Herbert Weidlich

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Herbert Weidlich (* 10. März 1910 in Falkenstein/Vogtl.; † 1991) war ein deutscher kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Häftling im KZ Buchenwald, Jurist, Hochschullehrer und Mitarbeiter des DDR-Innenministeriums.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weidlich trat in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein und engagierte sich gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. Er kam 1929 nach Berlin und war bis 1933 Privatsekretär von Ludwig Renn. Nach 1933 emigrierte Weidlich in die Tschechoslowakei, hielt sich dort bis 1939 auf. 1938/39 war er von der Parteileitung der KPD in der CSR mit der organisatorischen Abwicklung der Evakuierung von etwa 480 deutschen Emigranten beauftragt worden. 390 Personen konnten nach England überführt werden, 90 fielen in die Hände der Gestapo, darunter Max Reimann, Walter Bartel und Herbert Weidlich. Von 1939 bis 1945 war er in Haft,[1] davon vier Jahre im KZ Buchenwald deportiert und dem Kommando Arbeitsstatistik zugeteilt. Wegen seiner fachlichen Bildung wurde er zum stellvertretenden Kapo unter Willi Seifert ernannt.[2] Er schloss sich dem kommunistischen Lagerwiderstand an und wirkte dabei mit, weitere Leitungsfunktionen durch kommunistische Häftlinge zu besetzen.

Als die NS-Herrschaft beseitigt war, wirkte er beim Aufbau neuer Polizei- und Ordnungsorgane in der SBZ bzw. DDR mit, wurde Kommissar der Kriminalpolizei und einer der führenden Kriminalisten der DDR. Er trat in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ein, studierte Rechtswissenschaften und wurde zum Doktor der Rechte promoviert. Er habilitierte sich des Weiteren zum Hochschullehrer und lehrte an der Hochschule der Volkspolizei.[2] Weidlich fertigte für die erinnerungspolitische Arbeit der überlebenden Häftlinge mehrere Berichte über seine KZ-Erfahrungen an. In einem Bericht über das „Kleine Lager“ 1947 schilderte Weidlich, dass Pfleger des Häftlingskrankenbaus, Häftlinge in der Desinfektion, der Gerätekammer, der Küche und andere versuchten, die katastrophalen Lebensbedingungen dort zu verbessern.[3] 1978 gab er den Bericht „Der Kampf um Häftlingsfunktionen – Teil des Kampfes gegen das SS-Terrorregime“.[4] Weidlich verfasste einen weiteren Bericht 1979 über „Häftlinge in Lagerorganen – Stütze der illegalen Widerstandsorganisation“.[5] 1980 berichtete er über die Widerstandstätigkeit in seinem eigenen Arbeitsbereich: „Der Beitrag der Häftlinge im Kommando Arbeitsstatistik zur illegalen Arbeit“.[6]

Am 30. Juni 1955 erhielt er als VP-Inspekteur den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze,[7] 1964 diesen Orden in Silber[8] und 1975 in Gold,[9] 1970 den Orden Banner der Arbeit[10] sowie 1980 als Oberst der K a. D. Prof.em.Dr. und Arbeiterveteran in Berlin den Karl-Marx-Orden.[11] Zuletzt lebte er in Karl-Marx-Stadt.[12]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Prüfung der Anzeige und die Entscheidung, Berlin : Ministerium d. Innern, Publ.-Abt., 1969, 1. Aufl.
  • Häftlinge in Lagerorganen – Stützen der illegalen Widerstandsorganisation, Weimar-Buchenwald : NMG Buchenwald, 1983, 2., überarb. Aufl.
  • Häftlinge in Lagerorganen, Buchenwald : Nationale Mahn- u. Gedenkstätte, 1977
  • Das Sonderkommando und weitere gefährliche Aktionen der SS, Buchenwald : NMG-Buchenwald, 1979
  • Die Einleitung des Ermittlungsverfahrens, eine Einheit strafrechtlicher, strafprozessualer und kriminalistischer Elemente, Berlin, 1965

Literatur und Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • ID FBW000956, Documentary, German Democratic Republic, 1974: UND JEDER HATTE EINEN NAMEN. ETTERSBERG (BUCHENWALD) [AT], Regie: Gerhard Jentsch, Produced by DEFA-Studio für Kurzfilme, Potsdam-Babelsberg; for Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald, Weimar
  • Emil Carlebach, Willy Schmidt, Ulrich Schneider (Hrsg.): Buchenwald ein Konzentrationslager. Berichte – Bilder – Dokumente. Bonn 2000, ISBN 3-89144-271-8.
  • Autorenkollektiv: Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Berlin 1983, S. 758
  • Klaus Trostorff: Die politische Abteilung im Terrorsystem des KZ Buchenwald, Weimar-Buchenwald : NMG, 1984, 1. Aufl., 1. – 3. Tsd.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. FF DABEI Nr. 16 - April 1979
  2. a b Peter Hochmuth, Gerhard Hoffmann (Hrsg.): Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen. Lebensbilder (Memento des Originals vom 10. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/edoc.vifapol.de (PDF; 1,5 MB). In: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Texte 35, Karl-Dietz-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-320-02100-9, S. 242
  3. Autorenkollektiv: Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Berlin 1983, S. 79
  4. Autorenkollektiv: Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Berlin 1983, S. 113
  5. Autorenkollektiv: Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Berlin 1983, S. 396
  6. Autorenkollektiv: Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Berlin 1983, S. 401
  7. Neues Deutschland vom 1. Juli 1955
  8. Berliner Zeitung, 6. Oktober 1964, S. 6
  9. Berliner Zeitung, 27. Februar 1975, S. 4
  10. Neues Deutschland vom 30. Juni 1970
  11. Neues Deutschland vom 2. Mai 1980, S. 4
  12. Glückwunsch des ZK der SED zum 75. Geburtstag, Neues Deutschland vom 11. März 1985