Helene Adolf

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Helene Adolf, auch Helen Adolf, (geboren 31. Dezember 1895 in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben 13. Dezember 1998 in Brookline Village, Pennsylvania) war eine österreichisch-amerikanische Literaturwissenschaftlerin und Linguistin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helene Adolf war eines von zwölf Kindern des Rechtsanwalts Jakob Adolf (1850–1926) und der bildenden Künstlerin Hedwig Spitzer (1864–1936), ihr Großvater war der Mathematiker Simon Spitzer[1]. Ihre ältere Schwester Anna Spiegel (1893–1983) wurde Chemikerin.[2] Nach dem Abitur 1913 begann Helene Adolf zunächst eine Kunstausbildung in Malerei. Während des Ersten Weltkrieges war sie als Hilfsschwester tätig. Nach Kriegsende studierte sie Germanistik und Romanistik und unter anderem Gotisch bei Max Hermann Jellinek an der Wiener Universität. Sie wurde 1923 mit der Dissertation Zur Dramentechnik in Strindbergs historischen Dramen promoviert.

Adolf musste die weitere Ausbildung unterbrechen, um den kranken Vater zu pflegen. Ab 1926 konnte sie sich wieder der Forschung widmen und veröffentlichte mit Elise Richter Studien zum altfranzösischen Alexiusliede. Sie edierte 1930 und 1932 beim Reclam-Verlag zwei literarische Anthologien zur modernen Literatur in der Reihe Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen, sie fand den Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit aber in der mittelalterlichen Artus-/Gralsdichtung.

Nach dem Anschluss Österreichs emigrierte Adolf im April 1939 in die USA, wo sich bereits Verwandte aufhielten. Adolf unterrichtete Latein, Deutsch und Französisch an verschiedenen Schulen in Colorado. Ab 1943 lehrte sie an der Pennsylvania State University und wurde dort 1953 zur ordentlichen Professorin für Deutsch ernannt. Sie wurde Mitglied der Linguistic Society of America. Adolf wurde 1963 emeritiert, unterrichtete aber weiterhin. Sie war Mitglied des P.E.N.

Adolf erhielt 1972 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.[3]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buchtitel 1932
Buchtitel 1937
  • Jeanne Galzy: Therese von Avila : der Lebensroman einer Heiligen. Übersetzung und Einleitung Helene Adolf. Kösel & Pustet, München 1929.
  • als Bearb.: Dem neuen Reich entgegen : 1850–1871. Anthologie. Reclam, Leipzig 1930.
  • als Bearb.: Im neuen Reich : 1871–1914. Anthologie. Reclam, Leipzig 1932.
  • Wortgeschichtliche Studien zum Leib/Seele-Problem : Mittelhochdt. lîp „Leib“ u. d. Bezeichngen f. corpus. Internat. Religionspsychol. Ges., Wien 1937 (Zeitschrift für Religionspsychologie; Sonderh. 5)
  • Oriental sources for grail romances. Modern Language Association of America, New York 1947. (Aus: Publications of the Modern Language Association of America. Vol. 62, Nr. 2, Juni 1947)
  • Visio pacis. Holy city and grail. University Park, Penn 1960.
  • Werden und Sein : Gedichte aus fünf Jahrzehnten. F. Berger, Horn 1964.
  • Leonie Spitzer: Wandlungen der Liebe. Herausgeberin Helene Adolf mit Unterstützung von Ruth Davidovits und Erna Hollitscher. Bläschke, Darmstadt 1978.
  • Leonie Spitzer: Die Familie Höchst : ein Romanfragment aus der Zeit von Österreichs Umbruch. Woywod, Bad Soden 1986.
  • Gesammelte Schriften. Hrsg. von Renate Heuer und Michael Dallapiazza. Ed. Parnaso, Triest 2004, ISBN 88-86474-77-6.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sheema Zeben Buehne, James L Hodge, Lucille B Pinto: Helen Adolf Festschrift. F. Ungar, New York 1968.
  • Adolf, Helen. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1, Saur, München 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 13.
  • Adolf, Helen[e]. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 1, 1992, S. 80–82.
  • Ernst Schürer: Helen Adolf. In: John M. Spalek, Konrad Feilchenfeldt, Sandra H. Hawrylchak (Hrsg.): Bibliographien. Schriftsteller, Publizisten und Literaturwissenschaftler in den USA. Teil 1: A – G. de Gruyter, Berlin 1994, ISBN 3-11-097553-X, S. 1–4 [als Ergänzung zur Bibliografie in der Festschrift]
  • Renate Heuer: Helene Adolf: Wienerin – Emigrantin – Professor of German. Campus, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-593-36457-3.
  • Utz Maas: Adolf, Helen(e). In: Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933–1945. 1. Dokumentation : Biobibliographische Daten A – Z. Stauffenburg, Tübingen 2010, ISBN 978-3-86057-016-6.
  • Renate Wall: Helen Adolf. In: Renate Wall: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945. Haland & Wirth, Gießen 2004, ISBN 3-89806-229-5, S. 11f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. M. Pesditschek: Spitzer, Simon. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 13, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010, ISBN 978-3-7001-6963-5, S. 43.
  2. Anna Simona Spiegel-Adolf, bei Medizinische Universität Wien
  3. Renate Wall: Helen Adolf. In: Renate Wall: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945. Haland & Wirth, Gießen 2004, S. 12.