Hermann Baur
Hermann Baur (* 25. August 1894 in Basel; † 20. Dezember 1980 in Binningen) war ein Schweizer Architekt. Er wird zu den bedeutendsten Schweizer Kirchenbauarchitekten im 20. Jahrhundert gerechnet.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baur wurde als Sohn eines Schreinermeisters geboren. Nachdem er von 1910 bis 1917 eine Lehre beim Basler Baumeister Rudolf Linder absolvierte, hospitierte er 1918 bis 1919 an der ETH Zürich bei Karl Moser und Hans Bernoulli so wie bei Fritz von Niederhäusern. Ab 1921 war er im Elsass tätig, bis er sich 1927 in Basel mit einem eigenen Büro selbständig machte.
Von 1938 bis 1944 war Baur Präsident des Bundes Schweizer Architekten (BSA). Er war Mitgründer der Zeitschrift «Das Werk»,[1] dem gemeinsamen Verbandsorgan von BSA, Schweizerischer Werkbund (SWB) und Schweizerischer Kunstverein (SKV). Von 1948 bis 1958 war er Präsident der Redaktionskommission des Blattes.
Von 1959 bis 1964 hielt Hermann Baur Gastvorlesungen an der ETH Zürich.[2]
Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach Baurs Plänen wurden mehrere bis heute im Stadtbild von Basel signifikante Bauten der öffentlichen Hand sowie Siedlungsbauten geschaffen.
Darüber hinaus zeichnete Hermann Baur insbesondere verantwortlich für über 30 katholische Kirchenneubauten. Inspiriert von Le Corbusiers Kirche Notre Dame du Haut in Ronchamp entwickelte Baur statt der konventionellen rechteckigen Grundrisse durch eine Schalenbauweise einen bewegten Kirchenraum, der damit auch eine neue, moderne, inhaltliche Aussage transportiert. «Die freie plastische Formgebung ergibt einen starken Kontrast zur umliegenden Bebauung. Das 'Ganz-Andere', das Sakrale des Kirchenbaues, wird auch von aussen spürbar. Aber was da aussen getan worden ist, musste auch Antwort sein auf die geistige Situation und ihre Anforderungen: Es galt, eine Ekklesia, einen Versammlungsraum, zu schaffen, in dem sich die Gläubigen in Gemeinschaft zur Feier der Liturgie besammeln sollten.» (Hermann Baur über die Bruder-Klaus-Kirche in Birsfelden)
Bauten (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Basel: Don-Bosco-Kirche, 1934–1937
- Basel, Fritz-Hauser-Strasse 20: Bruderholz-Schulhaus in für die Schweiz neuartiger Pavillonbauweise, 1935–1939
- Dornach: Pfarrkirche St. Mauritius, 1939 (zusammen mit dem Dornacher Architekten Vinzenz Bühlmann)
- Basel, Giornico- u. Jakobsbergerstrasse: Genossenschaftssiedlung Jakobsberg, 1943–1946
- Basel: Bürgerspital, seit 1973 Kantonsspital (zusammen mit den Architekturbüros Ernst&Paul Vischer und Bräuning-Leu-Dürig), 1939–1945/46
- Basel, Allmendstrasse 34: Kirche St. Michael, 1948–1950
- Basel, Neubadstrasse 95: Allerheiligenkirche, 1948–1951
- Bern, Ostring 1: Bruder-Klaus-Kirche, 1952–1954
- Basel, Aeschengraben 25, Bürohaus, 1953 (erstes Bürogebäude der Moderne in Basel)
- Olten, Engelbergstrasse 25, St. Marienkirche (ehemals Maria Lichtmess heute Maria Himmelfahrt), 1953
- Basel, Aeschenplatz 3: Coop-Haus, zusammen mit dem Architekturbüro Suter und Suter, 1955
- Birsfelden: Bruder-Klaus-Kirche, 1955–1959
- Biel/Bienne: Bruder-Klaus-Kirche, 1957–1958
- Konz bei Trier: Kirche St. Nikolaus, 1957–1961
- Merzig, Pfarrkirche St. Josef, 1958–1959
- Winterthur, Wülflingerstrasse: St. Laurentius, 1958–1959
- Basel, Vogelsangstrasse 15: Allgemeine Gewerbeschule und Schule für Gestaltung, erste Planungen 1938, Bau 1956–1961 (vier Baukörper, zusammen mit Hans Peter Baur, Franz Bräuning und Arthur Dürig)Bruder Klaus Kirche in Birsfelden
- Mülhausen: Kirche Saint-François d'Assisse, 1960–1963
- Rudolfstetten-Friedlisberg: Christkönigkirche, 1964 fertiggestellt
- Moutier, Notre-Dame de la Prévôté (Marienkirche), 1965 (1963–1967); Sichtbeton im Stil des Brutalismus, Innenausgestaltung von Alfred Manessier, Henri-Georges Adam, Pierino Selmoni
- Basel, Holeestr. 123: Katharina-Werk: Gemeinschaftshaus 1965
- Wattwil: Kirche St. Felix und Regula (Wattwil), 1967
- Untermarchtal: Neue Mutterhauskirche St. Vinzenz im Kloster Untermarchtal, Rundbaukirche, 1972 eingeweiht
- Schweizer Botschaft in Canberra, 1969–1975
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Carmen Humbel: Hermann Baur (1894–1980): ein Architekt mit ethischer Gesinnung im Aufbruch zur Moderne, Diss. ETH Zürich, 1997.
- H. A. Brütsch, A. Hofmann, C. Humbel, et al. (Beiträge): Hermann Baur 1894–1980: Architektur und Planung in Zeiten des Umbruchs. Eine Ausstellung im Architekturmuseum Basel vom 27. August bis 30. Oktober 1994. Architekturmuseum Basel, 1994, ISBN 978-3-905065-24-4.
- Plan + Bau. 50 Jahre Architektur am Beispiel Hermann Baur (17.10.–16.11.1975) (Begleitband zur Ausstellung am Gewerbemuseum/Museum für Gestaltung), Basel 1975.
- Neue Schweizerische Kirchenbauten (Werner Max Moser, Hermann Baur, Fritz Metzger). In: Bauen und Wohnen 12/1949, Themenheft Wiederaufbau – Kirchenbau, Otto Maier Verlag, Ravensburg 1949.
- Gonsalve Mainberger (Übersetzung): Kirchenbauten von Hermann Baur und Fritz Metzger, (Sakrale Kunst, Bd. 2), Würzburg: Echter-Verlag, 1956 (auch Zürich: NZN Buchverlag, 1956).
- Hermann Baur: Bauliche Entwicklung und Wandlungen auf dem Bruderholz. In: Basler Stadtbuch 1968, Bd. 88, S. 296–304.
- Fabrizio Brentini: Tendenzen der modernen Architektur. Für eine Einheit von Architektur und Kunst. Zum hundertsten Geburtstag von Hermann Baur (1894-1980). In: Basler Stadtbuch 1994, Bd. 115, S. 163–167.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Publikationen von und über Hermann Baur im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Hermann Baur im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ulrike Jehle-Schulte Strathaus: Hermann Baur. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Notre-Dame-de-la-Prévôté (Marienkirche), Moutier, offizielle Website der Kirche, mit Bildern (französisch)
- Notre-Dame-de-la-Prévôté, Moutier, Website mit Bildern vor allem zur Innenausstattung der Kirche (französisch)
- Bruder-Klaus-Kirche, Birsfelden
- Basler Bau am anderen Ende der Welt: Schweizer Botschaft in Canberra von Hermann Baur, Website mit Bildern und Pläne der Botschaft, architekturbasel.ch
- Hermann Baur in www.architekturbibliothek.ch
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Ulrike Jehle-Schulte Strathaus: Hermann Baur. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. Juni 2015, abgerufen am 6. September 2020.
- ↑ Hermann Baur. Objektivität in Beton. Allgemeine Gewerbeschule Basel, Niggli Verlag, 2012, ISBN 9783721207842
Personendaten | |
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NAME | Baur, Hermann |
ALTERNATIVNAMEN | Baur-Meyer, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Architekt |
GEBURTSDATUM | 25. August 1894 |
GEBURTSORT | Basel |
STERBEDATUM | 20. Dezember 1980 |
STERBEORT | Binningen |