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Helmkräuter

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Helmkräuter

Sumpf-Helmkraut (Scutellaria galericulata), Illustration

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Scutellarioideae
Gattung: Helmkräuter
Wissenschaftlicher Name
Scutellaria
L.

Die Helmkräuter (Scutellaria) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die 360 bis 460 Arten sind fast weltweit verbreitet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration von Scutellaria violacea
Gegenständige, einfache Laubblätter von Scutellaria altissima
Illustration aus Thomé Band 4, 1905 von Scutellaria galericulata
Blütenkrone im Detail von Scutellaria elliptica
Kelch und Krone während der Anthese von Scutellaria mexicana
Illustration aus Flora Batava, Volume 17 von Scutellaria columnae
Blütenkelch mit gestielten Drüsenhaaren und deutlich vierlappiger Fruchtknoten von Scutellaria ovata var. rugosa in 10 × Vergrößerung
Illustration aus Aquatic and wetland plants of southwestern United States, 1972, Fig. 659: von Scutellaria integrifolia: a und b) Habitus, c) zygomorphe Blüte, d) Kelch, e) Staubblatt und Griffel, f) geöffneter Kelch um Klausen auf dem Gynophor zu zeigen
Warzige Klausen im haltbaren Kelch von Scutellaria mexicana

Erscheinungsbild und Blätter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scutellaria-Arten wachsen selten als einjährige oder meist ausdauernde krautige Pflanzen; einige Arten verholzen teilweise und wachsen als Halbsträucher oder Sträucher.[1] Die Wuchshöhen variieren je nach Art von 5 Zentimetern bis zu 1 Meter. Einige Arten sind Wasserpflanzen. Manche Arten bilden Rhizome[2] oder bei manchen Arten Pflanzenknollen[3]. Die Pflanzenteile sind meist geruchlos.[4][1] Die oberirdischen Pflanzenteile sind meist behaart, manchmal sind es Drüsenhaare (Indument).[3] Die meist selbstständig aufrechten bis niederliegenden oder selten kletternden[5], einfachen oder verzweigten Sprossachsen[3] sind oft im Querschnitt viereckig.

Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist meist einfach oder selten fiederspaltig[1] und ganzrandig oder gezähnt bis gekerbt, gesägt.[4]

Blütenstände und Blüten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In endständigen oder seitenständigen, traubigen oder ährigen Blütenständen stehen viele Blüten oft in Paaren in den Achseln der Tragblätter zusammen.[2][1] Es können Trag- und Deckblätter vorhanden sein, von denen die obersten meist mehr oder weniger sitzend sind[3].[4]

Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf, manchmal drüsig behaarten Kelchblätter sind zu einer kurzen Röhre verwachsen. Der seitlich abgeflachte, glockenförmige Blütenkelch ist mehr oder weniger gleich zweilippig.[2][3] Die Kelchlippen sind einfach und meist ganzrandig oder schwach gelappt.[1] Auf der Kelchoberlippe sitzt bei manchen Arten ein gerundeter, konkaver, horn- oder schildförmiger Fortsatz (Sporn, Höcker; Scutellum) und er ist deutlich sack-, deckel- oder helmförmig,[1] daher der Trivialname der Gattung „Helmkräuter“. Die fünf Kronblätter sind zu einer langen Röhre verwachsen.[2] Die innen kahle und außen fein flaumig behaarte Kronröhre ist mehr oder weniger stark gekrümmt bis fast aufrecht.[1] Die Kronröhre weitet sich allmählich zum Kronschlund.[1] Die Blütenkrone endet zweilippig; wobei die Oberlippe kleiner ist als die Unterlippe. Die aufrechte, zweilappige Oberlippe ist mehr oder weniger seitlich zusammengedrückt und kapuzenförmig. Bei der mehr oder weniger dreilappigen Unterlippe ist der mittlere Kronlappen breit, abgeflacht sowie einfach, die Seitenlappen sind mehr oder weniger mit der Oberlippe verbunden und sind manchmal ausgebreitet.[1] Die Farben der Kronblätter reichen von weiß bis gelb und von rosafarben über rot bis blau.

Von den vier parallelen[3] Staubblättern[2] sind die vorderen, mehr oder weniger gleichen zwei die längeren und liegen unter der Oberlippe.[1] Die bewimperten[3] oder an der Öffnung bärtigen Staubbeutel stehen paarweise zusammen. Bei den vorderen Staubblättern bestehen die Staubbeutel aus zwei Theken, bei den hinteren ist eine Theke reduziert.[1] Der grünlich-gelbe Diskus ist gut entwickelt unterhalb des Fruchtknotens. Der oberständige Fruchtknoten ist vierlappig.[4] Der Griffel ist pfriemlich und an der Spitze ungleich zweiteilig.[1]

Früchte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Klausenfrucht im beständigen Kelch zerfällt in vier einsamige Teilfrüchte (Klausen). Die braunen oder schwarzen, trockenen Klausen sind eiförmig,[3] abgeflacht ellipsoid, verkehrt-eiförmig bis fast kugelig[1] und ihre Oberfläche ist sehr unterschiedlich skulptiert bzw. strukturiert von fein- bis grobwarzig. Es ist kein Endosperm vorhanden.[4]

Chromosomensätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomenzahlen betragen 2n = 12 bis 88, meist 20, 22, 24, 32 oder 34.[4][6]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sobald die Blütenkrone nach der Anthese abgefallen ist, klappen die beiden Kelchlippen zusammen und bilden eine Höhlung, eine Kapsel worin sich die Klausen entwickeln, die auf der Kelchunterlippe sitzen.[7] Der Kelch teilt sich zur Fruchtreife an den Nähten bis zur Basis bzw. die helmförmige Oberlippe reißt ab.[1][3] Die durch feine Haare im Kelch gehaltenen Klausen werden ombrochor ausgebreitet, genauer als Regenballisten.[8]

So ein seltener, aufreißender und „ballistischer Kelch“ der die Samen freisetzt, findet sich auch bei Aeolanthus, einer anderen Gattungen der Lippenblütler.

Systematik und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Scutellaria wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 598[9] aufgestellt. Typusart ist Scutellaria galericulata L.[10] Synonyme für Scutellaria L. sind: Anaspis Rech. f., Cassida Ség., Cruzia Phil., Harlanlewisia Epling, Hastifolia Ehrh., Perilomia Kunth, Salazaria Torr., Theresa Clos.[11]

Die Gattung Scutellaria gehört zur Unterfamilie der Scutellarioideae (Dumort.) Caruel innerhalb der Familie der Lamiaceae. Bei manchen Autoren ist die monotypische Gattung Salazaria Torr. nicht in Scutellaria eingegliedert. Es wurde versucht die Gattung zu gliedern, beispielsweise mit einseitswendigen und vierzeiligen Blütenständen in zwei Untergattungen, doch haben sich diese Versuche als unbrauchbar erwiesen.[1]

Die Gattung Scutellaria ist fast weltweit verbreitet. Nur in den tropisch-feuchten Tieflandgebieten gibt es wenig Arten. Im tropischen Afrika gibt es nur wenige Arten. In China kommen etwa 98 Arten vor.[1]

In der Gattung der Helmkräuter (Scutellaria) gibt es 360 bis 460 Arten:[1][11][12]
Alpen-Helmkraut (Scutellaria alpina)
Habitus, Blätter und Blüten des Hohen Helmkrautes (Scutellaria altissima)
Blütenstand von Scutellaria antirrhinoides
Scutellaria aurata
Baikal-Helmkraut (Scutellaria baicalensis)
Ausschnitt eines Blütenstandes von Scutellaria brevibracteata
Scutellaria brittonii
Scutellaria californica
Blüten von Scutellaria columnae
Scutellaria costaricana
Habitus, Blätter und Blütenstand von Scutellaria costaricana
Scutellaria discolor
Scutellaria elliptica
Habitus, vierkantiger Stängel, Blätter und Blüten des Sumpf-Helmkrautes (Scutellaria galericulata)
Scutellaria havanensis
Scutellaria incana
Scutellaria incana
Habitus, Blätter und Blüten von Scutellaria incarnata
Scutellaria indica var. parvifolia
Scutellaria integrifolia
Scutellaria javanica
Scutellaria laeteviolacea var. maekawae
Scutellaria lateriflora
Scutellaria longituba
Habitus, Blüten und Früchte von Scutellaria mexicana
Kleines Helmkraut (Scutellaria minor)
Habitus, Laubblätter und Blüten von Scutellaria mociniana
Habitus von Scutellaria multiglandulosa
Scutellaria nana
Habitus, gegenständige Laubblätter und Blüten von Scutellaria nervosa
Scutellaria oligodonta
Orientalisches Helmkraut (Scutellaria orientalis)
Orientalisches Helmkraut (Scutellaria orientalis)
Scutellaria orientalis subsp. pinnatifida
Scutellaria ovata
Scutellaria parvula
Scutellaria pekinensis var. transitra
Scutellaria pontica
Scutellaria resinosa
Scutellaria rubicunda
Scutellaria rubicunda
Scutellaria saxatilis
Scutellaria scordiifolia Sorte ‘Seoul Sapphire’
Scutellaria serrata
Habitus, Blätter und Blüten von Scutellaria strigillosa
Scutellaria suffrutescens
Scutellaria suffrutescens
Scutellaria tuberosa
Scutellaria utriculata
Scutellaria ventenatii
Habitus, Laubblätter und Blüten von Scutellaria violacea

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb ec ed ee ef eg eh ei ej ek el em en eo ep eq er es Xi-wen Li, Ian C. Hedge: Lamiaceae.: Scutellaria. S. 75–95 – textgleich online wie gedrucktes Werk. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1994, ISBN 0-915279-24-X.
  2. a b c d e f g B. K. Richardson: Scutellaria. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 135 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b c d e f g h i Richard G. Olmstead: Scutellaria. bei Jepson eFlora 2013.
  4. a b c d e f Lamiales: Scutellaria L. – Datenblatt des Royal Botanic Gardens, Kew. (Memento des Originals vom 1. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kew.org
  5. a b c d e f g h i j k l m n Scutellaria bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  6. Scutellaria bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  7. Ludwig Griesselich: Deutsches Pflanzenbuch: Anleitung zur Kenntniss der Pflanzenwelt. Groos, 1847, S. 293.
  8. L. van der Pijl: Principles of Dispersal in Higher Plants. Springer, 1969, ISBN 978-3-662-00801-0 (Reprint), S. 73.
  9. Linné 1753 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  10. Scutellaria bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 17. September 2014.
  11. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb ec ed ee ef eg eh ei ej ek el em en eo ep eq er es et eu ev ew ex ey ez fa fb fc fd fe ff fg fh fi fj fk fl fm fn fo fp fq fr fs ft fu fv fw fx fy fz ga gb gc gd ge gf gg gh gi gj gk gl gm gn go gp gq gr gs gt gu gv gw gx gy gz ha hb hc hd he hf hg hh hi hj hk hl hm hn ho hp hq hr hs ht hu hv hw hx hy hz ia ib ic id ie if ig ih ii ij ik il im in io ip iq ir is it iu iv iw ix iy iz ja jb jc jd je jf jg jh ji jj jk jl jm jn jo jp jq jr js jt ju jv jw jx jy jz ka kb kc kd ke kf kg kh ki kj kk kl km kn ko kp kq kr ks kt ku kv kw kx ky kz la lb lc ld le lf lg lh li lj lk ll lm ln lo lp lq lr ls lt lu lv lw lx ly lz ma mb mc md me mf mg mh mi mj mk ml mm mn mo mp mq mr ms mt mu mv mw mx my mz na nb nc nd ne nf ng nh ni nj nk nl nm nn no np nq nr ns nt nu nv nw nx ny nz oa ob oc od oe of og oh oi oj ok ol om on oo op oq or os ot ou ov ow ox oy oz pa pb pc pd pe pf pg ph pi pj pk pl pm pn po pp pq pr ps pt pu pv pw px py pz qa qb qc qd qe qf qg qh qi qj qk ql qm qn qo qp qq qr qs qt qu qv qw qx qy qz ra rb rc rd re rf rg rh Scutellaria. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 5. Januar 2019..
  12. a b c Scutellaria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 16. September 2014.
  13. a b c d e Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Kosmos-Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. Über 1600 Pflanzenarten. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1994, ISBN 3-440-06223-6.
  14. a b c Suche nach „Scutellaria“ in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN.
  15. a b c Takasi Yamazaki: A Revision of Scutellaria in Taiwan. In: J. Jpn. Bot. Volume 67, 1992, S. 315–319.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Helmkräuter (Scutellaria) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien