Hed û Sed

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Hed û Sed bedeutet so viel wie „Recht und Ordnung“[1] oder „Regeln und Grenzen“[2] und sind die Grundprinzipien der Jesiden. Diese Gebote sind verpflichtend für alle Jesiden. Wesentliches Merkmal ist das Endogamiegebot, das besagt, dass man nur als Jeside geboren werden kann, wenn beide biologischen Elternteile auch als Jesiden geboren worden sind und derselben Kaste angehören. Eine andere Möglichkeit, Jeside zu werden, besteht nicht. Eine Heirat, die nicht „Hed û Sed“ entspricht, führt zum Ausschluss aus der Gemeinschaft.

Hed û Sed in Qewls[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Terminus „Hed û Sed“ ist fester Bestandteil der Jesiden und findet sich auch in ihren sakralen Texten namens „Qewl“ wieder, so zum Beispiel im:

  • Qewlê Zebûnî Meksûr:[2]
Padşê min xoş kir sihbete Mein Herr sprach angenehm
Padşa û kase û mihbete Der Herr und der Pokal und die Liebe
Ewan çêkiribû Hed û Sede Sie hatten Regeln und Grenzen erschaffen
Lêk rûniştin mihbete Dort hatte die Liebe ihren Platz
Hed û Sed çêkir Mein Herr hat Regeln und Grenzen festgelegt
Heqîqet û şerî‘et jêk cîhe kir Er trennte Scharia und Wahrheit voneinander
Sunetxane mixfî bû, dahir kir Die Tradition war verborgen worden, er enthüllte es
  • Qewlê Padşay:[3]
Padşê min dinîya şê kir Mein Herr hat die Welt erschaffen
Bi Hed û Sed, rêk û pêk kir Er hat Recht und Ordnung erschaffen
Bênî Adem têde xinê kir Er hat Adam erschaffen
  • Qewlê Dayik û Baba:[4]
Firwarek hat ji e‘zmana Ein Befehl kam aus dem Himmel
Rê û risim, û Hed û Sed bo me danane Er hat uns den Weg gezeigt und Recht und Ordnung für uns erschaffen
Êk ji wan wesîyeta dayik û babane Eines davon ist das Vermächtnis von Mutter und Vater


Regeln und Pflichten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Regeln und Pflichten gelten für alle Jesiden:[5]

  1. In der sozialen Hierarchie hat jede Person einen ganz bestimmten Platz.
  2. Loyalität ist gegenüber den Mitgliedern der eigenen Gruppe und der religiösen Führer (Scheich, Pir, Murid) verpflichtend.
  3. Die Fürstenfamilie verfügt über beherrschende Macht. Ihre Beziehungen zu den anderen Kastengruppen ist geregelt.
  4. Die Rolle und Position eines Mitglieds der Gemeinschaft und die Grenzen der Mobilität sind festgelegt.
  5. Allein durch Geburt kann man Mitglied der Gemeinschaft der Jesiden werden. Dabei müssen beide Elternteile Jesiden aus derselben Kaste sein.
  6. Der Wechsel von der Gruppe der Scheich, Pir oder Muriden in eine andere Kastengruppe ist nicht möglich. Ebenso ist eine Heirat außerhalb der Kastengruppe nicht möglich.
  7. Die Pflichten und Aufgaben innerhalb der Gruppen, z. B. die der Scheich oder Pir, sind genau definiert.
  8. Jeder Jeside in der Gemeinschaft muss einen Scheich und einen Pir haben.
  9. Innerhalb der eigenen Gruppe sollen die Mitglieder der Gemeinschaft solidarisch miteinander sein.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sefik Tagay, Serhat Ortac: Die Eziden und das Ezidentum – Geschichte und Gegenwart einer vom Untergang bedrohten Religion. Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2016, S. 47, ISBN 978-3-946246-03-9
  2. a b Philip G. Kreyenbroek, Khalil Jindy Rashow, Khalīl Jindī: God and Sheikh Adi are Perfect: Sacred Poems and Religious Narratives from the Yezidi Tradition. Otto Harrassowitz Verlag, 2005, ISBN 978-3-447-05300-6 (google.de [abgerufen am 26. April 2019]).
  3. Теймураз Авдоев: T'ÊMÛRÊ MESO NEWŞE DÎNÊ ÊZÎDIYAN ЕЗИДСКАЯ РЕЛИГИОЗНАЯ ПОЭЗИЯ THE YEZIDI RELIGIOUS POETRY. S. 14 (academia.edu [abgerufen am 26. April 2019]).
  4. Теймураз Авдоев: T'ÊMÛRÊ MESO NEWŞE DÎNÊ ÊZÎDIYAN ЕЗИДСКАЯ РЕЛИГИОЗНАЯ ПОЭЗИЯ THE YEZIDI RELIGIOUS POETRY. S. 189 (academia.edu [abgerufen am 26. April 2019]).
  5. Nadia Bousrouf, Ralf Frassek: Zwischen Frankfurt, Marrakesch und Kabul. Books on Demand, 2016, ISBN 978-3-7412-5701-8 (google.de [abgerufen am 26. April 2019]).