Hessengau

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Der Hessengau (pagus Hassorum) war im Mittelalter die größte rechtsrheinische fränkische Gaugrafschaft. Sie entspricht um 900 etwa Nordhessen (nach dem Vorschlag des Geographentages von 1973) zusammen mit dem Wittgensteiner Land und der östlichen Hälfte des heutigen Warburg sowie Staufenberg, jedoch ohne das Gebiet zwischen Edersee und Diemelsee (Ittergau) und ohne die Gebiete, die östlich der Werra (zum Leinegau und zur Germara Mark gehörig) oder östlich vom Hohen Meißner liegen (Netra- und Ringgau).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hessengau (Hessi, Hassia) und Ittergau (Nihthersi) um 900

Der Gau teilte sich in

  • den sächsischen Hessengau (Pagus Hessi Saxonicus; zwischen dem Ittergau und der Weser) und
  • den fränkischen Hessengau.

Die Aufteilung entstand, als im 7. Jahrhundert die Sachsen die Chatten nach Süden drängten und das dabei eroberte Land selbst besiedelten, ohne den Namen zu ändern. Die Grenze zwischen den beiden Teilen liegt etwa auf der Linie Waldeck-Hann. Münden (Benrather Linie) und verlief damit nur ein kleines Stück nördlich von Kassel.

Der Hessengau war im 9. Jahrhundert eines der Stammlande der Konradiner, wurde aber nach dem Aufstand des Herzogs Eberhard von Franken und dessen Tod 939 in der Schlacht von Andernach von König Otto I. eingezogen und an Getreue als Lehen gegeben. Der sächsische Teil kam schließlich, nach dem Tod des Grafen Dodiko, 1020/1021 an den Bischof von Paderborn. Der fränkische Teil wurde ab 1027 nacheinander von den Grafengeschlechtern Werner und Giso als Reichslehen verwaltet und kam schließlich durch Erbschaft im 12. Jahrhundert an die Ludowinger und damit an Thüringen. Nach dem Aussterben der Ludowinger 1247 und dem darauf folgenden Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg wurde der Gau das Kernland der Landgrafschaft Hessen und damit die Keimzelle des heutigen Landes Hessen.

Grafen im Hessengau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grafen im Hessengau waren:

Aus der Familie der Esikonen:

  • Hiddi (Hildebold), 813 bezeugt, Graf des sächsischen Hessengaus
  • Asig (Esiko), 839 und 842 bezeugt, Graf des sächsischen Hessengaus
  • Cobbo der Jüngere, um 890 bezeugt, Graf des sächsischen Hessengaus

Mitte des letzten Jahrzehnts des 9. Jahrhunderts fiel die Grafenwürde im sächsischen Hessengau aus unbekannten Gründen vorübergehend an die Konradiner:

Nach dem Tod Eberhards und dem Einzug seiner Güter und Lehen durch König Otto I. erhielt zunächst

  • Liudolf, Ottos Sohn, den Hessengau (comitatus Hassonum)

Aus der Familie der Esikonen:

  • Elli I. (Allo), † nach 965, Graf im sächsischen Hessengau ab 942, Graf im Leinegau um 950.

Aus anderen Familien:

Nach Dodikos Tod gab König Heinrich II. (1002–1024) einen Teil von dessen Besitz an den Bischof von Paderborn, den Rest an Tammo. König Konrad II. (1024–1039) zog den Paderborner Teil wider ein und vergab ihn an den Erzbischof von Mainz. Nach Konrads Tod fiel dieses Gebiet wieder an Paderborn. Einen anderen Teil gab Konrad 1027 an seinen Gefolgsmann und Bannerträger Werner von Winterthur, der hinfort als Graf von Maden das Herzstück des fränkischen Hessengaus verwaltete.

Gaugrafen aus dem Geschlecht der Werner, welches auch die Grafschaft Ruchesloh im Lahngau bei Marburg besaß, waren:

Nachdem Werner IV. ohne Erben gestorben war, ging die Grafschaft, die er kurz vor seinem Tode dem Erzbistum Mainz zu Lehen aufgetragen und von Mainz als solches zurückerhalten hatte, an Giso IV. Gaugrafen aus dem Hause der Gisonen waren:

Nach dem Tode von Giso V. erbte Landgraf Ludwig I. von Thüringen die Grafschaft auf Grund seiner Ehe mit Gisos Schwester Hedwig von Gudensberg.

Im nordöstlichen Teil des Hessengaus war Siegfried III. von Boyneburg (~1050–1107) aus dem Hause Northeim von 1083 bis 1107 Graf von Boyneburg, Graf im Hessengau, im Ittergau und im Nethegau.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]