eher durch ihre akustische Wirkung auf die Pferde als durch Treffsicherheit und Geschosswirkung zum „Aufbrechen“ der geordneten Schlachtformation dienend.
- Sie wurde den Hauptbüchsen zugeordnet.
- Die Bezeichnung Haubitze wurde dann im 19. Jahrhundert auf die entstandenen Mehrzweck-Geschütze angewendet.
In Europa kamen die ersten sogenannten Haubitzen (mit glattem Rohr mittlerer Länge) im 15. Jahrhundert in Deutschland und Italien auf. Mit ihnen wurden Steinkartätschen, ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Sprengstoff gefüllte Granaten verschossen. In Russland gab es Haubitzen ab Mitte des 17. Jahrhunderts, sie wurden als Gakownizy, Gaufnizy (Gafunizy) bezeichnet.
Besondere Ausführungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Feldhaubitzen sind auf Lafetten montiert, die von Zugmaschinen gezogen werden und Teil der Feldartillerie sind. Hier hat sich seit der Einführung dieser Art von Geschütz nicht viel geändert. Das Prinzip ist immer noch das gleiche. Es existieren spezielle Ausführungen wie zerlegbare Gebirgshaubitzen und leichte Geschütze, die luftverlastbar sind. Manche Geschütze wie die FH 155-1 haben auch einen Hilfsmotor, um im Eigenantrieb einen Stellungswechsel vornehmen zu können.
Bereits während des Zweiten Weltkrieges wurden gepanzerte und auf Kettenfahrgestell beweglich gemachte Haubitzen eingesetzt wie die M7 Priest oder die deutsche Panzerhaubitze Wespe. Diese Geschützart wird als Panzerhaubitze bezeichnet, diese zählt zur Panzerartillerie. In der Sowjetunion und bei ihren Verbündeten war hierfür der Begriff Selbstfahrlafette üblich. Im englischen Sprachraum heißen Panzerhaubitzen self propelled howitzer, also Selbstfahrhaubitze. Der Turm, in den das Geschütz integriert ist, schützt Besatzung und Geschütz vor Witterungseinflüssen und weitgehend gegen feindliche Waffenwirkung. Der Vorteil dieser Haubitzen gegenüber gezogenen Haubitzen ist die Möglichkeit des schnellen Stellungswechsel, was vor allem bei schnell vorrückenden Streitkräften einen besonderen Wert einnimmt.
Da diese Geschütze kostenintensiv sind, werden von vielen Staaten auch noch gezogene Haubitzen eingesetzt, neuerdings auch selbstfahrende Haubitzen. Frankreich verwendet sogar die Neuentwicklung einer nicht gepanzerten Haubitze, die Camion équipé d'un système d'artillerie (CAESAR) verlastet auf einem LKW. Neben den Kosten liegt der Grund auch darin, dass Artillerieeinheiten in asymmetrischen Konflikten selten oder nie feindlichen Feuerschlägen ausgesetzt sind.
- Beispiele
Feldartillerie Selbstfahrlafette Kette
- M110, bei der Bundeswehr außer Dienst gestellt
- Type 4 Selbstfahrlafette
Feldartillerie gezogene Geschütze
- US 8-inch (203,2 mm): M1, M2, M115
- US 105 mm: M101
- FH155-1, seit 2001 bei der Bundeswehr außer Dienst gestellt
- Gebirgshaubitze 105
- Gebirgshaubitze 40
- US 155 mm: M114, M198, M777
Panzerhaubitzen
- Heuschrecke
- M44
- M53/M55, bei der Bundeswehr außer Dienst gestellt;
- M109, bei der Bundeswehr außer Dienst gestellt; das Bundesheer verfügt über 64 Haubitzen Typ M109A5Ö; die Schweizer Armee verfügt über 133 Typ M109 KAWEST;
- Panzerhaubitze 2000
- NLOS-C
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


- Übersicht über verschiedene Panzerhaubitzen (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) bei www.dtig.org
- Salutschießen mit der Haubitze FH105 (L) auf YouTube