Herisau
Herisau | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Appenzell Ausserrhoden (AR) |
Bezirk: | Hinterland |
BFS-Nr.: | 3001 |
Postleitzahl: | 9100 |
UN/LOCODE: | CH HSA |
Koordinaten: | 739022 / 249957 |
Höhe: | 771 m ü. M. |
Fläche: | 25,17 km² |
Einwohner: | [1] 15'780 (31. Dezember 2017) |
Einwohnerdichte: | 627 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Bürgerrecht) |
21,8 % (31. Dezember 2016)[2] |
Gemeindepräsident: | Renzo Andreani (SVP) |
Website: | www.herisau.ch |
Blick auf Herisau | |
Karte | |
Herisau ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Hinterland im Schweizer Kanton Appenzell Ausserrhoden. Es ist Sitz des Kantonsparlaments, der Kantonsregierung und der Kantonspolizei von Appenzell Ausserrhoden und gilt neben Trogen (Sitz der Judikative) de facto als Hauptort des Kantons.
Herisau wurde zur Alpenstadt des Jahres 2003 gekürt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Herisau liegt etwas südlich von St. Gallen an der Glatt, am Jakobsweg von Rorschach nach Einsiedeln.
Auf dem Gebiet der Gemeinde Herisau befinden sich die Ortschaften Herisau und Schachen, sowie die Ortsteile oder Weiler Schwänberg, Ramsen, Ädelswil, Schloss, Wilen, Nieschberg, Rechberg und Saum.
Nachbargemeinden von Herisau sind St. Gallen, Stein, Hundwil, Waldstatt, Schwellbrunn, Degersheim, Flawil und Gossau.
Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Legislative[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Legislative in Herisau ist der Einwohnerrat. Er besteht aus 31 Mitgliedern und wird alle vier Jahre durch das Volk neu gewählt (Proporz).
Exekutive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Exekutive in Herisau ist der Gemeinderat. Er besteht aus sieben Mitgliedern und wird alle vier Jahre durch das Volk neu gewählt (Majorz).
Mitglieder des Herisauer Gemeinderates[3] | ||
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Name | Partei | |
Glen Aggeler (seit 2018) | CVP | |
Regula Ammann-Höhener (seit 2004) | Forum | |
Renzo Andreani (Gemeindepräsident, seit 2014) | SVP | |
Max Eugster (seit 2006) | SP | |
Florian Hunziker (seit 2015) | SVP | |
Annette Joos-Baumberger (seit 2006) | FDP | |
Sandra Nater-Schönenberger (seit 2014) | FDP |
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herisau wurde 837 erstmals erwähnt. Die Gegend gehörte zum Kloster Sankt Gallen. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert wurden auf dem Gebiet um Herisau drei Burgen (Urstein, Rosenberg und Rosenburg) durch die Herren von Rorschach (Rosenberg) errichtet.[4] Von diesen drei Festungsanlagen existieren heute nur noch Ruinen. Die ehemalige Rosenburg oberhalb vom Ortsteil Ramsen wird heute Ruine Ramsenburg genannt, ihre Überreste wurden 1937 restauriert.
In den Appenzellerkriegen löste sich der Ort 1433 von Sankt Gallen. Während der Reformation wurde Herisau reformiert und deshalb im Rahmen der Landteilung Teil von Appenzell Ausserrhoden. Hauptort war zunächst Trogen. Herisau erhielt Teile dieser Funktion erst 1877.
1648 trennte sich Schwellbrunn und 1719 auch Waldstatt von Herisau.
Das Textilgewerbe war seit dem 16. Jahrhundert wichtigste Quelle des relativen Wohlstandes der Gemeinde. Einzelne im Leinwandhandel tätige Familien machten damit zeitweise ein beträchtliches Vermögen. Daher fanden von 17. bis zum 19. Jahrhundert 17 Goldschmiede in Herisau ihr Auskommen. Von ihren Arbeiten sind nebst verschiedenen Abendmahlskelchen, vor allem Patengeschenke (Löffel) und vereinzelt Hoheitszeichen (Weibelschilde) erhalten geblieben.
Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bevölkerungszusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die 15'777 Einwohner von Herisau setzten sich wie folgt zusammen (Stand: 31. Dezember 2016):[2]
Konfessionen:
- evangelisch-reformiert: 36,0 %
- römisch-katholisch: 30,6 %
- andere / ohne: 33,4 %
Geschlechter:
- weiblich: 50,47 %
- männlich: 49,53 %
Altersstruktur:
- 0–19 Jahre: 18,1 %
- 20–64 Jahre: 63,1 %
- Über 64 Jahre: 18,0 %
Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Herisauer Bevölkerung hat sich wie folgt entwickelt:[5]
Jahr | Einwohner | Schweizer | % deutschsprachig | % protestantisch | % römisch-katholisch |
---|---|---|---|---|---|
1667 | 3021 | ||||
1734 | 4816 | ||||
1780 | 5933 | ||||
1813 | 6863 | ||||
1830 | 7014 | ||||
1850 | 8387 | 8189 | 97,1 % | 2,9 % | |
1870 | 9705 | 9481 | 92,9 % | 6,2 % | |
1888 | 12’937 | 12’082 | 98,9 % | 87,7 % | 12,0 % |
1900 | 13’497 | 12’426 | 98,1 % | 84,9 % | 14,7 % |
1910 | 15’336 | 13’550 | 95,0 % | 81,4 % | 18,0 % |
1930 | 13’599 | 12’784 | 98,4 % | 82,8 % | 16,6 % |
1950 | 13’407 | 12’819 | 97,6 % | 80,6 % | 18,6 % |
1970 | 14’597 | 12’128 | 86,0 % | 66,3 % | 31,3 % |
1990 | 15’624 | 12’731 | 84,6 % | 55,3 % | 34,1 % |
2000 | 15’882 | 12’535 | 87,0 % | 48,3 % | 32,1 % |
2010 | 15’236 | 12’353 |
Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Dorfkern. Da Herisau ein Marktflecken war, erinnert dieser Ortsteil an eine Altstadt.
- Reformierte Pfarrkirche St. Laurentius (erbaut 1516–1520, spätgotisch, barocke Glocke aus dem ehemaligen Kloster Salem, Abendmahlskelch von Christoph Laminit, Memmingen)
- Das aus einer alten Mühle hervorgegangene und 1778 zur Textildruckerei erweiterte Schwarze Haus ist ein frühes Industriedenkmal. Heute dient es als Wohnhaus.[6]
- Der Weiler Schwänberg gilt als die älteste Siedlung des Appenzellerlandes. Sehenswert ist beispielsweise das so genannte alte Rathaus – das Wohnhaus eines Söldnerhauptmanns aus dem Dreissigjährigen Krieg.
Einige Gebäude im Ortskern und auf dem übrigen Gemeindegebiet von Herisau (vergl. Weiler Schwänberg) sind auf der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Appenzell Ausserrhoden.
Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die Fasnacht dauert vom schmutzigen Donnerstag bis zum Funkensonntag. Am Aschermittwoch wird Gidio Hosestoss von den Herisauer Schulkindern zu Grabe getragen. Am darauffolgenden Sonntag wird er auf dem «Ebnet» verbrannt. Herisau gilt auch als Hochburg der ostschweizer Beizenfasnacht.
- Am «Blochmontag», dem Montag nach Aschermittwoch, findet der Bloch-Umzug statt.[7]
- Von April bis November wird jeden Samstagvormittag auf dem «Obstmarkt» ein Wochenmarkt durchgeführt.
- Ein Kinderfest wird alle zwei Jahre durchgeführt. Die Herisauer Schulkinder werden von der Bevölkerung zum Mittagessen eingeladen. Anschliessend finden ein Umzug und verschiedene Aufführungen statt.
- Alternierend zum Kinderfest wird alle zwei Jahre das Herisauer Dorffest durchgeführt. Unter Mitwirkung zahlreicher Vereine wird im Dorfzentrum gefeiert.[8]
- Die Viehschau findet jeweils am Dienstag nach dem Bettag statt.
- Am letzten Samstag im August wird «Usegstuehlet», aber nur bei schönem Wetter.[9]
- Alle zwei Jahre im September präsentiert das Gewerbe aus der Region während vier Tagen seine Produkte an der Herisauer Herbstmarkt-Ausstellung (HEMA) in einer Zeltstadt auf dem Kreckel-Areal.[10]
- Jeweils am ersten Oktober-Wochenende ist von Freitag bis Montag ein Jahrmarkt auf dem Ebnet. Ein Warenmarkt auf der Bahnhofstrasse ergänzt am Sonntag und Montag das Angebot.
- Im Dezember findet der «Christchindlimarkt» an der Oberdorfstrasse statt.[11]
- Am 31. Dezember sind in Herisau die Silvesterchläuse unterwegs.
Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wegen der ausreichend vorhandenen Wasserkraft wurde das Appenzellerland schon früh industrialisiert und einige bedeutende Firmen (u. a. die Huber+Suhner AG oder die Metrohm AG) haben ihren Sitz in Herisau.
Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Walter Klarer (1500–1567), evangelisch-reformierter Pfarrer, Reformator, Gastwirt und Chronist
- Johannes Zollikofer (1633–1692), Pfarrer (hier von 1666 bis zu seinem Tode daselbst)
- Johannes Ramsauer (1790–1848), Schweizer Pädagoge und Pestalozzi-Schüler
- Ernst Ulrich Buff (1873–1931), Kaufmann und Lebensreformer
- Arnold Koller (1874–1959), Psychiater, geboren in Herisau, Begründer der «Herisauer Anstalt» (heute Psychiatrisches Zentrum Appenzell Ausserrhoden)
- Johannes Baumann (1874–1953), Politiker und Bundesrat
- Robert Walser (1878–1956), Schriftsteller
- Hans Eggenberger (1881–1946), Kropfforscher
- Clara Nef (1885–1983), Frauenrechtlerin
- Stefan Sonderegger (1927–2017), germanistischer Sprachwissenschafter
- Fred Bauer (* 1928) Grafiker und Künstler
- Alfred Bollinger (1932–2015), Mediziner, Professor für Angiologie
- Otto Schoch (1934–2013), Rechtsanwalt, Politiker und Ständerat
- Marlies Schoch (1940–2016), Gastwirtin und parteilose Politikerin
- Hans-Rudolf Merz (* 1942), Politiker und Bundesrat
- Markus Zürcher (1946), bildender Künstler, Vertreter der Konzeptkunst
- Jürg Frischknecht (1947–2016), Journalist und Schriftsteller
- Fredy Lienhard (* 1947), Autorennfahrer und Unternehmer
- Ruth Erat (* 1951), Lehrerin, Schriftstellerin, Malerin und Politikerin
- Paul Giger (* 1952), Violinist und Komponist
- Ernst Schläpfer (* 1955), zweifacher Schwingerkönig
- Jörg Eberle (* 1962), Eishockeyspieler
- Stixi (* 1965) und Sonja (* 1973), Gesangsduett
- Nicolo Paganini (* 1966), Politiker der CVP
- Costa Vece (* 1969), Video- und Installationskünstler
- Mathias Rusterholz (* 1971), Leichtathlet, hält Schweizer Rekord im 400-m-Lauf
- Reto Suhner (* 1974), Jazzmusiker
- Paddy Kälin (* 1976), Fernsehmoderator
- Eva Roth (* 1974), Schriftstellerin
- Oliver Frischknecht (* 1979), Sänger, Schauspieler und Musicaldarsteller
- David Zuberbühler (* 1979), Politiker (SVP)
- Andrea Caroni (* 1980), Politiker (FDP)
- Jonas Hiller (* 1982), Eishockeynationaltorhüter
- Thomas Nüssli (* 1982), Eishockeyspieler
- Beat Forster (* 1983), Eishockeyspieler
- Timo Meier (* 1996), Eishockeyspieler
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Thomas Fuchs: Herisau. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Angelo Steccanella: Herisauer Goldschmiede[12]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton, Bezirk, Gemeinde, Bevölkerungstyp und Geschlecht (Ständige Wohnbevölkerung). In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 31. August 2018, abgerufen am 30. September 2018.
- ↑ a b Herisau in Zahlen. Abgerufen am 15. Juli 2017.
- ↑ Gemeinderat auf der Website der Gemeinde Herisau, abgerufen am 25. August 2018
- ↑ Herisau; 1 Bis zu den Appenzellerkriegen. HLS, abgerufen am 10. Oktober 2011.
- ↑ Thomas Fuchs: Herisau. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- ↑ Peter Witschi: Das Schwarze Haus am Glattbach, ein Herisauer Industriedenkmal. (Schweizerische Kunstführer, Band 668). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1999, ISBN 3-85782-668-1.
- ↑ Blochmontag Herisau (Memento vom 5. November 2013 im Internet Archive)
- ↑ Dorffest Herisau
- ↑ Usegstuehlet
- ↑ Herisauer Herbstmarkt-Ausstellung
- ↑ Christchindlimarkt Website des Christchindlimarktes Herisau
- ↑ online: Herisauer Goldschmiede (PDF; 694 kB)