Heidenstein bei Eibenstein

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Heidenstein
„Opferschalen“
Treppenstufen

Der Heidenstein (auch Eibenstein oder Hoher Stein) liegt am westlichen Ortsrand von Eibenstein in der Marktgemeinde Rainbach im Mühlkreis, Bezirk Freistadt in Oberösterreich. Die Felsformation steht seit 1970 unter Naturdenkmalschutz (Nummer nd654[1], Listeneintrag).

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die markante Granitformation liegt genau auf der West-Ost-Achse und fast mittig zwischen dem Sternstein (1125 m) im Westen und dem Viehberg (1112 m) im Osten auf einer Höhe von 726 m ü. A. Bei Tagundnachtgleiche geht die Sonne, vom Heidenstein gesehen, genau über dem Viehberg auf und dem Sternstein unter.[2]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Steingruppe ist nord-südlich ausgerichtet, sie ist etwa 30 Meter lang, 16 Meter breit und 8 bis 13 Meter hoch.[3]

Eine Besonderheit bilden die Stufen unterschiedlicher Höhe und Breite, welche die gesamte Anlage umgeben und auf den ersten Blick verwirrend erscheinen. Bei näherer Betrachtung handelt es sich aber um das Ergebnis einer wohldurchdachten, nach baumeisterlicher Anordnung ausgefertigten Ausmeißelung der Felsens. Bei den vom Land Oberösterreich angeordneten Vermessungen und Untersuchungen, die 1968 von Wladimir Obergottsberger durchgeführt wurden, konnten diese Stufen als Auflagerflächen für 2,5 bis 3 Meter starke Grundmauern ermittelt werden.[4] Es ist nicht geklärt, ob bei diesem Bauvorhaben im 12. oder 13. Jahrhundert eine Wehrkirche oder eine Burganlage entstehen sollte. Vergleichbare Fundamente sind im Mühlviertel bei den Turmburgen von Lobenstein und Lichtenhag zu finden.[5]

Auf der nördlichen Steingruppe befinden sich drei stets wasserführende „Opferschalen“. Die Schalen sind vermutlich profanen Ursprunges und möglicherweise durch Hitzesprengungen entstanden. Vorgeschichtliche Jäger könnten dort in der exponierten Lage ihre Jagdbeute auf offenen Feuerstellen zubereitet und dadurch die Bewohner der umliegenden Siedlungsstellen aufmerksam gemacht haben. Diese brachten vermutlich ihre Feldfrüchte, man speiste gemeinsam, teilte die Wildbeute und tauschte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Eibenstein lässt auf einen vorzeitlichen Kultplatz schließen, galt doch die Eibe als heiliger Baum.

Eine Rolle dürfte auch die Lage des Heidensteins am Linzer Steig gespielt haben. Dieses uralte Netz von Handelswegen führte zwischen der Feldaist im Osten und dem Haselgraben im Westen zur Moldau. Eine Variante verlief dabei entlang des Kettenbaches zwischen Stiftung und Eibenstein.[6]

Im Jahr 1538 wurde am Eibenstein nach längerer Zeit wieder ein „Ehafttaiding“ abgehalten, von welchem eine Handschrift erhalten ist.[7][8]

Sagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etliche Sagen ranken sich um den Heidenstein. Laut der Sage vom Kirchenbau sei das Baumaterial stets auf den Hügel zu Rainbach verbracht worden, wo letztlich auch die Kirche errichtet wurde. Andere Sagen berichten vom „Fuchtlmandln“, dass der Heidenstein der Rest einer einst von Riesen erbauten Burg sei oder dass dort ein „goldenes Kalb“ (Goldschatz) versteckt gewesen sei.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Irene Hager, Hans Katzgraber, Stefan Borovits, Gerhard Weichselbaum: Der Heidenstein bei Eibenstein. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Linz 2016, S. 209–247 (land-oberoesterreich.gv.at [PDF]).
  • Gerhard Weichselbaum: 750 Jahre Eibenstein. Unser Dorf und seine Bewohner im Gang durch die Zeiten, 4. Juni 1262 bis 4. Juni 2012. Verleger Gerhard Weichselbaum, Verein der Heidenstein, Verein zur Pflege des kulturellen Erbes unserer Vorfahren, 2012.
  • Ernst Burgstaller: Der „Heidenstein“ bei Eibenstein und seine volks- und siedlungskundlichen Probleme. In: Der Eibenstein und seine Probleme. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 23, Heft 1/2, Linz 1969, S. 77–91 (ooegeschichte.at [PDF]).
  • Karl A. Wagner: Ein Versuch zur Aufhellung der Funktion des „Heidensteins“ in Eibenstein. In: Der Eibenstein und seine Probleme. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 23, Heft 1/2, Linz 1969, S. 102–115 (ooegeschichte.at [PDF]).
  • Anton Sageder: Rainbach im Mühlkreis, Bleibendes und Vergängliches aus 700 Jahren. Verleger Gemeinde und Pfarre Rainbach 1983, S. 30 ff.
  • OÖ Weistümer. Band IV, Seiten 201 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: OÖ-Naturdenkmal nd654 Heidenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Heidenstein“ in Eibenstein. In: ooe.gv.at. Naturschutz-Datenbank und Naturschutzbuch, abgerufen am 18. April 2021.
  2. Hager/Katzgraber/Borovits/Weichselbaum 2016, S. 211–212 und 233.
  3. Hager/Katzgraber/Borovits/Weichselbaum 2016, S. 209.
  4. Wladimir Obergottsberger: Der Eibenstein. Vermessungsarbeiten 1968. In: Der Eibenstein und seine Probleme. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 23, Heft 1/2, Linz 1969, S. 93–94, Abbildungen 4–9 und 11–14 (ooegeschichte.at [PDF]).
  5. Obergottsberger 1969, op. cit., S. 95.
  6. Hager/Katzgraber/Borovits/Weichselbaum 2016, S. 222–227, Abbildungen 6 und 8–12.
  7. Hager/Katzgraber/Borovits/Weichselbaum 2016, S. 237–238.
  8. Burgstaller 1969, op. cit., S. 80–81.
  9. Burgstaller 1969, op. cit., S. 84.

Koordinaten: 48° 33′ 36,7″ N, 14° 24′ 36,2″ O