Henny Neumann-Bock
Henny Neumann-Bock (geboren 10. Januar 1855 in Thorn, Westpreußen, Königreich Preußen; ermordet 7. Dezember 1942 im KZ Theresienstadt) war eine deutsche Konzertsängerin und Übersetzerin.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Henriette Neumann stammte aus einer jüdischen Familie. Ihre Mutter Johanna (1816–1899) war eine Tochter des Arztes Gottlieb Kühlbrand, die Gedichte und Märchen schrieb und veröffentlichte, Henriettes Vater war Nehemias Neumann.[1][2] Ihre nur wenig jüngere Nichte Luise Wolf, die in ihrer Familie aufwuchs, wurde ebenfalls Übersetzerin; ihr Cousin, der Kaufmann Heinrich Kurtzig, war auch als Schriftsteller tätig.
Henriette Neumann besuchte eine Höhere Mädchenschule und studierte Gesang an der Königlichen Hochschule zu Berlin.[3] Anschließend war sie ein Jahr lang als Konzertsängerin und Gesangslehrerin tätig. Danach heiratete sie den Rechtsanwalt Leo Bock und zog zu ihm nach Włocławek in Russisch-Polen. Etwa seit 1891 lebte sie mit ihren Kindern in Wilmersdorf bei Berlin.[4] In den folgenden Jahren übersetzte sie Texte aus dem Englischen, Französischen und Polnischen für Zeitungen und Zeitschriften, seit etwa 1907 auch Bücher aus dem Schwedischen und Dänischen.[5]
Am 25. August 1942 wurde Henriette Bock aus Berlin in das Lager Theresienstadt deportiert, wo sie am 7. Dezember 1942 im Alter von 87 Jahren starb.[6] Sie wurde in verschiedenen Lexika und weiteren Werken erinnert.[7]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie übersetzte Texte für Zeitungen und Zeitschriften aus dem Englischen, Französischen und Polnischen als H. B., sowie später Bücher aus dem Schwedischen, Dänischen und Englischen als Henny Bock-Neumann. Am bekanntesten wurden Romane der schwedischen Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf, von denen einige bis in die Gegenwart neu aufgelegt wurden.
- Aus dem Schwedischen
- Fredrik Wilhelm Scholander, Das geheimnisvolle Haus, in Aus fremden Zungen, 1905
- Amanda Kerfstedt, Per und die Prinzessin, in Aus fremden Zungen, 1906
- Gabriele Ringertz, Opferfeuer, Roman, Schuster & Loeffler, Berlin, 1907
- Ellen Wester, An den Gewissen des Todes, in Aus fremden Zungen, 1908
- Frida Stéenhoff: Die reglementierte Prostitution vom feministischen Gesichtspunkte, Dietrich, Gautzsch bei Leipzig, 1908
- Gustav Esmann, Drei Kammerspiele, Vita, Charlottenburg, 1908
- Gustav Esman, Weltkinder. Geschichten aus dem nordischen Paris, Vita, Charlottenburg, 1910
- Wilma Lindhé, Elsa Wang, Hillger, Berlin, 1911
- Selma Lagerlöf, Christuslegenden, Ullstein, Berlin, 1914, digitalisiert
- Selma Lagerlöf, Gösta Berling, Th. Knaur, Berlin, 1922, mehrere Neuauflagen, digitalisiert
- Ellen Wester, Ine-Mine-Lisbet und Tante Sofia-Regina oder Der Liebe Technik und ihr Wert , Weltgeist, Berlin, 1927
- Selma Lagerlöf, Jerusalem, Roman, Hillger, Berlin 1929
- Victor Rydberg, Erbe aus dem Chaos, in Sozialistische Monatshefte, 1931
- Aus dem Dänischen
- Jens Peter Jacobsen, Niels Lyhne, Schreiter, Berlin, 1910, mehrere Neuauflagen bis mindestens 1924
- Aus dem Englischen
- William John Locke, Der sittenstrenge Sir Marcus (The Morals of Marcus). Lustspiel in vier Akten, Bühnen-Verlag A.F.A., Charlottenburg, 1911
- Aus dem Polnischen
- Marian Gawalewicz, Ein weiblicher Othello und andere Geschichten, Hillger, Berlin, 1904, Kürschners Bücherschatz
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Richard Wrede, Hans von Reinfels (Hrsg.): Das geistige Berlin. Eine Encyklopädie des geistigen Lebens Berlins. Berlin 1897. S. 36
- Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der der Feder. Band 1. Berlin 1898. S. 88
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Übersetzungen von Henny Neumann-Bock WorldCat
- Literatur von und über Henny Neumann-Bock im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Henny Neumann-Bock in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Henny Neumann-Bock. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Sophie Pataky, Lexikon deutscher Frauen der Feder, Band 2, Berlin 1898, S. 85–86; mit einigen Angaben zur Mutter Johanna Neumann, nach deren Angaben, kurz vor ihrem Tod 1899
- ↑ Henriette Neumann-Bock Wikitree, mit Link zu geni.com.
- ↑ Pataky, Lexikon, 1, 1898, S. 88; Wrede, von Neuenfels, Das geistige Berlin, 1897, S. 36, mit einigen biographischen Angaben, aber falschen Geburtsjahren
- ↑ Berliner Adressbücher, 1892–1941, mit jährlichen Einträgen außer 1910–1914, aufgeführt in DNB 116214619
- ↑ Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, 1896–mindestens 1931, mit jährlichen Einträgen und Sprachen (F= Französisch, E= Englisch usw.)
- ↑ Henriette Bock Holocaust.cz, Opferdatenbank, mit Todesfallanzeige.
- ↑ Theophil Stengel, Herbert Gerigk, Lexikon der Juden in der Musik, 1941, S. 39; Eva Weissweiler, Lili Weissweiler, Ausgemerzt! Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen, 1999, S. 204; Hilmar Schmuck, Jewish Biographical Index, 1999, S. 773; mit kurzen Erwähnungen; Heinrich Kurtzig, Ostdeutsches Judentum. Tradition einer Familie, Berlin 1928, S. 26, mit Erinnerungen ihres Cousins
Personendaten | |
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NAME | Neumann-Bock, Henny |
ALTERNATIVNAMEN | Neumann, Henriette (Geburtsname); Bock, Henriette (Ehename) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-jüdische Konzertsängerin und Übersetzerin |
GEBURTSDATUM | 10. Januar 1855 |
GEBURTSORT | Thorn, Westpreußen, Königreich Preußen |
STERBEDATUM | 7. Dezember 1942 |
STERBEORT | KZ Theresienstadt |