Heinrich Heß (Mediziner)

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Heinrich Heß (* 1932 in Dudweiler) ist ein deutscher Sportmediziner.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heß studierte Medizin an der Universität des Saarlandes und an der Universität Wien, seine Doktorarbeit zum Thema Die Beeinflussung des Cytochrom-c-Gehaltes im Herzmuskel der Ratte durch Malachitgrün wurde 1960 angenommen.[1] Er durchlief eine Facharztausbildung in der Orthopädie,[2] seine Habilitation schloss Heß 1970 ab, der Titel seiner Arbeit lautete Piezoelektrische Messungen der Spannkräfte bei verschiedenen Verfahren der Druckplatten-Osteosynthese: unter besonderer Berücksichtigung selbstspannender Druckplatten.[3]

Ab 1969 war Heß beim Deutschen Fußball-Bund für die ärztliche Betreuung der B-Nationalmannschaft zuständig, der seinerzeit ebenfalls in Dudweiler wohnhafte Jupp Derwall hatte die Verbindung zum DFB hergestellt.[4] Heß war ebenfalls Arzt der bundesdeutschen Fußball-Olympiaauswahl bei den Sommerspielen in München im Jahr 1972.[2] Er war als Arzt an der orthopädischen Klinik Homburg und ab 1975 an der St.-Elisabeth-Klinik in Saarlouis tätig.[2] Als Leiter des Saarlouiser Krankenhauses baute er die Einrichtung erheblich (von zwölf auf 120 Plätze) aus.[5] Heß leitete die Klinik bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand im Jahr 1998.[2]

Neben dieser Tätigkeit war Heß Mannschaftsarzt des 1. FC Saarbrücken und weiterhin Arzt beim Deutschen Fußball-Bund, von 1974 bis 1996 betreute er als Nachfolger von Hanns Schoberth die A-Nationalmannschaft. In Spielerkreisen trug er den Spitznamen „Knochendoktor“.[2] In seine Amtszeit als Mannschaftsarzt fielen der Gewinn der Weltmeisterschaftstitel 1974 und 1990 sowie der Europameisterschaftstitel 1980 und 1996.[2] Er setzte sich als DFB-Arzt unter anderem für bessere medizinische Betreuung in den Bundesliga-Mannschaften und für einen professionelleren Umgang von Bundesliga-Spielern mit ihrem Körper ein.[6] 1986 war er einer der Gründer der Deutsch-Österreichischen-Schweizer Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS),[7] deren Vorsitzender er von 1986 bis 1994 war.[8] Ab 1986 brachte sich Heß als Mitglied der DFB-Ausschüsse für Sportmedizin und für Dopingbekämpfung in die Arbeit des Deutschen Fußball-Bundes ein[1] und war auch im Anschluss an seine Tätigkeit als Mannschaftsarzt in diesen Gremien vertreten.[2]

Heß ist der Verfasser des in mehreren Auflagen erschienenen Buches Sportverletzungen[9] und befasste sich mit diesem Themenbereich auch in weiteren Veröffentlichungen.[10][11]

1998 wurde Heß mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Fußball-Bundes[5] und 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet.[2] Er ist stellvertretender Vorsitzender der nach ihm benannten Prof.-Dr.-Heß-Stiftung, die in den Bereichen Krankheitsvorbeugung und Gesundheitsförderung arbeitet.[12]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Hess, Heinrich: Die Beeinflussung des Cytochrom-c-Gehaltes im Herzmuskel der Ratte durch Malachitgrün. In: Universität des Saarlandes: Saarländischer Virtueller Katalog. 1960, abgerufen am 7. Februar 2021.
  2. a b c d e f g h „Der Basler sagte: 'Lass mich einfach liegen'“. In: Saarbrücker Zeitung. 16. April 2012, abgerufen am 7. Februar 2021.
  3. Hess, Heinrich: Piezoelektrische Messungen der Spannkräfte bei verschiedenen Verfahren der Druckplatten-Osteosynthese : unter besonderer Berücksichtigung selbstspannender Druckplatten. In: Universität des Saarlandes: Saarländischer Virtueller Katalog. 1970, abgerufen am 7. Februar 2021.
  4. Ex-Nationalmannschaftsarzt Heß: Glückwunsch zum 80. Deutscher Fußball-Bund e. V., abgerufen am 7. Februar 2021.
  5. a b Prof. Dr. Heinrich Heß feierte seinen 75. Geburtstag. Deutscher Fußball-Bund e. V., abgerufen am 7. Februar 2021.
  6. Spieler sind im Urlaub nicht profihaft genug. In: Hamburger Abendblatt. 22. Juli 1980, abgerufen am 15. April 2021.
  7. Gründungsmitglieder. In: 30 Jahre GOTS. 2016, abgerufen am 25. November 2022.
  8. Schwerpunkte der Präsidentschaften. (PDF) In: 30 Jahre GOTS. 2016, abgerufen am 25. November 2022.
  9. Hess, Heinrich: Sportverletzungen. In: Universität des Saarlandes: Saarländischer Virtueller Katalog. Abgerufen am 7. Februar 2021.
  10. Heinrich Hess: Sportverletzungen an Knie- und Sprunggelenken. pmi-Verl., 1986, ISBN 978-3-89119-038-8 (bisp-surf.de [abgerufen am 7. Februar 2021]).
  11. Hartmut Gaulrapp, Heinrich Heß: Verletzungen in der Frauen-Fußballbundesliga. 2008, abgerufen am 7. Februar 2021.
  12. Impressum. In: Prof. Dr. med Heinrich Hess Stiftung. Abgerufen am 7. Februar 2021.